Verkehrspilot bzw. Berufspilot auf Umwegen

[SWISS 1988 heavy]

Hallo liebe User.

 

Ich habe noch 1 1/2 Jahre Schule vor mir, bis ich die Fachhochschulreife in Deutschland habe, vorrausgesetzt natürlich, dass ich die Prüfung schaffe, wovon auszugehen ist. Wie so viele junge Menschen, habe auch ich den Wunsch, Verkehrspilot zu werden. Ich habe mich bezgl. Bewerbungen und Vorraussetzungen bei Air Berlin, Swiss Europe und Swiss International ausführlich erkundigt. Dies sind drei Airlines, die auch Fachhochschulreife, also einen Zugang zu Fachhochschulen, akzeptieren. Allerdings ist mir bewusst, dass ich mit der Unklarheit leben muss, es könnte ja doch nicht hinhauen. Ich bin bereit, falls möglich, einen großen Umweg zu gehen. Kann mir vielleicht jemand über meine Chancen aufklären und mögliche Umwege nennen, das wäre sehr toll.

 

Ich danke im Vorraus,

Gruß David

[Hergi]

Hallo David,

 

mein Tipp: Abitur machen - dringend ! Ich bin auch aus BW, kenne somit das Schulsystem und kann dir sagen, dass es absolut schaffbar ist. Mit bestandenem Abitur kannst du dich dann unabhängig vom Schnitt bei der Lufthansa bewerben, das sogar schon mit dem Zeugnis von 12/2. Falls das nicht hinhaut, hast du aber immer noch einen guten Abschluss und kannst dich dann nach Alternativen umsehen, wobei Air Berlin momentan leider nicht zu jenen gehört.

 

Auch außerhalb der Luftfahrt steht man mit nem Abiturzeugnis eigentlich immer besser da, also häng noch ein wenig Schule dran - es lohnt sich. ;)

 

Gruß

[Foreign_Pilot]

Du mußt langfristig denken und das Abitur nicht zu machen, wird Dich im späteren Berufsleben so einige Möglichkeiten kosten, Dich zu bewerben. Gerade wenn viele Piloten auf dem Arbeitsmarkt verfügbar sind, werden gerne auch Filterkriterien angewendet, die in den Zeiten mit knappen "Pilotennachschub" keine Rolle spielen - z.B. Alter und Abitur.

 

Viele Grüße,

 

Nico

[SWISS 1988 heavy]

Danke, für die Infos. Ich habe die Option Abi zu machen, aber gibt es trotzdem einen Umweg, Pilot zu werden, z.B. CPL - IFR ?

David

[Clemens K.]

Hallo David,

 

ich muss zugeben, ich verstehe nicht ganz, was du mit "Umweg" meinst. Wie du bereits gesagt, hast nehmen diese drei Fluglinien Piloten schon ohne Abitur. die Unsicherheit nicht genommen zu werden hast du dabei sicher. Die hast du aber auch, wenn du Abitur machst und dich dann bei anderen Fluglinien bewirbst. (Wobei du dann natürlich mehr Auswahl und dh auch mehr Versuche offen hast)

Es gibt keinen Weg ohne Unsicherheit ins Cockpit einer Linienmaschine meiner Meinung nach. Denn es ist niemals sicher, ob man eine Selektion nun besteht oder nicht. Langfristig gedacht ist die Abitur sicher kein Fehler.

 

Gut, aber ich komme vom Thema ab: Meinst du mit "Umweg", wie du den CPL/IFR finanziert machen kannst? (Ich lese einmal heraus, dass du es nicht selbst zahlen willst)

 

bg,

Clemens

[SWISS 1988 heavy]

Vielleicht habe ich etwas missverstanden. Die Ausbildungen bei Airlines sind doch um ATPL zu erwerben, oder? Ich dachte, CPL IFR ist Berufspilot mit Instrumentenflugberechtigung, also darfst komerziell fliegen usw. bist aber kein Verkehrspilot.

Wieso selbst finanzieren, kann man das etwa?

Gruß David

[Lorenz EDSB]

Hi David!

Grob gesagt: Um einen Airliner fliegen zu dürfen brauchst du mindestens CPL/IFR und den ATPL Theory Credit (bestandene ATPL Theorie) - diese wandelt sich nach Erfüllung einiger Kriterien (verschiedene Arten von Flugstunden im realen Einsatz) in eine ATPL um.

Die Ausbildung um die genannte Lizenz zu erhalten kann in Europa entweder selbst an einer freien Schule finanziert werden oder bei einigen wenigen Flugbetrieben fremdfinanziert werden.

[Walhalla]

Hallo SWISS 1988!

 

Also: Du machst grundsätzlich den CPL/IR MEP (frozen ATPL), wenn du dich für die Verkehrspilotenausbildung anmeldest. Und das in jeder Flugschule, egal ob eine Airline im Hintergrund steht oder es eine private Schule ist.

 

Diese CPL/IR MEP Lizenz wird dann zu einer "richtigen" ATPL umgeschrieben, sobald du 1500 Flugstunden (davon min. 500 als PIC) auf JAR25-Flugzeugen auf dem Buckel hast. Voraussetzung für ebendiese Umschreibung ist die ATPL-Theorie und eine bestandene Prüfung in allen Fächern. Daher auch das "frozen".

 

Zum Thema Fachabi oder allg. Abi: Ich kann dir ja kurz meinen Lebenslauf schreiben:

-Realschule

-Höhere Handelsschule

-Lehre

-Marineflieger (Wehrdienst)

-Fachabitur

-ATPL-Ausbildung

 

Nebenbei Segelfliegen gemacht und viele freiwillige Dienste und Praktika bei Fluggesellschaften. Was am Ende dazu geführt hat, dass ich während des ATPL-Kurses bei einer Gesellschaft zwei Jahre lang im OPS arbeiten konnte und so auch jobmäßig schon ein bisschen was im trockenen hatte.

Was ich eigentlich sagen will: Ein allg. Abitur ist auf jeden Fall viel Wert, aber es gibt viele Gesellschaften (abgesehen von LH usw.) die trotzdem einstellen. Und wenn du ihnen zeigst, dass du es wirklich willst, bzw. man es aus deinem Lebenslauf herausliest und damit punkten kannst, wird man dich auch ohne allgemeine Hochschulreife einladen. Es kochen ja im Endeffekt alle nur mit heißem Wasser. Zumindest ist es meine Erfahrung...

 

Wichtig ist auch, was du willst. Es gab/gibt einige an meiner Flugschule die nur "die Großen" (ab A320 aufwärts) fliegen wollen. Meiner Meinung nach der falsche Weg als Anfänger. Weil sehr unflexibel. Aber das muss ja jeder für sich selbst entscheiden.

 

Ich hoffe, ich konnte helfen...?

 

Alles Gute,

Simon

[SWISS 1988 heavy]

@ Simon: Mir ist völlig egal, welchen Airliner ich vielleicht mal fliegen würde, es ist mir bewusst, dass man doch am Anfang nicht an eine 777 denken sollte, oder? Ich hoffe, dass ich überhaupt einen Platz im Cockpit haben werde. Ich hab mich zum Abi entschieden und werde kämpfen.

 

Gruß David

[americanflyyer]

sehr gute Entscheidung, David.

 

Ich hab auch erst die Realschule Besucht und bin dann aufs Technische Gymnasium gegangen um mein Abi zu machen. Das hab ich dieses jahr bekommen. Meine Bewerbung bei der Lufthansa war leider negativ, aber ich habs versucht.

Und das solltest du auch. Es gibt nix besseres. Du bekommst die ersehnte Pilotenlizenz, vorfinanziert von der LH und du hast nen Arbeitsplatz so gut wie sicher. Wenn das nicht klappt kannst du dich immer noch bei z.B. Swiss oder Netjets bewerben, oder die Lizenz privat an ner Flugschule machen, kostet allerdings ab 60.000€ aufwärts, für den frozen ATPL. Mit dem CPL/IR wirst du nicht weit kommen. Du darfst zwar kommerziel fliegen, die Frage ist aber wer dich lässt. Alle Unternehmen, die ich kenne wollen den ATPL; auch kleinere Bizjet-Charterunternehmen.