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zum Mittleren Osten und Dubai ...


niemand

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Ich habe einen neuen Thread getartet um den „Streik-Thread“ nicht zu kidnappen.

 

Zu den Zitaten von josch und Danix:

 

In diesem Zusammenhang fällt mir der Zwischenfall mit dem EK-Airbus in Melbourne ein, wo die Crew anscheinend eiligst ausgeflogen, und in weiterer Folge verhältnismäßig schnell final an die Luft gesetzt wurde. Kann natürlich sein, daß man bei einem derart gravierenden Rechenfehler bzw. SOP-Versäumnis (?) mit diesen Konsequenzen auch bei den meisten anderen Carriern sofort gefeuert wird - dennoch haftet der Story ein gewisser "sandiger" Beigeschmack an.

 

Trifft genau meine Randbemerkung, dass ich nicht alles gut finde im Sandkasten. Kleine Berichtigung: Die Besatzung von MEL wurde nicht eiligst ausgeflogen, sie standen der Australischen Behörde nach dem Unfall zur Verfügung.

 

Aber schon allein der Absturz von 148 auf 55$ pro Fass Öl hat die Wirtschaft praktisch in den Ruin getrieben.

 

Nicht unbedingt. Im Falle von Dubai macht Öl ein einstelliger Prozentsatz der Einnahmen aus. Es ist die Immobilienkrise und der Abgang vieler Expatriierten, also potenzielle Käufer, die Dubai zusetzen. Da die Finanzierung der Megaprojekte sehr „rollend“ getätigt wurden (um nicht schneeballmässig zu sagen), ist ein Unterbruch der Geldströme natürlich eine mittlere Katastrophe. Viele dieser Projekte sind stillgelegt, aber sie können irgendwann mal wieder anlaufen. Halbfertige Bauten leiden hier eben kaum in der trockenen Wärme, die Bauqualität ist so oder so mies, und deshalb sind die apokalyptischen Berichte nur die halbe Wahrheit. Die Bevölkerung nimmt immer noch zu, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind erst kürzlich nach unten angepasst worden und die geopolitische und geostrategische Lage ist immer noch sehr gut. Der grösste Vorteil dieser Gegend und deren Bevölkerung ist aber dass sie viel besser auf Sparflamme warten und ausharren können als der Westen.

 

Es ist auch als nicht-EK-Angestellter klar feststellbar, dass Dubai praktisch pleite gegangen ist, und nur dank der Hilfe von Abu Dhabi überlebt hat.

 

Stimmt auch nicht ganz. Der ausbleibende Cash musste von Dubai anderweitig beschafft werden, diesmal durch Staatsanleihen. Das Interesse solche zu kaufen war enorm, ich hätte mich auch interessieret, ein Zeichen von doch einigem Vertrauen in eine Zukunft. Die ersten 10mia wurden aber von der Nationalbank gezeichnet. Ganz bewusst, denn die Emirate sind föderativ organisisert, wie unsere Kantone. Man wollte nicht dass eine Emirat ein anderes aushält, nur der Sitz der NB ist in Abu Dhabi. Die zweite Tranche wird in Kürze emittiert, erneut können hier nur einheimische Banken und ausgewählte grosse Firmen mitmachen. Das Geld wird an ausgewählte Firmen für die Bezahlung der wichtigsten Projekte gebraucht, bis die Maschinerie wieder etwas anläuft.

 

Wenn es dem Mittleren Osten gelingen wird, auf irgendeinem Gebiet etwas innovatives zu bieten, dann haben sie eine Chance. Ich zweifle aber, ob man Universitäten und Think Tanks einfach so "aufstellen kann", die klügsten Köpfe einstellen kann und dann nach ein paar Jahren kommt ein Resultat heraus.

 

Da gebe ich Dir völlig recht. Vor allem sind die Bedingungen für kluge Köpfe nur noch so angesetzt, dass das C-Team kommt. Das A-Team ist schon lange weg und das B-Team haben sie die letzten 2 Jahre vergrault.

 

Dafür braucht es ein Bildungssystem, das vor allem eine breite einheimische Bevölkerung mitnimmt und ihnen eine faire Chance gibt. Die ist weit und breit nicht in Sicht - vor allem wenn man in den weniger westlichen Staaten des mittleren Ostens blickt

 

Auch das stimmt. Ihr Problem ist aber, dass auch bei einer fairen Chance diese kaum wahrgenommen wird. Zu eingefleischt ist noch das System des Sponsoring. Die Einheimischen sind die abschöpfenden Bewilligungs-Strohmänner, arbeiten tun andere. Man will dies ändern, Bahrain ist da Vorreiter, aber die Mentalität unter den Jungen ist noch auf lange Sicht verkorkst. Verdeckt gekaufte Ausbildungen, darauf überrissene Lohnvorstellungen und eine hundslausige Arbeitsmoral sind nur einige der Probleme.

So lange im ME die Religion als Deckmantel für feudale Errungenschaften hinhalten darf, so lange wird die Entwicklung hier gebremst. Sie werden die Expatriierten über längere Sicht noch brauchen. Die „westlichen“ meist zur Planung und zum Managen, die „östlichen“ zur eigentlichen Handarbeit. Die Einsicht dass man da etwas ändern müsste ist bei vielen Vordenkern sicher vorhanden. Momentan sind die gesellschaftlichen und religiösen Barrieren aber noch sehr hoch. Zuviel Öl ist da eben nicht förderlich. Was auch überhaupt nicht hilft, sind die unwürdigen Kriechgänge westlicher Politiker, die um jeden Preis das Wohlwollen von bekloppten Sandtyrannen erheucheln. Man bestärkt die vorherrschende Mentalität, die dann letztendlich der hiesigen Bevölkerung nur den Erhalt von Feudalherrschaft bringt, aber keinen Fortschritt.

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Stimmt auch nicht ganz. Der ausbleibende Cash musste von Dubai anderweitig beschafft werden, diesmal durch Staatsanleihen. Das Interesse solche zu kaufen war enorm, ich hätte mich auch interessieret, ein Zeichen von doch einigem Vertrauen in eine Zukunft. Die ersten 10mia wurden aber von der Nationalbank gezeichnet.
Der Kauf von Staatsschulden eines Bundesstaates durch die nationale Zentralbank ist kein Zeichen von Vertrauen; entsprechend bekundet Dubai grösste Mühe, die zweiten 10 Milliarden an Staatsanleihen zu platzieren und bewegt sich mit einer CDS-Risikoprämie von rund 500 Basispunkten (auf 10 Jahre) in der Gesellschaft von Ländern wie El Salvador und Island.

 

Martin

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Hallo David

 

Mich würde mal interessieren, in welchem Verhältnis das Business zum Tourismusaufkommen bei EK stehen. Durch verwandschaftliche Beziehungen nach Dubai, habe ich den Aufschwung des Emirats aufmerksam verfolgt. Wir fliegen zwar nur einmal pro Woche nach Dubai, ein Abschwung in den Passagierzahlen können wir aber nicht verzeichnen. Eher im Gegenteil.

 

Herrn Maktum habe ich für seine Voraussicht bewundert, aber in den letzten Jahren schien mir der Projekt-Größenwahn überhand zu nehmen. Von daher hat die Weltwirtschaftskrise nur etwas ausgelöst, was eigentlich eine Zwangsläufigkeit war. Hätte man den Sinn für Realität bei der Realisierung von Projekten gewahrt, könnte Dubai heute weit besser dastehen, als es jetzt der Fall ist. Aber wie schon geschrieben wurde. Die Mentalität, fehlendes Kapital von In- und ausländischen Investoren, sowie aufstrebende Konkurrenz in den Anliegerstaaten, nicht zuletzt Abu Dhabi, verheißen meiner Meinung nach nichts Gutes für den Staat. Von daher Teile ich nicht die Ansicht, dass die Zukunft des Landes "etwas roseliger" als in Nordamerika und Europa aussieht.

 

Gruß

Thomas

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Hi Thomas

 

Du hast in vielem recht. Im Grössenwahn ist Dubai aber sicher nicht allein, wenn ich an westliche Beispiele denke. Sie machen es einfach mit grossklotziger Ansage und deshalb ernten sie jetzt den Spott. Was die Konkurrenz im ME angeht, so kann man dies von zwei Seiten betrachten. Es mag heilsam sein oder aber die Nacheiferer haben nun wirklich nichts aus der jüngsten Geschichte gelernt. Alles ist relativ hier, denn Totgesagte leben bekanntlich länger. Die Logik hat mich des öfteren fehlgeleitet, sie mag in dieser Hitze auch nicht immer! Auch Martin hat recht mit der CDS-Risikoprämie, aber es hat hier mehr Leute als weniger die gerne Staatsanleihen kaufen würden, allen westlichen Analysten zum Trotz (die sind ja erwiesenermassen so treffsicher ...)

Die Besucherströme fliessen und wachsen weiter. Die Belegung bei EK und auch anderen Airlines die DXB anfliegen sind mit die Höchsten. Was wir nicht wissen ist was die Yields machen. Bei EK sind es auch vor allem die Anschlusspassagiere in den Fernen Osten und Australien die das Gros ausmachen. Aber die Hotels sind recht gut ausgebucht.

 

Mit meinen Beiträgen wollte ich die vielen Artikel in den westlichen Medien etwas relativieren. Die meisten sind leicht süffig geschrieben und appelieren bei uns an die kleine Schadenfreude, da wir den Boom im ME sehr neidisch betrachtet haben. Leider entdeckt man beim Durchlesen entscheidende Fehler oder zumindes Fehlinterpretationen, die einfach zeigen dass der Autor etwas schnell und schludrig recherchiert hat und dabei nur die Oberfläche polierte. Mehr in Richtung seines Portemonnaies und nicht ganz so profund wie er es scheinen lassen möchte.

 

Es lohnt sich immer noch die Gegend zu Besuchen. Die Spinnerei hat noch nicht ausgedient und es lebt sich immer noch recht gut hier im Sandkasten.

 

Gruss

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Danke David

 

Deine Informationen decken sich mit den Erfahrungen meiner lieben Bekanntschaft, die speziell in den letzten Jahren geschäftlich recht erfolgreich sind. Auch derzeit laufen die Geschäfte noch ganz gut. Aber es gibt einen Warnindikator. Die Zahlungsmoral ist massiv in den Keller gegangen und so bleibt abzuwarten, was die nächsten 2 Jahre bringen. Dubai, besser gesagt die Emirate sind immer eine Reise wert, zumal man bei manchen Stadtteilen nach 6 Monaten das Gefühl hat, noch nie da gewesen zu sein, so schnell ändert sich das Antlitz.

 

Was die Nachahmer angeht, wirst Du mir sicher Recht geben, dass der Sultan vom Oman Herr Qaboos zeigt, wie man ein Land behutsam und ohne Größenwahn entwickeln kann.

 

Die Situation bleibt also spannend...

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Hallo David,

vielen Dank für die Ausführung! Finde die Entwicklung des ME sehr interessant und bin mal gespannt was in 10 Jahren daraus wird.

 

Ich war mit meinen Eltern vor 14 Jahren im Oman und Dubai und bin letztes Jahr für einen Tag dorthin (nur Dubai) zurück. Ich war sehr geschockt - alles was noch an Identität der Stadt da war (wie zum Beispiel der alte Hafen) war zerstört und durch sterile Betonbauten ersetzt.

 

Damals hatte ich das Gefühl, dass Oman sich wesendlich besser darauf versteht, wirtschaftlichen Aufschwung aus Ölgeschäften und Beibehaltung der Kultur des Landes zu verbinden. Weisst du, ob das heute immernoch so ist?

 

Viele Grüße

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