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TV-Tipp Bayerisches Fernsehen; Euroblick - Wie funktioniert Ryanair - Transcript


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Hallo zusammen,

 

heute habe ich einen besonderen Tip für euch.

 

Es handelt sich um den Blick hinter die Kulissen der Fluggesellschaft Ryanair. Der Bericht kam im Fernsehen, das hier abgebildete Transcript entspricht aber weitestgehend den Bericht im Fernsehen.

 

 

Billigflug oder Abzocke? Wie funktioniert Ryanair?

 

Ganz billiges Ticket, aber hohe Nebenkosten: Jedes Gramm Übergepäck zählt und kostet, und auch den Bordservice muss man bezahlen. Die Fluggesellschaft Ryanair wächst weiter, ist mittlerweile größer als Lufthansa und will an allem Geld verdienen: Jetzt auch bei der Benutzung der Bordtoiletten.

 

Ryanair, der irische Billigflieger ist auch in Bayern gelandet. Der Allgäu-Airport Memmingen, kühn München-West genannt, darf sich auf 650.000 Passagiere freuen.

 

Sieben Ziele werden bisher angeflogen, im Herbst kommen zwei weitere dazu. Was die Tickets kosten, lässt sich nur schwer vorher sagen, von einem bis 150 Euro. Hinzu kommen jede Menge Gebühren.

 

 

Knallhart durchkalkuliertes Unternehmen

 

Die Reservierung von Sitzplätzen ist im Flugpreis nicht enthalten: Passagiere, die ohne Stress vorher einsteigen wollen, müssen drei Euro zusätzlich zahlen. Die Maschinen vom Typ Boeing 737 sind gut gewartet. Gerade hat die Airline 300 neue Flugzeuge bestellt.

 

Wir fliegen nach Dublin, dem Firmensitz von Ryanair. Wer über den Wolken hungrig oder durstig ist, muss zahlen. Kaufen kann man vieles, Lose für Gewinnspiele und Tickets für den Bus in die Stadt des Zielflughafens. Das Bordpersonal bekommt Prozente und bessert so sein mageres Gehalt auf. Neu ist: Handys dürfen auch während des Fluges benutzt werden.

 

Landung in Dublin Airport. Der bisherige Überflieger wähnt sich weiter im Aufwind, hat aber im letzten Jahr Verluste eingefahren. Jetzt heißt die Devise: Sparen, wo es geht. Auch das Firmengebäude ist schlicht. Großraumbüros für die Mitarbeiter. Einheitliche Flotte, kaum Service, günstige Tickets, das ist das Erfolgskonzept. Nun sollen Passagiere sogar für die Benutzung der Bordtoilette bezahlen.

 

 

Geld für die Toilette und Stehplätze im Flieger

 

Michael Cawley von Ryanair:

 

"Passagiere müssen entscheiden, ob sie noch vor dem Start im Flughafen aufs Klo gehen wollen und ob sie beim Fliegen auch stehen würden, damit es billiger wird."

 

Es gibt tatsächlich Pläne, die zehn hinteren Sitzreihen zu Stehplätzen umzufunktionieren. Also noch mehr Fluggäste pro Maschine.

 

Michael Cawley:

 

"Stehen ist vermutlich gesünder als Sitzen. Vielleicht nicht unbedingt im Flugzeug, aber jemand, der immer sitzt, sollte lieber gehen oder stehen, das ist viel gesünder."

 

Auch Ryanair-Chef Michael O'Leary hat diese Woche noch einmal bestätigt, dass dies keine Marketinggags sind, sondern neue Geschäftsideen. Schon findet man ein Video auf You Tube, das O'Leary über den Sitzen schweben lässt und über seine Ölsardinenflüge lustig macht.

 

 

Kurze Standzeiten für die Jets

 

Zeit ist Geld bei Ryanair. Kein Flieger bleibt länger als 25 Minuten auf dem Flugplatz. Gepäck wird aus- und sofort wieder eingeladen. Passagiere laufen, auch durch den Regen. Tankwagen und Caterer kommen, während die Crew die Maschine reinigt. Schon geht's zum nächsten Flug. Wo aber liegt der Verdienst bei Ein- und Zwei-Euro-Flügen?

 

Michael Cawley, Ryanair:

 

"Die Alternative ist, dass wir diese Plätze gar nicht verkaufen. Aber auch mit Ein- oder Zwei-Euro-Plätzen können wir zehn oder elf Euro verdienen. Die Leute bestellen sich vielleicht einen Kaffee an Bord, nehmen sich einen Leihwagen oder buchen ein Hotel, sie schließen eine Versicherung ab, sie benutzen unsere Kreditkarten. Sie bekommen mehr für ihr Geld, wenn sie bei unseren Partnerfirmen buchen. Und Ryanair bekommt die Provision."

 

Dublin war in den letzten Jahren eine Boom Town. Auch Ryanair gehörte zu den Gewinnern. Bankenburgen schossen in die Höhe, genau wie die Erwartungen der Iren. Niemand aus der Finanzwelt ahnte, dass die Blase so schnell platzen würde. Erinnerungen an schlechte Zeiten werden wach, an Irlands Hungersnot im 19. Jahrhundert. Noch verdienen viele Iren gut, doch die Arbeitslosigkeit steigt.

 

 

Ryanair profitiert auch von Irlands Krise

 

Im Altstadtviertel zeigt sich der Charme Dublins: Viele Pubs, junge Leute, Livemusik. So, als ob nichts wäre. Aber tatsächlich schlägt die Finanzkrise voll zu. Firmen machen dicht, Geschäfte schließen. Wohn- und Büroimmobilien stehen leer und lassen sich nur noch schwer vermieten.

 

Die vielen Arbeiter aus Osteuropa verlassen Irland gerade wieder und glücklich schätzt sich, wer noch einen Arbeitsplatz besitzt. Für Ryanair ist das gut: das hilft Personalkosten zu sparen, Gewerkschaften haben hier keine Chance.

 

Gewerkschafterin Teresa Hannick:

 

"Das Problem für viele Crewmitglieder bei Ryanair ist, dass sie ihre Ausbildung selbst bezahlen müssen und auch die Kosten für die Uniform. Sie zahlen für ihren Parkplatz und die Fahrt zum Terminal. Das ist völlig ungewöhnlich. Andere Airlines in England und Irland übernehmen das für ihre Angestellten."

 

Keiner traut sich aufzumucken. Bodenpersonal und Crews werden oft über Agenturen vermittelt.

 

 

Auf der Jagd nach der Gebührenvermeidung

 

Stress vor jedem Abflug: Überall wird gepackt und getrickst, um die rigiden Gepäckvorschriften zu umgehen. Kreativität ist gefragt. Von Vorfreude auf den Flug keine Spur. Geiz mag geil sein, aber anstrengend. Wer bei Ryanair nicht auf der Hut ist, zahlt 40 Euro für die nicht ausgedruckte Boarding-Card. Online-Check-In, Gepäck, Sportgeräte und Versicherungen: alles kostet.

 

Ein Amerikaner:

 

"190 Euro! Für die Gebühren zahle ich mehr als fürs Ticket. Das ist Wegelagerei!"

 

Verständlich. Aber wenn man genau aufpasst und rechnet, kann man durchaus ein Schnäppchen machen. Wie diese Engländer zum Beispiel:

 

"Das ist super! Wir waren gut vorbereitet, kennen die strengen Bestimmungen und haben unser Gepäck für einen Tagesausflug auf ein Minimum reduziert."

 

Eine Engländerin:

 

"Wir fliegen mit Ryanair für zwei Wochen in Urlaub. Das geht schon. Man muss ja nicht seinen ganzen Hausstand mitnehmen."

 

Schon jetzt befördert Ryanair in Europa mehr Passagiere als Lufthansa, fast 60 Millionen. Auch Memmingen ist damit weiter im Aufwind.

 

Gruß

 

 

Alexander

 

 

Bildunterschriften:

 

Die Ryanairzentrale in Dublin

 

 

Kein Platz für Gewerkschaften

 

 

Umpacken und Tricksen vor dem Check-In

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