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Schmierung oder Hitze, welches ist das grössere Problem?


Gast blackholesun

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Gast blackholesun

Hi

 

Ich hab grad bei hinweisen zu Verbrennermotoren gelesen, dass bei zu mageren gemischen, der Motor leicht überhitzt, und somit schnell schaden nehmen kann.

 

Meine Frage ist nun, ob der Motor eher daran kaputtgeht, dass er zu wenig schmierung bekommt, oder ob er einfach überhitzt, und so das Material thermisch zu sehr beansprucht wird (was man doch rein theoretisch mit einer Wasserkühlung beheben könnte)

 

danke für jede Antwort, greez Lukas

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Hallo Lukas

 

Bei einem Benzinmotor (Modell) ist ein mageres Gemisch #1 für einen fatalen Motorenschaden. Und bei einem mageren Gemisch fehlt es somit an allem. Also auch am Oel per se.

 

 

Hier ein guter Bericht.

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Vielleicht wieder mal zur Präzisierung:

Es ist hoffentlich die Rede von Nitro-Motoren, also Glühzündern, nicht den wirklichen Benzinern...

 

Bedenke die Temperaturgefälle:

Umgebung bei uns im Sommer 20°C, Betriebstemperatur am Kopf (!) zwischen 100 und 120°C (im Betrieb, nicht nach dem Abstellen husch-husch gemessen). Durch zu mageren Betrieb kommst du schnell in den Bereich von 180°C, also anstatt eine Differenz von 80°C plötzlich 160°C...

 

Ich persönlich bin überzeugt, dass die Schmiermittel (in "nicht-chinesischen" Marken) bis 200°C Hitzebeständig sind, die Schmierung also zumindestend von der Seite der Verdampfung oder Verkoksung gegeben. Problematisch wirds aber dann, wenn zuwenig Treibstoff als solches zugeführt wird, denn dann wird auch zuwenig Schmierstoff zugeführt. Und dann kann man nur noch hoffen, dass die Notlaufeigenschaften der Öle gut sind, und die Stoppuhr bereitlegen.

Die Probleme durch zu mageres Laufen sind Vielfältig: Kolbenklemmer durch ungenügende Schmierung im Zylinder, Klemmer irgendwelcher Teile durch ungenügende Schmierung, Bruch des Pleuel durch Detonation (frühzeitige Zündung), Absprengen des Zylinderkopfs durch Detonation, Rausvibrieren der Kerze durch Detonationen, Abschmelzen des Glühwendels durch Überhitzung (allerdings best-case scenario), Desintegration der Kugellager durch Detonationen, Durch- / Abschmelzen der Kerze, Abschmelzen des Kolbens, Angefressene Kugellager, die durch den Temperaturunterschied nicht mehr im Sitz waren und durchdrehten, und so weiter und so weiter... Pick your choice...

 

Die Motoren sind in dem Sinn nicht speziell sensibel, sondern wurden einfach nicht dafür gemacht, was ihnen der ungebildete Anwender abverlangen will...

Das Problem ist nicht, dass die Motoren Schwachpunkte haben (hat eh alles einen...), sondern dass das Konzept vom Glühzündermotor einfach und genial ist, aber beim besten Willen nicht verstanden wird und daher falsch bedient wird, genau wie die Lycoming-Motoren... Um die Nitromotoren "besser" (= in dieser Fragestellung wohl robuster) zu machen, brauchts nicht Wasserkühlung und ähnlichen Kribambel, sondern ein komplett anderes Antriebsonzept.

Aber dann sinds nimmer Nitromotoren... ;)

Die Glühzündermotoren gibts schon Jahrzehnte, und da wurde schon Jahrzehnte lang rumgetüftelt, das wir mittlerweile technische Wunderwerke haben. Nur sind die Dinger eben so hochgezüchtet, dass man Fachkompetenz besitzen muss, um jahrelangen Spass dran zu haben.

 

Wasserkühlung mag eine valable Lösung sein.

Bevor du aber Kühlmaterial in das fliegende Modell einbaust, welches ziemlich genau ein Verhältniss von Volumen zu Gewicht von 1 zu 1 hat, würde ich dir eher empfehlen:

Lern den Motor kennen, wie man ihn bedient, was er von dir verlangt, was du ihm geben musst. "Know your vehicle!"

Anstatt den Antrieb mit teurer Wasserkühlung zu pimpen, verwende lieber anständigen Treibstoff, der auch mal etwas Nitro hat und dafür etwas mehr kostet. Warum mehr Nitro weisst du, wenn du den obigen Schritt gemacht hast.

Pass den Propeller an dein Motor, dein Modell und deine Flugweise an. Glaubt zwar heutzutage keiner mehr, da man ja heute dank GeizistGeil für wenig Geld ein stärkeres chinesisches Zugpferd kaufen kann, wirkt aber wirklich Wunder...

Und überlege, ob vielleicht dein Modell als solches überhaupt dafür geeignet ist, das zu tun, was du möchtest. Denn zum Beispiel bei einer behäbigen PiperCub mehr Speed durch abmagern rauszuholen... Schon gesehen, aber, naja...

 

Schlussendlich, - mag möge mich für diesen Absatz steinigen, letztlich trifft er aber des Pudel's Kern der heutigen Zeit - wenn alles obige nach deiner Meinung eh nur für Sissi's, Warmduscher und Perskindolbadnehmer ist ;) , dann überlege, ob du nicht ein anderes Hobby brauchst, etwas, wo du weniger geben aber mehr konsumieren kannst...

 

Meine persönliche Quintessenz:

Billigstmotor aus achter Hand, betrieben mit komischem günstigst-Treibstoff ausm Internet, und geflogen mit Null Vorwissen, das geht nicht. Modellflug und billig geht nicht.

Zumindest nicht am Anfang.

Betreibe dein Nitromotor immer mit vertrauenswürdigem Treibstoff, wenn möglich das Leben lang mit dem gleichen, lerne ihn einzustellen, am Klang der Auspuffnote den Zustand zu erkennen, besorg dir am Anfang Hilfe zum Überprüfen auch wenn du das Gefühl hast, alles überkorrekt gemacht zu haben, bleibe beim Gemisch lieber zwei Klicks auf der reichen Seite anstatt einen auf der mageren, auch wenn du gedanklich Banknoten aus der Auspuff tropfen siehst, und lass deinen Motor gereinigt an einem kühlen und trockenen Ort lagern - keinesfalls in der Garage - damit er frei von Korrosion bleibt.

Dann - da bin ich überzeugt - lebt dein Motor ein Leben lang...

 

Liebe Gruess,

 

Dani

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Gast blackholesun

Hi

 

Danke viel mal für die ausführliche Antwort, auch danke für die vielen Hinweisen :005:

 

Zu deiner Beruhigung erstmal, die Frage war rein interessehalber, da ich keine Ahnung von solchen Sachen habe.

 

Nun meine Anschlussfrage wird das wohl bestätige, wenn ich von Nitromotoren spreche, was ist dann den grosse Unterschied zu Benzinmotoren (von denen es eh kaum was gibt, wie ich gesehen habe).

 

freundliche grüsse Lukas

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Salü Lukas!

 

Nun, Benzinmotoren sind vor allem in den letzten fünf Jahren aufgekommen.

Sie werden vor allem von "Nischenbetrieben" vertrieben, wie zum Beispiel Tony-Clark Practical-Scale, welche sich halt schon vor zehn Jahren der Thematik angenommen haben und jetzt ihren Ruf mit der Erfahrung gefestigt haben. Firmen wie Graupner haben da relativ wenig Chancen, da ihre Hauptzielgruppe vor allem der ambitiöse Feierabend-Schaumwaffel-Pilot ist. Und ein Benzinmotor kann man nun halt mal nicht vor eine Schaumwaffel montieren...

 

Grund dafür liegt in der Grösse der Motoren, welche meist mit dem Hubraum von 20ccm beginnen und dann nach oben weggehen.

Technisch der grösste Unterschied liegt in der Art der Zündung, welche aktiv mit einer Zündkerze geschieht, entweder "the good old fashioned way" über Magnet und Induktionsspule, oder neumodisch und bequemer zum anlassen über Sensoren, Steuerelektronik und Batterie. Eigentlich exakt gleich wie beim Ciao oder Puch oder wie die Töffli's auch heute heissen.

Betrieb erfolgt ebenfalls wie beim Ciao&Puck&Co mit normalem Benzin, mit Öl zugemischt. Wobei sich die Geister bei der Menge des Zugemisch scheiden. Einige jonglieren mit Zahlen bis zu 1:60, eine gute und fundierte Zahl ist 1:30, ängstliche mit Rauchmaschinen gehen auch mal 1:20. Dabei kommts auf die Drehzahl des Motors, die Kühlung, Typ des Öls und vor allem auf das Können im Umgang mit der Gemisch-Schraube an. Wo man beim Nitro mit einer Grundöffnung von 2,5 Umgängen und 1/8-Umdrehungen der Gemisch-Schraube spielt (=2clicks), verstellt man das Gemisch beim Benziner ab einer Grundeinstellung von 7/8 mit 1/16-Umdrehungen, wobei 1/8 schon den Hitzetod des Motors bedeuten können... Ist dann das Gemisch schon von Beginn mager eingestellt, kann man fast mit der Stoppuhr nebendran stehen und auf den Kolbenklemmer warten...

 

Der Vorteil des Benzinmotors liegt im Preis des Treibstoffs und der Leistungsklasse (so 4m-Scale-Viecher kriegt man mit einer 30erchen OS halt wirklich nicht mehr in die Luft...) sowie der Einfachheit der Mechanik. Durch den Vergaser wird das Gemisch ständig dem Umgebungsdruck angepasst, wodurch nicht mehr wie beim Nitro tagtäglich an die Umgebungsvariablen neu gemischt werden muss.

Zusätzlich verfügen Benzinmotoren über das grössere Drehmoment, wodurch kleinere Drehzahlen an den Propellern gewählt werden können und somit das gesamte Lärmniveau massiv gesenkt wird. Selbst erlebt: Ein anständig gebauter Porter mit 3,4g Spannweite ist leiser als ein Töffli...!

Plus brauchts dank integrierter Zündung und geringem Verbrauch kein Glühkerzenkabel, kein Startermotor, etc etc. Man kommt mit dem Modell auf den Platz, ein kleines 5l-Kanisterchen mit Hand-Balg-Pumpe und dem Sender und hat ein Tag lang Spass. Ganz vergessen: Einkaufstüte mit Bratwurst und alkoholfreiem Bier zusätzlich in der Hand mit dem Sender... ;) Sonst brauchts nix...

 

Der Nachteil liegt in der Filigranheit der Einstellungen - man sollte wirklich wissen, was man tut, sonst raucht der Motor schnell mal im Nirvana. Und je nach Betrachtungswinkel auch in der Grösse, da 18ccm das kleinste ist, was ich je sah.

 

Aufgrund der Grösse des Modells kann man aber nicht mehr "schnell-schnell" hinter dem Haus auf dem Feldweg ein Flüglein machen, sondern sollte sich wirklich auf ein Modellflugplatz begeben. Sprich Grundlagenforschung am 30April jedes Schaltjahres nach dem Feierabend, das liegt nicht drin - es sei denn, man hätte viel Geld.

Wer jedoch dieses Stadium der Fliegerei erreicht hat, der dürfte sowieso auch aus anderen Gründen schon längt alteingesessenes Clubmitglied sein...

 

Liebe Gruess,

 

Dani

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Gast blackholesun

Hi

 

Danke für die ausführliche Antwort.

 

Also unterm Strich, eignen sich Benziner für Leute dei sicher wissen was sie tun und grosse Modelle haben, Nitros für die die etwas weniger sicher sind und kleiner Modelle.

 

Beide gehen kaputt wenn sie überhitzen weil die Schmierung verdampft, es somit zur erhöten Reibung zwischen Kolben und Zylinder kommt was Kolbenklemmer/fresser zur Folge hat.

 

Eine besser Zylinderkühlung würde also nicht so viel bringen bzw. währe zumindest sehr riskant, weil man primär den Zylinder kühlt, nicht jedoch den Kolben.

 

danke für die ausführliche Antwort, greez Lukas

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