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Language Proficiency Certificate


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Mein Urin ist in Ordnung, das Blut immer noch rot und das Herz schlägt auch so, wie es sollte. Das attestierte mir vor einer Stunde meine Vertrauensärztin und meldete dies auch unverzüglich nach Bern ins Bundesamt. So bin ich nun stolzer Besitzer eines druckfrischen medizinischen Zertifikats und darf zumindest aus ärztlicher Sicht noch ein weiteres Jahr fliegen.

 

Gut, mein Gewicht hat etwas zugelegt, dafür hat das Hörvermögen leicht abgegeben. Auch bis zum Sehtestposter blicke ich noch einwandfrei und die Impfungen sind auf dem neusten Stand. So sitze ich jetzt entspannt im Zug nach St. Moritz und freue mich auf die freien Tage im Engadin.

 

Draussen tanzen die Flocken und drinnen schreien die Kinder herum, die sich auf die Skitage in den Bergen freuen. Aus Langeweile betrachte ich meinen Stapel Lizenzen und stosse bei diesen hochoffiziellen Dokumenten auf interessante Tatsachen. So erzählt mir das attachment to flight crew licence, welche Flugzeugtypen ich in der Vergangenheit schon gesteuert habe. Ein PA31/42 ist da ebenso aufgeführt, wie die alte Dame 747. Während ich mich noch bestens an den Jumbo erinnern kann, habe ich keine Ahnung, was der PA Dingsbums für ein Flugzeug war. Zum Jumbo habe ich ganze drei Einträge in der Lizenz. Die Flight Engineer Berechtigung ist 1998 abgelaufen und die des Copiloten 2001. Einige Jahre früher, genau vier Jahre bevor ich das erste Mal ein Propellerflugzeug steuerte, verfiel die Kapitänslizenz des 747 laut eben diesem attachment to flight crew licence. Wer bis anhin keinen Respekt vor mir hatte, sollte seine Haltung schleunigst ändern!

 

In der eigentlichen Lizenz sind fein säuberlich die gültigen Berechtigungen aufgeführt. Bei Nacht darf ich, im A330 darf ich und im A340 auch. Zum Funken bin ich qualifiziert und zum Fliegen nach Instrumenten ebenso. Natürlich ist das alles in Englisch aufgeführt und dass ich die Sprache auch verstehe, bezeugt das Language Proficiency Certificate auf Stufe 4. Erst im Jahre 2011 muss ich wieder beweisen, dass ich die Laute der Angelsachsen auch verstehe. Grund genug heute im Zug mit dem Lernen zu beginnen. Am besten starte ich mit ein paar aviatischen Wörtern, die man in der Fliegerei täglich braucht und schlage diese im Wörterbuch nach:

 

COCKPIT

Eine typische Wortschöpfung, die so noch nicht lange existiert. Das Wort pit heisst übersetzt Fallgrube, Fruchtstein oder einfach Box, wobei Box natürlich auch ein englischer Ausdruck ist, der sich über die Jahre bei uns eingeschlichen hat.

Wesentlich interessanter ist das Wort Cock. Cock bedeutet entweder Gockel oder Schwanz. Wobei der vordere und nicht der hintere gemeint ist.

Somit ist also ein Cockpit entweder eine Gockelbox oder eine Fallgrube für Schwänze. Je nach Crewzusammenstellung könnte ich dies unterschreiben.

 

MANAGER

Bei ersten Wort man muss man nicht lange nach der Bedeutung suchen. Ager ist schon wesentlich interessanter. Ich vermute einmal, dass es vom Wort age kommt. Wobei age einerseits Alter heisst und to age unter anderem auch vergüten. Somit ist ein Manager ein alter Mann oder ein Mann, der sich gerne vergüten lässt. Häufig trifft beides zu.

 

SENIOR FIRST OFFICER

Dieser Titel passt zu mir. Es handelt sich hier um einen alten, leitenden Angestellten.

 

CREW BUNK

Bunk wird in meinem Wörterbuch sowohl mit Koje, als auch mit Quatsch übersetzt. Die Grenze zwischen Koje und Quatsch liegt bei etwa 180 cm Körpergrösse.

 

CREW BAG

Ein auf den ersten Blick einfaches Wortpaar mit doppelter Bedeutung. Bag ist nämlich nicht einfach das Wort für Koffer, sondern auch das für Jagdbeute. Darum heisst Crew Bag übersetzt nicht Besatzungsgepäck, sondern Besatzungsjagdbeute. Wer das nicht glaubt, der beobachte eine Crew, die gerade aus dem Fernen Osten kommend in Zürich gelandet ist.

 

JAR

Jetzt begebe ich mich auf Glatteis, da die Interpretation von administrativen Ausdrücken nicht zu meinen Kernkompetenzen gehört. JAR steht - so viel ich weiss, für joint aviation requirements. Da haben sich die europäischen Länder zusammengeschlossen, um die Aviatik zu verkomplizieren äh zu vereinfachen. Jar steht im Englischen auch für Bierkrug und so kann man Teile der JAR Rules bedenkenlos als Bieridee bezeichnen.

 

Ach, das sind schon immerhin sechs Wörter. Bis zum Jahr 2011 habe ich noch etwas Zeit. Aber wenn alle Ausdrücke dieser Sprache so mehrdeutig sind, werde ich hart arbeiten müssen. Ich bleibe dran.

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Ooops! Danke für die JAR-Aufklärung. Du sprichst hier indirekt von den Gefahren moderner Bedeutungs-Änderung. Meine mentale Prägungsphase begann irgendwann Post-68, zwischen öffentlicher Frankfurter BH-Verbrennung und dem Ende Abbas. Zu der Zeit war JAR ein Teil eines Ohrenwurms (Whiskey in the Jar), zu dem es auch bald eine passende, plattdeutsche Version von Knut Kiesewetter gab, die ich aber dem Lesern aus der Schweiz nicht zumuten mag (Pay!, was auch nich engl. pay heißt, sondern ein niederdeutscher Vorname ist). Insofern wehre ich mich gegen die Änderung wesentlicher Bedeutungen meines mühsam akquirierten Wortschatzes, zumal es das jar zum portionsgerechten Abfüllen allerlei Getränke erheblich länger gibt als die Joint-Irgendwas.

 

Gruß

Karsten

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Wunderbar! Ein fliegender Literat :008:

 

Werde mit Sicherheit das nächste Mal über Deine Zusammenstellung schmunzeln, wenn ich mich in die Fallgrube für Schwänze begebe.

 

Grüsse,

Urs

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Na dann weiterhin frohes abheben Peter!

 

Aber nicht dass sich der alte leitende Angestellte demnächst mit einem Bierkrug in die Gockelbox begibt und hofft dafür eine gute Vergütung zu erhalten... ;)

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