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Fragen zur Kernenergie und Reaktortechnik


Juschi

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  • 2 Wochen später...
Wilko Wiedemann

Da ich mich momentan mit unserem Reaktorschutz- und Regelsystem auseinandersetzen muss, möchte ich Interessierten mal etwas näher beschreiben, wie ein Druckwasserreaktor überhaupt gesteuert werden kann:

 

Reaktorregelung

 

Je nach gewünschter Turbinenleistung ist eine entsprechende Menge Dampf notwendig. Der Reaktor muss nun also immer die Wärme freisetzen, die zur Produktion der gewünschten Dampfmenge notwendig ist, nicht zu viel und natürlich auch nicht zu wenig. Dazu muss die Reaktorleistung geregelt werden können.

 

Zuerst ein wenig Theorie über die Kernspaltung: Um eine Kernspaltung stattfinden zu lassen, braucht es spaltbares Material und Neutronen. Als Spaltstoff dient Uran U-235. Trifft ein Neutron nun auf einen U-235-Kern, wird dieser in zwei Teile und zwei bis drei weitere Neutronen gespalten. Dabei wird Wärme frei gesetzt. Die frei gewordenen Neutronen können weitere Spaltungen auslösen, es kommt zur Kettenreaktion. Mit jeder Kernspaltung steigt auch die freigesetzte Wärmemenge. Würde man nun nichts dagegen tun, so würden die Spaltungen immer weiter zunehmen und die Energiefreisetzung würde ins Unermessliche steigen.

 

Um eine unkontrollierte Leistungsfreisetzung zu verhindern, muss man nun also die bei den Spaltungen freiwerdenden Neutronen einfangen und nur soviele Neutronen Spaltungen ausführen lassen, dass eine konstante Anzahl Spaltungen pro Sekunde stattfindet. Um die überschüssigen Neutronen einzufangen, benutzt man Steuerstäbe aus neutronenabsorbierenden Materialien. Üblicherweise ist dies eine Indium-Silber-Cadmium-Legierung.

Je weiter man nun also die Steuerstäbe in den Reaktorkern, die Brennelemente, einfährt, desto mehr Neutronen werden "geschluckt". Zieht man die Steuerstäbe weiter hinaus, werden weniger Neutronen absorbiert, es finden mehr Kernspaltungen statt und somit wird mehr Wärme frei gesetzt.

 

Die Anzahl der Spaltungen pro Sekunde ist also ein Mass für die Leistung. Umso mehr Spaltungen, desto höher ist die freigesetzte Wärme. Und da die Anzahl Spaltungen von der Anzahl der freien Neutronen abhängig ist, ist also auch der Neutronenfluss, bezw. die Neutronenflussdichte (Anzahl Neutronen pro Zeit und pro Fläche) ein direktes Mass für die Leistung. Mit den Steuerstäben wird also der Neutronenfluss und somit auch die Leistung/Wärmeproduktion gesteuert.

 

Mit den Stäben alleine könnte man nun also die Leistung steuern. Aber das wäre ziemlich uneffizient, da so immer ein Teil der Brennelemente nicht zur Wärmeproduktion genutzt werden könnte. Optimal ist es, wenn man die Brennelemente über die ganze Länge nutzen könnte, um die Leitung gleichmässig zu verteilen. Damit das funktioniert, müssten die Steuerstäbe aber ganz ausgefahren sein, was aber die Wärmefreisetzung ins Unermessliche steigern würde. Das heisst nun, dass also noch ein anderer Absorber für Neutronen vorhanden sein muss.

Um die gewünschte Absorbtion zu erreichen mischt man dem Kühlmittel Bor in Form von Borsäure bei. Bor ist ein starker Neutronenabsorber, der nun mit dem Kühlmittel die Brennelemente durchfliesst und so die überschüssigen Neutronen schluckt. Damit nun wieder eine konstante Anzahl Spaltungen stattfindet, muss die Borkonzentration also genau so hoch sein, dass genau soviele Neutronen absorbiert werden, wie bei den Spaltungen entstehen.

Das heisst, mit der Borkonzentration kann also auch die Leistung gesteuert werden.

 

Bei 100% Leistung sind die Stäbe nun also praktisch ganz aus dem Reaktorkern ausgefahren. Bei kurzfristigen Leistungsänderungen wird nun also mit den Steuerstäben entsprechend ein- oder ausgefahren. Wird die Leistung über längere Zeit angepasst, so wird auch die Borkonzentration im Kühlmittel entsprechend geändert. Ziel ist es immer, die Steuerstäbe in einem bestimmten Regelbereich im obersten Teil der Brennelemente zu halten.

 

Wenn der Reaktor abgestellt werden soll, dann werden die Steuerstäbe einfach ganz in die Brennelemente eingefahren. Die Absorption der Neutronen ist dann so gross, dass mehr Neutronen absorbiert werden, als noch Spaltungen ausführen. Die Kettenreaktion wird unterbrochen, die Wärmeproduktion gestoppt.

Muss ein Reaktor aufgrund einer Störung oder eines Notfalls abgeschaltet werden, erfolgt eine sogenannte Reaktorschnellabschaltung. Dazu werden die Steuerstäbe ausgeklinkt und fallen innerhalb einer Sekunde in die Brennelemente und stoppen so die Kettenreaktion.

 

So funktioniert vereinfacht dargestellt die Regelung der Reaktorleistung. Ich hoffe, ich habs einigermassen verständlich rübergebracht :)

 

Bei Fragen stehe ich wie immer gerne zur Verfügung :)

 

Gruss

 

Wilko

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  • 3 Wochen später...

Naja der Poll mag ein Luftfahrtexperte sein, ein Nuklearfachmann ist er allerdings nicht. Die Probleme für einen solchen Antrieb sind immernoch dieselben, aus denen man die Idee in den 50er-Jahren aufgegeben hat.

Ich sehe keine technische Umsetzung, die es ermöglicht, den Antrieb in einem Flugzeug unterzubringen und dann noch grosse Nutzlast transportieren zu können. Alleine die Einrichtungen zur Abschirmung und Sicherheit würden wohl jedes nutzbare Gewicht überschreiten.

Eine Alternative dazu sind aber Antriebe mit Wasserstoff, der leicht gewonnen werden kann unter Verwendung von Kernenergie.

 

Als Antrieb für Schiffe würden sich Kernreaktoren aber eignen, was ja auch bereits gemacht wird.

 

Da es Kernkraftwerke schon nicht leicht haben, werden "Atomflugzeuge" wohl kaum Akzeptanz finden.

 

Gruss

 

Wilko, zufrieden dass "sein" Reaktor an einem festen Platz steht :)

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Und wie sieht es mit der Nutzung von Radionuklidbatterien aus? Sind ja schon erprobt und als sicher gegen Unfälle zu bezeichnen. Bringen die jedoch die nötige Leistung? Kann man deren Leistungsabgabe drosseln?

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Radionuklidbatterien, bezw. Isotopengeneratoren sind sicher eine interessante Energiequelle. Jedoch von der Leistung her eher im niedrigen Bereich einsetzbar. Aber durchaus denkbar für Elektroeinrichtungen fernab von Stromnetzen.

 

Solche Isotopengeneratoren (und auch mobile Kleinreaktoren) bringen aber eine ganz andere Problematik mit sich: Sollten sie im grossen Stil eingesetzt werden (bspw. in Elektrofahzeugen) und überall erhältlich sein, so ist eine Kontrolle des radioaktiven Materials sehr erschwert oder gar unmöglich. Terroristen könnten sich so einfach Nuklearmaterial besorgen. Zwar ist dieses Material nicht brauchbar, um eine Atombombe zu bauen, aber man könnte es freisetzen und so grosse Kontamination verursachen.

 

Gruss

 

Wilko

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In der Endlagerfrage hat sich wieder etwas getan. Das Bundesamt für Energie (BFE) gab heute die Standortregionen bekannt, die sich laut der nationalen Genossenschaft zur Lagerung radioaktiver Abfälle NAGRA am besten für ein Endlager einigen.

Es wurden sechs Standortregionen für schwachaktive Abfälle und drei Standortregionen für hochaktive Abfälle genannt, die nun in der nächsten Phase genauer untersucht werden sollen.

 

Die ganze Mitteilung des BFE gibt es hier

 

Gruss

 

Wilko

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Wie ist das eigentich:

 

Ich habe vor längerer Zeit gehört dass Atommüll irgendwo in Vorarlberg in einem Unterirdischen Stollen gelagert werden soll?

 

Weiß jemand ob es dazu gekommen ist?

 

Damals gab es ja verständlicherweiße ätliche Bürgerproteste!

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Eine Einlagerung von radioaktiven Abfällen in Stollen in Vorarlberg ist mir nicht bekannt. Ich kann mir das auch nicht vorstellen, zumal Österreich keine Nuklearindustrie betreibt. Die einzigen anfallenden Abfälle dort sind schwachaktive Abfälle aus Forschung, Industrie und zur Hauptsache aus der Medizin.

 

Bekannt ist aber, dass sich die Vorarlberger massiv gegen Kernkraftwerke und Endlager in der Nähe der schweiz-österreichischen Grenze wehren.

 

Gruss

 

Wilko

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DANKE DANKE DANKE

 

genau ich glaub so war das.. ist schon länger her, dass ich das gehört hab!

 

die Vorarlberger wehren sich gegen die endlagerung von Atommüll an der Grenze zu SChweiz- Österreich

 

;)

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die Vorarlberger wehren sich gegen die endlagerung von Atommüll an der Grenze zu SChweiz- Österreich

Gut, in der Schweiz ist irgendwie alles in der Nähe der Grenze :D

 

Wichtig für die Endlagerung ist hauptsächlich nur, dass der am besten geeignete Ort gewählt wird, unabhängig der Politik. Und in der hinsicht ist nun mal das Zürcher Weinland die erste Wahl.

 

Gruss

 

Wilko

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So.. ich hab nun wieder eine Frage an Wilko :p:

 

1) Was genau machst du eigentlich in dem Kernkraftwerk?

 

2) Welche Schulische Ausbildung braucht man dafür? Wie lange dauert die Ausbildung im Kraftwerk bis man alles erlernt hat?

 

3) hat es in eurem Kraftwerk schon einmal irgendwelche zwischenfälle gegeben?

 

4) Wie viel strahlung gibt eigentlich so ein Kernkraftwerk auch trotz der dicken Betonmauern ab? Ist das viel oder unbedenklich?

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4) Wie viel strahlung gibt eigentlich so ein Kernkraftwerk auch trotz der dicken Betonmauern ab? Ist das viel oder unbedenklich?

 

Hier in Deutschland zumindest heißt es, unsere KKWs geben nicht mehr Strahlung ab, als an natürlicher Hintergrundstrahlung ohnehin emmitiert wird, bzw. vorhanden ist. Auf Deutsch also Null Strahlung. Ich habe aber nicht selbst nachgemessen.

 

Es würde mich allerdings interessieren, was für eine Strahlung Wilko abbekommt. Sicher ist sie ungefährlich, aber ich könnte mir vorstellen, dass die zulässigen Toleranzen bei KKW-Mitarbeitern höher eingestuft sind als bei anderen Menschen. Also, Frage an Wilko, wiviel Milisievert darfst du pro Jahr abbekommen und wieviel bekommst du laut deines Dosimeters tatsächlich ab?

 

Und: Siehst du in 10 Jahren so aus?

http://www.indiansunburn.com/wp-content/uploads/2007/08/sunburn1.JPG

 

:)

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Weitere Frage:

 

Man kann, setzt man Stoffe ausreichend hoher radioaktiver Strahlung aus, ja selbst zum "Strahlen" bringen.

 

Ich frage mich allerdings, wie das auf molekularer, bzw. atomarer Ebene aussieht.

 

Wie kann ein Atom anfangen, radioaktive Strahlung zu emmitieren?

 

Ich meine, ein Atom bestehtn aus einem Atomkern, in dem Neutronen und Positronen enthalten sind und darum schwirren Elektronen.

 

Wo kommt da die Strahlung her? Oder anders gesagt: Was ist in dieser Hinsicht an einem Uran-Atom anders als an einem Wasserstoffatom?

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Danke, Kai, sehr interessanter Link.

 

1) Was genau machst du eigentlich in dem Kernkraftwerk?

Ich arbeite im Kernkraftwerk Beznau und bin angehender Reaktoroperateur. Meine Aufgabe ist es, das gesamte Kraftwerk vom Kommandoraum aus zu bedienen und die Reaktor- und Turbinenanlagen zu überwachen.

 

2) Welche Schulische Ausbildung braucht man dafür? Wie lange dauert die Ausbildung im Kraftwerk bis man alles erlernt hat?

Die Ausbildung zum Reaktoroperateur dauert rund fünf Jahre. Sie beinhaltet eine zweijährige Ausbildung zum Anlagenoperateur mit Berufsprüfung sowie ein Studium an einer Technikerschule für Reaktortechnik. In der Schweiz ist dies das Paul Scherrer Institut in Villigen.

Alles über Berufe in Kernkraftwerken und die Anforderungen findest du hier und http://www.berufeimkernkraftwerk.ch/ hier. Bei Fragen einfach an mich wenden.

 

3) hat es in eurem Kraftwerk schon einmal irgendwelche zwischenfälle gegeben?"]3) hat es in eurem Kraftwerk schon einmal irgendwelche zwischenfälle gegeben?

Grössere Zwischenfälle mit Freisetzung von Radioaktivität, grössere Unfälle oder Systemversagen hatten wir noch nie. Betriebsstörungen kamen und kommen natürlich vor. Dabei handelt es sich vorallem um technische Probleme und Störungen, die an jeder technischen Anlage auftreten können und relativ schnell wieder behoben werden können.

 

4) Wie viel strahlung gibt eigentlich so ein Kernkraftwerk auch trotz der dicken Betonmauern ab? Ist das viel oder unbedenklich?"]

Eine unserer Hauptaufgabe ist das Verhindern von übermässiger Abgabe von Strahlung.

Die Strahlung die ein Kernkraftwerk im Normalbetrieb abgibt, ist um ein vielfaches geringer, als die natürliche Strahlenbelastung des Menschen. Die Strahlenbelastung eines durchschnittlichen Schweizers beträgt pro Jahr etwa 4 Millisievert. Davon stammt der grösste Teil aus der Natur. Fünf Prozent davon stammen aus der Industrie, inklusive Kernkraftwerken, also ca. 0.2 Millisievert pro Jahr. Als Vergleich: Nachweisbare Veränderungen im Zellgewebe beginnen ab etwa 250 Millisievert.

 

Also, Frage an Wilko, wiviel Milisievert darfst du pro Jahr abbekommen und wieviel bekommst du laut deines Dosimeters tatsächlich ab?

Wir sind per Gesetz auf maximal 20 Millisievert im Jahr limitiert (Gilt übrigens auch für Piloten ;)). Bei uns im Kraftwerk haben wir die Limite noch tiefer gesetzt, auf 16 Millisievert.

Meine genauen Werte müsste ich erst im Strahlenatlas der letzten Jahre nachsehen. Es waren 2006 aber insgesamt weniger als 1.5 Millisievert. Rund die Hälfte davon stammte aus den Revisionsarbeiten, in denen ich direkt am Reaktor eingesetzt war. Letztes Jahr hab ich nichts abgekriegt, da ich in der Schule war und dieses Jahr kommts erst noch raus, wird aber ähnlich sein.

 

In einer Druckwasseranlage kriegt man nur Strahlung ab, wenn man im Primärteil der Anlage arbeitet, also während rund einem Drittel bis der Hälfte der Zeit. Pro Schicht macht das dann ca. 2 Mikrosievert aus, also 0,002 Millisievert.

 

Die restlichen Fragen werde ich noch beantworten und ein paar weiterführende Links einfügen.

 

Gruss

 

Wilko

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Was ist in dieser Hinsicht an einem Uran-Atom anders als an einem Wasserstoffatom?

Der Aufbau :) Atome bestehen aus positiv geladenen Protonen, Neutronen und negativ geladenen Elektronen. Der Atomkern besteht aus Protonen und Neutronen. Der Atomkern definiert das Element und dessen physikalischen Eigenschaften. Der einfachste Atomkern besteht aus einem einzelnen Proton, das von einem Elektron umkreist wird: Das Element Wasserstoff. Das nächste Element besteht aus zwei Protonen und zwei Neutronen: Helium. Pro Proton im Kern ist jeweils ein Elektron vorhanden. Desshalb ist ein Atom nach Aussen elektrisch Neutral.

Jedes Element hat eine eigene Kernzusammensetzung. Die Anzahl Protonen bestimmen dabei das Element. Jedes Element hat immer die gleiche Anzahl Protonen.

Da Protonen eine elektrische Ladung haben, stossen sie sich gegenseitig ab. Hier kommen die Neutronen ins Spiel. Dank ihnen kann der Kern doch zusammenhalten, obwohl sich Protonen abstossen. Je mehr Protonen ein Kern hat, desto mehr neutrale Neutronen sind notwendig, damit er zusammenhalten kann. Die Kernbestandteile halten durch sogenannte Kernkräfte zusammen, die zwischen den Teilchen wirken, einfach gesagt.

Wie schon gesagt definiert die Anzahl Protonen ein bestimmtes Element. Die Anzahl der Neutronen kann aber variieren. Elemente mit gleicher Anzahl Protonen aber unterschiedlicher Anzahl Neutronen nennt man Isotope. Beispiel: Ein Kern des Uranisotopes U-235 besteht aus 92 Protonen und 143 Neutronen. Die 235 steht für die Anzahl Teilchen im Kern. Ein U-239 Isotop besteht somit also aus 92 Protonen und 147 Neutronen.

 

Aus den Kernbausteinen wäre also theoretisch jede erdenkliche Kombination möglich. Aber aufgrund der verschiedenen Kernkräfte sind es nur mehrere hundert mögliche Kombinationen.

 

Wie kann ein Atom anfangen, radioaktive Strahlung zu emmitieren? Wo kommt da die Strahlung her?

 

Kommt bald

 

Gruss

 

Wilko

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  • 1 Monat später...

Hallo zusammen

 

Ich schulde Kai immernoch Antwort auf die eine Frage. Sorry für die lange Pause, aber Ausbildung, Simulatortraining und Arbeit sowie Privatleben nehmen mich mehr in Beschlag, als mir lieb ist :) Nun bin ich aber wieder für Fragen da. Nun denn:

Wie kann ein Atom anfangen, radioaktive Strahlung zu emmitieren?

Ich versuche mal, dies einigermassen einfach zu erklären. Für diejenigen die es ganz genau wissen wollen, werde ich ein paar Links einbauen.

 

Wie oben schon erklärt, ergibt die Zusammensetzung de Atomkerns das entsprechende Element. Eine bestimmte Anzahl von Neutronen und Protonen bilden den Kern. Sie halten durch die Kernkräfte (auch Grundkräfte der Physik) zusammen. Aber aufgrund dieser Kräfte ist nicht jede erdenkliche Kombination möglich. Je mehr Teilchen ein Kern enthält, desto schwächer ist sein Zusammenhalt und seine Tendenz auseinanderzufallen steigt. Einige Kombinationen aus Neutronen und Protonen halten nur zeitlich begrenzt zusammen, bis sie auseinanderfallen. Dieses sind die instabilen Elemente und diejenigen, welche radioaktiv sind. Zerfallen solche Elemente, so zerfallen sie in zwei neue Elemente, die entweder stabil oder wiederum instabil sein können. So entstehen sogenannte Zerfallsreihen. Beim Zerfall wird überschüssige Energie aus dem Kernzusammenhalt emmitiert. Diese Energie wird entweder als Teilchen oder als Photon freigesetzt. Und diese Freisetzungen sind dann eigentlich die eigentliche radioaktive Strahlung. Man unterteilt sie in Teilchenstrahlung, wenn Teilchen emmitiert werden und Photonenstrahlung, wenn Photonen emitiert werden. Je nach Teilchen unterscheidet man bei der Teilchenstrahlung Alphastrahlung (ALphateilchen zwei Neutronen und zwei Protonen) oder Betastrahlung (Betateilchen, Elektronen, Positronen). Die Photonenstrahlung nennt man auch Gammastrahlung. Sie ist diejenige Strahlung, die am gefährlichsten ist, da sie aufgrund ihrer Massenlosigkeit alle Materie durchdringt und deshalb nur abgeschwächt, nie aber ganz absorbiert werden kann.

Bei einem Zerfall können mehrere Strahlungsarten vorkommen. Je nach Element überwiegt die eine oder andere Strahlenart.

Wie erklärt gibt es also natürliche Elemente, die unter aussenden von Strahlung zerfallen. Stabile Elemente können nun aber auch zu Strahlen beginnen. Dies nennt man Aktivierung. Dabei wird ein stabiler Atomkern beispeilsweise mit einem Neutron (wie bei der Kernspaltung beispielsweise) beschossen. Der Kern absorbiert das Neutron und es kommt zu einem Ungleichgewicht in seiner Zusammensetzung, er zerfällt und emitiert ebenfalls Strahlung. In der Folge entstehen Zerfallsprodukte, die nun ihrerseits wieder zerfallen und Strahlung emitieren. Auch die Strahlung selber kann nun Atomkerne aktivieren, indem die Teilchen oder Photonen Elektronen oder Kernbausteine aus anderen Kernen herausschlagen und diese so ebenfalls instabil werden lassen. In diesem Zusammenhang spricht man von ionisierender Strahung.

 

So, ich hoffe das war nicht allzu kompliziert, ansonsten einfach nachfragen :)

 

Gruss

 

Wilko

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  • 3 Wochen später...

Super Erklärung Wilko. Die Wikipedia-Einträge werden ja immer besser und damit in vielerlei Hinsicht auch immer länger und detailierter, was dann so weit gehen kann, dass man um manche Sachverhalte zu verstehen teilweise einen halben Roman lesen muss. In dieser Hinsicht, Danke für diese kurze und äußerst verständliche Erklärung. Jetzt habe ich wieder neues Allgemeinwissen zum Prahlen. :)

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  • 2 Wochen später...
Gast blackholesun

Hi

 

Es ist also möglich ein absolut sicheres Atomkraftwerk zu bauen, das nicht explodieren kann, und das auch bei einem massiven Anschlag kein Strahlun abgibt.

 

Wie das ganze funktioniert ist wohl jetzt auch geklährt, darf man dann auch Fragen zur Lagerung stellen?

 

bezüglich Standorte, Anforderungen, Lagerdauer, Gefährlichkeit und Sicherheit?

 

danke im Voraus

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Es ist also möglich ein absolut sicheres Atomkraftwerk zu bauen, das nicht explodieren kann, und das auch bei einem massiven Anschlag kein Strahlun abgibt.
Nein!

 

Ein Restrisiko bleibt immer. KKWs wurden schon lange so ausgelegt, dass bei einem GAU nichts für die Umwelt gefähliches passieren sollte. Nur entwickelte sich die Phantasie und die Erkenntnisse weiter und man entdeckte neue Sicherheitsücken und musste nachrüsten oder stillegen.

 

Es bleibt immer die teilweise philosophische Frage, welches Restrisiko die Menschheit bei der friedlichen Nutzung der Kernenergie zu akzeptieren bereit ist.

 

Das größte Problem - die Entsorgung der radioaktiven Abfälle - ist nach Jahrzehnter der Nutzung immer noch nicht geklärt. Wenn schon die Neandertaler Kernkraftwerke samt aktuellen Endlagerkonzepten gehabt hätten, würden wir uns heute noch an deren Hinterlassenschaft "erfreuen" können.

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Wilko Wiedemann
Es ist also möglich ein absolut sicheres Atomkraftwerk zu bauen, das nicht explodieren kann, und das auch bei einem massiven Anschlag kein Strahlun abgibt.

Ein Restrisiko bleibt immer. Wie in anderen technischen Bereichen gibt es auch bei der Kernenergie keine 100%ige Sicherheit. Wieviel Restrisiko man zu tragen bereit ist, entscheidet ein Abwägen der Vor- und Nachteile.

Eine Vielzahl redundanter und diversitärer Sicherheitssysteme minimiert das Restrisiko einer Gefährdung der Bevölkerung und Umwelt auf sehr kleine Eintretenswahrscheinlichkeiten. Man hat in den vergangenen Jahrzehnten viel dazugelernt und umgesetzt.

 

Eine nukleare Explosion ist in einem Kernkraftwerk nicht möglich. Dies ist rein physikalisch bedingt.

 

Wie das ganze funktioniert ist wohl jetzt auch geklährt, darf man dann auch Fragen zur Lagerung stellen?

Natürlich darf man das. Ich werde versuchen, nach bestem Wissen zu antworten. Für sehr detailliert spezifische Fragen empfehle ich aber ein direktes Nachfragen bei der NAGRA. Da sitzen Experten, die sich schon länger damit befassen und sich genaustens damit auskennen.

 

Kernenergie und Endlagerung sind zweifelsohne auch sehr emotionelle Themen. Ich bitte aber darum, diesen Thread hier für rein technische Fragen zu benutzen, wie es bis jetzt auch getan wurde. Ethisch moralische und politische Fragen diskutiere ich gerne in einem separaten Thread. Danke.

 

Gruss

 

Wilko

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Auch Putin scheint ein Restrisiko zu sein. Wie ich heute in den Nachrichten gehört habe, wollen die Slowaken ein von der EU als "ausschaltungswürdig" und auch tatsächlich stillgelegtes AKW wieder in Betrieb nehmen, um wenigstens die Industrie mit Energie zu versorgen, welche wegen des Gasstopps aus der Ukraine (resp. Russland) arg in Not geraten ist.

So schnell kann es manchmal gehen:rolleyes:

http://www.wienerzeitung.at/DesktopDefault.aspx?TabID=3924&Alias=wzo&cob=390628&currentpage=0

 

Gruss Walti

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Wilko Wiedemann

Gut, von tatsächlich stillgelegt kann man nicht wirklich reden. Der betroffene Reaktorblock wurde erst am 31.12.2008 abgeschaltet. Der wird vermutlich noch nicht mal entladen worden sein und kann mit geringem Aufwand wieder angefahren werden. Zwei weitere, neuere Blöcke laufen noch mehrere Jahre weiter und sollen durch einen neuen Reaktorblock ergänzt bzw. ersetzt werden

 

Über den technischen Zustand in Bohunice kann ich nicht viel sagen. Der eingesetzte Reaktortyp ist aber immerhin einer der moderneren russischen Konstruktionen (kein "Tschernobyl"-Reaktor) und kombiniert mit westlicher Technologie.

 

Viel problematischer aber sind die politischen Folgen, da die Stilllegung teil der Verträge für den EU-Beitritt der Slowakei war. Verständlich, dass EU und Österreich nun protestieren.

 

Gruss

 

Wilko

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Hi

 

Es ist also möglich ein absolut sicheres Atomkraftwerk zu bauen, das nicht explodieren kann, und das auch bei einem massiven Anschlag kein Strahlun abgibt.

 

Mal eine Frage zwischendurch. Wer hat so etwas denn behauptet?

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