Spitfire Mk XIX Geschrieben 20. Mai 2009 Teilen Geschrieben 20. Mai 2009 NZZ vom 20. Mai 2009: "Alltag bei US-Regionalfluggesellschaften Ein Flugzeugabsturz im Februar hat in den USA die Arbeitsbedingungen von Piloten, die für Regionalfluggesellschaften fliegen, ins Schlaglicht gebracht. Viele pendeln durch halb Amerika, und die Anfangsgehälter sind extrem niedrig. Doch das Fliegen in den USA ist sicher. B. A. Washington, 19. Mai Ein Flugzeugunglück in Buffalo im Gliedstaat New York, bei dem im Februar 50 Personen ums Leben gekommen waren, hat die Arbeitsbedingungen amerikanischer Piloten ins Gerede gebracht. Laut einer Reportage der «New York Times» kommen viele Piloten, die bei Regionalfluggesellschaften angestellt sind, finanziell kaum über die Runden. Daher würden manche in parkierten Flugzeugen schlafen, um Geld zu sparen. In einem Fall habe ein Pilot ein kaum fahrtüchtiges Auto zum Zweck erworben, darin gelegentlich schlafen zu können. Viele schlafen in den Aufenthaltsräumen für Piloten in den Flughäfen. Tiefe Anfangsgehälter Laut Airline Pilot Central, einer von Piloten unterhaltenen Website, verdient eine Co-Pilotin oder ein Co-Pilot bei der Regionalfluggesellschaft Colgan Air ein Anfangsgehalt von 21 Dollar pro Stunde. Bis im 6. Dienstjahr steigt der Stundenlohn auf 30 Dollar, im 10. Dienstjahr auf 32 Dollar und bleibt dann bis zum 15. Dienstjahr konstant. Der Kapitän, der ein Flugzeug der Colgan Air wie jenes fliegt, das in Buffalo abstürzte, bezieht einen Anfangslohn von 53 Dollar, der bis zum 15. Dienstjahr auf 78 Dollar steigt. Laut einem Manager von Colgan, der an einem Hearing der Flugsicherheitsbehörde aussagte, verdiente die Co-Pilotin des verunglückten Fluges, Rebecca Shaw, rund 16 000 Dollar pro Jahr. Die niedrigen Gehälter bedeuten, dass Piloten mitunter zwei Jobs annehmen. Und sie können zur Folge haben, dass Piloten weit weg von jenen Flughäfen entfernt wohnen, wo ihre Airline beheimatet ist, wenn die Lebenshaltungskosten dort zu hoch sind. Zwanzig Prozent der Piloten von Colgan leben mehr als 1000 Meilen (etwa zwei Flugstunden) von Newark entfernt. Der bei Buffalo verunglückte Flug war von Newark ausserhalb von New York City gestartet. Der Kapitän, Marvin Renslow, war aus Florida angereist, die Co-Pilotin Shaw aus Seattle, wo sie bei ihren Eltern wohnte. Sie war am frühen Morgen losgeflogen und musste unterwegs einmal umsteigen; der Flug nach Buffalo startete gleichentags um 21 Uhr 18 Lokalzeit. Der Kapitän wies insofern keine makellose Karriere auf, als er offenbar zwei oder drei Tests, in denen Piloten auf ihre anhaltende Flugtauglichkeit geprüft werden, nicht auf Anhieb bestand. Er hatte nur wenig Flugerfahrung auf dem entsprechenden Flugzeugtyp. Shaw wies zwar mehr Flugstunden damit auf, war aber offenbar mit den winterlichen Wetterbedingungen nicht vertraut. Zwar stürzte das Flugzeug nicht wegen Vereisung der Flügel ab, wie ursprünglich vermutet, aber Shaw äusserte kurz vor dem Absturz im Cockpit Furcht vor der Gefahr der Eisbildung. Absturzursache noch unbekannt Was die Absturzursache bei Buffalo war, ist noch nicht definitiv erhoben, doch deuten Indizien auf menschliches Versagen hin. Es wäre voreilig, die offensichtlich kritischen Arbeitsbedingungen vieler Piloten für Unfälle verantwortlich zu machen. Laut «New York Times» ist die Anzahl der tödlich verunglückten Personen pro Anzahl Flüge in den letzten zehn Jahren um zwei Drittel gesunken. Umgekehrt wird man jenem Fürsprecher der Fluggesellschaften nicht einfach zustimmen, der behauptete, die Höhe des Lohnes habe keine Auswirkung auf die Sicherheit, da ein Pilot den Flug auch dann überleben wolle, wenn er wenig verdiene. Stress wegen Geldsorgen und Schlafmangel tragen sicher nicht dazu bei, die fliegerischen Leistungen der Piloten zu verbessern." Quelle: http://www.nzz.ch/nachrichten/panorama/piloten_mit_dem_gehalt_eines_taxifahrers_1.2592641.html Gruss Dan Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Hunter58 Geschrieben 20. Mai 2009 Teilen Geschrieben 20. Mai 2009 Da duerften wohl eher die langen Anfahrts/-flugswege der Besatzungen das Problem sein. Auf der anderen Seite gibt es auch sehr viele Gesellschaften (vor allem in den USA, aber nicht nur!) bei denen die Spitzenverdiener genauso weit entfernt wohnen und nach einem Red-eye am Morgen dutytimegerecht (un-)frisch ausgeruht zum 5-leg Einsatz abheben. Die wohnen dann allerdings eher aus Steuergruenden woanders als an der Homebase. Man kann es nie recht machen... Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Spitfire Mk XIX Geschrieben 20. Mai 2009 Autor Teilen Geschrieben 20. Mai 2009 Da duerften wohl eher die langen Anfahrts/-flugswege der Besatzungen das Problem sein.(...) Man kann es nie recht machen... Also sooo einfach würde ich es mir dann doch nicht machen ;): Wenn man als Pilot so wenig verdient, dass man Zweitjobs annehmen muss, dann ist das sehr bedenklich. Auch für eine Copilotin "frisch ab Presse" - wie im Buffalo-Unfall - sind 16 000 Dollar Jahresverdienst nicht gerade üppig. Ich will hier keinesfalls überrissene Löhnen propagieren aber ich würde es jeder Fachfrau oder jedem Fachmann gönnen, wenn sie oder er überleben könnte ohne mehrere Jobs ausüben zu müssen. Dass es - wie von Dir angetönt - auch gut bezahlte Steueroptimierer gibt, die selbst bei hohen Löhnen nie genug kriegen und deshalb aufgrund langer Anfahrtswege immer noch unausgeruht am Arbeitsplatz erscheinen, kann schon sein, aber hier ist von anderen Problemen die Rede. Gruss Dan Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
oneworldflyer Geschrieben 20. Mai 2009 Teilen Geschrieben 20. Mai 2009 Ich bin sehr erstaunt von diesen Anfahrtswegen und Arbeitsbedingungen, solche Situationen hätte ich aus den USA nicht erwartet. Gibt es nicht einen Jetlag - wenn auch nicht so ausgeprägt - wenn man aus SEA nach EWR zur arbeit fliegt? Da sind doch 3h Zeitdifferenz dazwischen. Das tönt ganz schön stressig und belastet den Körper sicherlich sehr stark. Danke für den interessanten Zeitungsartikel! Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Patrik Wedam Geschrieben 21. Mai 2009 Teilen Geschrieben 21. Mai 2009 Ich wohne auch da, wo die Mieten günstig sind und bin dort angestellt, wo die höchsten Gehälter bezahlt werden, muss aber 75min einen Weg fahren. Bin ich jetzt ein Sicherheitsrisiko :confused::confused::eek: :005: Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Phil Geschrieben 21. Mai 2009 Teilen Geschrieben 21. Mai 2009 Die Situation mit dem Commuten zum Arbeitsplatz ist in den USA ja eigentlich schon länger so. Sie hat sich dann halt noch verschärft, weil etliche kleinere Regiogesellschaften Pleite gegangen sind. Was sich hingegen massiv verschlechtert hat, sind die Gehälter für die Arbeiter ganz vorne, insbesondere bei Regiogesellschaften, welche für grosse US-Airlines fliegen (eg. Colgan, Comair, Mesa, Skywest, Republic). Die grossen Airlines nehmen nur noch die günstigsten Angebot der einzelnen Gesellschaften war, so dass damit eben die Situation entsteht, dass ein F/O knapp 20'000$ verdient. Wegen dem tiefen Einkommen, müssen viele Airlineangestellten in der Zeit, wo sie nicht gerade auf einem Trip sind, noch in einem Zweitjob das Einkommen aufbessern, was das Schlafmanko auch wieder verschärft. Weite Teile des NZZ-Artikels wurden ja eigentlich aus einem BBC-Bericht und einem NY-Times Artikel verwendet: http://news.bbc.co.uk/1/hi/world/americas/8041213.stm http://www.nytimes.com/2009/05/17/nyregion/17pilot.html?_r=1&pagewanted=1&hp Wegen dem Commuten zum Airport, wo man gebast ist. Ich habe diese oft nervenaufreibende Prozedur selbst erlebt, da ich ein Jahr lang bei einem US Airways B767 F/O gewohnt habe in Cleveland, Ohio. Natürlich flog er von Philadelphia aus nach Europa, musste also immer zuerst nach Philly fliegen, hoffen dass es noch Plätze frei hat oder in den meisten Fällen sogar auf dem Jumpseat Platz nehmen. Die Piloten von US Airways (auch Mainline) haben etwa 50% ihres vorherigen Gehalts eingebüsst nach dem 11. September. Zudem haben sie einen Grossteil ihrer Pensionskassengelder durch das Chapter 11 Verfahren gegen US verloren. Da erstaunt es denn auch kaum, dass das Flugpersonal immer öfters schlecht gelaunt ist, und dies leider auch den Passagiern zeigt. Eine der seltenen Ausnahmen ist sicherlich Southwest Airlines, wo halt eine ganz andere Unternehmungskultur herrscht. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Hunter58 Geschrieben 24. Mai 2009 Teilen Geschrieben 24. Mai 2009 Ich moechte noch inzufuegen dass es zu den bisher immer stark verteidigten ´Rechten´ der Gewerkschaften gehoert hat dass die Crews Ihren Wohnort dort waehlen duerfen wo sie wollen (ueblicherweise lower 48 states). Das ist an sich nichts neues. Die US Gesellschaften haben auch jede Menge Staff-Abkommen untereinander, so dass das bisher nicht so ein Problem war. Problematisch ist eher dass aufgrund der Wirtschaftslage die Nacht im Hotel vorher meistens nicht mehr bezahlt wird. Die Nacht im Hotel wird im ueberigen auch nicht bezahlt wenn es sich um die ´Steueroptimierer´handelt, nur kommen die dann jenachdem von einem Langstreckenflug! Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
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