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Kerosinzuschläge: Option auf Gewinn?


bleuair

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Hallo zäme,

 

Wir wissen es alle, Öl und seine Derivate sind günstig wie noch (fast) nie. Die Preise für Autobenzin und -diesel fallen in regelmässigen kurzen Abständen - an der Zapfsäule kriegen wir es beinahe tagesaktuell mit.

 

Nun habe ich mich gefragt, ob es sich mit den Treibstoffzuschlägen bei Airlinetickets (und auch bei "Nass-Vercharterern") gleich verhält? Oder werden diese Zuschläge im Sinn eines "Gentleman Agreement" solange nicht reduziert, wie die KonsumentInnen die nun relativ zu hohen Zuschläge ohne zu meckern bezahlen?

 

Die Frage gilt natürlich für alle Dienstleistungen, die einen ausgewiesenen Preisbestandteil "Treibstoffzuschlag" enthalten, also wohl auch Stückgutfracht, GA-Flugzeug-Charterpreise, ...

 

Sicher können Frequent Flyer sagen, wie sich die Zuschläge in den letzten Monaten entwickelt haben. Dass Jet-A1 viel günstiger ist, scheint klar, aber wird das den Kunden weitergegeben oder behält man diese "Gewinne" unter der Decke?

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Oder die Airlines müssem diese Zuschläge weiter verlangen weil sie sonst die hohen Verpflichtungen aus dem Treibstoff Hedging nicht bezahlen könen.

 

Wolfgang

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Ich habe mich ein bisschen mit diesem Thema befasst (als Teil meiner Maturarbeit, die ich im Moment schreibe).

Nun, ich denke es ist letztendlich immer eine Frage, was der Markt verträgt. Die Treibstoffgebühren sind nichts anderes als ein Preisinstrument, genausogut können die Airlines ja auch einfach höhere Buchungsklassen freischalten (Revenuemanagement). Die Treibstoffgebühren sind lediglich ein Passagierfreundlicheres Mittel, die Preise zu erhöhen. Da wir uns derzeit aber in einer Rezession (oder kurz davor) befinden, die Nachfrage anscheinend extrem gesunken ist, muss auch der Preis sinken.

Die Airlines werden dies nun wohl vorzüglich durch Senken der Treibstoffgebühren machen, da diese ein sehr flexibles Pricinginstrument sind, welche bei höherem Ölpreis sofort wieder erhöht werden können.

Wie bereits erwähnt, die Nachfrage bestimmt eben entscheidend die Flugpreise, da es eine Branche mit einem massiven Konkurrenzumfeld ist. Keine Airline kann längerfristig enorm höhere Preise fordern als die Konkurrenz (ausser natürlich, sie unterscheidet sich entscheidend). Deshalb haben nun auch alle europäischen Airlines praktisch gleichzeitig die Gebühren gesenkt.

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Was ich nicht ganz verstehe:

Airlines kaufen Treibstoff zu im voraus festgelegten Priesen.

 

Nehmen wir mal an, eine Fluggesellschafe sichert sich Treibstoff für ein Jahr.

Nach einem Monat wird das Öl und somit der Treibstoff teurer.

Warum erhöt nun diese Airline die Treibstoffzuschläge? Sie bezahlt ja immernoch dieselben Priese...

 

Gruss Christoph

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Nehmen wir mal an, eine Fluggesellschafe sichert sich Treibstoff für ein Jahr.

Nach einem Monat wird das Öl und somit der Treibstoff teurer.

Warum erhöt nun diese Airline die Treibstoffzuschläge? Sie bezahlt ja immernoch dieselben Priese...

 

Weil nie der gesamte Bedarf an Kerosin gehedgt wird. Viele Airlines sehen Hedging lediglich als Risk Management Tool. Um sich gegen einen Preisschub nach oben abzusichern, geben sie gleichzeitig einen Preisvorteil gegen unten ab. Lufthansa betreibt beispielsweise eine Rolling Hedge Strategie, bei der ca. 80% des Fuels des nächsten Jahres gehedgt ist. Steigt aber der Preis weiter, muss natürlich auch für die Hedges der weiteren Monate mehr bezahlt werden, so dass der Fuelaufwand trotzdem steigt, einfach nicht in dem Umfang wie für Airlines ohne Hedging, Ryanair zum Beispiel.

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Auch die Ryanair "hedged". Der aktuelle Kerosinbedarf wurde nach eigenen Angaben zu 80% für einem Durchschnittspreis von 124$/Barrel Rohöl gesichert.

 

Durch die Bezugsrechte wird der Anstieg der Preise nur abgepuffert und schlägt erst später voll durch. Umgekehrt aber auch genauso.

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Hm, das mit dem Fuel hedgen macht irgendwodurch Sinn, danke für Eure Inputs. Wenn ich mir vorstelle, dass für >120$/Barrel gehedgt wurde und der Preis jetzt 25% davon ist...

 

Zwar scheint es einfaches Mittel für Preisanpassungen, aber für Kunden, die vom Hedgen nichts verstehen, ist es nicht nachvollziehbar, dass die Preise jetzt oben bleiben...

 

Spannend ist es auch zu schauen, wann und zu welchem Preis die Airlines dieser Tage einkaufen (Güter oder Bezugsrechte)... Persönlich befürchte ich fast, dass das Pendel schon bald wieder in die andere Richtung ausschlägt - verschärft durch die Produktionsverknappung, gelindert durch allgemein "grüne" Bemühungen seitens der Verbraucher.

 

Für Airlinekunden heisst dies also, dass sie heute für etwas bezahlen, was in der Vergangenheit "verbockt" wurde... Immerhin schön konsequent verglichen mit anderen Lebensbereichen. :D

 

Damit verdienen sich also die Treibstoffanbieter die goldenen Nase und die Airline stecken die Prügel ein. Damit wäre meine Eingangsfrage beantwortet... Ich gehe Shell-Aktien bestellen. :rolleyes:

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Ready for Takeoff
Für Airlinekunden heisst dies also, dass sie heute für etwas bezahlen, was in der Vergangenheit "verbockt" wurde... Immerhin schön konsequent verglichen mit anderen Lebensbereichen. :D

 

Nun, die Airline Kunden haben dafür auch sehr lange davon profitiert, dass die Tarife tief blieben gerade wegen den Hedges. Also das mit dem büssen für Verbocktes ist relativ.

 

Damit verdienen sich also die Treibstoffanbieter die goldenen Nase und die Airline stecken die Prügel ein. Damit wäre meine Eingangsfrage beantwortet... Ich gehe Shell-Aktien bestellen.

 

Bin ich nicht ganz sicher: Die Treibstoffanbieter müssen ja auch 1:1 mit den tieferen Marktpreisen leben. Es sind ja nicht in erster Linie Shell und Co, welche bei den Hedge-Transaktionen die Gegenpartei für die Airlines sind - wohl eher die Finanzwelt, institutionelle Anleger etc. usw.

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Es sind ja nicht in erster Linie Shell und Co, welche bei den Hedge-Transaktionen die Gegenpartei für die Airlines sind - wohl eher die Finanzwelt, institutionelle Anleger etc. usw.

 

Genau so ist es, beim Hedging werden Geschäfte betrieben mit Finanzinstitutionen (Banken). Die Treibstofffirmen machen da eigentlich keinen allzu grossen Gewinn, sie funktionieren einfach als Lieferant.

 

Mirko, eigentlich ist das Ziel des Fuel Hedgings nicht, den Profit zu vergrössern, sondern sich eben gegen die Volatilität des Preises abzusichern. Die grossen Airlines machen keine Optionsgeschäfte, um Gewinn zu machen, sondern, um bereits einige Zeit vorher zu wissen, wie viel sie für den Kostenfaktor Fuel bezahlen werden. Somit lassen sich dann die anderen Kostenfaktoren anpassen. Zudem kann so der Flugpreis viel früher berechnet werden, womit wir wieder bei den Zuschlägen wären, die eine Airline je nach Fuelpriceprediction erheben kann.

 

Zu sagen gibt es vielleicht auch noch, dass nicht alle Airlines gleich betroffen sind vom Preissturz. Es kommt hierbei ganz auf die Art der Hedgegeschäfte an, die eine Airline betrieben hat (Put/Call Optionen, Swaps).

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Mirko, eigentlich ist das Ziel des Fuel Hedgings nicht, den Profit zu vergrössern, sondern sich eben gegen die Volatilität des Preises abzusichern. Die grossen Airlines machen keine Optionsgeschäfte, um Gewinn zu machen, sondern, um bereits einige Zeit vorher zu wissen, wie viel sie für den Kostenfaktor Fuel bezahlen werden. Somit lassen sich dann die anderen Kostenfaktoren anpassen. Zudem kann so der Flugpreis viel früher berechnet werden, womit wir wieder bei den Zuschlägen wären, die eine Airline je nach Fuelpriceprediction erheben kann.

Falls der Eindruck entstand, ich sähe einen Zusammenhang zwischen Hedging und Erfolg, dann trifft dies natürlich nicht zu. Das Ziel des Hedgens ist mir klar.

 

Es ist einfach etwas dumm, dass "im Voraus zu wissen was ich für den Sprit zahlen muss" nur dann gut für den Kunden ist, wenn der Preis tiefer ist als die Kosten. Aus Unternehmersicht ist es sowieso gut. Aber ich denke, dass sich jetzt manche Airline die (dünnen grauen) Haare rauft, weil sie mit Marktpreisen viel tiefere Zuschläge einfordern könnte.

 

Aus Kundensicht ist es gegenwärtig eben genau umgekehrt "schön" - vielleicht wurden sie in den teuren Zeiten bevorzugt, was nicht richtig ist - jetzt bluten sie, was auch nicht richtig ist. Die Kunden wurden erst kurzfristig gehätschelt und jetzt langfristig verarscht (hoppla, das war jetzt etwas polemisch) aber irgendwie weiss ich nicht so recht ob ich eher für die Situation der Nachfrager Verständnis zeige oder für jene der Anbieter :005:

 

Wäre interessant zu beobachten, was mit der Nachfrage passiert, wenn eine oder mehrere Airlines proaktiv a) die Reduktion des Treibstoffzuschlags propagieren würden und/oder b) die Differenz zum Marktpreis in CO2-Projekte investieren würde(n).

 

Ach ja, Aktien von Finanzinstitutionen werde ich keine kaufen :D

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kurzfristig gehätschelt und jetzt langfristig verarscht
Da Du so sicher bist, dass die Rohölpreise langfristig so niedrig bleiben wie sie es zuletzt vor vier fünf Jahren gewesen sind, solltest Du es doch mal mit Börsenspekulationen versuchen. ;) Achte aber auch auf die Dollar/Euro-Komponente.
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