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Sleep Awareness Week


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Das National Transportation Safety Board NTSB hat gestern eine Pressemitteilung herausgegeben, die auf die Schlafprobleme von Flugbesatzungen aufmerksam macht und diese bekämpfen will.

 

Ich verstehe und begrüsse das.

 

Studien von namhaften Organisationen wie NASA und anderen gibt es unzählige und die Ergebnisse sind zum Teil erschreckend. Nicht wenige machen auf den gefährlichen Schafmangel aufmerksam, auf Grund dessen schon Besatzungsmitglieder während des Anflugs in den sogenannten Mikroschlaf (< 5 Sekunden) gefallen sind (Quelle).

 

Seit Jahren liegen sich Pilotengewerkschaften und Management vieler Fluggesellschaften in den Haaren und kämpfen um jede Stunde Arbeits- bzw. Ruhezeit. Dazwischen liegen die Piloten und Flugbegleiter, die getroffene Vereinbarungen und Kompromisse ausbaden müssen. Oft wird gerade von Aussenstehenden der Fehler gemacht, dass Flüge einzeln beurteilt werden. Welche Arbeitszeit kann man einem Besatzungsmitglied zumuten, wenn der Flug um die Mittagszeit startet? Zwölf Stunden? Vierzehn Stunden? Am runden Tisch sieht alles schnell einmal problemlos aus, wenn es isoliert betrachtet wird. Dabei spielt die Kumulation von Schlafmangel eine grosse Rolle.

 

Die Langstreckenfliegerei findet leider zum grossen Teil nachts statt. Steht ein Abflug kurz vor Mitternacht auf dem Plan, dann ist der normale Mensch schon über 16 Stunden wach. Ich bin ein Morgenmensch und das rächt sich in diesen Situationen. Vorschlafen lautet die Devise, nur gibt es medizinisch gesehen das Vorschlafen nicht. Man kann Schlaf nicht vorholen, man kann nur verpassten Schlaf nachholen. Beginne ich also meine Schicht um 23 Uhr und muss dann noch acht Stunden arbeiten, dann bin ich als „8 Uhr in der Früh Aufsteher“ bei Arbeitsende schon 23 Stunden wach. Und das erlebe ich bis zu sieben Mal im Monat.

 

Ein seriöser Lebenswandel, viel Sport als Ausgleich und wenig Nachteinsätze ausserhalb des Jobs helfen, die Folgen etwas abzuschwächen. Doch schon eine Baustelle in der Nachbarschaft oder Probleme in der Familie können das Wellnessprogramm in der Freizeit empfindlich stören. Der Körper reagiert dann in der Regel sofort. Letzten Monat habe ich zwei Freitage einfach verschlafen. Mehr als 30 (!) Stunden habe ich abgesehen von ein paar Pinkelstopps durchgeschlafen. Ich finde das nicht normal und mein Körper auch nicht.

 

Reinhard Mey besang einst die grenzenlose Freiheit über den Wolken. Ich geniesse sie noch immer, wenn ich auch ab und zu dabei einschlafe……..

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Hmmm, suche statt des "Danke" Buttons den "Mitleid" Button.

 

Schon allerhand was euch da zugemutet wird!

Jeder "Schichtarbeiter" (egal ob Morgen-, Abend-, oder Nachtmensch) kennt das Problem, und erlebt es sogar mehr als sieben Mal pro Monat. Nur geniesst dieser nicht das Privileg dass das Thema von Gewerkschaften und Nationalen Behörden thematisiert wird.

 

BTW auch er steuert Maschinen mit einem Gesamtgewicht von 230t...

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Das schreibt mir ein guter Kollege aus den USA :002:

 

........heute: 100 stunden flugzeit jeden monat (=300 stunden arbeits- oder praesenz zeit), in stinkenden hotels jede nacht, ueberteurter airport frass, einen tag fruehschicht 2:30 aufstehen, den naechsten tag spaetschicht, bis 1:00 nachts arbeiten, fuer $1800 im monat? hab nicht sehr freude am airline job, aber etwas anderes gibts zur zeit nicht.......

 

Er fliegt als Captain für eine bekannte Airline in den USA auf einer Dash-8

 

Gruäss

Andy

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Hallo fuzzi.

 

Als Airbusabkürzungsvollprofi weiss ich nicht, was BTW heisst.

 

Doch zu deiner Antwort:

 

Das NTSB ist eine amerikanische Behörde und denkt halt auch amerikanisch. Dort werden Probleme lokalisiert, angesprochen und nach Lösungen gesucht. Da ist das helvetischen Denkmuster, sich am schlechtesten zu orientieren, nicht gefragt.

 

Es ist die heilige Pflicht von allen Arbeitnehmern in allen Branchen auf Probleme aufmerksam zu machen. Es nützt nichts, wenn zahlreiche Experten nachher im 20-Minuten und hier im Forum diskutieren, wie der Zwischenfall hätte verhindert werden können. Das gilt für alle Schichtberufe.

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"Letzten Monat habe ich zwei Freitage einfach verschlafen. Mehr als 30 (!) Stunden habe ich abgesehen von ein paar Pinkelstopps durchgeschlafen. Ich finde das nicht normal und mein Körper auch nicht."

 

Aus medizinischer Sicht finde ich das absolut normal. Ich halte es auch für ein guten Indikator der dir die "Energie-Reserven" anzeigt, sie sollten nicht ausser acht gelassen werden. Im übrigen, wie angetönt, es ist nicht nur eine brennende Frage in der Verkehrsfliegerei, auch in Bereichen mit Schichtdiensten. Man sollte aber nicht den Fehler machen, hier Hürden zwischen den Berufen aufzubauen wo keine sind. Die Biologie reagiert bei allen gleich.....gerade scheinbar "sensiblere" Arbeitsbreiche wie die Verkehrsfliegerei haben da eine Führungsfunktion, die sich zwangsläufig in den anderen Bereichen niederschlagen wird, bis eben zu den Schichtdienstregelungen. Die SUVA u.a. können nicht beliebig mit verschiedenen Ellen messen, da gibt es aktuelle sozialrechtliche Auseinandersetzungen, da geht es um Milliarden! Die Rechtslage ist auch voll auf der Arbeitnehmerseite, leider werden immer wieder viel zu lange Übergangsfristen akzeptiert. Das wären mal sinnvolle gewerkschaftliche Themen.....

Bei uns in der Medizin ist es zumindest ein Thema, überall nimmt die Belastungen in den Pikett-Diensten zu. Wer um 2.00 oder 3.00 Uhr aus dem Bett gerufen wird, der schläft nicht mehr und geht mit einem entsprechenden Schlafdefizit in den Tag. Wenn das 1-3 pro Woche passiert (Pikettdienst Mo-Fr), dann ist das folgende Wochende nur zum Schlafen da....

Gerade zu fahrlässig wird das in manchen Betrieben mit Produktion rund um die Uhr gehandhabt. Da wechseln die verschiedenen Schichten wild durcheinander ab. Aber jedes Jahr geht es immer nur um ein paar Prozente in der Lohntüte. Wenn die Gewerkschaften sagen würden, an erster Stelle bessere Arbeitszeit- und Freizeitregelung, dass würden manche Arbeitgeber mehr ins schwitzen brigen, als sich im bekannten Ritus alle ein-bis zwei Jahre 2-3% mehr Lohn abringen zu lassen.

 

Gruss einstweilen

 

Bernhard (LSZH)

Arzt

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Peter, klarer Fall! Meld dich bei unserer Airline!

 

Dein frühester Flug ist um 7.10, deine letzte Landung um 21.35. Alles Local Time. Zeitzonen gibt es nicht. Nightstopps gibt es keine. Musst nicht mal ein neues Call sign einstudieren!

 

Bewerbungen an: pil.recruitment@helvetic.com

 

(und früher Captain wirst du auch!)

 

Happy Landings,

Dani

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Lukas Kaufmann

Sehr interessanter Artikel!

 

Was mich allerdings noch wundert: Sucht die Helvetic tatsächlich noch Leute?

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Sucht die Helvetic tatsächlich noch Leute?

 

Durchaus. Die meisten sind Ab-initio-FOs, aber auch erfahrene Leute werden gesucht. Als erfahrener FO kommst du sehr schnell ins Upgrading, bei entsprechender Qualifikation.

 

Dani

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Ich tue mich gerade schwer den Polizisten, der 4x hintereinander Nachtdienst 12h Nachtdienst hat, mit einem auf Linie arbeitenden Mitarbeiter zu vergleichen.

 

Aus meiner Warte fehlt beim Fliegenden Personal die Regelmäßigkeit vollständig. Es gibt eben keine 4 Tage hintereinander Nachtdienst. Man hat keine heimischen Ruhebedingungen und muss im Hotel schlafen. Hinzu kommen Klimawechsel u.v.m. Das dies körperlich mit Sicherheit fordernder ist als der normale Schichtdiensst, sollte unstrittig sein - oder soll ich mir die Mühe machen die entsprechenden (von Airlines teils heftigst torpetierten!) Studien zum Thema heraussuchen?

 

---

 

P.S.: Auch bei den großen Linien in Europa gibt es durchaus ruhige Stationen / Flotten mit wenig Lay Overs und netten Flugdienstzeiten...man muss ja nun nicht gerade A346 fliegen wollen...

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  • 3 Wochen später...

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