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16.07.2009 | Aquila AT01 | HB-SFV | Thun | Notlandung in Maisfeld


Empfohlene Beiträge

Geschrieben

Hallo zusammen,

gestern abend direkt vis-à-vis von uns passiert. Wir haben nur die verschiedenen Blaulichtfahrzeuge herumfahren hören, vom Unglück selbst war vorher nichts zu hören.

Gruss

Markus

 

"Auszug aus dem Thuner Tagblatt:

Notlandung - Kleinflugzeug überschlägt sich in Maisfeld

 

Bei der Notlandung eines Kleinflugzeugs auf einem Maisfeld in Thun ist am Donnerstagabend ein Mann leicht verletzt worden.

 

Das Flugzeug vom Typ «Aquila A210» geriet nach einem Rundflug aus unbekannten Gründen rund einen Kilometer vor der Landepiste des Flugplatzes Thun in Schwierigkeiten, wie die Kantonspolizei Bern mitteilte. Bei der Notlandung im Maisfeld überschlug sich die Maschine und kam auf dem Rücken liegend zum Stillstand.

 

Der Pilot und der Passagier konnten sich selber befreien. Der Passagier erlitt leichte Verletzungen. (ap/ap)

 

Erstellt: 17.07.2009, 07:32 Uhr" (Ende Auszug)

Geschrieben

Hallo Markus

Wie du aus dem Pressebericht selber zitiert hast, handelt es sich um eine Notlandung und nicht um einen Absturz. Was zur Notlandung geführt hat, ist nicht bekannt. Aber die Notlandung war insofern erfolgreich, dass es keine Schwerverletzten oder schlimmeres gab.

 

Gruss

Andreas

Walter Fischer
Geschrieben

Schade war's kein Popcorn- sonst wäre auch das Flugi heil geblieben:cool:.

 

Gruss Walti

Geschrieben

Hallo 990scar,

 

du hast recht, ich war etwas unpräzis in meiner Formulierung. Vielleicht entstand aus der Notlandung aber auch ein Absturz aus geringer Höhe, nur: wir wollen nicht um Wörter ringen, es ist ja für die Beteiligten schlimm genug (auch wenn sie nur geringfügig verletzt sind).

 

Also, sei's wie's ist, Notlandung oder Absturz, beste Grüsse aus Thun

Markus

Geschrieben

Wo genau liegt das besagt Maisfeld?

 

Das Büro für Flugunfalluntersuchungen (BFU) und die Versicherung klären diese ab. Sie wollen wissen, welcher Grund zum Absterben des Motors geführt hat und ob eventuell ein technischer Defekt an der Maschine vorlag.

 

Beispielsweise kein Benzin mehr? Es ist ja ein Rotax drin und der stellt eigentlich nicht ab, es sei denn kein Benzin oder kein Öl mehr.

Geschrieben

Hallo Haslivet,

 

das Maisfeld (eines von mehreren) liegt ziemlich in der Anflugachse auf die Graspiste in Thun (nordwärts, Normalanflugrichtung), parallel zur Burgerstrasse.

siehe Auszug aus Google Earth.

fplth1.th.jpg

 

Gruss Markus

Geschrieben
Es ist ja ein Rotax drin und der stellt eigentlich nicht ab, es sei denn kein Benzin oder kein Öl mehr.

... oder Vergaservereisung?

 

L.G. Benno

Gast Hans Fuchs
Geschrieben
stellt eigentlich nicht ab.
Tankwahlschalter?

Somit sind mehr oder weniger alle Möglichkeiten aufgezählt.

 

Hans

Geschrieben
... oder Vergaservereisung?

 

L.G. Benno

 

Im Landeanflug? Wäre aber ganz schlecht!

Geschrieben
Somit sind mehr oder weniger alle Möglichkeiten aufgezählt.

Kaum. :rolleyes:

 

Hier noch die offizielle Version des BFU-Vorberichts:

Infolge eines Motorausfalls im Queranflug auf die Piste 32 leitete der Pilot eine Notlandung ein, wobei sich das Flugzeug nach dem Aufsetzen in einem Maisfeld überschlug.

 

Man beachte: nach dem Aufsetzen. Also Notlandung geglückt, aber so ein Maisfeld hat halt nicht wirklich ideale Rolleigenschaften.

  • 2 Jahre später...
Geschrieben

Der Untersuchungsbericht ist seit heute publiziert und hier einsehbar.

 

Gr., Roman

Geschrieben
oder Vergaservereisung?

 

L.G. Benno

 

Im Landeanflug? Wäre aber ganz schlecht

Ja wann denn sonst? Vergaservereisung tritt bevorzugt bei starker Abdrosselung, also bei Standgas auf. Wann, ausser im Landeanflug fliegt man mit Standgas rum ?

 

Gruß

Ralf

Geschrieben

Also ein echter, klassischer Motorausfall. Kommt nicht mehr sehr oft vor. Gute Leistung des Kameraden am Steuer. Wenn ichs recht überlege hatte Sully blos ein größeres Flugzeug und etwas mehr Glück beim Aufsetzen.

 

Wolfgang

Geschrieben

Wieso nun genau die Lager beschädigt worden sind konnte ich aus dem Bericht irgendwie nicht klar herauslesen...

 

Bin kein Fachmann, aber irgendwie finde ich es dennoch speziell, dass diese Lager erstens Gleitlager und dazu noch aus zwei (Gehäuse-) Hälften zusammengesetzt sind.

 

Zusammenfassend beurteilte der Motorenhersteller den Motorschaden wie folgt:

„Grundsätzlich handelt es sich bei diesem Fall (Motornummer 4.923.257) um die Folge eines Gehäusetrennflächenverschleisses, was in weiterer Konsequenz zu Untersuchungsbericht HB-SFV 22. September 2011 Büro für Flugunfalluntersuchungen Seite 19 von 29 einer blockierenden Nockenwelle geführt hat. Das Abscheren der Scheibenfeder ist ein Folgeschaden der aus der blockierten Nockenwelle resultiert.

Da dieser Fehler in Einzelfällen auftritt, wurde bereits im Jahr 2006 einerseits eine umfassende Änderung der Kurbelgehäuseverschraubung eingeführt und andererseits für die im Feld befindlichen Motoren eine Kontrolle zur frühzeitigen Erkennung des Fehlers. Zur Kontrolle bei Schwergängigkeit des Motors wurde das Kap. 05-50-00 Pkt. 3.9) im Line Maintenance Manual ergänzt.“

Geschrieben
Ja wann denn sonst? Vergaservereisung tritt bevorzugt bei starker Abdrosselung, also bei Standgas auf. Wann, ausser im Landeanflug fliegt man mit Standgas rum ?

 

Gruß

Ralf

 

Weil im Landeanflug normalerweise die Vergaservorwärmung auf on ist! Deswegen wäre es ganz schlecht....

Geschrieben
Gehäusetrennflächenverschleisses
Aaaaaah ja, und uns hat Rotax gesagt, das wäre etwas total exotisches, hätten sie noch nie gesehen, und wir müssten den Motor irgendwie völlig mishandelt haben. Jedenfalls definitiv kein Garantiefall! Gut zu wissen, das es wohl doch eine typische Rotaxschwäche ist. Diese "es gibt kein Problem, aber wir machen mal wieder ein SB / eine LTA / ein Handbuchupdate" Politik kotzt mich langsam an.

Unser 912S in der Dimona ist daran nach etwa 400 Stunden gestorben.

 

Bin kein Fachmann, aber irgendwie finde ich es dennoch speziell, dass diese Lager erstens Gleitlager und dazu noch aus zwei (Gehäuse-) Hälften zusammengesetzt sind.
Bin Fachmann :D

Wenn die Gehäusehälften des Motors an der Trennstelle aneinander reiben, dann geht dort Material verloren, und die beiden Gehäusehälften rücken näher zusammen. Damit stimmt die Lagerluft in den Kurbelwellen- und Nockenwellenlagern nicht mehr (die Lagerschalenhälften rücken auf die Wellen zu), und der Motor wird schwergängig.

Die Gleitlager müssen aus zwei Hälften zusammengesetzt werden, du kannst sie ja schlecht auf eine Kurbelwelle um die ganzen Kröpfungen herum draufschieben. Damit sie sich nicht wegdrehen haben sie für gewöhnlich eine Nase am Aussenring, die in eine Kerbe im Lagersitz eingreift. Das ist bei jedem Auto oder Motorrad das gleiche. Da der Rotax eine gebaute Kurbelwelle hat, sind die Pleuellager tatsächlich einteilig (bei keinem Auto so zu finden). Aber die meisten Kurbel- und Nockenwellenlager nicht. Siehe Rotax Ersatzteilkatalog Seite 22 (und Seite 36 für die Kurbelwelle)

 

P.S. die Nockenwelle hat gar keine Lagerschalen, die läuft direkt im Gehäuse. Ich kenne halt doch den Rotax nicht so im Detail von innen wie den Limbach...

Gruß

Ralf

Geschrieben

Besten Dank für die Erläuterungen Ralf.

 

Eigentlich sagt das Wort "Gehäusetrennflächenverschleiss" alles, aber irgendwie konnte ich das nicht recht zuordnen, bzw dachte immer nur an die Flächen im Lager, die im Gehäuse sind :rolleyes:

 

Dann stellt sich höchstens noch die Frage, ob die einmalige Propellerberührung aus früheren Zeiten einen Einfluss darauf gehabt haben könnte. Wenn allerdings der Hersteller eine Änderung vorgenommen hat kann man wohl schon davon ausgehen, dass es eine Schwäche im Design gibt bzw gab.

 

Die Gleitlager müssen aus zwei Hälften zusammengesetzt werden, du kannst sie ja schlecht auf eine Kurbelwelle um die ganzen Kröpfungen herum draufschieben.

Das ist ein Argument.. jedenfalls wenn man eine Welle nicht nur an 2 sondern 3 oder mehr Punkten stützen/lagern will. Grundsätzlich würde das ja scheinbar auch funktionieren - auch wenn mir das im ersten Moment nicht so geheuer ist.

Geschrieben

Gar nicht gewusst dass es solche Lager gibt. Als Laie hätte ich jetzt gedacht sowas läuft auf Kugellagern oder sowas...

Geschrieben
Als Laie hätte ich jetzt gedacht sowas läuft auf Kugellagern oder sowas...
Bei hohen Drehzahlen und stoßartiger Belastung wäre die Lebensdauer von Kugellagern einfach nicht ausreichend. Und man wäre gezwungen entweder komplett gebaute Kurbelwellen zu verwenden (bei Zweitaktern üblich, wenn man sich die Ölpumpe zugunsten einer simplen Konstruktion sparen will und ohnehin meist maximal 3 Zylinder hat) oder eine sogenannte Scheibenkurbelwelle (bei Schiffen schonmal zu finden, in Fliegern oder Autos definitiv zu schwer und von der Drehzahl her auch völlig ungeeignet, da der Lagerdurchmesser sehr groß wird).

Ausser beim Anlassen und Abstellen berühren sich Gleitlagerschale und Welle nicht, da ist immer ein Ölfilm dazwischen, der von der Ölpumpe ständig "nachgefüllt" wird. Daher ist die Lebensdauer praktisch unendlich. Ausser man baut so einen Blödsinn wie "intelligent Start Stop" ein, dann hat man natürlich massiven Anlass- und Abstellverschleiß, spart 5% Sprit und braucht nach 60.000 km einen neuen Motor (aus Aluminium, einem nachweislich sehr energiearm herstellbaren Material....)

 

Gruß

Ralf

Geschrieben

Wenn ich das Bild sehe dann ist es fast schon ein Wunder, dass Pilot+Pax sich aus dem Flieger befeien konnten :eek:

 

hbsfv.png

 

Vor allem noch mit dem Canopy, das nach oben aufgeht:

 

234330.jpg

Geschrieben
Bei hohen Drehzahlen und stoßartiger Belastung wäre die Lebensdauer von Kugellagern einfach nicht ausreichend. Und man wäre gezwungen entweder komplett gebaute Kurbelwellen zu verwenden

 

Siehst du, drum Laie. Aber das mit dem komplett gebaut seh ich grad nicht, wenn da - bei sonst gleicher Konstruktion einfach noch ein Kugellager wäre, müsste an der Konstruktion ja nichts geändert sein, oder? aber ist ja auch egal, wenn es eh nicht funktioniert ;)

 

Was mich auch immer wunder nimmt bei solchen Geschichten - die werden solche Lager wie die hier angefressenen eigentlich geschmiert? Also wie kommt das Öl da hin?

Geschrieben
Wenn ich das Bild sehe dann ist es fast schon ein Wunder, dass Pilot+Pax sich aus dem Flieger befeien konnten :eek:

 

 

Laut Bericht waren die Pflanzen hüfthoch, da ist also Luft zwischen den Stengeln.

 

Was mich auch immer wunder nimmt bei solchen Geschichten - die werden solche Lager wie die hier angefressenen eigentlich geschmiert? Also wie kommt das Öl da hin?

 

Durch die gut sichtbaren Löcher in den Lagerschalen.

 

Grüsse, Frank

Geschrieben

Durch die gut sichtbaren Löcher in den Lagerschalen.

 

Löcher? Meinst du die 'Gräben' die Rings um laufen?

Geschrieben
Löcher? Meinst du die 'Gräben' die Rings um laufen?

Gut sichtbar in: Unfallbericht, Abbildung 6, rechte Motorblockhälfte, mittleres Lager. Da siehst Du etwa im unteren Drittel sehr schön die Bohrung, durch die das Öl die Nut läuft, durch die es dann auf das ganze Lager verteilt wird. (Du musst das Bild vergrössern, um die Bohrung zu sehen.)

 

Bei den Töffs, die ich in jüngeren Jahren bewegte, waren Pleuellager und Kolbenbolzenlager immer als Gleitlager ausgebildet, allerdings mit Lagerschalen aus Bronze. So einen Motor habe ich in meiner Dümme mal geschlissen, als ich nicht merkte, dass sich beim Zusammenbau eine Lagerschale verdrehte, so dass die Ölbohrung der Lagerschale nicht mehr mit der des sie umgebenden Kolbenbolzens übereinstimmte, und sich der Kolben dann einige tausend Kilometer später befreite...

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