FalconJockey Geschrieben 31. März 2009 Geschrieben 31. März 2009 Fliegen in Neuseeland - Teil 2 - Endlich wird geflogen! Teil 1 findest Du hier 3.12.2007 Heute ist also der grosse Tag: Ich werde meinen BFR (Biennial Flight Review) durchführen, die Maschine klarmachen und am nächsten Tag geht es tatsächlich auf die grosse Reise. Zunächst muss ich aber per Airline von Nelson nach Christchurch fliegen, dieses Mal befördert uns eine Dash 8 zum Ziel, Ticketpreis 79 NZD (ca. 40 EUR). Wir kamen pünktlich um 11 Uhr in Christchurch an, sodass ich mich sofort per Taxi auf den Weg zum CAC - Canterbury Aero Club machte, wo ich schon erwartet wurde. Der Chief Flight Instructor des CAC überreichte mir zunächst den Ordner mit den Fragen, dazu das AFM einer Piper Archer, sowie eine AIP. Die Fragen decken die wichtigsten Gebiete der AIP, die Limitationen der Archer (bzw. des gewünschten Typs) und Flugplanung ab. Der Test ist nicht dazu gedacht, den Kandidaten schwitzen zu lassen, sondern es ist ein Lern-/Auffrischungseffekt gewünscht, der auch erzielt wird. Hat man Fragen, kann man die Lehrer ansprechen, die einem dann das richtige Stichwort geben. Nach Ende des schriftlichen Refreshers ging es mit "meiner" Archer, der ZK-FJT, raus ins Gelände: Kraftstoff auf Verunreinigungen prüfen, Flugzeug aus dem Hangar ziehen (natürlich packen alle Kollegen an!), Kontrolle durchführen, tanken und los geht's. Wir starten auf der Graspiste 20 und drehen nach Nordwesten zum Meldepunkt "PINE" ab. Weiter geht es zum "WATCHTOWER", auf dem Weg dahin immer schön am rechten Ufer des Waimakariri-River bleiben. Ausschnitt unserer Abflugroute, hier ist das PDF mit allen Details Entlang des Waimakariri River sieht man eine Zone mit dem Code L862: Das ist eine Low Flying Zone, in der man auf einem langen Abschnitt des Flusses Tiefflüge üben kann. Weiterhin ist der gesamte Bereich nordwestlich des Flughafens bis zu einem Abstand von 30 NM eine CFZ - Common Frequency Zone. Solange man sich in diesem Bereich und unterhalb des Control Area (Untergrenze zwischen 2500ft und 5500ft) aufhält, muss man auf der Frequenz der Canterbury CFZ (119.2) vor Einflug mit seinen Absichten melden. Alle Flugplätze innerhalb dieser Zone haben natürlich dieselbe Frequenz, es ist also eine Unicom-Area. So flogen wir also in der CFZ herum, drehten allerlei Steilkurven, machten Slow-Flight bis zum Abkippen, simulierten Motorausfall mit Notlandeübung bis runter auf 50ft (die armen Kühe... ) und Kompassübungen. Schliesslich ging es zum Flugplatz West Melton, der dem Canterbury Aeroclub gehört. Hier ist an guten Tagen richtig was los, denn der gesamte Aeroclub macht dort seine (kostenlosen) Landeübungen. Es wehte ein kräftiger Wind aus südlichen Richtungen, sodass wir die Piste 17 auswählten. Man sollte allerdings auch wirklich die 17 anfliegen und nicht die 11. Ich habe mich beim ersten Anflug in der Tat durch die zum Verwechseln ähnlich aussehenden Graspisten austricksen lassen. Beim Anflug wunderte ich mich noch über den starken Seitenwind, wo wir doch eigentlich auf RWY 17 mit fast keiner Seitenwindkomponente zu tun haben sollten. Nach dem Touch and Go meinte der CFI dann süffisant zu mir, dass wir doch eigentlich die 17 und nicht die 11 anfliegen wollten Argh! So macht man einen super Eindruck auf seinen Fluglehrer... Die nächsten Anflüge auf die 17 verliefen dann immer entspannter. Zugegeben, ich war lange nicht mehr mit so einer kleinen Schüssel geflogen, die Übungen - gerade bei dem böigen Wind - konnte ich gut gebrauchen. Nach 5 oder 6 Landungen war Cheffe zufrieden und wir flogen zurück nach Christchurch. Der Weg dorthin ist sehr, sehr kurz. Wie man auf der Karten oben sehen kann, liegt West Melton direkt am Rand der Kontrollzone von Christchurch - die Kontrollzone wurde sogar an den Platz angepasst, herumgebogen. Die Sichtanflugkarte gibt es als PDF unter diesem Link.. Wir flogen NZCH über den Meldepunkt "CORINGA" an, der sehr leicht zu finden ist: Dort befindet sich ein Golfplatz, auf dessen Clubhaus in grossen Lettern "CORINGA GOLFCLUB" geschrieben steht. Ist machbar Nach einem bockigen Anflug auf die Graspiste 20 in NZCH ging es zurück zum Aero Club, wo wir die Maschine gleich für den nächsten Tag volltankten. In Neuseeland lässt man bei Flugplätzen die ersten beiden Buchstaben des ICAO-Codes weg: Aus "NZCH" wird somit "CH". Dies trifft auch auf die Bezeichnung von Lufträumen zu! Die Kontrollzone von Christchurch hat auf der Karte also auch die Bezeichnung "CH". Und unser Flugzeug, ZK-FJT, wird zur "FJT". Ich bereitete noch die Flugroute nach Queenstown (NZQN) für den nächsten Tag vor - das Wetter sollte laut Vorhersage fliegbar sein. Freundlicherweise nahm mich ein Fliegerkollege mit in die Stadt und war so freundlich, mich an meinem Hostel rauszulassen. Der freute sich über Gesprächsstoff, wie es bei uns in Europa mit Jobs zugeht. Und ich war erstaunt darüber, dass viele neuseeländische Berufspiloten ihr Glück in Australien oder anderswo suchten, weil sie einfach das Doppelte (oder mehr) verdienen. Mein Backpacker für diese Nacht war, wie 2005, das Dorset House. Es liegt ziemlich im Zentrum von Christchurch, ist sicher und gemütlich. Wie so viele Backpacker in Städten, ist die Haustür in der Regel verriegelt. Ist man dort Gast, erhält man einen Zugangscode, den man an der Tür eingibt und damit man ins Haus kommt wenn die Rezeption nicht besetzt ist. Seit meinem letzten Aufenthalt hat sich Christchurch nochmals verschönert. Ich bezeichne es mal als das "Cambridge der Südhalbkugel" - es gibt auch Gondeln, die man samt Gondoliere für einen Ausflug auf die Kanälchen mieten kann. Hübsche Parks und Pubs Blick zur Kirche im Zentrum von Christchurch Ich suchte mir ein indisches Restaurant und genoss eine gute Portion Chicken Tikka Masala, mjam! --------------------------------------------------------------------------------------------- 4.12.2007 Nach einer erholsamen Nacht im Dorset House musste ich schon früh am Morgen meine Sachen packen und mit dem Bus zum Flughafen fahren. Dort nahm ich mir abermals ein Taxi zum Aero Club, weil der leider etwas ab vom Schuss gelegen ist. Dort angekommen sammelte ich zunächst all die Sachen zusammen, die ich für die kommenden 7 Tage benötigen würde: Eine aktuelle AIP, die Sichtnavigationskarten, die ich nicht selbst besass, Headsets für meine Mitflieger, Schwimmwesten für alle Insassen, Sicherungsmaterial für die Nightstops, Öl, Bordbuch samt BP-Karte und - ganz wichtig - sämtliche Zugangscodes für die Wetter- und Flugplanwebsites Neuseelands. Natürlich alles gratis! Ich hatte aus Versicherungsgründen eine Auflage: Vor jedem Überlandflug musste ich bei ihm anrufen und mir bestätigen lassen, dass der Flug durchführbar sei. So sind die Regeln...das Wetter kann in Neuseeland ziemlich hinterhältig sein. Auch wenn es ein wenig nervig ist, ist es einfach sicherer - warum sollte man nicht von der grossen Erfahrung der Lehrer profitieren, die Regelung war ja auch gut für uns. Die Route von Christchurch (NZCH) nach Queenstown (NZQN) | 195 NM | 1h53min Das Wetter in Christchurch und Queenstown sah nach den aktuellen Wetterberichten und der Vorhersage gut aus. Richtung Süden war es zwar bewölkt, aber es waren immer wieder helle Abschnitte zu sehen und auch der CFI meinte, dass es gut für den Flug sei. In Neuseeland erhält man als Clubmitglied kostenlosen Internetzugang zu diversen Seiten. Die beste Seite ist METFLIGHT, auf der man zunächst wie bei unserem GAFOR/GAMET seine Flugregion auswählt und dann den Wetterbericht erhält: Wir wählen PL (Plains), AL (Alps) und CY (Clyde) aus Der GA-Wetterbericht sieht dann hier aus: [b]PL:[/b] [i]issued 29-22:33 UTC - VALID 2200 TO 1100 UTC[/i] ARFOR PL VALID 2200 TO 1100 UTC BECOMING BY MIDNIGHT 1000 14010 3000 20015 5000 29010 PS08 PS03 7000 28020 PS06 MS01 10000 27035 PS02 MS03 FZL 12000FT LOWERING TO 6000FT IN SOUTH AFTERNOON/EVENING. VIS 30KM REDUCING TO 6000M IN RA/-DZ. CLD AREAS BKN ST 1000. AREAS BKN CUSC 2500 TOPS 7000 SPREADING FM S THIS AFTERNOON/ EVENING. AREAS SCT ASAC ABV 7500 SPREADING FM S THIS AFTERNOON/ EVENING. WX ISOL -DZ ABT THE FOOTHILLS. OCNL RA DEVELOPING LATE AFTERNOON/EVENING FM THE SOUTH. TURB OCNL MOD ABT/E OF THE RANGES S OF NZCH, SEVERE AS PER SIGMET, GRADUALLY EASING. ICE OCNL MOD ABV 7000 SPREADING FM S TO NZCH BY MIDNIGHT. REMARK WEAK COLD FRONT GRADUALLY CROSSING AREA FROM THE SOUTH. Weiterhin stehen einem Radarfilme, animierte Satellitenbilder und animierte Vorhersagekarten zur Verfügung. Flugplan aufgeben, kurz beim Tower in Christchurch telefonisch anmelden und schon ging es los, Takeoff war um 22:04 Zulu, was 10:04 LT entsprach - wir befinden uns ja in der Zeitzone UTC+12! War es in Christchurch noch sonnig/leicht bewölkt gewesen, nahm die Bedeckung nach Südwesten hin immer mehr zu. Als ich die Gegend um Timaru erreicht hatte - hier wollte ich nach West-Südwest abbiegen und über die Mittelgebirge auf das Hochplateau fliegen - war klar, dass das nicht geht, weil die Wolkenuntergrenze immer weiter absank und die Bergrücken und Pässe in Wolken gehüllt waren. Was tun? Richtung Meer, also von den Bergen weg, wurde es heller. Wie die Motten ins Licht fliegen, begab ich mich auch dort hin und konnte grössere Wolkenlücken ausmachen, durch die ich über die Wolkendecke steigen konnte. In Richtung Alpen war von hier zu erahnen, dass es dort wohl wolkenlos sein würde und so flog ich "VFR on top" in Richtung Lake Pukaki. Das ist der See, der durch die Gletscher von Mount Cook und Mount Tasman gespeist wird. Die Gegend zwischen Alpen auf der Westseite und den Mittelgebirgen auf der Ostseite Neuseelands ist furztrocken! Von Westen kommt kein Regen hin, weil die Berge die Luft melken (Föneffekt) und von Osten her kommt auch nicht viel an, weil erstens selten Regen von Osten kommt und zweitens auch hier Berge im Weg sind. Ich spekulierte also darauf, dass über trockenen Gebieten keine Wolken sein können... Mein nächster Navigationspunkt war der Mackenzie Pass, noch war ich über Wolken Am Horizont tauchte schon der mächtige Mount Cook auf, immer wieder ein traumhafter Anblick Wie erwartet erreichte ich am Mackenzie Pass das "Hochplateau" und... ...es war vorbei mit den Wolken - alles löste sich beim Überfliessen der Hügel auf - hier kann man sich gut vorstellen warum es so trocken ist Hier tarnt er sich noch geschickt unter den Wolken, man kann ihn aber schon ausmachen! Darf ich vorstellen, Lake Pukaki mit seinem Versorger, dem Herrn Koch, im Hintergrund Diese Farben sind einfach unwirklich schön: Knallig blaues Wasser schlängelt sich durch die trockene Hochebene. Die kräftige Färbung kommt von der Gletschermilch Natürlich wird hier auch Landwirtschaft betrieben - die Wärme und Sonne gibt es zuhauf, das Wasser kommt künstlich daher Nach weiteren 40 Minuten Flugzeit erreichte ich schon den Lake Cromwell kurz vor Queenstown Mit einer Rechtskurve geht es auf die VFR-Anflugroute, die dem Kawarau River folgt Nach wenigen Minuten taucht am Horizont das Ende des Tals und somit Queenstown auf. Man kann die Landebahn schon ausmachen Auf dem Weg dorthin gibt es tatsächlich einen Meldepunkt mit dem Namen "BUNGY BRIDGE"! Siehe die VFR-Anflugkarte. Ja, dort ist wirklich eine Brücke über dem tief eingeschnittenen Tal, von dem die Leute herunterhüpfen. Ich fliege lieber. Der Lake Wakatipu füllt heute das vormalige Gletschertal, was für eine herrliche Perspektive für eine Landung! Um 23:57Z setzte FJT nach der ersten Etappe auf Sofort fällt einem der Haus-Gebirgszug auf: Die "Remarkables". Ja die bemerkt man wirklich Mein Handtuch ist vom Duschen im Dorset House noch nicht ganz trocken, also darf es raus und die Sonne geniessen Henriette (die mit den fantastischen Bildern aus der Antarktis!) begrüsste mich gleich. Während sie ihren Wagen parkte und noch ein paar Sachen für die Reise besorgte, durfte ich im lokalen Aeroclub den Computer nutzen und die neuesten Wetterberichte für den Weiterflug nach Nelson aufrufen. Ich gab einen Flugplan auf und mit den Ausdrucken bewaffnet holte ich mir dann telefonisch die Flugerlaubnis von meinem Fluglehrer in CH. Tanken in Neuseeland: Mit der an Bord vorhandenen BP-Card geht das an jedem kleinen Platz, komplett ohne Cash oder Kreditkarte! Landen, vor die Tankstelle rollen, Karte durchziehen, Tanken, Weiterfliegen. Unsere Archer vor den Remarkables, einmal volltanken, bitte! Etappe 2, Queenstown (NZQN) via Lake Wanaka, Mount Cook nach Nelson (NZNS) | 300 NM | 3:02h Der Abflug erfolgte in Richtung Nordosten, wir verliessen die Kontrollzone von Queenstown über den Cardrona Saddle (VFR-Abflugkarte als PDF). Blick in das Tal des Matukituki River (wer das beim zweiten Mal korrekt ausspricht, hat meinen höchsten Respekt!) Gut kann man leichten West-Stau erkennen, der höhere Berg auf der rechten Seite ist Mount Aspiring (9950ft) Henriette navigierte unermüdlich, mein GPS brauchte ich nicht mehr wirklich. Als NZ-CPLerin, Mountain-Ranger, Ski-Patrol, Biologin und Extrem-Wanderer entwichen ihrem Mund auf diesem Flug alle 5 Minuten die Worte "Da unten bin schon gewandert" oder "Da habe ich schon gezeltet". Ich nahm es am Anfang mit Staunen auf, später gewöhnte ich mich daran und 8 Tage später erlebte ich es ja selber! Aber das ist für Teil 3 dieses Berichts gedacht - fliegen wir also zuerst weiter. Eifrig am Navigieren Mount Aspiring aus weiteren Perspektiven Ein paar Wochen später kletterte meine Reisebegleiterin übrigens selbst auf den Berg hinauf... Zwei Täler weiter konnten wir das sehen, worüber wir ein paar Minuten vorher noch geredet hatten: Ein grosse Gerölllawine hatte ein Tal samt Flug blockiert - nun gibt es halt einen neuen See Jetzt verändert sich die Landschaft schlagartig: Vorbei ist es mit grünen Wäldern, wir kommen in den Hochgebirgsbereich der neuseeländischen Alpen, wo Gletscher, Schneefelder und schroffe Felsen dominieren. Von Westen sind die Berge auch noch gut zugestaut, im Osten ist alles frei. Schaut gerade noch so aus dem Wolkenmeer heraus Herrlich vergletscherte Bergflanken Das ist unser Zwischenziel, das Massiv des Mount Cook, wir pirschen uns rechts, als östlich, der Berge am rechten Bildrand an ihn heran Die Wolken fliessen die Berge hinunter und lösen sich auf, wir sind auf der guten Seite Mount Cook Der Hooker Gletscher Doppelspitzen: Mount Cook (links) und Mount Tasman Tasman Gletscher, mit grossem Gletschersee und Eisblöcken darin Dieser Eisfall zerbröselt gewissermassen den Gletscher Beeindruckende Eismassen auf der Ostseite des Massivs Fantastisch, zum Greifen nah! Das Quellgebiet des Franz-Josef Gletschers, hier schneit es ganzjährig Richtung Tal und somit zur Gletscherzunge Leider war die Westflanke komplett von Wolken eingehüllt, sodass Fox- und Franz-Josef-Gletscher verdeckt blieben, sehr schade! Also schauten wir uns noch ein paar Berge an und machten uns auf den direkten Weg nach Nelson Um 05:02 Z landeten wir in Nelson, ich hatte damit schon knapp 5 Stunden Blockzeit hinter mir. Es sollte aber noch weitergehen... Und warum waren wir gerade in Nelson gelandet? Wer Teil 1 meines NZ-Berichts gelesen hat, erinnert sich vielleicht an meinen ersten Tag in Nelson, als ich im Green Monkey aufschlug. Die Holländerin, die dort am Abend noch über meine Flugstory gelacht hatte, fragte am nächsten Morgen ziemlich direkt, ob sie auch mitkommen könne. Da noch zwei Plätze im Flieger frei waren, antwortete ich natürlich positiv! Sie konnte es nicht fassen...ihr Chef gab ihr extra eine Woche frei und nachdem wir sie in Nelson aufgesammelt hatten, gestand sie uns, dass sie nicht 100% daran geglaubt hatte und sich schon vor einem leeren Vorfeld am Flugplatz stehen sah. Aber nein, wir waren da und es ging los! Von Nelson aus wollte ich unbedingt auf die Nordinsel, soweit wie möglich. Es gab allerdings zwei Faktoren, die gegen uns arbeiteten: Unmittelbar war es schon spät am Nachmittag und ich wollte nicht bei Dunkelheit am Ziel ankommen und mittelfristig sah das Wetter im Norden nicht gut aus. Eine Warmfront zog langsam von Nordwesten nach Südosten und meine Idee war es, dieser Front entgegen zu fliegen, sie auszusitzen und dann ganz in den Norden der Insel zu fliegen. Das erste Ziel auf der Nordinsel sollte Napier heissen. Napier ist, neben South Miami Beach, für seine Art Deco Gebäude bekannt. Im Februar 1931 zerstörte ein heftiges, langes Erdbeben die Stadt direkt und durch Feuer, sodass sie neu aufgebaut werden musste. Dies geschah im Art Deco Stil, was natürlich jede Menge Touris anzieht. Bei dem Erdbeben wurden übrigens ca. 40 km² Neuland geschaffen, weil bei dem Ereignis grosse Teile der Bucht um über 2 Meter angehoben und somit trockengelegt wurden. Der heutige Flugplatz Napier liegt genau auf diesem neugeschaffenen Stück Land. Nelson(NZNS) - Marlborough Sounds - Cook Strait - Napier(NZNR) | 210 NM | 2:05h Nach dem Start flogen wir zunächst entlang der Küste nach Nord-Nordwest, bis zum... ...Einflug in die Marlborough Sounds Ursprünglich waren dies Berge, die durch eine Kombination aus Landabsenkung (Subsidenz) und steigendem Meeresspiegel zu Insellandschaften wurden Die tiefstehende Sonne und das warme Licht lassen die Konturen besonders gut zur Geltung kommen Gut gelaunte und... ...faszinierte Mitflieger Am Ende der Marlborough Sounds stand die Überquerung der Cook Strait an, um auf die Nordinsel zu gelangen. Dafür hatten wir die Schwimmwesten an Bord, denn es ist schon ein Stückchen über Wasser und sehr hoch fliegen darf man wegen den IFR-An- und Abflüge in Wellington auch nicht. Wir hatten Glück und durften unter Radarkontroller bis auf 5500ft steigen, eine B737-800 der VirginBlue zog kurz danach in 7000ft an uns vorbei, im Anflug auf Wellington. Nun mussten wir uns aber sputen, um so schnell wie möglich in Napier anzukommen, die Nacht war im Anmarsch. Da es in der Gegend um Wellington mehrere grosse Flugplätze gibt, sollten wir diverse Kontrollzonen umfliegen - ein Durchflug war wegen starkem Verkehrsaufkommens nicht möglich. Als wir schliesslich Napier per Radio riefen, war der Tower-Lotse gerade am Einpacken. Er teilte uns aber mit, dass er die Beleuchtung der Landebahn auf unsere durchgegebene Landezeit plus 15 Minuten eingestellt habe, sodass wir bequem landen könnten! Das ist doch mal ein Service! Anflug auf Napier Nach der Landung rollten wir im Dunkeln über die Abstellfläche, parkten FJT und liefen zum Terminal, um ein Taxi in die Stadt zu erwischen. Da war aber kein Taxi mehr, denn der letzte Linienflug des Tages hatte Napier bereits verlassen und sogar das Gebäude war verschlossen. Eine Putzfrau erbarmte sich unser und gab uns die Nummer des lokalen Taxi-Unternehmens. Der Koordinator wollte erst nicht glauben, dass da Leute per Flugzeug angekommen sind und auf ein Taxi warten, aber wir überredeten ihn, doch jemanden zu schicken. Nach einer kurzen Fahrt in die Stadt, liessen wir uns am vielversprechendsten BBH absetzen. Nach kurzer Verhandlung über den Preis bezogen wir das Zimmer im Waterfront Backpacker und machten uns auf den Weg nach Draussen. Wir waren mitten in Napier untergebracht, direkt an der "Waterfront", also an der Strandpromenade. --------------------------------------------------------------------------------------------- 5.12.2007 Am nächsten Tag wollten wir eigentlich weiter nach Norden vordringen, was aber wegen dem Wetter sehr unwahrscheinlich erschien. Das verdammte Tief hatte sich doch tatsächlich mitten auf unserem Weg niedergelassen und die Fronten bewegten sich gar nicht mehr weg bzw. kamen immer wieder zurück. Wir wollten uns das selbst anschauen. Nachdem die Maschine aufgetankt war, ging es in Richtung Taupo und Rotorua los, Abflugzeit 23:48 Z. In der Mitte der Nordinsel angekommen mussten wir uns eingestehen, dass es keinen Sinn machen würde, weiter nach Norden zu fliegen, sodass wir unser Flugziel von Great Barrier Island auf "Irgendwo im Süden" abänderten, am Ende wurde es Kaikoura. Napier(NZNR) - Waiotapu - Lake Taupo - Vulkane - Cook Strait - Kaikoura(NZKI) | 340 NM | 3:33h Kurz vor Lake Taupo bogen wir in Richtung Nord-Nordwest ab, um einen "Durchstossweg" in Richtung Norden zu erkunden. Auf dem Weg zur Front überflogen wir dabei die heissen Quellen von Wai-O-Tapu, in denen die Ausfällungen verschiedener Mineralien bunte Seen entstehen lassen. Wer mehr darüber wissen will, klickt auf diesen Link. Wai-O-Tapu Nach ein paar weiteren Meilen stand aber fest, dass es nicht weitergeht. Das Wetter war einfach zu mies und es hätte sich nicht gelohnt, die nächsten paar Tage im Regen zu verbringen, also kehrten wir in Richtung Süden um. Ein Geothermal-Kraftwerk zwischen Wai-O-Tapu und Lake Taupo Regenschauer über dem Lake Taupo, nix wie weg hier! Der Lake Taupo ist übrigens die mit Wasser gefüllte Caldera eines Supervulkans(<-- Klick mich, ich bin ein Link). Er entstand vor ca. 22.600 Jahren, erdgeschichtlich ist das nur ein Wimpernschlag, im Zuge eines Megaausbruchs, der 1170 km³ Material ausstiess. Dies entspricht ca. der fünfzigfachen Menge, die der Pinatubos 1991 auf den Philippinen ausstiess und damit die gesamte Atmosphäre beeinflusste. Man findet Ascheschichten der Taupo-Eruption auf der ganzen Erde - auf der Nordinsel ist sie vielerorts 2 Meter dick. 3 NM weiter scheint die Sonne, wir machen brav unsere Position-Reports, denn rund um Taupo befindet sich eine MBZ: Eine Mandatory Broadcast Zone. Hier gibt man über Unicom 118.4 seine Position und Absichten durch, weil es dort an manchen Tagen nur so vor Verkehr wimmeln kann! Neben Kleinflugzeugen und Helikoptern, sind auch viele Absetzmaschinen und Springer unterwegs, denn Taupo beherbergt Neuseelands Springerzentrum. Bei gutem Wetter fallen die Leute im Minutentakt vom Himmel und mehrere Absetzmaschinen sind gleichzeitig im Dienst. Die "White Cliffs", ein Referenzpunkt rund um den Flugplatz Taupo Südlich des Sees erreichen wir den Tongariro National Park. Dies sind die grössten Vulkane in Neuseeland, doch leider verstecken sie sich heute auch vor uns! Gerade so schaut ein niedriger Krater aus dem Nordstau heraus Auch hier fehlt das meiste vom Vulkankegel. Man kann nur relative "frische" Spuren von Lavafluss (dunkle Ströme) erkennen Eigentlich sieht es hier nämlich soooooooooo genial aus - wenn das Wetter mitspielt. Zum Vergleich ein paar Bilder von meiner Fliegerreise 2005 Überblick über den Tongariro National Park Hier sieht man die Quelle der dunklen Lavaströme Zurück im Dezember 2007, der Emerald Lake Die Hauptattraktion, der Mount Ruapehu (9175ft), war leider auch grösstenteils in Wolken gehüllt. Auf der Südostseite hatte das Wetter ein Erbarmen mit uns und so konnten wir die frischen Spuren des Lahar bewundern, der im März 2007 die Gegend heimsuchte. Ein Lahar ist eine Schlammlawine. Ausgelöst wurde dieser Lahar durch das Nachgeben der Kraterwand, was den Ausbruch des Kratersees zur Folge hatte. Da dies ein bekanntes Phänomen ist, waren vorher Strassen gesperrt und die Kraterwand rund um die Uhr überwacht worden. Niemand kam 2007 zu Schaden, während bei einem Lahar im Jahr 1953 über 150 Menschen starben, als der Lahar eine Brücke zerstörte, über den gerade ein Zug fuhr. Eines der Täler, die zum Gipfel führen Hier kam der Lahar herunter Zum Vergleich: So sah der Kratersee im April 2005 aus Nun ging es aber weiter in Richtung Süden, wir wollten ja noch in Kaikoura ankommen. Navigationspunkt "Kapiti Island" Wir durften nicht entlang des Strands fliegen, sondern mussten ausserhalb der Kontrollzone, über dem Meer bleiben Wieder einmal über die Cook Strait Hinter diesen Hügeln liegt Wellington Sie hat uns wieder, die Südinsel Wie man sehen kann, war das Meer sehr aufgewühlt. Grund war starker Nordwestwind, der im Zuge der herannahenden Front aufkam. Südlich von Cape Campbell, an der Ostküste der Südinsel Wir versuchten dann zumindest, etwas tiefer entlang des Strands zu fliegen. Der Wind machte uns aber einen Strich durch die Rechnung, weil es unterhalb der Bergrücken sehr turbulent wurde und das einfach keinen Spass mehr machte. Also stiegen wir wieder auf 3000ft und genossen die Aussicht von dort. Flussmündung Herrliche Farben In Kaikoura angekommen, wollten wir schnelle eine Runde über die Bucht drehen und unser Glück versuchen: Direkt vor Kaikoura fällt der Grund dank eines Canyons steil ab, bis auf 2000 Meter, und das wenige Kilometer vor der Küste. In diesem Graben steigen durch Strömungen und durch die Formgebung nahrungsreiche Wassermassen auf, was Wale anlockt. Daher ist Kaikoura bekannt durch die Möglichkeit, Wale zu beobachten. Deswegen waren wir hier. Und wegen dem Whirlpool Als wir gerade die Küste verlassen hatten, fing der Motor unserer Archer an zu stottern. Gerade auf diesem Flug sass Henriette, die ja auch einen Pilotenschein hatte, auf der Rückbank, während sich unsere Holländerin als Copilot versuchte. Ihr Frage "What is happening?" konnte ich nur mit dem beruhigenden "I have no idea!!!" beantworten. Die arme Frau! Henriette blieb cool und meinte, dass wir lieber nach rechts drehen sollten, da wäre der nächste Strand. Bevor ich darauf reagieren konnte, oder wollte, lief erstaunlicherweise das Programm ab, für das man solange in der Ausbildung geübt hat und auch gedrillt wurde: Mixture FULL RICH, Carburetor Heat ON, Fuel Pump ON, Check Tank Selection, Change Tank Selection. Nach 10 Sekunden war der Spuk vorbei und der Motor lief wieder rund. Da hatte ich doch tatsächlich vor lauter Naturbewunderung vergessen, trotz ordentlich geführtem Flight-Log, den Tank umzuschalten. Wir hatten aber in einem Tank noch Sprit für 45 Minuten, das pochende Herz beruhigte sich langsam wieder. Das war er also, der kleine Tritt in den Hintern des Herrn PIC und auch eine eindrückliche Erinnerung daran, dass Murphy immer mitfliegt. Nein, das kann nicht passieren, wenn man gerade gemütlich der Küste folgt, sondern es passiert genau dann, wenn man über dem kalten Pazifik fliegt! Damn it, selber Schuld! Uns war die Lust aufs Whale-Watching vergangen und so flogen wir sofort Kaikoura an, parkten unsere Archer und die erste Sache, die wir wissen wollten war: Ist der Tank wirklich leer? Nach dem Öffnen des Tankdeckels sahen wir nur Leere. Ein tolles Echo! Man, das war nicht nett, da macht man sich schon Vorwürfe. Am Flugplatz liessen wir uns vom Backpacker abholen, sehr nett! Ich gehe in Kaikoura immer in die Dusky Lodge, die "Sunrise Lodge" ist auch zu empfehlen, soll sogar besser als die Dusky Lodge sein - ich war noch nicht dort. Auf jeden Fall gibt es in der Dusky Lodge einen eigenen Pool, einen Whirl-Pool (und über uns das Kreuz des Südens, wie verrückt ist das!?) und sogar ein einfaches Restaurant, direkt am Pool. Der Abend wurde noch wunderschön, der auffrischende Nordwestwind erzeugte lenticulare Formen über den Kaikoura Ranges --------------------------------------------------------------------------------------------- 6.12.2007 Ein Regentag in Kaikoura, keine Chance zu fliegen bei OVC005. Ehrlichgesagt war ich froh, mal einen Tag ausruhen zu können, zumal wir es hier ziemlich gemütlich hatten. Zunächst musste mein am Vortag gekaufter Wal dran glauben, mjam! Wir fläzten uns aufs Sofa vor dem Kamin, in dem ein wärmendes Feuer brannte und machten uns später eine Pizza, natürlich komplett in Eigenregie. Wir hatten nämlich ausspioniert, dass das Restaurant am Pool auch einen Holzbackofen hat, der gerade heute vom neuen Pächter des Restaurants getestet werden sollte. Frech fragten wir, ob wir auch testen dürften und schon war die Pizza im Ofen. Das Ergebnis war überaus lecker! Trotzdem musste ich immer noch über das Problem mit dem Treibstoff nachdenken, das ging mir schon ein wenig näher als gewollt. Einer der Aufenthaltsräume mit Küche in der Dusky Lodge Später zog es uns trotz Regen wieder hinaus in den Whirl-Pool, was ein Luxus! --------------------------------------------------------------------------------------------- 7.12.2007 Neuer Tag, neues Glück! Die Vorhersage stimmte und wir machten uns schon recht früh auf den Weg zum Flugplatz, heute sollte es an die Westküste gehen, nach Hokitika, auch einfach nur "Hoki" genannt. Bei der Vorflugkontrolle fiel mir auf, dass der Hebel für die Vergaservorwärmung äusserst leicht zu bedienen war, ohne Widerstand. Da der Hebel ja an einem Drahtseil hängt, der die Klappe der Vergaservorwärmung steuert, konnte das nicht in Ordnung sein. Wir montierten gemeinsam die Motorhaube ab, um zu sehen was los war und konnte gleich erkennen, dass der Seilzug direkt am Vergaser abgebrochen war, Mist! Ich rief beim Aero Club in Christchurch an und meldete das Problem. Ich bot an, dass wir schnell runtergeflogen kommen, wir waren nur ca. 45 Flugminuten entfernt. Dies wurde aber abgelehnt, die würden uns aber innerhalb der nächsten Stunde einen Techniker als Passagier auf einer Schwestermaschine unserer FJT losschicken. Super! Wir montierten die Haube wieder auf den Motor und wollten zum Strand gehen, was trotz der direkten Nähe nicht einfach war: Dichtes Gebüsch und Hecken versperrten den Weg, weshalb wir ein wenig auf dem Platz umherirrten. [b]NOTAM NZCH[/b] B1324/07 - CAUTION: TOURISTS CROSSING RUNWAY, 07 DEC 21:00 2007 UNTIL 07 DEC 23:30 2007. CREATED: 07 DEC 20:55 2007 Im Hintergrund kann man die Maschine der Firma "Wings over Whales" sehen, die Rundflüge zu den Walen anbietet. Am Strand hielten wir Ausschau nach Walen. Vergeblich. Wir wurden aber genau beobachtet, Schritt für Schritt kam man uns näher - es könnte ja was zu Essen herunterfallen Mangels Sonne und dank Wind wurde es am Strand nach einer Weile etwas zu kühl, weshalb wir zurück zu unserer Archer wanderten, um die Kiste für den Techniker vorzubereiten. Haube runter und schon lacht die Sonne - wir kamen ins Schwitzen. Man kann nur sagen: Selbst ist die Frau, Chapeau! Da von unserer Reparaturmannschaft noch nichts zu sehen war, begaben wir uns in das Terminal und statteten den Kollegen von "Wings over Whales" einen Besuch ab. Wie selbstverständlich durften wir den Computer nutzen, um die neuesten Wettermeldungen einzuholen und in einem kurzen Schwatz mit dem anwesenden Piloten kam heraus, dass es gut aussähe mit den Walen. In der Woche zuvor hätte sie sogar einen Blauwal gesichtet, was äusserst selten vorkommt. Ein Blauwal! Kurz darauf traf der Techniker mit der EIP ein Während er unsere Maschine reparierte, düste die Instruktorin samt Schüler zu einem Übungsflug in der Gegend ab. Nach einer Stunde war ein neuer Seilzug eingebaut und eingestellt, EIP kehrte zwecks Rückholung des Technikers zurück und wir konnten endlich losfliegen. Natürlich haben wir bis oben hin vollgetankt Unsere Route heute: Kaikoura(NZKI) - Arthurs Pass - Hokitika(NZHK) | 140 NM | 2:11h Wir starteten also bei bestem Wetter und flogen über die Bucht von Kaikoura. Auch hier wurde eine Mandatory Broadcast Zone eingerichtet, damit sich immer über den Aufenthaltsort der anderen Maschinen informieren kann. Die AIP sagt dazu folgendes: [b]Operating procedures Kaikoura Mandatory Broadcast Zone Frequency 124.9 MHz[/b] Commercial Whale Watch operations take place within the Kaikoura MBZ. The MBZ was established to enhance the safety of operations in the area. Under the Marine Mammals Protection Act, no aircraft shall be closer than 500ft from any marine mammal. Prior to any whale watching operations in the area, pilots are advised to make contact with one of the three local operators listed below, either on Freq 124.9 or by telephone, to be briefed on the local procedures to be used within Kaikoura airspace. [b]Within the Kaikoura MBZ[/b] A position report is required every 10 minutes with altitude information. If you wish to view a marine mammal you may be requested to hold at a level above other operators already established in the immediate area. Nachdem wir mit den Kollegen von Wings over Whales geredet hatten, war der Punkt "Briefing" abgehakt. Die Position Reports machten wir dann natürlich in der Luft. Um keinem in den Weg zu fliegen und um eine möglichst grosse Fläche sehen zu können, stiegen wir bis auf 2000ft und drehten unsere Kreise. Auf der Frequenz war es zunächst ruhig, doch dann hörten wir im Funk etwas in der Art wie "we got a whale here". 6 Augen suchten die Bucht ab und schon sahen wir ein Beobachtungsboot, welches vorher gemütlich herumgeschippert war, mit Vollgas in eine Richtung fahren. Dem folgten wir und da war wirklich ein Wal im Wasser und ruhte sich kurz zwischen den Tauchgängen aus. Kurz darauf trafen auch die Maschine von Wings over Whales und ein Helikopter auf, die unter uns kreisten und den Wal beobachteten. Heavy traffic, gut gibt es die MBZ! Wir drehten noch auf 2000ft unsere Kreise, wurden aber sofort von den anderen Piloten gebeten, doch tiefer runterzukommen, sie würden tief genug fliegen, da sei noch Platz für einen dritten Flieger! Klasse! Aus 1300ft (oder ähnlich) sah man den Wal dann noch deutlicher, eine tolle Sache. Pottwal ganz nah Nach ein paar Minuten hatte der Wal genug (und auch Hunger) und tauchte wieder ab - er wird sich da noch ein paar Riesentintenfische reingezogen haben. Wir bedankten uns am Funk herzlich bei den anderen Piloten und düsten in Richtung Südwesten ab, heute wollten wir eigentlich gar nicht lange fliegen, sondern zum Strand. Es wurde dann doch aber etwas länger, denn wir flogen etliche Kurven um die Berge, es war einfach zu schön. Lake Sumner mit Bergen ziwschen 4500ft und 6300ft Höhe Poulter River, Bergspitzen um 5600ft bis 6000ft hoch Es wurde dann ein wenig ruppig, weshalb ich keine guten Fotos mehr hinkriegte und stattdessen lieber die Landschaft ohne Kamera genoss. Nach einem Schlenker über den Arthurs Pass erreichten wir schliesslich Hokitika und landeten auf dem Flugplatz, der auf einem kleinen Plateau oberhalb der Stadt angelegt ist. Auch hier handelt es sich um einen unkontrollierten Flugplatz, an dem sich Linienflüge und die General Aviation mischen. Unicom ist das Zauberwort, Kommunikation klappt, man lässt dem schnelleren den Vortritt und fertig. Ein Bild vom Anflug auf Hokitika im Jahr 2005 Nachdem wir das Flugzeug gesichert hatten, konnten wir bei einem freundlichen Herren des lokalen Aeroclubs mitfahren. Er setzte uns unten im Ort ab, wo wir schliesslich im Drifting Sands Backpacker landeten. Der Besitzer ist gerne mal "nicht zu Hause", trotzdem stehen alle Türen sperrangelweit offen, lediglich die Gästezimmer sind verriegelt (Code). Wir warteten dort bis Cheffe eintraf und uns das Zimmer zeigte. Dann ging es aber gleich raus an den Strand, der direkt hinter dem Garten begann, genial! Wellen und Mount Cook im Hintergrund Segelboot und schneebedeckte Berge Nach einem kurzen Einkauf im Supermarkt bereiteten wir unser Abendessen zu, währenddessen wir aber schnell raus mussten, weil Sonnenuntergang angesagt war. Hokitika ist bekannt für seine herrlichen Sonnenuntergänge und dementsprechend voll war der Strand auf einmal, obwohl er Minuten vorher noch fast leer war. Bierkunst Das ist für mich immer einer der tollsten Moment, wenn die Meeresoberfläche wie Quecksilber aussieht, Gänsehaut-Feeling! --------------------------------------------------------------------------------------------- 7.12.2007 Nach einer angenehmen Nacht begann schon unser letzter Flugtag. Sollen das schon 7 Tage gewesen sein? Wehmut machte sich breit Mit Sand aufgefüllte Tassen waren unser Konstruktion für nicht vorhandene Eierbecher - den Gang zum Strand dafür habe ich gerne übernommen Dem täglichen Ritual folgend, gaben wir einen Flugplan auf, holten eine Freigabe vom Fluglehrer und tanken FJT auf. BP-Karte durchziehen, vollmachen. Freiheit! Unsere Flugaufgabe heute lautete, entlang der Westküste nach Norden zu fliegen und dann am Ende über den Tasman National Park nach Nelson zu fliegen. Unsere Holländerin musste ja abgeliefert werden! Danach würde es weiter nach Christchurch gehen, um die Maschine abzuliefern. Hokitika/NZHK) - West Coast - Farewell Spit - Tasman National Park - Nelson(NZNS) | 207 NM | 2:40h NZNS(Nelson) - Christchurch(NZCH) | 135 NM | 1:22h Die Pancake Rocks von Punakaiki aus der Luft (Bild vom Trip 2003) Wundervolle Westküste mit kaltem Regenwald soweit das Auge reicht (auch 2003) Fantastisch wilde Küstenabschnitte (2005) Interessante Schichtungen an der Steilküste Die rote Wand, die einfach aufhört! Das müssen wir uns (wie jedes Mal, wenn ich hier bin) genauer ansehen, nochmal hin! :D Also wenn das nicht atemberaubend schön ist... Weiter im Norden wird aus der schroffen Küstenlandschaft eine von Sandstein dominierte Gegend. Der Übergang ist plötzlich: Man biegt in die nächste Bucht und alles sieht anders aus! Einen Teil davon haben wir ja bereits im Teil 1 vom Boden aus kennengelernt - der Strand von Wharariki mit seinen Torbögen ist das beste Beispiel dafür. Allerdings kann man nicht all die tollen Höhlen vom Strand aus sehen und darum fliegen wir! Interessant verwitterte Gesteine Flussmündung fächert sich auf Fast quadratische Blöcke haben sich durch die Erosion gebildet Diese gerade Linienform setzt sich auch an Land fort Und kulminiert mit diesen seltsam verwitterten Blöcken/Türmchen Das versteinerte Skelett eines Dinosauriers (2005) Hier beginnt die Sandsteinküste (2005) Und da wären wieder unser grosser Torbogen und das "abgestürzte Raumschiff" :) Das ist die aus Treibsand bestehende Nordspitze der Westküste: Der Farewell Spit Der Sand wird durch unentwegt durch Strömungen entlang der Westküste nach Norden transportiert und hier abgelagert. Seinen Ursprung hat er in den Südalpen Neuseelands Farb- und Formenspiel durch die Gezeiten Abel Tasman National Park In dieser Bucht liegt auch die Awaroa Lodge. Einst war sie das Vorzeige-Hotel in ganz Neuseeland, wurde zur "Best Eco-Lodge" gewählt. Bei Preisen von 400 NZD pro Nacht und völlig übertriebenen Preisen für das Essen, scheint der Service und die Qualität der Anlage den Bach heruntergegangen zu sein. Ich würde darauf tippen, dass die ursprünglichen Besitzer den Laden während des Booms für einen hohen Millionenbetrag verkauft haben und die neuen Leute keine Ahnung davon haben, wie sie das Ding betreiben müssen. Oder sie kamen durch die Immobilienkrise, die auch NZ äusserst hart erwischt hat, in Finanznot und müssen am Personal sparen wo es nur geht. If you pay peanuts, you'll get monkeys! Also: Finger weg, der Laden scheint das Geld nicht (mehr) wert zu sein! Awaroa Lodge mit Landebahn Einer fantastischen Bucht folgt die nächste, am Horizont sieht man schon die Gegend um Nelson Paradies Schliesslich landeten wir in Nelson und lieferten uns "Paket" ab. Beim Abflug in Nelson vor einer Woche (noch vor dem Flug mit Air New Zealand nach Christchurch) hatte ich ein paar nicht benötigte Gegenstände, darunter meinen Schlafsack, im Hangar des Aeroclubs einschliessen lassen. Nun war aber niemand anwesend, wie sollte ich an meine Sachen herankommen, die ich unbedingt benötigte? Wir telefonierten herum und erreichten schliesslich jemanden vom Club, der uns die Halle aufschloss. Schnell waren der Karton mit meinen Habseligkeiten gefunden, also konnten wir nach Christchurch weiterfliegen. Wir verabschiedeten von unserer Begleiterin, die jeden Mist ohne Murren mitgemacht hatte - so wünscht man sich seine Mitreisenden. Ich bin überzeugt, dass sie eine Reise erleben durfte, an die sie noch lange gerne zurückdenkt. Nach dem Abflug in Nelson, südwärts geht es! Wilde Berge, wildes Wetter Nach 1:22h Blockzeit setzten wir in Christchurch die Parkbremse. Der Anflug hatte es in sich gehabt: Wind mit Böen um die 25 Knoten liessen den Puls etwas ansteigen, aber wir kriegten die Maschine weich auf den Boden. Wir waren die letzten Ankömmlinge dieses Tages, der Rest der Truppe war schon heimgegangen. Wir schoben nur noch unsere FJT in den Hangar und räumten die Kiste auf, so gut es ging. Am nächsten Tag würden wir eh wieder kommen und die Maschine offiziell mit all den ausgeliehenen Sachen übergeben. Zum Glück trafen wir noch einen der Fluglehrer, ein junger Typ, der uns sofort anbot, uns mit nach Christchurch zu nehmen. Wir hatten allerdings extreme Mühe, zwei freie Betten in einem Backpacker zu finden! Schliesslich landeten wir im "Shalom", welches neu eröffnet hatte. Die Besitzer, sie schienen Koreaner oder Japaner zu sein, waren erst sehr nett und wir hatten gleich eine Zusage. Wir legten nur schnell unsere Taschen ab und liefen ins Zentrum: Bilder von den Kameras auf die USB-Sticks laden, E-Mails lesen/schreiben, ein kurzer Besuch im Flightforum musste auch sein und schliesslich ging es zum Inder, bei dem ich schon in der Woche zuvor gewesen war. Nach der Übernachtung im Backpacker kamen wir erst recht spät aus den Betten und waren erst gegen 11 Uhr abreisebereit. Während noch meine Taschen packte, kam schon die Besitzerin vorbei und machte mich blöd an, dass ich mich doch beeilen solle und dass das so nicht ginge. Ich entschuldigte mich und versprach, mich zu beeilen, damit sie gleich im Zimmer für Ordnung sorgen konnte. Als ich dann wenige Minuten später den Schlüssel im Tausch gegen die geleistete Kaution eintauschen wollte, gab sie mir die Kaution abzüglich einer gewissen Summe zurück, denn ich hätte mich verspätet und das würde ja kosten. Ich beschwerte mich, denn in allen anderen Backpackers hatte ich sowas nie erlebt, man konnte immer mit den Leuten reden und gut war. Hier herrschte halt asiatische Zucht und Ordnung. Als ich einen Schritt auf die Frau zuging, um meinem Protest Ausdruck zu verleihen lief sie weg und schloss sich in ihrer Rezeption ein. Sie tat so als ob ich sie gerade überfallen wollte. Eine Freundin aus Christchurch, die ich über VATSIM kenne, wollte uns mit ihrem neuen Auto ("It's a BMW, I guess it is British":D ) abholen. Wir warteten in der Halle des Backpackers, was unserer strengen Asiatin gar nicht gefiel. Sie befahl uns, umgehend das Haus zu verlassen, es sei schliesslich schon nach 10 Uhr, der Checkout-Zeit! Beim Versuch zu erklären, dass wir auf unsere Abholung warteten, die gleich da sein müsste, gipfelte die Situation darin, dass die Frau uns mit der Polizei drohte! Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. So etwas habe ich noch nie erlebt! Wie ich gerade gesehen habe, sind sie nicht mehr Mitglied beim BBH. Ich hoffe, dass auch meine Beschwerde dazu beigetragen hat, dass die dort rausgeworfen wurden. Mit Beverly, meiner Bekannten aus Christchurch, gingen wir in ein Café im Zentrum und später war sie so nett, uns raus zum Aero Club zu fahren, wo ich den Flieger übergeben und meine Rechnung per Kreditkarte begleichen konnte. Knapp 3400 NZD (ca. 1700 EUR) waren fällig, Neuseeland ist teurer geworden: Dieses Mal kostete mich die Stunde mit der Archer umgerechnet 95 EUR, 2003 und 2005 waren es nur rund 65 EUR gewesen. Schliesslich ging es zum Terminal des Flughafens, wo Henriette und ich eine ATR72 in Richtung Queenstown bestiegen, um die dritte und letzte Etappe meiner Neuseelandreise 2007 zu beginnen: 2 Wochen Wandern in den Bergen aka "The Bootcamp"! Aber davon erzähle ich dann im dritten und letzten Teil meines Reiseberichts. Stay tuned... Zitieren
Stephan Ricci Geschrieben 31. März 2009 Geschrieben 31. März 2009 Danke für das mitnehmen auf diese eindrückliche Reise. Zitieren
Tis Geschrieben 31. März 2009 Geschrieben 31. März 2009 Einmal mehr genial! Langsam gehen mir die L&Ps aus, da ich mir bei jedem Teil genüsslich eines reinziehe :D Natürlich atemberaubende Landschaftsbilder kombiniert mit einer super Informationsfülle. Herzlichen Dank für die umfangreiche Arbeit! Doch trotz all den Szenerie-Highlights, dieses Bild toppt für mich alles. Schlicht: Wow! Hätte nicht gedacht, dass man die Wale aus der Luft so gut sieht! Vielen Dank, ich freue mich auf Teil 3! Tis Zitieren
FalconJockey Geschrieben 31. März 2009 Autor Geschrieben 31. März 2009 Tja, ein Pottwal ist ja auch gross! Und die Rocky Road habe ich in Hokitika gekauft, wenn ich mich richtig entsinne. Zitieren
Tis Geschrieben 31. März 2009 Geschrieben 31. März 2009 Tja, ein Pottwal ist ja auch gross! Und die Rocky Road habe ich in Hokitika gekauft, wenn ich mich richtig entsinne. Dann ist die auch noch mitgeflogen? Hätte ich das doch vorher gewusst, hätte ich sie mir (noch mehr) auf der Zunge zergehen lassen. Jetzt ist's leider (viel...*g*) zu spät...;) Grüessli, Tis Zitieren
foxyankee Geschrieben 31. März 2009 Geschrieben 31. März 2009 TRAUMHAFT drückt es ungefähr aus....! Vielen Dank! Zitieren
Young Pilot Geschrieben 1. April 2009 Geschrieben 1. April 2009 Ahhh so schön! Die Sonnenuntergänge sind wunderbar, thanks 4 sharing:008: Gruss Roman Zitieren
bleuair Geschrieben 1. April 2009 Geschrieben 1. April 2009 Ist das der Hammer, boah, danke Andi! Dankedankedanke!!! Und wenn ich das mitgerechnet habe, ist nach 2003, 2005 und 2007 nun auch heuer wieder ein Reislein angedacht, gell?! Btw super Argumentarium für die bessere Hälfte, die in unseren in x Jahren geplanten 8-Wochen-NZ-Ferien mir keine Woche Fliegen gönnen will :D Looking forward to part 3! Zitieren
Sandy Siegenthaler Geschrieben 1. April 2009 Geschrieben 1. April 2009 hier reicht ein danke-drücken nicht mehr... wunderschöne bilder und tolle infos von einem traumreiseziel! danke fürs mitnehmen!! Zitieren
B787 Geschrieben 1. April 2009 Geschrieben 1. April 2009 Auch der zweite Teil wurde von dir fantastisch in Szene gesetzt! :cool: Einfach nur traumhaft, mehr muss ich dazu wohl nicht mehr sagen... Freue mich ebenfalls auf den nächsten Teil! Vielen herzlichen Dank fürs mitnehmen! Zitieren
Delta Zulu Geschrieben 1. April 2009 Geschrieben 1. April 2009 Der erste Teil war ja schon genial,aber der zweite Teil schlägt dem Fass den Boden aus!HAMMER Eindrücke aus NZ!Vielen vielen Dank fürs mitnehmen auf diese Reise. Bin auf jeden Fall auf "standby" für Teil 3!:) Gruss Dominik. Zitieren
Andreas Stiller Geschrieben 2. April 2009 Geschrieben 2. April 2009 Unfaßbar, ein Traum ! Sandy hat recht, hier reicht der Danke-Button nicht mehr aus..... :eek: DANKE für die Arbeit, die Du in diesen Bericht gesteckt hast ! Zitieren
mattli83 Geschrieben 3. April 2009 Geschrieben 3. April 2009 Eigentlich sollte ich um diese Zeit arbeiten. Aber die letzte 45 minuten habe ich den 2. Teil deiner NZ reise gelesen, die Bilder studiert, und ein kleines bisschen geträumt..... Wow - ich bin sprachlos. :eek: Absolut genial, was du uns da zeigst. Und die Piloten, die dich bitten, mit der höhe runter zu kommen, dass ihr den Wal besser sehen könnt... da bekam ich gänzehaut. Nicht gedacht, dass es noch so nette Leute gibt. Vielen Dank für dein Bericht, und warte geduldig auf den 3. Teil. Gruss Mattli Zitieren
Manfred J. Geschrieben 4. April 2009 Geschrieben 4. April 2009 Ja ja, schon Wahnsinn diese Bilder. Muss man zugeben, ist einfach so! Deshalb auch von Mir, danke fürs Zeigen! grüsse Manni Zitieren
ArminZ Geschrieben 5. April 2009 Geschrieben 5. April 2009 Cooler Bericht, vielen Dank! Da kommen alte Erinnerungen hoch. Waren damals im 89 mit lokalem FI (Campbell?) auf einer kleinen Spritztour von Queenstowm mit dem Wakatipu Aero Club zum Milford Sound, und am folgenden Tag zum Lake Wanataka. Erinnere mich noch gut an die für CH-Verhältnise riesige Kompass-Deviation. War Queenstown damals ein Grasplatz (kann mich nicht mehr an eine ASPH-Piste erinnern)? Jugi am Lake Taupo (strictly non-alcoholic, und wir kamen zum Einchecken direkt aus dem Pub), und eine Unterkunft im alten Kapitänshaus (white house?) in Kaikoura. Damals leider keine Wale. Sandstrände deren Befahren mit dem Mietauto verboten war bzw. gewesen wäre :-) Und die schon erwähnte Bungy-Brücke natürlich. Den Eierbecher-Tip muss ich mir auf jeden Fall merken:cool: Zitieren
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