Hans Mueller Geschrieben 4. Juli 2009 Teilen Geschrieben 4. Juli 2009 Ich rate den Preis eines Uranpellets (100cm^2) auf CHF 50.- Dürfte genau getroffen sein. Zur zweiten Frage rate ich: Weil er (der Reaktor) vorgängig ausgeschaltet wurde. Hans Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
CarstenB Geschrieben 4. Juli 2009 Teilen Geschrieben 4. Juli 2009 Fakt ist, radioaktive Abfälle bestehen bereits und müssen entsorgt werden. Und zwar nicht nur Abfall aus KKW's sondern auch ein grosser Anteil aus Forschung, Industrie und insbesondere Medizin. Ich bin verwundert, dass gerade Du als angeblicher Kenner der Materie einfach so die verschiedenen Sorten radioaktiver Abfälle so wenig differenziert in einem Satz erwähnst.Die Schweiz hat ihre Entsorgung technisch gelöst und sich für die Tiefenlagerung in geeigneten Gesteinsschichten entschieden. Das dachte man bei der Asse in Niedersachsen auch - und dort wurden nur schwach- oder mittelradioaktive Abfälle im wesentlichen Forschung, Industrie und Medizin eingelagert. Gleichzeitig wollte man damit die sichere Endlagerung erforschen. Das Ergebnis zum Nachlesen:http://www.sueddeutsche.de/wissen/788/446524/text/ Interessant dürfte auch die Frage sein, ob man sich überhaupt auf wenige große Kraftwerke verlassen sollte oder man nicht besser auf viele kleinere Einheiten setzt. In Hamburg wird man aktuell wohl eher zu letzterem tendieren. Krümmel hatte eine Schnellabschaltung, da im konventionellen Teil zur Eigenversorgung wohl etwas falsch geschaltet worden ist. Da gingen dann ein paar Lichter aus, z.B. die der meisten Ampeln in der Hansastadt, aber auch in der metallerzeugenden Industrie. Jahrelang kam man davor jedoch ohne das Kraftwerk aus, es war nach mehreren Störfällen abgeschaltet. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Wilko Wiedemann Geschrieben 4. Juli 2009 Teilen Geschrieben 4. Juli 2009 Ich bin verwundert, dass gerade Du als angeblicher Kenner der Materie einfach so die verschiedenen Sorten radioaktiver Abfälle so wenig differenziert in einem Satz erwähnst. Es ging ja nur generell (wieder mal) um Abfälle. Über die verschiedenen Arten haben wir an anderer Stelle schon diskutiert. Und du kennst ja die Unterschiede. Das dachte man bei der Asse in Niedersachsen auch Nur weil die Deutschen Pech hatten, heisst das nicht, dass es überall so sein muss. In Schweden funktionieren Endlager schon eine Weile. Ich halte mich im Übrigen nicht für den ultimativen Abfallspezialisten, als Reaktoroperateur bin ich eher Mitverursacher, aber ich vertraue unseren Fachleuten in der Forschung. Das Kritiker deren Meinung nicht immer teilen, ist mir bewusst. MfG Wilko Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
CarstenB Geschrieben 4. Juli 2009 Teilen Geschrieben 4. Juli 2009 Es ging ja nur generell (wieder mal) um Abfälle. Über die verschiedenen Arten haben wir an anderer Stelle schon diskutiert. Und du kennst ja die Unterschiede. Und sie sind nicht so unwesentlich als dass man die unter den Tisch fallen lassen darf und einfach die verschiedenen Sorten einfach mal so in einem Satz durcheinander bringt. In Schweden funktionieren Endlager schon eine Weile. Auch für hochradioaktive Abfälle? Schließlich lautet die Themenüberschrift hier ja "Fragen zur Kernenergie und Reaktortechnik". Oder unterscheidest Du weiterhin nicht die verschiedenen Abfälle? ich vertraue unseren Fachleuten in der Forschung. Welchen? Denen, die auch sagten "Die Asse ist sicher!" oder denen, die den warnenden Zeigefinger zum Thema "Endlagerung hochradioaktiven Abfalls" heben und zugeben, dass auch aus wissenschaftlicher Sicht noch viele Fragen offen sind.Vergleiche z.B. http://www.ethlife.ethz.ch/archive_articles/090420_loew_interview_sch Gerade die hochradioaktiven Abfälle müssen extrem lange so sicher gelagert werden, dass sie nicht unkontrolliert in die Biospäre gelangen können. Im Vergleich dazu ist der Homo Sapiens gerade erst auf der Welt erschienen. Die Alpen sind ein im Verlgeich dazu auch noch relativ junges Gebirge und wachsen immer noch, da auch die Kontinentalplatten nicht zum Stillstand gekommen sind. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Touni Geschrieben 4. Juli 2009 Teilen Geschrieben 4. Juli 2009 Bevor die ganzen Narren den USD und den EUR endgültig in die Hölle schicken könnte man doch eine Weltraumentsorgung sponsern! :rolleyes: @Wilko Solche Flüchtigkeitsfehler haben mir in der Schule schon manche Note versaut. :p Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Wilko Wiedemann Geschrieben 4. Juli 2009 Teilen Geschrieben 4. Juli 2009 Bevor die ganzen Narren den USD und den EUR endgültig in die Hölle schicken könnte man doch eine Weltraumentsorgung sponsern! Naja, mal abgesehen von den Kosten wäre das dann wirklich sehr gefährlich. Ist ja schon manche Rakete runtergekommen :) Solche Flüchtigkeitsfehler haben mir in der Schule schon manche Note versaut Glücklicherweise gibts im Flightforum keine Noten :) Oder unterscheidest Du weiterhin nicht die verschiedenen Abfälle? Natürlich unterscheide ich die, aber ich hielts echt nicht für nötig, in einer allgemeinen Antwort an dich drauf einzugehen, du brauchst mir jetzt keinen Strick daraus zu drehen. In Schweden gibt es seit 1988 ein Endlager für schwach- und mittelaktive Abfälle. Das Lager für hochaktive Abfälle soll in Östhammar bei Forsmark gebaut werden, die Regierung fällt den definitiven Entscheid 2013. Die Schweden forschen an der Endlagerung für alle Kategorien seit ungefär 30 Jahren (ja ich weiss dass das im Hinblick auf die Aktivität wenig ist) und haben weltweit wohl eines der grössten Know how auf diesem Gebiet. Hochaktivlager musste man bis jetzt noch keine bauen, da der Abfall noch nicht so weit ist, um endgelagert zu werden. Hochaktivlager werden wohl so in 30-40 Jahren in Betrieb gehen, nachdem die Nachzerfallswärme der Abfälle auf ein Minimum abgeklungen ist. Gruss Wilko Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Hans Mueller Geschrieben 4. Juli 2009 Teilen Geschrieben 4. Juli 2009 Ich finde gerade dies: http://www.weltwoche.ch/ausgaben/2009-26/artikel-2009-26-energie-teuer-und-ineffizient.html?tx_comments_pi1%5Bpage%5D=3&cHash=472f9696c7 Sicher, lieber fossile Brennstoffe verheizen und den Kindern erklären, dass es die anderen waren, welche die Atmosphäre versauten. Ein Umdenken in der Bevölkerung plus Einsparen von Abfällen jeglicher Art wäre doch mal die Simulation verschiedenster Energie Lieferanten wert. Sonnenenergie für die Fliessbänder bei BMW. Windkraft bei VW. Öl und Kohle bei allen anderen, aus den Augen, aus dem Sinn. Mir scheint, es gibt keine Energiegewinnung ohne Problematik. Aber ich habe mich schon in einen kleinen Dieselgenerator verliebt, welchen ich an die Heizölleitung anhängen kann und welcher mir es erlaubt, noch Fernsehen zu gucken, auch wenns Dunkel und Windstill ist. Ob es für FSX reicht, ich weiss es nicht. Aber Trainsim und hier ein bisschen lästern sollte gehen. Hat jemand schlauere Ideen? Hans Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
CarstenB Geschrieben 4. Juli 2009 Teilen Geschrieben 4. Juli 2009 Solche Flüchtigkeitsfehler haben mir in der Schule schon manche Note versaut. :p Und den Kraftwerksbetreibern auch schon manchen Tag verdorben - s.o. Krümmel Die Schweden forschen an der Endlagerung für alle Kategorien seit ungefär 30 Jahren (ja ich weiss dass das im Hinblick auf die Aktivität wenig ist) und haben weltweit wohl eines der grössten Know how auf diesem Gebiet. Wie, erst seit dreissig Jahren? Nach so einer Zeitspanne waren die Deutschen sich noch sicher und sehr zuversichtlich, dass ein Endlager bald bereit stehen würde. Mittlerweile sind weitere zwanzig Jahre vergangen.Hochaktivlager werden wohl so in 30-40 Jahren in Betrieb gehen, nachdem die Nachzerfallswärme der Abfälle auf ein Minimum abgeklungen ist. In D. wäre die ersten Abfälle schon in spätestens zwanzig Jahren so weit abgeklungen sein, dass man sie nach derzeitigem Kenntnisstand endlagern könnte - wenn man nur wüsste wo. Ich halte es jedoch für fahrlässig, weiterhin Müll zu produzieren, obwohl man nach fünf Jahrzehnten Forschung immer noch nicht weiss, wo man das Zeugs später sicher entsorgen kann. Im Gegenteil: Glaubt man ein Problem gelöst zu haben, taucht das nächste auf - z.B. die Gasentwicklung als Folge vom Korrosion und Zersetzung der Abfälle. Auch WAAs hielten Experten zunächst für ausreichend sicher, es hätte bei deren Betrieb kaum Radioaktivität austreten sollen. Mittlerweile ist aber die Wiederaufbereitung abgebrannter Brennstäbe aus D. eingestellt worden. Es wäre sicherlich interessant zu wissen, was herausgekommen wäre, wenn man das Geld, welches man über die Jahrzehnte in die Kerenergieforschung gesteckt hat, stattdessen für die Erforschung erneuerbarer Energien verwendet hätte. Doch soll dieses Versäumniss als Ausrede für den weiteren Ausbau der Nutzung der Kernenergie herhalten? Die großen Energieversorgen haben jedenfalls relativ plötzlich ein reges Interesse an den Energieträgern, die sie bisher, wenn sie von anderen genutzt worden sind, oft nur unter Zwang in das eigene Stromnetz einspeisten. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Juschi Geschrieben 7. Juli 2009 Autor Teilen Geschrieben 7. Juli 2009 Hier ein sehr interessanter Artikel über den Rückbau eines Kernkraftwerks in Deutschland. Im Moment das größte Projekt dieser Art weltweit. http://www.heise.de/tr/Abriss-als-Exporthit--/artikel/141619/0/0 Nunja. Vielleicht wird das ja eine unserer großen Kompetenzen, wenn es der Kraftwerksbau selbst schon nicht mehr wirklich ist. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Juschi Geschrieben 19. Juli 2010 Autor Teilen Geschrieben 19. Juli 2010 Frage an Wilko: Gab's bei euch bei der Jahrhunderthitze in den letzten Wochen Probleme mit dem Kühlwasser? Wie hoch war, bzs. ist die Temperatur im Fluss? Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Wilko Wiedemann Geschrieben 20. Juli 2010 Teilen Geschrieben 20. Juli 2010 Salü Kai Aufgrund der erhöhten Wassertemperatur der Aare ("unser" Fluss :)) mussten wir die Leistung verschiedene Male ein wenig reduzieren. Die Reduktion betrug ca. 1 % oder weniger. Sobald der Fluss 23 Grad erreicht, müssen wir reduzieren, da wir aufgrund des Fischereigesetzes kein Wasser über 32 Grad (Flusstemperatur + Erwärmung im Kondensator) in den Fluss einleiten dürfen. Stellt für uns kein Problem dar, ergibt aber halt eine etwas geringere Stromproduktion. Gruss Wilko Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Kay Richter Geschrieben 17. August 2010 Teilen Geschrieben 17. August 2010 Hallo! Erstmal danke für den Therade, da ich persönlich die Kernenergie furchtbar interessant finde. Nur eine Frage bleibt mir bis heute: Bei einer Reaktor-Schnell-Abschalltung, z.B. bei einem Störfall der sich zum "gebietsübergreifender Störfall" (Super-GAU) ausweitern könnte, kann es da auch sein, dass noch wärend dem Abschalten sich eine Hochdruckkernschmelze, welche dann zu eine freisetzung von Radiaktivität führen kann, entwickeln kann? Ich habe dies irgendwo mal gelesen, war aber von der seriösität des Artikels nicht sehr überzeugt. MFG KAY Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
JulianEDFM Geschrieben 17. August 2010 Teilen Geschrieben 17. August 2010 Bei einer Reaktor-Schnell-Abschalltung, z.B. bei einem Störfall der sich zum "gebietsübergreifender Störfall" (Super-GAU) ausweitern könnte, kann es da auch sein, dass noch wärend dem Abschalten sich eine Hochdruckkernschmelze, welche dann zu eine freisetzung von Radiaktivität führen kann, entwickeln kann? Ich habe dies irgendwo mal gelesen, war aber von der seriösität des Artikels nicht sehr überzeugt. MFG KAY So geschehen bei Tschernobyl. Grund war eine Fehlkonstruktion der Steuerstäbe. Die Stäbe werden ja zur Abschaltung ganz in den Reaktor eingefahren. In Tschernobyl (bzw. bei allen Reaktoren dieses Typs) sind die Spitzen der Steuerstäbe aber mit Graphit besetzt. Graphit hat aber die Eigenschaft, die Reaktion zu verstärken. Sprich: Fährt man einen Steuerstab ein, erhöht sich die Reaktivität des Reaktors zunächst solange, bis der Teil ohne Graphit des Steerstabes folgt. Tschernobyl hatte nun das Pech, dass bei der Notabschaltung alle Steuerstäbe in den Reaktor gefahren sind, und da somit zeitgleich alle Graphitspitzen drin waren wurde die Reaktivität viel zu hoch. Leider haben sich dadurch die Steuerstäbe verbogen, so dass sie steckengeblieben sind. Bis es Bumm gemacht hat. Mein Wissen stammt aus Recherchen bzgl. Referates in der Schule über Tschernobyl. Müsste grob stimmen, aber der Fachmann kann sicherlich Ergänzungen oder gar Korrekturen einbringen. :) Schließe mich mit einer Frage zu Tschernobyl an: Als die Reaktor Leistung (und somit der Dampfdruck) sprunghaft anstieg, wäre es möglich gewesen durch ein Öffnen der Ventile den Druck vom Reaktor zu nehmen? Dass dann vermutlich alle Turbinen hinüber gewesen wären ist klar, aber der Schaden wäre ja in jedem Fall geringer gewesen. Will gar keine "was wäre, wenn" Szenarien andiskutieren, sondern mich interessiert das einfach. :) Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Juschi Geschrieben 17. August 2010 Autor Teilen Geschrieben 17. August 2010 Als die Reaktor Leistung (und somit der Dampfdruck) sprunghaft anstieg, wäre es möglich gewesen durch ein Öffnen der Ventile den Druck vom Reaktor zu nehmen? Dass dann vermutlich alle Turbinen hinüber gewesen wären ist klar, aber der Schaden wäre ja in jedem Fall geringer gewesen. Will gar keine "was wäre, wenn" Szenarien andiskutieren, sondern mich interessiert das einfach. :) Der Druck war doch nicht das Problem, sondern die Hitze, die die Steuerstäbe verbogen hat. Der Reaktor wurde überkritisch und letztenendes so heiß, dass die Kühlung nur noch ein Tropfen Wasser auf den heißen Stein war. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
JulianEDFM Geschrieben 18. August 2010 Teilen Geschrieben 18. August 2010 Aber hat nicht letzlich der Druck zum Bersten der Reaktorhülle geführt? Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Juschi Geschrieben 18. August 2010 Autor Teilen Geschrieben 18. August 2010 Aber hat nicht letzlich der Druck zum Bersten der Reaktorhülle geführt? hmmm, gute Frage. Das sagt die Wikipedia dazu: Die Hitze verformte die Kanäle der Steuerstäbe, so dass diese nicht weit genug in den Reaktorkern eindringen konnten, um ihre volle Wirkung zu erzielen. Die Steuerstäbe verkeilten sich nach nur 2 bis 2,5 Metern anstelle der vorgesehenen 7 Metern im Reaktor. Die herrschende Temperatur ließ die Druckröhren reißen und das Zirconium der Brennstäbe (Ummantelung der Brennstäbe) wie auch den Graphit mit dem umgebenden Wasser reagieren. Wasserstoff und Kohlenmonoxid entstand in größeren Mengen und konnte aufgrund der Beschädigungen des Reaktorkernes entweichen. Unterhalb des Reaktorgebäudedeckels bildeten diese mit dem Sauerstoff der Luft entzündbares Knallgas, das sich vermutlich entzündete und zu einer zweiten Explosion (nur Sekunden nach der „nuklearen Exkursion“) führte. Welche Explosion zum Abheben des über 1000 Tonnen schweren Deckels des Reaktorkerns (Biologischer Schild) führte, ist nicht ganz klar. Außerdem zerstörten die Explosionen das (nur als Wetterschutz ausgebildete) Dach des Reaktorgebäudes, sodass der Reaktorkern nun nicht mehr eingeschlossen war und direkte Verbindung zur Atmosphäre hatte. Der glühende Graphit im Reaktorkern fing sofort Feuer. Insgesamt verbrannten während der folgenden zehn Tage 250 Tonnen Graphit, das sind etwa 15 % des Gesamtinventars. http://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe_von_Tschernobyl Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Danix Geschrieben 18. August 2010 Teilen Geschrieben 18. August 2010 Man kann Tschernobyl ja nicht mit den aktuellen AKWs vergleichen. Diese verfügen über eine Reaktorschutzhülle und technische Sicherheitsvorkehrungen (Notaggregate, mehrere Kreisläufe usw). Besser vergleichbar ist Three Miles Island, USA, wo auch eine Kernschmelze stattfand. Dort hat das Containment (kugelförmige Reaktorschutzhülle) das meiste aufgefangen. Es drang praktisch nichts nach aussen und die Hülle hielt. Dani Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Wilko Wiedemann Geschrieben 18. August 2010 Teilen Geschrieben 18. August 2010 Bei einer Reaktor-Schnell-Abschalltung, z.B. bei einem Störfall der sich zum "gebietsübergreifender Störfall" (Super-GAU) ausweitern könnte, kann es da auch sein, dass noch wärend dem Abschalten sich eine Hochdruckkernschmelze, welche dann zu eine freisetzung von Radiaktivität führen kann, entwickeln kann? Die Schnellabschaltung erfolgt bei Abweichungen vom Normalzustand, also nicht erst beim Störfall. Eine Kernschmelze tritt nicht beim Abschalten ein, so schnell geht das nicht. Bei hohem Druck ist eine Kernschmelze natürlich besonders heikel aufgrund der möglichen explosionsartigen Zerstörung des Druckgefässes. Damit dies aber nicht geschieht, gibt es Druckentlastungssysteme, mit denen der Druck rasch abgesenkt werden kann. Das Sicherheitsgebäude wird ebenfalls durch eine Druckentlastung geschützt. In Tschernobyl führte nicht eine Kernschmelze zum Unfall, sondern die Reaktionen aus Juschis verlinktem Wikipedia-Artikel. Hätte Tschernobyl anstelle des Blechdachs ein richtiges, mehrschaliges Sicherheitsgeäude gehabt, wären die Ausmasse des Unfalls weitaus geringer gewesen. Als die Reaktor Leistung (und somit der Dampfdruck) sprunghaft anstieg, wäre es möglich gewesen durch ein Öffnen der Ventile den Druck vom Reaktor zu nehmen? Dass dann vermutlich alle Turbinen hinüber gewesen wären ist klar, aber der Schaden wäre ja in jedem Fall geringer gewesen. Ob das noch gereicht hätte ist fraglich, die Leistungsexkursion war wirklich krass. Die Turbineneinlassventile hätte man zu dem Zweck kaum wirksam öffnen können, die reagieren zu langsam. Inwieweit Überdruckventile eingebaut waren, entzieht sich meinen Kentnissen über den RBMK-Reaktor Tschernobyl. Westliche KKW haben Überdruckventile und gesteuerte Abblaseventile im Dampfpfad, um überschüssige Leistung abzulassen. Besser vergleichbar ist Three Miles Island, USA, wo auch eine Kernschmelze stattfand. Dort hat das Containment (kugelförmige Reaktorschutzhülle) das meiste aufgefangen. Beim TMI-Unfall schmolz der Kern nur zum Teil und das Reaktordruckgefäss blieb unbeschädigt. Die Freisetzungen entstanden erst durch Fehlmanipulationen nach dem Unfall. Gruss Wilko Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
JulianEDFM Geschrieben 18. August 2010 Teilen Geschrieben 18. August 2010 Vielen Dank Wilko- echt klasse so einen Experten "vor Ort" zu haben. :) Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
rolfuwe Geschrieben 18. August 2010 Teilen Geschrieben 18. August 2010 Da die Nichtakzeptanz der KKW bei uns oft im Zusammenhang mit Tschernobyl diskutiert wird, empfehle ich folgende Literatur: Tschernobyl, Der Reaktorunfall, Unfallhergang Mittel- u. langfristige Folgen Perspektiven für die Stillegung Verlag: Inforum Verlags- u. Verwaltungs GmbH, 1996 An einer Diskussion über die Vor- u. Nachteile der KKW in öffentlichen Foren wollte ich mich aber nie wieder beteiligen, da nach meiner bisherigen Auffassung Diskussionen mit politisch manipulierten Unwissenden sinnlos sind. Aber dieses Forum überrascht mich mit einer überdurchschnittlichen Sachlichkeit und übersteigt das Niveau der sogenannten Spezialisten u. Politiker, die man so in den Medien vorgesetzt bekommt. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Bastian Geschrieben 18. August 2010 Teilen Geschrieben 18. August 2010 Moin, ich möchte neben der hier schon angesprochenen Entlager-Problematik einen weiteren Denkansatz zur politischen Dimension des Neubaus (und verlängerten Betriebs im Falle Deutschlands) von KKWs einbringen: den der nuklearen Proliferation. Wir haben in der Welt momentan neun Staaten die über Kernwaffen verfügen (USA, Russland, UK, Frankreich, China, Israel, Indien, Pakistan und Nord-Korea). Dem Iran wird das streben nach Kernwaffen unterstellt. Viele andere Länder könnten in den nächsten Jahren interesse entwickeln oder haben es schon (siehe mittlerer Osten, Brasilien hat da ein etwas suspektes U-Boot Projekt, ...). Ich denke wir sind uns alle einig das eine weitere Verbreitung von Kernwaffen nicht besondern erstrebenswert ist. Der komplizierteste Schritt (damit sage ich nicht das die anderen Schritte einfach wären) auf dem Weg zu einer Kernwaffe ist die Beschaffung des spaltbaren Materials. Waffenfähiges, spalbares Material in diesem Zusammenhang ist Uran-235 und Plutonium-239 (zumindest sind das die heutzutage relevanten). Genauer: es wird Uran benötigt welches zu einem großen Teil (>90% sehr grob) aus dem Isotop Uran-235 besteht benötigt. Woher nun kommt dieses sogenante Hoch-Angereicherte-Uran ("weapongrade HEU")? Es wird aus Natur-Uran welches in Minen abgebaut wird gewonnen und dann angereichert (Natur-Uran enthält nur ca. 0,7% des benötigten Isotops). Was hat das alles nun mit Kernkraftwerken zu tun? Nun, auch (alle westlichen) KKWs brauchen angereichertes Uran (allerdings "nur" auf 3,5% ca. angereichert). Gesteht man einem Land nun eine zivile Nutzung der Kernenergie zu so kommt es fast zwangsläufig in Berührung mit den zur Anreicherung genutzten Technologien. Ist ein Land in der Lage Uran auf 3,5% anzureichern so ist es nur noch ein kleiner Schritt Uran auf über 90% anzureichern und somit waffenfähig zu machen. Damit wäre dann also der schwierigste Schritt auf dem Weg zur Kernwaffee überwunden. Sollte ein Land nicht über eine Anreicherungsanlage verfügen aber einen Reaktor betreiben kommt das Element Plutonium-239 ins Spiel. Dieses wird ganz automatisch in jedem Reaktor aus Uran-238 (das ist das in der Natur am häufigsten vorkommende Uran Isotop) "erbrütet". Dieses könnte dann aus den Brennstäben in denen es entsteht abgetrennt werden und danach als spaltbares Material verwendet werden. Wie man es also auch dreht und wendet: ein Reaktor ermöglicht / vereinfacht den Zugang zu spaltbarem, potentiell waffenföhigem Material. Aus diesem Grund ist der Neubau / Betrieb von Reaktoren in politisch instabilen oder politisch komplizierten Gebieten immer mit großer Skepsis zu betrachten und wenn möglich zu vermeiden. Jetzt bleibt noch die Frage was das ganze mit KKWs "aus dem Westen" zu tun hat. Nun hierbei geht es um die Vorbild-Funktion. Wie können wir beispielsweise einem Iran "verbieten" ein KKW und eine Anreicherungsanlage zu betreiben während in der EU neue Reaktoren gebaut werden? Wie soll man das den Menschen vor-Ort verständlich machen? Das war jetzt eher länglich und vielleicht teilweise etwas zu technisch aber dieser Punkt wird in der öffentlichen Diskussion so gut wie nie angesprochen und liegt mir persönlich sehr am Herzen. Viele Grüße Bastian Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Danix Geschrieben 19. August 2010 Teilen Geschrieben 19. August 2010 Grundsätzlich hast du natürlich recht, es ist nicht gut, wenn immer mehr Staaten über Atomwaffen verfügen, gerade solche in Krisenregionen. In diesem Zusammenhang ist es ja erstaunlich, dass Pakistan A-Waffen hat, aber gleichzeitig nicht fähig ist, sein Land gegen Monsunregen zu schützen (tja, die Natur ist halt stärker als ein paar Atombomben...). Ich sehe jedoch keinen Zusammenhang zwischen KKWs in der westlichen Welt und Proliferation. Sämtliche Demokratien haben den Non-Proliferationsvertrag unterschrieben (ist Israel eine Demokratie?), weshalb zusätzliche AKWs bei uns sicher kein Präjudiz für weitere Nuklearwaffen in Krisenregionen sein würden. Interessant in diesem Zusammenhang ist ja auch, dass aufstrebende Nuklearstaaten ihr Uran (angereichert oder nicht) nicht von westlichen Staaten erhalten. Würden sie das, müssten sie nicht einen derartigen Aufwand betreiben, um es anzureichern (Stichwort: Zentrifugen). Dem Iran wurde mehrmals angeboten, nicht-waffenfähiges angereichertes Uran vom Westen zu beziehen, wenn es im Gegenzug seine Anreicherung abstellt. Sie waren nicht bereit dazu. Das ist ein klares Indiz, dass sie es am Westen vorbei machen wollen. Und auch der Bau von AKWs folgert nicht konsequenterweise den Besitz von Atomwaffen. Deshalb könnten weniger aggressive Staaten problemlos zu KKWs kommen (man diskutiert es z.B. in Indonesien). Atomkraft wäre ein sehr guter Ausweg aus dem Energieproblem, auch in 3.-Weltstaaten. Dani Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Bastian Geschrieben 19. August 2010 Teilen Geschrieben 19. August 2010 Ich sehe jedoch keinen Zusammenhang zwischen KKWs in der westlichen Welt und Proliferation. Sämtliche Demokratien haben den Non-Proliferationsvertrag unterschrieben (ist Israel eine Demokratie?), weshalb zusätzliche AKWs bei uns sicher kein Präjudiz für weitere Nuklearwaffen in Krisenregionen sein würden. Der Nichtweiterverbreitungsvertragt hat leider jede Menge Probleme so das man ihn als fast Zahnlosen Tiger verstehen muss. Bestes Beispiel dafür ist der Iran: der Iran verstößt aktuell (!) gegen KEINE der NPT (=Non-Proliferation-Treaty, Nichtweiterverbreitungsvertrag) Klauseln. Der NPT diskriminiert (unterscheidung zw. Kernwaffenstaaten und Nicht-Kernwaffenstaaten) und ist in seiner ursprünglichen Form (das ist die Form die die meisten Staaten unterschrieben haben) nicht vernünftig verifizierbar (d.h. die IAEO kann die Einhaltung nicht vernünftig überprüfen, sie muss sich z.B. Anmelden und darf nur Anlagen inspizieren die das Land gemeldet hat). Und mal ganz dummdreist gesprochen: die Anzahl der Kernwaffenstaaten nach in Kraft treten des NPT ist fast doppelt so hoch wie davor. Nicht grade vertrauenserweckend in meinen Augen. Interessant in diesem Zusammenhang ist ja auch, dass aufstrebende Nuklearstaaten ihr Uran (angereichert oder nicht) nicht von westlichen Staaten erhalten. Würden sie das, müssten sie nicht einen derartigen Aufwand betreiben, um es anzureichern (Stichwort: Zentrifugen). Dem Iran wurde mehrmals angeboten, nicht-waffenfähiges angereichertes Uran vom Westen zu beziehen, wenn es im Gegenzug seine Anreicherung abstellt. Sie waren nicht bereit dazu. Das ist ein klares Indiz, dass sie es am Westen vorbei machen wollen. Warum auch nicht? Ich würde mir als Iran auch nicht von außen diktieren lassen wollen wie ich meine Bürger mit Energie versorge (das ist das was der Iran behauptet). Zumal der Iran wie gesagt NICHT gegen den NPT verstößt. D.h. eigentlich handelt der Westen momentan rechtswidrig wenn er dem Iran Sanktionen aufbrummt. Und selbst wenn der Iran keine Anreicherungsanlagen im Land hätte könnte er immer noch eine Plutonium-Produktion starten (mittels des in Reaktoren entstehenden Plutoniums, siehe mein ursprüngliches Posting). Und auch der Bau von AKWs folgert nicht konsequenterweise den Besitz von Atomwaffen. Deshalb könnten weniger aggressive Staaten problemlos zu KKWs kommen (man diskutiert es z.B. in Indonesien). Die Folgerung habe ich auch nicht gezogen. Der Bau von AKWs fördert aber die Proliferation von spaltbarem Material und das wiederum KANN zum Bau von Waffen führen. Der einzige Weg (die Proliferation von) Kernwaffen letzendlich zu verhindern ist das spalbare Material unzugänglich zu machen. Mehr KKWs führen aber leider nun mal zu mehr spalbarem Material auf der Welt. Atomkraft wäre ein sehr guter Ausweg aus dem Energieproblem, auch in 3.-Weltstaaten. Aber leider können wir alle nicht in die Zukunft blicken und sehen ob ein entsprechender Staat nicht in 10 Jahren zu einem "failed-state" geworden ist. Zumal sich da ja wieder die ganzen Fragen zu Endlagerung, Betriebssicherheit, ... stellen. Viele Grüße Bastian Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Walter Fischer Geschrieben 31. Oktober 2010 Teilen Geschrieben 31. Oktober 2010 Nun haben wir bald einen neuen "Mineralwasser- Reaktor" http://www.nzz.ch/nachrichten/schweiz/poschiavo_stimmt_mega-pumpspeicherwerk_zu_agenx_1.8210054.html Sehr fortschrittlich diese "Bergler", oder ganz einfach die klassische Win-Win- Situation:008: Gruss Walti Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Wilko Wiedemann Geschrieben 31. Oktober 2010 Teilen Geschrieben 31. Oktober 2010 Interessantes Projekt in der gleichen Grössenordnung wie das weiter fortgeschrittene Projekt Linthal 2015. Im Hinblick auf neue Grosskraftwerke in der Schweiz sind solche Regelkraftwerke auch notwendig. Hoffen wir mal, dass im Puschlav mit wenig Widerstand mit den Arbeiten begonnen werden kann. Gruss Wilko Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
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