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Fliegerei (PPL/UL) ja oder nein? Meinungsforschung... :-)


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Geschrieben

Hallo Leute,

 

ich wende mich mal an Euch mit einer ungewöhnlichen Frage, die Ihr mir letztlich zwar final auch nicht beantworten könnt, aber mich würde einfach mal Eure Meinung interessieren, da Ihr mich vermutlich zu 90% auch verstehen könnt.

 

Ich weiß nicht, ob ich in dieser Rubrik richtig bin, falls nicht, sorry. Ist mein erster Beitrag und ich lerne ja noch dazu.... :005:

 

Ich habe vor einigen Jahren (ca. 6) meinen Flugschein (UL) ganz bewusst verfallen lassen, da zu diesem Zeitpunkt bestimmte Vorraussetzungen (u.a. auch Geld) nicht stimmten und ich auch nicht irgend wann einmal einen Zeitungsartikel (Unfallmeldung) über mich hinterlassen mochte, welcher auf das Einhalten der Mindeststundenzahl über Jahre hinweg zurückzuführen sei. Wenn, dann wollte ich da ganz konsequent sein.

 

Nun, wie Ihr Euch vermutlich denken könnt, hat mich die Fliegerei natürlich nicht losgelassen. Viele Dinge, auch beruflich, haben sich geändert und von den äußeren Bedingungen her würde jetzt eigentlich alles passen, um wieder ein- und aufzusteigen. Für mich bedeutet die Fliegerei wirklich alles im Leben. Ich bin nicht in der Lage, einen Spaziergang zu unternehmen, ohne jeder Cessna oder jedem Airliner am Himmel hinterherzusehen. Ich schaffe es nicht, einige Sequenzen des Filmes „One Six Right“ zu schauen, ohne dass heimlich die Emotionen Überhand nehmen. Ich wäre in der Lage, eine 40-seitige Abhandlung über meinen ersten Alleinflug zu schreiben, über alle Gedanken und Empfindungen, die in diesem Moment auf mich eingeströmt sind.

Was ich damit sagen will: Ich bin wirklich mit dem Herzen dabei, es ist mehr als nur „ein Hobby“.

 

Ich würde nun gern Eure Meinung dazu hören, weil…. In Kürze werde ich Vater, ganz sicher auch ein sehr einschneidender Moment in meinem Leben. Und ich mache mir Gedanken, ob dieses Hobby nicht doch zu gefährlich ist in dieser Situation. Vielleicht klingt das für Euch, die Ihr momentan nicht in dieser Entscheidung steht, ein wenig zu weit hergeholt, aber ich möchte nicht, dass meine Familie irgendwann mal ohne mich dasteht.

Natürlich weiß ich, dass das Leben an sich auch Gefahren bietet, aber dennoch: Wir alle wissen, dass die private Fliegerei durchaus nicht ungefährlich ist, alles Andere wäre Augenwischerei. Man kann natürlich mit Verstand, gesunder Vorsicht und guter Vorbereitung viele Situationen meistern, ein gewisses Restrisiko meinerseits oder Gefahren, deren Ursachen auch bei anderen liegen könnten, bleiben aber.

 

Ich habe da einfach ein wenig ein schlechtes Gewissen, obwohl mich meine Frau völlig unterstützen würde. Mir sind da in Gedanken die Geschichten vor Augen von den Leuten, die nach der Geburt des Kindes Ihr Motorrad verkaufen. Das ist doch schon eine ähnliche Geschichte.

 

Was meint Ihr dazu? Kennt Ihr ähnliche Ängste? Was würdet Ihr tun?

 

Ich danke Euch.

 

Andreas

Geschrieben

Hallo Martin,

 

danke, da hast Du vermutlich Recht mit dem "Treffen auf der Straße".

Der finanzielle Punkt ist schon bedacht und es würde - zumindest wenn ich erstmal im UL-Bereich bleibe - durchaus funktionieren.

 

Andreas

Geschrieben

Sagen wir mal, die Fliegerei ist nicht ungefährlich, aber du hast es zu einem guten Teil selbst in der Hand, welche Risiken du eingehen willst. Wer beim Wetter auf der sicheren Seite bleibt, hat IMHO schon einen grossen Teil des Risikos weg.

Geschrieben

Mal andersherum: Autofahren, Ski-Fahren und Motorräder sind von ähnlicher Gefährlichkeit. Hast du schon mal in solchen Foren angefragt, was diese Jünder zu deren eigener Gefährdung sagen?

 

Wahrscheinlich nicht, weil du die Gefährdung in den 3 Sparten für beherrschbar hällst. Dein eigenes Gefährdungsmanagement (Angst-System) verbucht Autos, Skier und Motorräder als beherrschbar, weil bekannt, weil "machen doch alle" oder aus sonstwelchen Gründen.

 

Von Flugzeugen am Boden geht eine geringe Gefährdung aus. Gefährlich kann es erst werden, wenn du selbst einsteigst und sowohl deine eigenen als auch die Parameter deiner Maschine überstrapazierst. Eine meiner nachhaltigsten Erfahrungen in meiner Ausbildung, die schon eine große Weile her ist, war das von einem knochigen Fluglehrer selbst erwählte Ausbildungsfach "Selbstdisziplin". Der Kerl konnte es einfach nicht lassen, alle paar Minuten dich selbst hinterfragen zu lassen, ob, ob nicht, wenn ja, wieso dann ... Das fand ich wirklich bemerkenswert. Ich steige nicht halb so bewußt in ein Auto ein, fahre aber durchaus mit ähnlicher Geschwindigkeit und nur 1 m Abstand neben anderen Fahrzeugen - OHNE mit Gedanken zu machen. Gut, wenn es regnet wird's halt langsamer, aber sonst?

 

Selbstmanagement und Selbstdisziplin, Akzeptanz von Fehlern und Gehlermanagement, wenn das alles fließend in die Birne geht, ist es von Vorteil und beschert jahrelanges Flugvergnügen. Immer daran denken, das ist Hobby oder Sport, kein Stuntman Vertrag oder Fließband Arbeit. Respekt vor Technik, Wetter und der Luft, wissen das Fehler passieren, Fehler abarbeiten und in Zukunft vermeiden, dann klappt's schon.

 

Der Luft ist es übrigens weitgehend egal, ob du mit einem UL oder PPL unterwegs bist. Die Maschine muss zu die passen, dann ist es (fast) egal, was auf der Seite steht.

 

Gruß - Karsten

Geschrieben

@Patrick:

Wenn man sich die Statistiken ansieht, kann man wirklich nur zu Deiner Schlußfolgerung kommen. Das Wetter mach viel aus.

 

@Karsten:

Es stimmt, andere Gefahrenpotentiale blendet man gern aus, da sie uns geläufiger sind und wir uns einfach daran gewöhnt haben, so, wie einige von Euch mit viel Erfahrung ebenso ruhig in den Flieger steigen wie in ein Auto.

Ich finde das toll, dass dieser Fluglehrer so mit Dir "umgesprungen" ist. Dieses Selbsthinterfragen ist einfach eine verschärfte Form der Frage "Was wäre wenn". Und nicht umsonst wird auch in der kommerziellen Fliegerei der richtigen Abhandlung der Checklisten und den Simulatorprüfungen eine so große Bedeutung zugemessen. Weil man einfach Problem, die einem bewusst sind, sehr viel schneller in den Griff bekommt oder eine Lösung sehr viel schneller und richtiger parat hat.

 

Da gab es doch irgend einen Spruch, weiß ihn nicht mehr genau, aber ungefähr: "Lerne aus den Fehlern Anderer, denn Du wirst nicht alle Fehler selbst machen können und dabei daraus lernen."

 

Danke für Eure Meinung. Wie gesagt, letztlich muss ich es selber entscheiden, aber mich interessiert für die Entscheidungsfindung, wie Andere mit der gleichen Leidenschaft darüber denken. Weitere Gedanken sind sehr willkommen.

 

Andreas

Geschrieben

Hallo Andreas

 

Herzliche Gratulation zum bevorstehenden Nachwuchs! Sich in dieser Situation solche Gedanken zu machen verdient meinen Respekt.

 

Nun, das Risiko des Fliegens beeinflusst der Pilot im Wesentlichen selbst. Die Gründlichkeit der Ausbildung, die Selbsteinschätzung und auch der Trainingsstand sind für die Sicherheit in der Luft hauptentscheidend.

Gerade mit "wachsender" Familie ist vielfach sowohl die Zeit wie auch das Budget etwas knapp für solche Hobbys; diese Dinge und die damit verbundene Routine im Cockpit hat jedoch mehr oder weniger direkte Auswirkung auf die Sicherheit in der Luft. Wie das in Deinem Fall aussieht, weisst Du natürlich am besten und wird/würde sich dann 'in der Praxis' auch schnell zeigen.

 

Wenn Du aber, nach eigener Aussage, "mit ganzem Herzen dabei bist" und dann erst noch eine Frau hast, die Dich in Deinen Interessen unterstützt, warte nicht länger als unbedingt nötig mit dem Wiedereinstieg! Motorradfahren ist gefährlicher. ;)

Geschrieben

Andreas,

Ich habe einige Freude und Verwandte mit Kindern im Alter zwischen 1 und 12 , und allen habe ich, wenn ich gefragt wurde, geraten, bis zur Pubertät des Nachwuchses "unnötige" Risiken zu meiden, solange man als Eltern gemeinsame Verantwortung zu tragen hat und tragen will. Sonst könnte der Vater durchaus dereinst als Egoist in Erinnerung bleiben, dies, wie es auch schon einige Male vorkam, sogar zusammen mit der Mutter. Mein Jugendfreund weiss davon ein trauriges Lied zu singen. Ich weiss, diese Meinung ist in diesem Forum nicht mehrheitsfähig. Ich selber hielt mich daran. Und es gibt mir deshalb stets zu denken, wenn ich zur Zeit einen nicht mehr so jungen Pilotenschüler unglaublich fleissig, aber mit viel Gemurkse schulen sehe: er wird jeweils von seiner Frau, die nach eigenem Bekunden nie in einen Sportflieger steigen wird, und drei vorschulpflichtigen Kindern abgeholt.

Gruss Hannes

Geschrieben

Deine Denkweise, Ikos, halte ich für relativ "gefährlich". Irgendwann sind die Kinder aus dem Haus. Was kommt dann für eine "Ausrede"? Benzinkosten, CO2, global warming, Lärm in der Nachbarschaft ... Gründe, seine Wünsche zurückzustellen gibt es ebensoviele, wie sie sich zu erfüllen. Irgendwo wird immer ein verunglückter Pilot eine Familie zurück lassen. Das aber passiert auch bei Autofahrern, sogar bei Bahnfahrern, das passiert im Berug und den Hausfrauen beim Fensterputzen. Wenn du sosehr mit Risikovermeidung beschäftigt bist, gruppierst du dein Leben um das Risiko herum. Theoretisch möglich, aber was ist daran noch Leben? Und was willst du deinen Kindern erklären? Vermeidet alles, bis ihr groß seid. Dann vermeidet alles, bis ihr Einkommen habt und das Hausbezahlt ist. Vermeidet Kinder, bis ihr wenigstens einen Vorstandsposten mti Abfindung habt? Dein Leben buchstabiert sich als Vermeidung und Kinder wachsen mit dem schlechten Gewissen auf, dass sie an allem Schuld sind, was die Eltern nicht gemacht haben (und sich deswegen scheiden lassen). Wenn man Kinder groß ZIEHT, müssen sie zwangsweise auch negativer Erfahrungen machen. Sicher, Waise oder Vollwaise sollte nicht unbedingt dazugehören. Ein Leben in Wattebäuschchen mit Hauslehrer und Atemschutzmaske vermittelt aber auch nicht die richtige Welt und es macht Kinder nicht zu selbstständigen Mitbürgern, die Risiken einschätzen können und deshalb zu wertvollen Mitbürgern werden, weil sie so VERANTWORTUNGSVOLL werden. Verantwortungsvoll heißt aber nicht, sich vor allem und jedem zu fürchten vor Unangenehmen davon zu laufen, um das Risiko der Auseinandersetzung zu vermeiden. Dann müßte man auch Nachbarschaftshilfe und Lokalpolitik vermeiden, weil man ja immer von einem Gegner eins auf die Rübe kriegen könnte. Ne, ne, verantwortungsbewußte Mitbürger werden so nicht gezeugt.

 

Und nochmal: Warum stellt man sich nicht die gleiche Frage, wenn man zum Skifahren geht oder in die Bahn einsteigt? Sollten verantwortungsvolle Eltern zukünftig nicht mehr Bahn und Ski fahren?

 

Gruß - Karsten

Geschrieben

Hallo Karsten,

 

ich finde, Du machst es Dir zu einfach. Jeden, der sich um seine Angehörigen und vor allem Kinder Gedanken macht und deswegen seine eigenen Wünsche zurückstellt, als Feigling und Verdränger zu betrachten, sehe ich als doch sehr einseitig.

 

In unserer Gesellschaft zählt der Verzicht nicht mehr als etwas, dass man aus Liebe oder aus Verantwortungsgefühl tut, sondern nur noch als Feigheit, die eigenen Wünsche nicht über die anderer zu stellen. Ich persönlich sehe es da doch eher wie Hannes, aus diversen Gründen.

 

Junge Eltern haben anderes zu tun als zeitraubenden Hobbies hinterherzuhängen, oder sollten es zumindest. Ein Kind aufwachsen zu sehen ist in meinen Augen immer noch eine lohnende Aufgabe, hinter der andere Dinge zurückzustehen haben. Wem andere Dinge wichtiger sind, die sollten das Kinderkriegen denen überlassen, die halt ihre Prioritäten anders setzen.

 

Fliegen verlangt Uebung und viel Zeit. Die hat ein junger Familienvater in der Regel nicht, oder er kann sie besser einsetzen. Wer nicht viel fliegt, ist automatisch gefährdeter als andere, die halt 200 Stunden im Jahr im Flieger sitzen und die Praxis haben. Wer nur mit den Mindeststunden um den heimischen Platz rumschrubbt, der ist für sich selber und für seine Familie sowie für allfällige Mitflieger ein Risiko.

 

Daher sehe ich Hannes' oder auch Andreas' Vorbehalte als sehr reif an. Sie nun einfach als Feiglinge abzutun oder ihnen gar zu unterstellen, Ihre Kinder als Controllfreaks lebensunreif zu machen, finde ich ein starkes Stück.

 

Ich selber habe meine letzte Realllandung auch hinter mir. Kosten und Zeitmangel sind der Grund. Es war ein extrem harter Entscheid, doch ich bereue ihn nicht. Die Fliegerei und ihre Nebeneffekte haben bestimmt mehr Leute in persönliche und finanzielle Schwierigkeiten getrieben als Zurückhaltung und zu Gunsten eines schönen Familienlebens halt mal die eigenen Wünsche hinten anzustellen.

 

Andreas, ich kann Dir nur raten, geniess Dein Kind. Fliegen kannst Du immer mal noch, ein Kind aufwachsen sehen nur einmal.

Geschrieben

Von Feiglingen steht bei mir nichts. Das schiebst du mir etwas zu einfach unter. Ich beobachte schlicht etwas zuviel Bedenkentum. Für meinen Geschmack hat es sich etwas zur Mode entwickelt, vor allem und zu jedem Bedenken zu haben und da ist schlicht meine Meinung. Nicht meine Religion, nicht irgendjemands Religion, schlicht eine Meinung. Einige Milliarden Menschen vor uns haben es auch irgendwie geschafft, Kinder groß zu ziehen und trotzdem Herausforderungen zu meistern. Eine Welt ohne Unwägbarkeiten ist ungefähr so interessant wie eine Currywurst ohne Curry, Ketchup und Wurst.

 

Nur meine Meinung! Kein Vorwurf, keine Wertung, nur eine Meinung. Noch nie eine 70 km/h Kurve leicht grinsend mit 90 gefahren?

 

Gruß - Karsten

Geschrieben

Hallo Andreas

 

Fliegen, wie wir es hier verstehen, wird von den Versicherungen nicht als Risikosportart eingestuft. Statistisch gesehen ist das wirklich kein Faktor. Wenn man so grosse Angst hat, dass die Famile einst ohne Ernährer dastehen könnte, braucht man so oder so eine sehr gute Lebesnversicherung.

 

Verzicht auf eigene Lebensqualität zugunsten der Kinder dürfte ein echter Rohrkrepierer sein. Meine Frau hat immer jedem erklärt, dass der Verzicht aufs Fliegen wahrscheinlich meine Ausgeglichenheit und letzlich den Familienfrieden gefährden würde.

 

Ehrlich gesagt kann man eigentlich mit der angesprochen Entscheidugn nur dann schwanken, wenn einem das Fliegen nicht wirklich genug sagt. Daher ist Deine Frage an uns meiner Meinung nach auch unangebracht, denn genau diese Frage kannst nur Du alleine beantworten.

 

Entweder versüsst Dir das Fliegen Dein Leben massgeblich, dann machst Du es einfach, und Deine Kinder und Deine Frau freuen sich an einem lieben, ausgeglichene und frustfeien Papi, der ein tolles Hobby hat.

Oder aber, das Fliegen sagt Dir wenig, dann such Dir um Gottes Willen ein anders Hobby ausserhalb der Familie, das Dein Herzblut fordert.

 

Hans

Geschrieben
Verzicht auf eigene Lebensqualität zugunsten der Kinder dürfte ein echter Rohrkrepierer sein.

 

Diesen Satz muss man echt auf der Zunge zergehen lassen.

 

Und ausgerechnet Hans sagt so was, der weiss, dass gerade viele Papis am Minimum fliegen, und auch dies jeweils erst im zweiten Jahr vor Lizenzverfall. Vielleicht sollte man auch in diesem Forum gelegentlich zwischen Sucht (Frage des Egos, schwierig zu handhaben) und echter Lebensfreude (Zeichen von Ausgeglichenheit, recht gut zu kontrollieren) unterscheiden. Oder zwischen unreif und reif. Welche dieser beiden Voraussetzungen unfallträchtiger sein dürfte ist wohl klar. Wobei man sich in solchen heiklen Dingen nie sicher sein kann in diesem Forum, wie wir sicher gleich lesen werden...

Hannes

Geschrieben

Also zunächst einmal freue ich mich sehr über Euer Feedback, ich hätte gar nicht damit gerechnet. Wie ich zu Anfang auch schon betont habe, ist es auch nicht so, dass Ihr für mich selbst diese Frage beantworten könnt und es wäre auch zwecklos, über diese grundsätzlichen Lebensansichten zu streiten, denn Recht oder Unrecht gibt es an dieser Stelle nicht.

 

Insofern hat Hans schon Recht: Diese Frage kann ich nur allein beantworten, aber wen in meinem derzeitigen Umfeld könnte ich sonst befragen, was er oder sie tun würden? Nur wer diese Leidenschaft kennt kann meiner Meinung nach auch nur ansatzweise beurteilen, was in mir vorgeht und weshalb überhaupt jemand (aus Sicht der Nichtflieger) so weit gehen kann, sich diese Fragen im Hinblick auf die eigene Familie zu stellen.

 

Von daher schätze ich auch gerade die Bedenken von Johannes, Hannes oder Urs (Urs, wir "kennen" uns ja auch noch aus einem anderen Forum) als hoch in dem Sinne ein, als dass Ihr selbst Piloten, Fluglehrer oder anderweitig seit Jahren in der Fliegerei aktiv seid. Ich verstehe Euch auch keinesfalls als "risikoscheue Bedenkenträger", sondern das sind genau die Punkte, die mich ins Grübeln kommen lassen und die mich diese Entscheidung eben nicht innerhalb von wenigen Minuten treffen lassen. Alles was ich versuche zu tun, ist, es irgendwie richtig zu machen. :o

Und: Unser Kind ist ja noch nicht da. Es könnte durchaus sein und ist wohl auch wahrscheinlich, dass diese Erfahrung die Prioritäten im Leben noch einmal neu gewichtet und sich diese Frage mir in der Tat gar nicht mehr stellt. Oder aber auch nur für einige Monate/Jahr nicht im Vordergrund steht....

Ganz loslassen wird mich meine Liebe zur Fliegerei nie, soviel ist mir klar. Doch ebenso klar ist, dass ich ja jetzt keine Entscheidung fürs Leben treffe (bin ja auch erst 33).

 

Was Du, Karsten, schreibst, sind auch irgendwo meine Ängste. Nämlich, dass der Zeitpunkt irgendwie nie richtig ist, dass es immer einen Grund geben könnte, der meinen Traum nach hinten verschiebt.

Ich denke in diesem Zusammenhang auch an einen Freund, der vor einigen Jahren plötzlich verstorben ist. Und diese Geschichte ist wirklich war. Peter (so hieß er) hatte eine recht schwierige Kindheit, er hatte relativ wenig Geld und alles, was ihn immer bewegt hat, war die Fliegerei, die er sich irgendwie erlaubt hat. Er hatte verbotenerweise Segel-Kunstflug gemacht, er hatte eine uraltes UL (ULI 1 oder so, ich weiß nicht mehr) mit einem ebenso alten Hirth-Zweitakter, so dass ich es zwei Mal (!) live erlebt habem wie dieser im Startlauf abgestorben ist und Peter gerade so noch vor dem Flugplatzzaun am Ende der Piste zu stehen gekommen ist. Er hat eigentlich immer geraucht, immer ohne Filter und Kaffee trank er so viel, wie ich Mineralwasser.

Er starb, als er in einer Sandgrube einen Eimer Sand für seine Putzarbeiten zu Hause "leihen" wollte und der Sand- oder Kiesberg durch alle dummen Zufälle dieser Welt ins rutschen kam und ihn begrub.

Nun... was lernen wir daraus? Diese Frage beantwortet jeder anders und am Besten jeder für sich selbst.

 

Auch schon bevor ich Euch fragte, wollte ich auf jeden Fall warten, bis ich unser Kind im Arm halte (wir im März soweit sein). Und alles was hinter dieser Grenze liegt, kann ich heute noch nicht beurteilen. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass ich mich danach gar nicht mehr frage, ob ich das "Risiko" Fliegerei eingehe. Und es bleibt mir ja noch immer die Leidenschaft dazu, der Besuch des Flughafens im Zuschauen oder der Flugsimulator, der mir auch - wenngleich natürlich nicht vergleichbar, aber deshalb auch nicht schlechter - die Möglichkeit gibt, einen Jet zu bewegen. :005:

 

Ich danke Euch allen für Eure Meinung. Es gibt keine Patentlösung, die habe ich auch nicht erwartet.

 

Andreas

Geschrieben
bis zur Pubertät des Nachwuchses "unnötige" Risiken zu meiden
Dies tönt ja sehr vernünftig, aber was sind denn "unnötige Risiken"? Du kannst doch Deine Familie nicht im Luftschutzbunker einsperren nur damit niemandem was passiert.

 

Die meisten Menschen gehen bei ganz alltäglichen Sachen Risiken ein und merken es gar nicht. Ein kleines Beispiel: Kürzlich sah ich in unserer Nachbarschaft einen Familienvater der hantierte mit einer Kettensäge auf einem Baum herum, da gehe ich liebe ein paar Stunden fliegen.

 

ausgeglichene und frustfeien Papi, der ein tolles Hobby hat.
Bin zwar kein Papi aber dafür kann meine Frau bestätigen wie es sich mit einem unausgeglichenen und gefrusteten Ehemann lebt. Dies tritt immer so drei Wochen nach dem letzen Flug ein und lässt sich nur wieder mit fliegen lindern.

 

Junge Eltern haben anderes zu tun als zeitraubenden Hobbies hinterherzuhängen, oder sollten es zumindest. Ein Kind aufwachsen zu sehen ist in meinen Augen immer noch eine lohnende Aufgabe, hinter der andere Dinge zurückzustehen haben. Wem andere Dinge wichtiger sind, die sollten das Kinderkriegen denen überlassen, die halt ihre Prioritäten anders setzen.
Hier kann ich eigentlich Urs rechte geben, es hat zwar nichts mit dem ursprünglichen Thema "Fliegen und Risiko" zu tun aber wer sich für Kinder entscheidet sollte sich dafür auch Zeit nehmen, dies wäre ja eigentlich normal.
Geschrieben

Nochmal die etwas provokante Frage, warum sich fliegen und Kinder gegenseitig behindern? Kinder sind wichtiger Teil des Lebens, aber doch nicht 100% zentrischer Mittelpunkt. Der Europaische Standard Pilot fliegt 20 Stunden p.a. plus Vor- und Nachbereitung plus Pflege des Social-Networks-Flugplatz sind das 50 Stunden - statistisch 1 Stunde pro Woche. Ist es denn so, das Kinder amselige Krüppel mit Gewaltphantasien werden, wenn man mal 1 Stunde die Woche etwas für sich selbst macht? Wie macht ihr das dann erst mit dem Kegelclub, Fussball, Kaffeeklatsch oder dem Bier in der Kneipe mit ein paar Freunden. Plagt euch dann auch stets das schlechte Gewissen, ihr könntet etwas verpassen oder etwas vernachlässigen? Auf den Flugplätzen hier im Norden sollen schon Kinder gesehen worden sein, die mit Pappi (Mammi) fliegen gehen, anschließend mit Freude Flugzeug putzen, dabei etwas lernen und Technizität vermittelt bekommen. Leute, Kinder werden "on the Job" groß und das nicht schlechter, als wenn man sie 24/7 beobachtet und behütet. Frag mal einen Allergologen, was der von modernen antiseptischen Haushalten hällt die entstehen, wenn Mütter aus Angst vor Schmutz oder Infektionen Sagrotan-Haushalte produzieren und damit Kindern jede Abwehrkraft abtrainieren.

 

Laßt mal bitte das Kinder Argument oder Alibi aus dem Spiel. Da draußen passiert richtiges Leben mit allen Pro's und Con's und Unwägbarkeiten, die man einfach mal akzeptieren soll. Gesunder Menschenvertsand ist da schon nicht schlecht und vielleicht auch mal die Erkenntnis, das Angst ein guter und ein schlechter Berater sein kann. Angst zu managen ist auch etwas sehr befriedigendes. Aber Angst zu seinem Manager zu machen, ist in jedem Fall bedenklich.

 

Gruß

Karsten

Geschrieben
Von Feiglingen steht bei mir nichts. Das schiebst du mir etwas zu einfach unter.

 

Das ist aber die Quitessenz Deiner Aussage, nicht mit diesen Worten, klar. Wer sich nicht traut, SEINE Dinge über die anderen zu stellen, ist halt selber schuld, wenn er nicht auf seine Rechnung kommt.

 

Ich beobachte schlicht etwas zuviel Bedenkentum. Für meinen Geschmack hat es sich etwas zur Mode entwickelt, vor allem und zu jedem Bedenken zu haben und da ist schlicht meine Meinung.

 

Das stimmt, hat aber auch seine Berechtigung. Risikoabwägung gehört zum Fliegen im Speziellen wie zu kaum einem anderen Hobby. Ich sehe genügend Fälle in meinem Freundeskreis, wo Risiko aus Egoismus viel zu optimistisch beurteilt wird (oder man es nicht sehen WILL). Ich habe eine Familie im Freundeskreis, wo ein Elternteil bei einem Unfall (in Ausübung des Hobbys) ums Leben kam und der überlebende Extrembergsteiger ist und dies mit 4 Kindern auch noch weiter ausübt. Dafür fehlt mir das Verständis völlig.

 

Eine Welt ohne Unwägbarkeiten ist ungefähr so interessant wie eine Currywurst ohne Curry, Ketchup und Wurst.

 

Es geht hier nicht um Unabwägbarkeiten sondern um Risikobeurteilung. Es gibt genug Risiken, die wir nicht beeinflussen können, da ist es schlicht unnötig, sich solchen auszusetzen, die wir verhindern können. Und für mich ist die fliegerische Tätigkeit am Minimum, nur um die Lizenz zu erhalten, für Leute, die eh keine Zeit haben und dann husch pfusch noch die Stunden hinbraten müssen, ein Risiko, gegen das ich mich persönlich eintschieden habe. Wer nicht regelmässig fliegt, so 50 Stunden im Jahr MINDESTENS verteilt auf das Jahr, wer nur alle 2 Jahre schnell schnell seine Platzrunden schrubbt um wieder auf die Stunden zu kommen, der ist unsafe. Und das sind heute ein Grossteil der Privatpiloten, die mit den explodierenden Kosten nicht mehr klar kommen.

 

Noch nie eine 70 km/h Kurve leicht grinsend mit 90 gefahren?

 

Nein. Wozu? Übersetzt in die Fliegerei eine sehr gefährliche Einstellung meine ich.

 

Verzicht auf eigene Lebensqualität zugunsten der Kinder dürfte ein echter Rohrkrepierer sein.

 

Interessant. Ich denke viele sehen das heute so, Kinder bedeuten das Ende der Lebensqualität. Wieso schafft man sich welche an? Keiner zwingt einen dazu. Für mich SIND Kinder Lebensqualität, sie verhindern sie nicht. Ich kenne auch in unserer Szene Leute, die früher viel am Flugsimulator waren und die man seit dem sie Kinder haben nirgends mehr sieht, weder im Forum noch aktiv. Wieso? Weil sie eine sinnvollere Betätigung gefunden haben.

 

(Urs, wir "kennen" uns ja auch noch aus einem anderen Forum)

 

Ok, war mir nicht bewusst aber umso besser. FXP?

 

Schau, bitte sei Dir klar drüber, ich will Dir keineswegs den Wiedereinstieg vermiesen. Ich sehe nur meine eigenen Erfahrungen mit diesem Hobby, sehe auch was ich hätte machen können, wenn ich nicht der Sucht Aviatik bereits in jungen Jahren erlegen wäre. Leider wird man mit zunehmendem Alter diesem Hobby immer kritischer eingestellt, man hat schlicht zuviel gesehen, um diesem Geld- und Zeitfresser noch viel Enthusiasmus entgegenzubringen.

 

Für mich ist Fliegerei sinnvoll, wenn man sie mit anderen Dingen und der Familie kombinieren kann. Das heisst, wenn man die Fliegerei etwa zum Reisen verwendet, andere haben ein Wohnmobil, andere verreisen mit dem Flugzeug. Genügend Übung und Skills vorausgesetzt spricht dagegen gar nix. Dazu die Charakter- und Finanzstärke, den Flieger einfach stehen zu lassen, wenn's nicht geht wegen Wetter oder sowas. Wer wirklich regelmässig fliegen kann, das heisst für mich mindestens ein - zwei Mal im Monat einen richtigen Flug machen kann, jeden Monat, Jahr für Jahr, wer dazu die Risiken und Situationen richtig beurteilen kann und eben auch einen Flug abbricht, wenn es Probleme gibt, wer finanziell 50-100 Stunden im Jahr durchsteht, der kann auch sicher fliegen. Aber die üblichen 12 Stunden im Jahr Platzrundenschrubber sind für mich ein unakzeptables Risiko, vor allem dann wenn sie Angehörige haben, für die sie zu sorgen haben.

 

Es geht hier nicht um Selbstverwirklichung sondern um Verantwortung. Wer nicht bereit ist, Verantwortung zu übernehmen ist weder als Elternteil noch als Pilot von grossem Wert.

 

Vielleicht sollte man auch in diesem Forum gelegentlich zwischen Sucht (Frage des Egos, schwierig zu handhaben) und echter Lebensfreude (Zeichen von Ausgeglichenheit, recht gut zu kontrollieren) unterscheiden. Oder zwischen unreif und reif. Welche dieser beiden Voraussetzungen unfallträchtiger sein dürfte ist wohl klar.

 

Ja, Du sprichst hier ein grosses Wort gelassen aus. Sucht. Die Aviatik ist für viele eine Sucht, ich schliesse mich da nicht aus. Wer nicht von heute auf morgen aufhören kann, ohne gleich in Depression zu verfallen, wer Familie und Freunde vernachlässigt, e.t.c, der sollte sich Gedanken machen. Wenn ich teilweise diese Leute sehen, die das ganze Leben damit hadern, dass es mit dem Pilotenberuf oder dem Job in der Fliegerei nicht geklappt hat, und dann deren destruktives Potential, wird mir manchmal schlecht. Gerade in unserer "Branche" ist diese Spezies leider nicht gerade selten.

Geschrieben

Irgendwie kommt mir das alles sehr bekannt vor...

 

Nach einem Crash mit einem Hängegleiter Anfang der achtziger wurden mir Frau und Tochter dann auch wichtiger als das Fliegen, zudem wurde der Beruf terminlich immer fordernder. Also Verzicht.

 

Aber: Der Wunsch, sich "da oben" herumzutummeln, blieb. Und er führte auch - im Umkehrschluss zu dem, was Hans gesagt hat - zu unterdrückter Frustration. Da half auch kein Extrem-Flugsim-Spielen, keine Bücher übers Fliegen, keine Rundflüge bei diversen Flugtagen.

 

Ich hab' dann (gerade auch auf Anraten meiner Frau und meiner Tochter!) mit 64 noch das UL-Fliegen gelernt. Nun. meine Frau meint heute, ich sähe immer so zufrieden aus, wenn ich vom Platz nach Hause komme... :D

 

Aber: Es gehört auch ein bischen Glück dazu, noch als Rentner "den Schein" zu machen: Gesundheit, um die jährlichen Medicals zu bestehen, Bereitschaft, für die Prüfungen zu lernen usw. Dafür gibt's eben "im Alter" nicht immer und bei jedem eine Garantie.

 

Soviel ist ebenfalls klar: Die Jahre, die man als Rentner noch für's Fliegen hat, sind medizinisch-physikalisch begrenzt. Ich rate daher dringend jedem, den der "Virus" gepackt hat, *nicht* bis ins Rentenalter zu warten, um mit der realen Fliegerei zu beginnen.

 

Viele Grüsse

Peter

Geschrieben
Wenn ich teilweise diese Leute sehen, die das ganze Leben damit hadern, dass es mit dem Pilotenberuf oder dem Job in der Fliegerei nicht geklappt hat...

 

Wie recht Du hast! Regelmässig treffe ich einen total geknickten bald Sechzigjährigen , der noch immer nur von der vermurksten letzten Selektion vor der Brevetierung spricht, als er im Tessin seine Venom neben die Centerline setzte. Der Wind war schuld, natürlich. Inzwischen hat sich viel Unerfreulicheres und für andere Folgenreicheres in seinem Leben ereignet, aber davon ist nie die Rede. Wenn ich Peter und andere beglückt sagen höre, es sei eben ein Virus, das einem einfach so packt, dann werde ich stets argwöhnisch. Für mich heisst Freizeitfliegen Verzichtenkönnen, in jeder Beziehung. Alles andere ist auf Dauer fragwürdig. Ich weiss, ich nerve mit diesen Statements einige hier, darum halte ich nun zu diesem Thema "die Gosch" ;)

Hannes

Geschrieben

Hallo Urs

 

Die Aviatik ist für viele eine Sucht

 

Aviatik ist also ein Sucht und Fliegen eine Droge???

 

Man sollte Leidenschaft nicht mit Sucht verwechseln.

Geschrieben

"Zitat:

Noch nie eine 70 km/h Kurve leicht grinsend mit 90 gefahren?

 

Nein. Wozu? Übersetzt in die Fliegerei eine sehr gefährliche Einstellung meine ich."

 

Und ich glaube, dein "Nein" ist eine forenspezifische Form dokumentierter Gutmenschlichkeit. Ich glaube einfach nicht an den perfekten Menschen, der immer alles richtig macht und Lust unterdrückt. Ich nehme dein "Nein" zur Kenntnis, schmunzle aber innerlich etwas dabei. Das meine Einstellung für die Fliegerei gefährlich sein kann, bezweifle ich aus demselben Grund in ganz erheblichem Umfang. Ich weiß, das Lust mitfliegt (mitfährt, mitreitet, mitsegelt) und akzeptiere einfach, das ein innerer Schweinehund mitfliegt und zum Problem werden kann. Ich verleugne das Problem nicht, sondern manage es. Es ist da, also muss es kanalisiert werden. Menschen sind lustgetrieben und wer das ignorieren will, und sei es nur um sich in das rechte Licht zu rücken, betrügt sich in gewisser Weise selbst. Vielleicht hast du Teile des Ausbildungsfaches Human Performance and limitations überlesen? Würden die Macher der Ausbildungsrichtlinien nicht genau wissen, das Menschen so funktionieren, warum müssen wir dann den ganzen Kram lernen? Dann könnte man das abkürzen auf: MACH ALLES RICHTIG.

 

Ich möchte mich übrigens nicht als Kinder = weniger Lebensqualität-Fan verstanden wissen. Kinder sind ein Plus an Lebensqualität, aber eben nur ein PLUS. Als meine Gören kleiner waren, waren auch meine Segeltrips schneller zuende oder haben bei bestimmten Winden auch mal garnichst erst stattgefunden. Na und? Dann macht man eben was anderes. Wenn meine Kinder heute mitfliegen, sind meine Akzeptanz-Minima auch anders, als wenn ich solo unterwegs bin. Nu und? Ich finde, das man auch durch einen Teil des Medienhypes Kinder zu sehr in den Focus rückt. Die Zahlen der "Neuzulassung" (Geburtenrate) gehen zurück. Habt ihr schon mal die Begründungen gelesen? Bedenken, Bedenken, Ängste, Angst vor der Verantwortung, Angst vor diesem und jenem. Die Leute hören nicht mit dem Fliegen auf wegen der Kinder, die Leute verzögern die Kinderentscheidung, weil sie noch nicht den richtigen Job haben, das Haus noch nicht fertig ist, die Ausbildung noch nicht zuende (mit 35 immernoch an der Uni ...). Alles wunderbare Bedenken, die nur einen Zweck haben. Das geplante Leben mag in seinem Ablauf bitte nicht gestört werden. Ich habe meine Kinder noch ganz unkonventionell bekommen: Mann, Frau, sympathisch, Austausch von Körperflüssigkeiten und als dabei ein Kind herausgekommen ist, haben wir es einfach groß gezogen. Die Urlaube wurden anders, so what? Das nächste Auto wurde anders, na und? Ich mag keine Zitate. Eines aber finde ich in dem Zusammenhang ganz treffend: Der alte John Lennon muss herhalten: "Life is what happens to you while you're busy making other plans." Das mit der Planung hat nichtmal bei Banken geklappt, lernt mal wieder, etwas zu improvisieren.

 

Gruß - Karsten

Geschrieben
Hallo Urs

 

 

 

Aviatik ist also ein Sucht und Fliegen eine Droge???

 

Man sollte Leidenschaft nicht mit Sucht verwechseln.

 

Muss nicht, kann aber sein. Eine Leidenschaft ist etwas, dass man kontrollieren kann. Bei weitem nicht alle können das aber.

 

Schau, Leidenschaft ist positiv, sie bereichert Dein Leben.

 

Wenn Du aber rausfindest, dass die Leidenschaft anfängt Dein Leben in einer Art zu beherrschen, dass Du sie nicht mehr kontrollieren kannst, bereit bist, gravierende Nachteile in Kauf zu nehmen nur um ihr zu fröhnen, dann ist das keine Bereicherung mehr sondern Sucht. Das gilt bei weitem nicht nur für die Aviatik sondern für alles, was im Übermass betrieben wird.

 

Wenn es also Leute gibt, die sich finanziell ruinieren um ein Hobby aufrecht zu halten, die akzeptieren, dass sie in Scheidung oder gesellschaftliches Abseits geraten, deren Arbeit und Privatleben darunter leidet, dann ist das keine Leidenschaft mehr sondern Sucht. Und von diesen Leuten gibt es gerade in der Aviatik viele, leider. Und wenn man sieht, wie sich die zwangsläufig aufgestaute Frustration mit der Zeit auswirkt, ist das teilweise alles andere als lustig.

 

Zu einem Teil rede ich hier aus Erfahrung, habe aber den Ausstieg insofern geschafft, dass ich die negativen Erfahrungen in etwas positives umsetzen konnte. Ich bin heute kein Airlinepilot, fliege nicht mal mehr privat im Moment. Dafür habe ich eine befriedigende Ausgleichsbeschäftigung am Sim und als Autor in der FXP und Avherald. Aber die Zeit der Verarbeitung war alles andere als lustig.

Geschrieben
Wie recht Du hast! .... Für mich heisst Freizeitfliegen Verzichtenkönnen, in jeder Beziehung. Alles andere ist auf Dauer fragwürdig. Ich weiss, ich nerve mit diesen Statements einige hier, darum halte ich nun zu diesem Thema "die Gosch" ;)

Hannes

 

Schade, Deine Inputs sind lesenswert.

Geschrieben

Hallo Andreas

 

Ich bin vor ca. 5 Jahren in derselben Situation gewesen. Unser erster Sohn war im Anflug, meine Verantwortung gegenüber meiner Familie ist gewachsen, das Budget natürlich geschrumpft. Mittlerweilen habe ich drei Kinder und die Situation ist noch dieselbe. Bzw. die Verantwortung ist noch grösser und das Budget noch kleiner. :D

 

Eigentlich wollte ich vor ca. 2 Jahren aufhören, meine Frau sah das aber ähnlich wie Ruth, die Frau von Hans und meinte, dass ich a) ich ungeniessbar werde b) die Lizenz nie mehr reaktiviere.

Das mit der Lebensqualität ist auch richtig, allerdings verhält es sich bei mir schon so, dass mit der Fliegerei viele andere Qualitäten auf der Strecke bleiben.

 

Glücklicherweise ist meine Motivation zu fliegen im Moment nicht so, wie vor einigen Jahren (all der Sch... der da vom BAZL kommt...) und es fällt mir leicht einige Zeit nicht zu fliegen, obwohl ich immer könnte. ;) Ich habe mich jetzt entschlossen vorerst meine Lizenz aufrecht zu erhalten. Durch einen befreundeten Piloten kann ich dies glücklicherweise ohne grossen Aufwand. (Kein Club usw.) Ich fliege im Moment so ca. meine Minimumstunden und bin eigentlich ganz zufrieden damit. Je nachdem wie sich das Leben entwickelt, kann man wieder eine Korrektur nach oben machen.

 

Bezüglich der Safety ist es so, dass ich ein sehr vorsichtiger Pilot bin und meine Grenzen immer sehr sehr weit unten angesetzt habe. Mind. die Hälfte der paar Stunden absolviere ich mit einem Fluglehrer oder zumindest mit einem lizenzierten Piloten. Das lustige ist, dass das fliegen selber eigentlich nicht das Problem ist. Den Safetypilot brauche ich vor allem, dass ich nicht unbeabsichtigt etwas Illegales mache. :confused: auf dem Papier ändert sich innert Monatsfrist so vieles, der Flieger steigt aber immer noch wenn man zieht...

 

Die Flüge die ich alleine machen sind nicht sehr anspruchsvoll. Sind meistens Lokal und bei sehr guten Wetterbedingungen. Da ich während meiner aktiveren Zeit sehr oft ebenfalls mit FI unterwegs war und am Limit geflogen bin, meine ich diese einfachen Begebenheiten sehr gut einschätzen zu können.

 

Lange Rede kurzer Sinn: Fliegen tut man genau in den paar Stunden in denen man im Flieger sitzt. Geniess diese egal ob es morgen weniger oder gestern mehr waren...

 

Gruess

Tom

Geschrieben

Hallo Urs

 

Unter Sucht verstehe ich wenn sich ein eigendynamischen und zwanghaftes Verhalten entwickelt. Der Grund für ein Suchtverhalten ist aber nicht die Droge selber (in Deinem Beispiel die Fliegerei), sonder der Grund ist woanders zu suchen.

 

Ein ausggelichener Typ der mit sich und der Welt zufrieden ist, wird nicht einfach so Spiel-, Mager- oder Flugsüchtig.

 

Habe sicher noch nicht die gleich grosse Lebenserfahrung wie Du und daher noch keine Flugjunkies die sich und ihr soz. Umfeld mit der Fliegerei zerstört haben getroffen.

 

Dafür kenne ich einige jüngere Leute für die ist die Fliegerei eine echte Bereicherung und haben durch dieses Hobby einen wervollen Ausgleich zu Ihrem Beruf/Schule/Studium geschaffen. Dies sollen Sie auch mit Leidenschaft tun können ohne das man sie gleich zum Drogenentzug schickt.

 

Mir sind Leute sympatisch die etwas mit Leidenschaft betreiben auch wenn es vielleicht für Aussenstehende dann etwas verrückt wirkt.

 

Ich selber investiere viel Zeit und auch Geld in die Fliegerei von F wie Flightsim bis R wie real Flight ist bei mir fast alles mit dabei.

 

Aber wenn man sich ab und zu selbstkritisch betrachtet und sichfrag, ob man es jetzt nicht doch ein wenig mit fliegen übertrieben hat, sollte alles im Lot bleiben. Ich sage mir immer "Fliegen ja, aber nicht um jeden Preis."

 

Was mich enorm stört an diesem Tread ist, dass die Fliegerei vor allem aus Deiner Feder Urs sehr schlecht wegkommt. (Wenn das so weitergeht wird das BAZL ähnlich wie bei den Zigaretten einen Aufdruck auf die Lizenz machen müssen. "Achtung die Fliegerei kann Sie runinieren und sich und ihr Umfeld zerstören".

 

Wenn es also Leute gibt, die sich finanziell ruinieren um ein Hobby aufrecht zu halten, die akzeptieren, dass sie in Scheidung oder gesellschaftliches Abseits geraten, deren Arbeit und Privatleben darunter leidet, dann ist das keine Leidenschaft mehr sondern Sucht. Und von diesen Leuten gibt es gerade in der Aviatik viele, leider.
Dies hat aber nicht mit der Aviatik zu tun, sonderen mit dem Charakter jedes einzelnen. Der grösste Teil ruinieren sich finanziell eher mit Leasingverträgen, Handygebühren, Hyphoteken, Kleinkrediten etc. und nicht mit der Fliegerei.

 

Mann sollte die Fliegerei sicher nicht heilig sprechen aber auch nicht verteufeln.

 

In der Hoffnung auf noch ein paar positive Votes wünsche ich allen "flugsüchtigen" und auch denen "die den Ausstieg geschafft haben":005:, ein schönes Weekend.

Geschrieben
Ich denke viele sehen das heute so, Kinder bedeuten das Ende der Lebensqualität. Wieso schafft man sich welche an? Keiner zwingt einen dazu. Für mich SIND Kinder Lebensqualität, sie verhindern sie nicht.
Wieso drehst Du mir meine Worte im Munde um? Das was Du hier schreibst habe ich weder gesagt, noch denke ich es.

 

Meine Aussage war und ist lediglich:

1. Motorfliegen verträgt sich mit "Kinder haben" sehr gut.

2. Hobbys nicht ausleben, weil die Kinder sonst darunter leiden würden, ist völlig realitätsfremd.

 

Bevor hier nicht 10 Voten junger Leute kommen, die bestätigen, dass Ihres Vaters Hobby sie in ihrer Kindheit unglücklich gemacht haben, bleibe ich dabei.

 

Hans

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