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Die ewige Frage: Vernunft oder Faszination? Jetzt oder in 2 Jahren?


Tis

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Jaja, ich weiss, es gibt schon einige dieser "wie hieve ich mich in Reihe 0"-Threads hier - aber jeder Fall liegt nunmal anders, und daher komme ich nun auch noch mit einem.

 

Vorgeschichte

Wie viele andere hier, träume ich auch davon, irgendwann einen Airliner oder etwas ähnliches durch die Gegend zu steuern. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, mich Ende dieses Sommers bei der Swiss zu bewerben. Zurzeit bin ich 20 (also erst am unteren Ende der Swiss-Limite), habe ein Jahr Jus-Studium hinter mir. Der Spass hält sich in Grenzen, aber die Noten sind soweit ganz ordentlich.

 

Das Ölpreis-Theater hat mir wieder einmal gezeigt, wie sensibel und wechselhaft die ganze Aviatik-Branche doch ist. Dies hat mich wieder von meinem ursprünglichen Plan (diesen Sommer, etc.) abgebracht. Die Vernunft hat überhand gewonnen: Wäre es nicht doch besser, noch 2 Jahre weiter zu studieren? Dann hätte ich den Bachelor of Law, immerhin einen Abschluss. Wenns mich nach einigen Jahren aus der Aviatik wieder rausspickt (so ich denn überhaupt reinkomme), hätte ich wenigstens ein zweites Standbein.

 

 

Auch eine Abwägung der Pros und Cons von "Agenda 2010" (:)) lässt diese Option vernünftiger erscheinen:

 

PROS

+ Bachelor of Law: Zweites, solides Standbein. Leichterer Wiedereinstieg in ein Studium, ausreichende Basis für einen allfälligen Job

 

+ Diverse Prognosen sagen, dass die Finanz- (und ggf. Öl-)krise wohl noch ein gutes Jahr anhält. Es besteht in 2 Jahren also die Möglichkeit eines Booms (aber man weiss halt nie...)

 

+ Die "Outlooks" von Airbus, Boeing, und anderen Herstellern sagen bis 2020 ein ziemlich grosses Wachstum der Branche voraus. Und irgendwer muss die Vögel ja auch steuern. Jobs sollte es also schon geben.

 

+ Wenn die Aviatik in den nächsten 6-8 Jahren dauerhaft serbelt, besteht die Chance, dass ich gar nicht reinkomme. Aber auch wenn ich heute ins System gelangte - wer sagt mir, dass ich in schlechten Zeiten nicht auch ziemlich schnell fallen gelassen werde?

 

+ 2 Jahre mehr Lebenserfahrung. Sicher nicht schädlich allgemein, wohl auch nicht für diverse Entry tests und den Eindruck vor Firmenpsychologen

 

+ (minor point): Nicht mehr am Anfang des Altersspektrums der Swiss (nicht dieses "barely legal, und jetzt ab ins Cockpit"-Image)

 

+ (minor point): Dass ich noch 2 Jahre "durchgebissen" habe zeigt, dass ich vernünftig und trotz aller Faszination nicht überstürzt handle. Auch dies könnte beim einen oder anderen, der mich irgendwann beurteilt, ein leichtes Plus darstellen.

 

 

CONS

- Die ganze Branche geht so den Bach runter, dass ich, bis ich zu alt bin, keine Möglichkeit finde, irgendwie "ins System reinzukommen"

 

- Eine beträchtliche Wahrscheinlichkeit, dass die Swiss dann keine ab initios mehr ausbildet. Andererseits ist die Welt gross, ich bin schon ziemlich herumgekommen, und könnte mir sehr gut vorstellen, in einem anderen Land meinen Traum zu verwirklichen

 

- (minor point): Zwei weitere Jahre Leiden, Träumereien bis tief in die Nacht und sehnsüchtige Blicke in den Himmel, Lesen der Statements Gleichaltriger oder gar Jüngerer, die ihren Traum verwirklichen, während ich über (im Kontrast noch langweiligeren) Paragraphenbibeln brüte

 

 

Frage

Nun, was denken die Profis dazu? Die, die die Branche von "inside" kennen? Die Liste der Cons ist erschreckend kurz, ging da etwas wichtiges vergessen? Bin ich wieder einmal zu vorsichtig, und lasse eine absolut einmalige Chance ungenutzt verstreichen (wäre nicht das erste Mal, auch wenn noch nie so gravierend)?

 

Statements à la "Versuchs doch - ich war auch nicht vernünftig, und bisher läuft noch alles bestens" sind nicht so ganz, was ich suche. Eher etwas fundiertere Analysen.

 

 

Vielen Dank für die Hilfe!

(Natürlich ist bei weitem nicht klar, ob ich überhaupt qualifiziert bin. Medical-wise und betr. alle anderen Fähigkeiten)

 

Grüessli,

 

Tis

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Tis,

 

Kurz und bündig und vielleicht überspitzt...

 

Wie du's selbst schon angetönt hast, lässt sich die Trendwende des grossen Aufschwungs erkennen.

Je nachdem wie du die Sache angehst, kanns sein, dass du einen grösseren Betrag Geld irgendwo hineininvestierst und am Ende der Ausbildung mit keiner Anstellung dastehst.

 

Um die Con's daher aufzufüllen:

Wenn du's jetzt anpackst, kanns gut sein, dass du in ein, zwei Jahren mit Riesenschulden dastehst. Oder aber einem Deal, der dich lediglich auf eine airline fixiert im holding stehen lässt.

 

Und aus meiner Erfahrung mit Schulden empfehle ich daher: Zuwarten.

Jahrelang Geld an jemanden abzudrücken, der überhaupt nicht an deinem Wohlergehen interessiert ist, macht absolut keinen Spass.

 

Lieber ein Leben führen, in dem es dir gut geht, in dem du Reserven hast, und im Herz die Sehnsucht nach etwas zu haben, als ein Leben in Armut und der Gewissheit, dass man es eigentlich hat kommen sehen und nur *so* kurz vor dem Ziel gezwungen wurde, abzudrehen.

 

Klar, man kann jetzt das Argument anführen, dass man ohne Risiko nichts gewinnen kann. Leider ists aber in der heutigen Welt so, dass alles über das Geld läuft. Wer mal keins hatte, der ist das Leben lang gebrannt...

 

Liebe Gruess,

 

Dani

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Bin kein Profi, bin kein Pilot.....

Doch etwas will ich auch dazu schreiben.

Probieren...ist leicht gesagt aber ich kann nur bestätigen, dass es Berg aufwärst geht, war vor ein paar Monaten bei der Info Abend bei Swiss....

Die wollen Piloten ausbilden, die wollen, dass soviel wie möglich sich die Leute für die Eignungsabklärung anmelden.......

Wenn ich an deiner Stelle wäre, würde ich es nach dem Studium probieren....weil ich weiss nicht ob beides zusammen laufen kann? könnte? konnte?..........

Egal wo, egal wann probiers einfach, schadet nichts......

 

Wie gesagt, ich bin ein Laie und dies waren Gedanken eines Laies.......

 

greez burak

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Jeffrey Stähli

Hoi Tis

 

Deine Auflistung der Pros und Cons ähnelt sehr meinen Gedankengängen, wenn ich meine berufliche "Destination" abwäge. Ich stehe kurz vor dem Abschluss als MSc ETH und bin fest entschlossen, doch noch meinen Traum zu verwirklichen und in die Linienfliegerei einzusteigen.

 

Einen Punkt, den ich in meinen Abwägungen mit einbezogen habe ist der finanzielle Aspekt. Die Ausbildung ist ja nicht umsonst und man muss nach einer erfolgreichen Anstellung bei der Swiss jahrelang mit "Lohneinbussen" leben (Rückzahlung des Darlehens, meiner Ansicht nach aber fair gestaltet).

 

Es ist das finanzielle Risiko, welches mich momentan abhält, mich jetzt schon zu bewerben. Einen Abschluss anzustreben und möglicherweise einige Zeit Berufserfahrung erachte ich als sehr vernünftig, letzteres um eben benötigtes Geld auf die Seite zu scheffeln. Sollte man "auf die Schnauze fliegen" ist man sehr froh, wenn ein zweites Standbein den Fall ein wenig abfängt...;)

 

-Jeff

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Hoi Tis

 

Ich stehe (mindestens gedanklich, schulisch geht's noch ein Weilchen:005:) am gleichen Punkt wie du. Bei mi stellt sich die Frage, ob ich nach der Matur überhaupt studieren will.

Andreas hat kürzlich sehr treffend formuliert, dass ein Studium eben doch sehr wichtig ist.

klick mich

 

Bei mir gibt's noch andere Punkte:

Mir ist es finanziell absolut unmöglich, die Startsumme im Voraus "einfach so" zu zahlen. Ebenso braucht man ja dann noch die Lebensunterhalts-Kosten im Voraus für 1.5 Jahre.

D.h. ich müsste das gesamte Darlehen inkl. Vorauszahlungen als Kredit aufnehmen.

 

Wenn ich mir das Geld nach dem Studium aber zuerst erarbeite, bin ich schon an der Altersobergrenze.

 

Was ich eigentlich sagen wollte:

Studiere weiter, vielleicht wirst du es dir in 2 Jahren danken!

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Ich wuerde Dir raten erst Dein Studium abzuschliessen und dann mit der Pilotenausbildung anzufangen. Du bist immer nur einen Autounfall oder eine überraschende Krankheit vom Verlust des Medicals entfernt und dann eine Ausbildung zu haben auf die Du zurueckgreifen kannst ist im wahrsten Sinne Gold wert.

 

Just my $0,02.

 

Ciao,

Jens

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Hallo,

 

ich war in einer ganz ähnlichen Situation wie du. Auch ich Studiere Jus (allerdings in österreich) und mich hat es einfach gekribbelt später "was ganz anderes" zu machen und eben Linienpilot zu werden.

 

Ich hab mich dann letztes Jahr bei der Swiss beworben und habe allerdings von Anfang an klar gesagt, dass ich erst ab Sommer 2009 zur Verfügung stehe, da ich mein Studium beenden will. Zu meiner überraschung stellte das aber kein Problem dar und mir wurde in sämtlichen Phasen der Selektion immer bestätigt, dass sie es gut finden, dass ich zuerst das Studium abschliesse. Ich war wirklich sehr positiv überrascht wie das ganze behandelt wurde.

Nun, den letzten Teil der Selektion hatte ich im Februar 2008 und habe nun den Vertrag für den PK03/09 erhalten. Mehr als ein Jahr im vorraus...

Was glaubst du, wie so ein Vertrag beim §§-Strebern und Diplomarbeitschreiben motivieren kann.. ;-)

 

Die Luftfahrt ist eine volatile Branche und so schwer man reinkommt, so schnell kann man aber auch wieder rausfallen. Ein abgeschlossenes Studium ist sicher nicht ganz schlecht und wenn du in zwei Jahren das Bakk machen kannst, dann mach es und bewirb dich in einem Jahr bei der Swiss. Klar, fällt man in 10 Jahren als Pilot raus, ist das Studium auch schon wieder nur die Hälfte wert.. wird man aber aus irgendeinem Grund nach der Pilotenausbildung nicht übernommen.. dann stehen einem mit Jus nach wie vor viele Türen offen.

 

Beste Grüsse,

Clemens

 

PS: Für genauere Infos bzgl meiner Selektion. -> pn.

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Ich finde Deine Überlegungen sehr vernünftig!

Mein Rat: Unbedingt weiterstudieren. Und wenn möglich auf Internationales Recht spezialisieren, das hat wohl in der Juristerei die meisten Möglichkeiten. So könntest Du beispielsweise im Falle eines Verlusts des Medicals in die Rechtsabteilung wechseln (man hat als Internationale Airline ja genügend Verträge auszuhandeln, die nicht alleine vom Schweizer Recht bestimmt werden).

Du sitzt dann zwar nicht mehr im Cockpit, aber doch sehr dicht dran und hast sicherlich immer wieder mal die Möglichkeit wenigstens auf dem JumpSeat Platz zu nehmen.

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Tis

 

bleib bei Deinen Studium und schliesse es ab. Wie schon oben erwaehnt sind die finanzielle Konsequenzen gravierend falls etwas nicht so kommt wie geplant.

 

Falls die Krise nicht laenger andauert dann findest Du nach dem Studium noch immer Platz im Cockpit, auch mit vollem ab-initio Programm. Wenn die Krise laenger anhaelt dann findest Du eh keinen Platz vorne oder nur mit unglaublich viel Glueck.

 

Ich wuerde in Deinem Fall nicht nur das Studium abschliessen, sondern noch zwei/drei Jahre arbeiten gehen. Das zeigt Dir dann die reale Welt ausserhalb des Cockpits und hilft der persoenlichen Reife ungemein. Du bist dann auch fuer Fluggesellschaften als Kandidat interessanter, denn Du wirst mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht in die leider viel zu grosse Kaste der 'frustrated middle age pilots without a clue about life outside the cockpit' gehoeren. Diese Kaste gibt es in allen Airlines (beste Basis der Gewerkschaften), und diese Leute haben ueblicherweise nie etwas anderes getan als in Reihe 0 zu sitzen und haben daran auch seit langem keinen Spass mehr, koennen aber nicht weg weil sie nichts anderes kennen.

 

Du kannst dann, falls es Dich nach den zwei drei Jahren noch immer zum Fliegen reisst, immer noch ins Cockpit kommen, leicher als jetzt mit 20. Schau Dir nur Jens' Beispiel an!

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Sali Tis

 

Nachdem genug Stimmen zum Abwarten mahnen (durchweg wohlwollend und durchaus berechtigt) wage ich diesen Aufruf:

 

Jage Deinen Traum! Mach keine Umwege dahin! Ich meine in Deinen Posts zu erkennen, dass Dein Wunsch so gross ist und sich dermassen von Deiner gegenwärtigen Beschäftigung abhebt, dass ich an Deiner Stelle prinzipiell nicht weitere Jahre verschenken würde. Selbstverständlich sollten die Risiken für einen erfolgreichen Einstieg auf die Waagschale geworfen werden. Aber wenn die Chancen nicht gerade gegen Null tendieren (sondern im Gegenteil ganz ansehlich sind wie Du selber schreibst) kann es nicht mehr besser werden. Gewisse Zweifel ob die Luftfahrt in den kommenden 2-3 Jahren genug Beschäftigung für Neupiloten bieten kann, haben durchaus Berechtigung. Nur, die Lage ist bei weitem positiv genug um sagen zu können, dass ein Einstieg gelingen kann. Die Unsicherheit, die im Moment besteht ist noch viel grösser wenn Du aus heutiger Sicht einen Beginn im Jahre 2010 anpeilst. Wenn Du erst in 2 Jahren anfängst kann die Aussicht auf eine Anstellung im Cockpit nicht wesentlich besser sein als heute, wohl aber schlechter.

Einzige Frage die Du Dir stellen musst: ist finanziell wirklich jeder Weg verbaut (Wiederaufnahme+Abschluss einer anderen Ausbildung) falls der Weg ins Cockpit nicht gelingt (muss ja nicht nur wegen einem Niedergang der Luftfahrt sein)? Wenn nein, dann go for it!

 

Gruss und viel Erfolg beim Erfüllen Deines Traumes

 

Martin

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Hallo Tis,

 

ich bin weitgehend der gleichen Meinung, wie die meisten vor mir. Meiner Ansicht nach (da bin ich nicht der Einzige) befindet sich die Luftfahrt-Branche bereits wieder auf dem Weg nach unten (zumindest in Europa/Asien). Es werden dir natürlich alle Flugschulen ein völlig anderes Bild aufzeigen :rolleyes: . Aber in 2 Jahren werden wir uns (so glaube ich zumindest) mitten in einem massiven Abschwung befinden.

Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich dir sagen, dass ein Studium gold wert sein kann. Ich wäre z.B. wahrscheinlich nie in einem Cockpit bei einer Airline gelandet, wenn ich zuvor nicht etwas "vernünftiges" studiert hätte. Nachdem ich meinen Schein in den Händen hatte war es gerade auch "saure-Gurken-Zeit". Ohne Studium wäre ich als "Fachidiot" sehr schwer in der Lage gewesen, meinen Kredit abzuzahlen. Das erste Jahr verlief bei mir völlig erfolglos - ich wurde nicht einmal zu einem Screening eingeladen. Dank meines Studiums hatte ich wenigstens einen Job, bei dem ich ein paar Euro mehr verdient habe, als ich benötigte, so dass ich neben dem Job noch eine Fluglehrerweiterbildung machen konnte. Als das erste Jobangebot kam war es mir deshalb auch möglich das Rating für den Citatio-Jet aus eigener Tasche zu zahlen, ohne einen zusätzlichen Kredit aufzunehmen. Die ersten Jobs waren allesamt nur Teilzeit (2-5 Flüge pro Monat) und die Bezahlung auch äusserst schlecht; ohne einen vernünftigen Beruf hätte ich das so also gar nicht machen können. Als es dann aufwärts ging habe ich meinen bodenständigen Job für ca. 3 Jahre komplett aufgegeben, um mich voll auf die Fliegerei zu konzentrieren. Momentan kann man sagen dass ich ca. 85% meiner Zeit fliege und 15% am Boden arbeite. Dies mache ich eigentlich vor allem, dass ich im Falle eines Falles mit dem Studium überhaupt noch etwas anfangen kann (nach 10 Jahren komplett ohne Berufspraxis dürfte fast jede Ausbildung wertlos werden) und es bringt auch etwas Abwechslung in den Alltag.

 

Um einmal auf deine Liste der Argumente zu kommen: Wenn du dein Studium beendest und danach eine Ausbildung zum Piloten dranhängst bist du vielleicht 24 oder 25. In der Luftfahrt ist das absolut noch kein Alter wo man auch nur die geringsten Bedenken haben müsste. In unserer Branche gibt es wohl so viele Quereinsteiger, wie sonst so gut wie nirgends und entsprechend sind auch die Alterslimite. Die meisten Airlines, die Piloten ohne Erfahrung einstellen, haben ein Alterslimit von 30 oder höher. Sobald du etwas Erfahrung vorweisen kannst, darfst du auch deutlich älter sein. Als ich vor ca. 4 Jahren bei AB angefangen habe war in meinem Kurs z.B. eine ohne Jet-Stunden, die bereits über 30 Jahre alt war (in der Zwischenzeit fliegt sie übrigens bei der Swiss ;) ).

Falls eine Ab initio Ausbildung nach deinem Studium nicht möglich sein sollte, hast du immer noch 3 Möglichkeiten: Du stürzt dich als Jurist erst einmal voll ins Berufsleben und wartest auf bessere Zeiten (bei deinem Alter zu dem Zeitpunkt noch gut machbar), oder du suchst dir einen Job als Teilzeitjurist und machst deine Pilotenausbildung bei einer Privaten Flugschule auf eigene Kosten berufsbegleitend (Vorteil: relativ geringe Kosten/du sammelst etwas Berufserfahrung - Nachteil: sehr stressig / längere Ausbildungsdauer) und als letzte Variante gehst du zur Bank/Eltern,... und besorgst dir einen Kredit mit dem du die Ausbildung durchziehst (Vorteil: Schnell / lockerer - Nachteil: hohe Kosten / keine Berufserfahrung).

Ein Punkt der auch sehr für ein Studium spricht ist, dass du bei vielen kleineren Firmen (Business Aviation und Airlines) beides ausüben kannst. Ob man dies denn will, muss natürlich jeder für sich entscheiden...

 

Vielleicht helfen dir meine Infos etwas, den für dich richtigen Weg zu finden - viel Erfolg dabei :008:

 

Jochen

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Das Problem ist nicht nur ein finanzielles. Du weisst zwar, dass Du Lininepilot werden willst - aber Du kannst nicht wissen ob Dich dieser Beruf auch auf Dauer befriedigt. Niemand kann das wissen wenn er/sie nicht einige Jahre geflogen ist.

 

Die Industire läuft seit dem Krieg immer gleich. Kurze steile - fast hysterische - Aufschwünge danach wieder breite Trauertäler.

 

Für eine Karriere innerhalb der Airline ist Seniorität von entscheidender Bedeutung. Damit ist es ganz wichtig den Anfang eines Aufschwunges zu erwischen. Das beschleunigt eine zukünftige Beförderung zum Commander und schafft anderseits in Schutz vor Jobverlust weil hinter Dir in kurzer Zeit viele senioritätsjüngere Kollegen stehen.

 

Den jetzigen Aufschwung kannst Du sicherlich nicht mehr mitnehmen. Gerade deshalb würde ich jetzt mit der Ausbildung anfangen und zwar parallel zum Studium.

 

Mach Deinen PPL - am besten in den USA da lernst Du am meisten. Dann geh zu einem Fliegerclub und sammle erst mal geduldig Flugstunden. Mach Dir zum Prinzip für das Fliegen nicht selber zu bezahlen. Dafür gibt es Oma, Tanten, Geschwister Freunde und deren Freunde die die Welt von oben sehen wollen. Dafür ginbt es Selgelflieger die in den Himmel geschleppt werden wollen. Oder Werbebanner die vom Bodern gelesen werden wollen. Nach 3 Jahren gibt es dann schon Flugschüler die von Dir die Grundlagen des Fliegens lernen wollen.

 

Die ganze Zeit sei aktiv engagiert in den Fliegrclubs und der Privatfliegerei. So wirst Du dort begeisterte Lininenpiloten kennenlernen die auch in ihrer Freizeit fliegen und sie werden Dich kennenlernen. Viele von denen haben zusätzlich Managementfunktionen in ihren Airlines, viele selektieren Piloten. Du wirst schon bald wissen ob Du für das Airline Cockpit als geeignet angesehen wirst.

 

Wenn Du zuversichtich sein darfst, dass Du duch die Auswahltests kommen wirst und genug Stunden angesammelt sind mach den Rest der JAR-FCL Lizenzen fertig.

 

Und dann bewirb Dich - ganz gleich ob es Job´s gibt oder nicht. Bewirb Dich immer wieder - sag den Airlines und ihren Piloten in Deinem Club, dass Du zur jederzeit kurzfristig zur Verfügung stehst, dass Du deine Lizenzen duch das Fliegen im Club immer gültig erhalten kannst

 

 

Und irgendwann wird die ganze Industie wieder vom Aufschwung kalt erwischt. Dann werden Dich die Airlines bei denen Deine Bewerbung in Evidenz liegt von selber anrufen und die um eine Selektionsgespräch bitten. Dann kannst Du nicht nur die Airline aussuchen, du wirst auch schnell viel Senioprität hinter Dir haben und eine sicheren Arbeitsplatz.

 

Mich hat dieser Weg 4 Jahre Zeit und ganze 7000€ Kosten gekostet und es war kein Problem daneben mein Studium durchzuziehen. Das war vor 20 Jahren mit 15.000€ solltest Du auch heute auskommen.

 

Vorteile: Du kannst ein Studium duchziehen, Du machst keine Schulden, Dein erster Job ist eine sicherer Job, Du weisst etwas besser ob fliegen wirklich Deine Berufung ist. Und wenn Du diesen Weg abbrichtst dann stehst Du da ohne Schulden, mit einem PPL und jeder Menge toller Erlebnisse in der Luft.

 

 

Wolfgang

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Hi Tis!

 

Auch wenn ich jetzt einen kleinen Aufschrei riskiere, ich schildere dennoch meinen "bisherigen Werdegang" zum Thema Airlinepilot.

 

Bei mir war es auch immer das eine, ich wollte definitiv Berufspilot werden.

 

Lief folgendermaßen ab:

 

Abi 2006, Zivi 2007, Lufthansa BU im August => bestanden.

 

FQ im Oktober 2007, leider ganz am Ende, nach dem Interview rausgeflogen. Bereits vor der BU hatte ich mich jedoch zur Sicherheit bereits an einer Universität als Marketing Student immatrikuliert - allerdings nur für den Fall, dass ich das Medical nicht bestehen sollte.

Nun war ich nach dem Ausscheiden in der FQ etwas am Boden und habe gründlich alle Aspekte abgewogen. Wie, wo und vor allem ob es nun weiter gehen sollte.

Dafür habe ich mir auch gründlich Zeit gelassen. Das erste Semester des Studiums war erfolgreich absolviert, Spaß machte es auch. Bereits im Januar hatte ich mich allerdings dazu entschlossen, dem Traum nachzugehen!

Ich wollte die Ausbildung (aus diversen Gründen) bei einer privaten Flugschule machen, genauer gesagt bei InterCockpit. Meine Immatrikulation für das zweite Semester war schon längst durch, und so entschied ich mich, dieses zweite Semester noch abzuschließen. In der Zeit hat sich bei Intercockpit einiges getan, inzwischen gibt es hier die Flightcrew-Academy, bei der ich nun seit dem 28.07. im FCA02 Kurs meine ATPL Ausbildung mache.

 

Was ich aber de facto damit sagen will: Ich habe das Studium nach dem zweiten Semester unterbrochen und kann somit alle Scheine und erreichten Leistungen behalten. Das bedeutet, im Falle eines Falles (LoL, kein Geld mehr, NULL chance am Arbeitsmarkt...) könnte ich mein Studium wieder aufgreifen und zu Ende führen.

 

Dies ist vielleicht der etwas riskantere Weg ($$$), allerdings weiß niemand genau was die Zukunft bringt - es muss ja nicht zwangsläufig schlimmer werden! Daher bin ich dieses Risiko eingegangen, der Wunsch und der Drang waren einfach viel zu groß. Und ich muss sagen, bis jetzt ist es einfach nur klasse (heute Sea-Survival und Evacuation OPS Training :005: )

 

Ich hoffe dir ein wenig geholfen zu haben, letztendlich entscheiden kannst das Ganze nur du selbst; du wirst spüren, was richtig ist.

 

Viel Erfolg dabei!!

 

Liebe Grüße,

Michael

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Wilko Wiedemann

Niemand weis, was die Zukunft bringt, richtig. Und darum ist es gut, ein zweites Standbein zu haben.

 

Ich habe mittlerweile zwei solide Berufsabschlüsse und den Abschluss einer höheren Fachschule. Meinen Traumberuf werde ich nächstes Jahr mit der Lizenzierung zum Reaktoroperateur erreicht haben. Ein Bildungsweg, den ich mit 20 Jahren noch gar nicht im entferntesten ins Auge gefasst habe. Ich wollte Pilot werden, wie jeder Jugendliche hier :) Nach dem Scheitern in der FVS (heute SPHAIR) habe ich die PPL gemacht, um mich so doch noch dem damaligen Traumberuf zu nähern. Mir fehlten aber die finanziellen Mittel, um bis zur ATPL weiterzumachen. Ein Kredit kam für mich aber nie in Frage, da ich so ein Risiko nie eingehen wollte und auch in Zukunft nicht will.

Als Flugzeugmechaniker habe ich dann doch den Einstieg in die Fliegerei geschafft. Im Laufe der Jahre begann sich aber mein Bild über die Fliegerei zu wandeln und heute bin ich irgendwie froh, nicht beruflich zu fliegen. Als PPLer konnte ich meine fliegerischen Träume genauso verwirklichen und dank eines soliden Jobs auch bezahlen.

Der Weg zu meinem heutigen Traumberuf begann ganz unerwartet mit der Entdeckung eines Stelleninserats in einer Tageszeitung :)

 

Damit möchte ich eigentlich nur sagen, es gibt viele berufliche Möglichkeiten, die sich zum Traumjob wandeln können. Auch wenn man sich mit 20 nichts anderes als Berufspilot vorstellen kann. Heute würde ich mit keinem Piloten mehr tauschen wollen :)

 

Gruss

 

Wilko

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Mich hat dieser Weg 4 Jahre Zeit und ganze 7000€ Kosten gekostet und es war kein Problem daneben mein Studium durchzuziehen. Das war vor 20 Jahren mit 15.000€ solltest Du auch heute auskommen.

 

 

Hallo Wolfgang,

 

du hast in deinem Posting sehr viele wichtige Punkte und Vorschläge in die Diskussion eingebracht. Obiges Statement kann ich jedoch nicht ganz nachvollziehen. Die Preise sind für meinen Geschmack viel zu niedrig angesetzt.

Da ich in den letzten Jahren zu viele Leute kennen lernen durfte, die sich durch den ATPL in eine Schuldespirale gebracht haben, aus der sie kaum mehr raus kamen, möchte ich verhindern, dass jemand blauäugig - durch solche Zahlen ermutigt - seinen Schein macht und sich dann wundert, wenn alles plötzlich viel teurer wird.

 

Allein für den PPL gehen in Deutschland schon über die Hälfte der 15000 drauf (in der Schweiz wird es nicht viel anders sein). Wenn ich in die USA gehe muss ich Flug, Unterkunft etc. dazurechnen. Dann wird der PPL auch nicht viel günstiger zu bekommen sein. Danach will man ja wieder zurück nach Europa um die Verwandten / Bekannten gegen Entgeld durch die Gegend zu fliegen.

Zwei weitere grosse Teile sind die ATPl-Theorie mit ca. 10.000 und das MCC mit gut 4.000. Wenn ich das zusammenzähle bin ich ohne eine Stunde für den ATPL geflogen zu sein bereits bei über 20.000 Euro.

Viele Flugschulen lassen einen bei Ausbildungsflügen mit Lehrer aus Versicherungstechnischen Gründen keine weiteren Personen mitnehmen (allenfalls Flugschüler). Ich bezweifle auch, dass es viele gibt, die für Platzrunden, Airwork etc. überhaupt Geld zahlen würden.

Mit F-Schlepp, Bannerschlepp und Deppenwerfen ist das auch so eine Sache. An und für sich ist das ja eine prime Gelegenheit, sein Stundenkonto aufzubessern nur benötigt man dafür meistens relativ viele Stunden um dies überhaupt durchführen zu dürfen.

 

Ich selbst habe die von Wolfgang angesprochenen Varianten zum Geldsparen alle soweit ausgenutzt, wie ich konnte (so gros war mein Bekanntenkreis, der mitfliegen wollte leider nicht) und bin dennoch bei ca. 40.000 Euro gelandet die ich für den Schein selber berappen musste. Dazu kommen dann noch bei mir die Kosten für Fluglehrer, Type-Ratings,...

 

Damit ich nicht falsch verstanden werde: ich finde Wolfgangs Ansatz völlig richtig und gut - nur die finanzielle Seite finde ich deutlich zu niedrig angesetzt.

 

Viele Grüße

Jochen

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Ja richtig, das hatte ich noch ganz vergessen zu erwähnen.

Um eine gute finanzielle Absicherung sollte man sich in dem ganzen natürlich kümmern - in Deutschland bekommt man eine ATPL Ausbildung meines Wissens unterm Strich nicht unter ca. 50.000€, und immer bedenken, in der Zeit wird auch gegessen und getrunken + Dach überm Kopf :005:

 

Studium nebenbei, wurde mir stark von abgeraten, zumindest bei allen Flugschulen mit denen ich Kontakt hatte. Die ATPL Ausbildung an sich dauert bei mir insgesamt beispielsweise gerade mal 17 Monate - Zeit für Studium, große Reisen oder einen Job nebenbei gibt es da allerdings nicht. So ist es zumindest heute, meines Wissens. Falls es eine sinnvolle Möglichkeit gibt, das dennoch nebenbei zu machen, oder falls jemand dazu in der Lage ist lass ich mich natürlich gern eines besseren belehren :-)

 

 

@ Wilko,

 

 

Du hast Recht, es gibt viele Wege zum Glück, aus meiner Sicht ist der meinige für mich persönlich der richtige, für dich der deinige und für einen dritten oder Tis vielleicht wieder ein ganz anderer. Es freut mich sehr zu lesen, dass du deinen Traumberuf gefunden hast und nebenbei die Fliegerei als dein Hobby ausleben kannst! Ich hoffe in einigen Jahren ähnlich glücklich rückblickend über meinen Werdegang urteilen zu können :)

 

Liebe Grüße,

Michael

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Bist du gesund?

Glaubst du selber, dass du so etwas fliegen kannst?

Hast du die Möglichkeiten?

Hast du genügend Geld und Zeit?

Bist du fasziniert vom Fliegen?

 

Dann mach das........geh und probiers.......

 

Ich kann mir vorstellen, dass es für dich sehr schwierig weiter zu entscheiden.

 

Geh und lass dich von deiner Faszination gefangen nehmen, du bist der Sklave deiner Faszination(wie ich übrigens auch)........

 

greez burak

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Noch kurz zu dem Thema Aufschwung vs. Abschwung: Man kann in der Fliegerei eigentlich immer irgendwo unterkommen, egal ob gerade wie verrueckt Nachwuchs gesucht wird oder weltweit entlassen wird.

 

Ich habe in meiner relativ kurzen Karriere beides erlebt; Spass und Auskommen hatte ich trotzdem immer. :) Kam bei mir ganz klar von der Sicherheit, dass ich immer auf mein zweites Standbein zurueckgehen koennte (und auch einmal tat).

 

Also, Plan B ist in der Fliegerei immer ein Muss!

 

Nochmals $0.02 von mir und jetzt bin ich auch ruhig... :)

 

Ciao,

Jens

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Hallo allerseits,

 

vielen herzlichen Dank für all die ausführlichen und äusserst kompetenten Antworten (und die netten PMs, die ich baldmöglichst auch beantworten werde!).

Es ist schon unglaublich, mit welch geballtem Fachwissen hier einem auch bei äusserst schwierigen Themen geholfen wird. Einfach genial - vielen Dank an all die Profis, die viele Stunden opfern, um dem Nachwuchs hier zu erklären, wie der Hase läuft (resp. fliegt)!

 

Ich werde mir natürlich all die Antworten in einer ruhigen Minute nochmals genauer durchlesen, aber schon jetzt haben mir die verschiedenen Inputs, Einblicke und Unterthemen extrem geholfen.

Ich fühle mich in meiner Meinung, noch etwas abzuwarten und erst einmal einen Abschluss zu machen, nun noch mehr bestärkt. Das schliesst eine allfällige Karriere im "Kleinformat" (PPL, etc.) -eine sehr gute Überlegung!- nebendran ja nicht zwingend aus.

 

Vielen Dank also nochmals für eure Antworten, ihr wart mir eine sehr grosse Hilfe!

 

Herzliche Grüsse,

 

Tis

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Ich bin Jurist, bereue meine Berufswahl absolut nicht und möchte auch nicht mit einem Piloten tauschen.

 

Das Studium mag zwar eher trocken sein. Dies liegt daran, dass es während des Studiums eher um die Aneignung von handwerklichen und theoretischen Grundfertigkeiten als um eine eigentliche Berufsausbildung geht. Der Spass beginnt erst einige Jahre später mit zunehmender Erfahrung. Gerade in der Wirtschaft eröffnen sich für gut ausgebildete Juristen extrem interessante Tätigkeitsfelder mit viel Eigenverantwortung und Gestaltungsfreiheit. Dabei sollte dann auch genügend für PPL und weitere aviatische Vergnügungen abfallen.

 

Aviatische Einflüsse müssen in Deinem späteren Berufsleben nicht ausgeschlossen bleiben. Etwa indem Du als Jurist für einen Aviatikbetrieb arbeitet und/oder Dich auf Luftfahrtrecht spezialisiert.

 

Patrick

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Ich selbst habe die von Wolfgang angesprochenen Varianten zum Geldsparen alle soweit ausgenutzt, wie ich konnte (so gros war mein Bekanntenkreis, der mitfliegen wollte leider nicht) und bin dennoch bei ca. 40.000 Euro gelandet die ich für den Schein selber berappen musste. Dazu kommen dann noch bei mir die Kosten für Fluglehrer, Type-Ratings,...

 

Damit ich nicht falsch verstanden werde: ich finde Wolfgangs Ansatz völlig richtig und gut - nur die finanzielle Seite finde ich deutlich zu niedrig angesetzt.

 

Viele Grüße

Jochen

 

 

Also eine bischen mehr Detail:

 

1. Schritt: Angefangen mit Segelflug:

Kosten sehr gering (österr. Clubkultur) aber natürlich sehr viel Zeitaufwand (auch im Winter in der Werkstatt) - dafür bereits dort sehr viele erfahrene Kameraden mit Wissen über Ausbildungsmöglichkeiten kennengelernt.

 

2. Schritt: PPL in den USA:

Das waren die höchsten Kosten: Durch die 200h Segelflug waren die "Stick and Rudder" Fähigkeiten bereits so weit ausgereift, dass die absoluten gesetzlichen Mindesflugzeiten zur Ausbildung leicht gereicht haben. Geflogen im USA Midwest mit relativ schwierigem aber sehr günstigem Uraltgerät. Unterkunft bei der Familie meines Fluglehrers (Kontakte durch den segelfliegerclub - Freunde fürs Leben)

 

3. Schritt: Flugstundensammeln zu Hause:

natürlich ist auch mein Vorrat an Verwandten und Bekannten beschränkt. Aber deren Freunde und die Freunde diese Freunde - ein großer Markt. Es war nur notwendig den Kunden wirklich zu verstehen und seine Ansprüchen gerecht zu werden:

 

Der Mitflieger will: Seine Heimat von oben sehen und dafür möglichst wenig zahlen. Der Mitflieger hat Angst - die er aber nicht zeigt.

Deshalb: Einfacher, günstiger Motorsegler und Fliegen nur bei absolut ruhigen Bedingungen und guter Sicht. Alle Flüge um 7h morgens angesetzt und oft dem Kunden (Gast) sagen müssen: "Tut mir leid aber heute morgen ist die Luft zu unruhig für Dich/Sie wann können wir es noch einmal probieren?".

Im Flug niemals mehr als 20% Querlage - keine schnellen Abstiege. Kurz - kein "Fun for the Pilot" sondern "Fun für den Passagier der den Flug bezahlt".

 

Das Konzept ist aufgegengen. Nach relativ kurzer Zeit hat die Mundpropaganda so viele Mitflieger besorgt, dass das Studium und nicht mehr die möglichen Passagiere die Anzahl der Flugstunden beschränkt haben.

 

4: Schritt: Schlepp, Bannerflug und Absetzen von Falschirmspringern.

 

Wenn Du einmal 200h Motorflugstunden und 400h Stunden Segelflug aus Schritt 1,2und 3 angesammelt hast und die Verantwortlichen aus den Clubs deine fliegerischen Fähigkeiten kennen ist es gar kein Problem mehr soviel Flugerfahrung wie gewünscht mit diesen hochinteressanten und herausfordernden Arbeitsflügen zu bekommen. Nicht das Geld - die Zeit für das Studium ist in diesem Statium der Bottleneck.

 

5. Schritt: Flugsimulatorfliegen als Vorbereitung zu IFR Treining.

Erste Versionen des Microsoft FS. Die waren damals schwieriger IFR zu fliegen als ein Flugzeug. Die Grafik ermöglichte noch keine drehenden Instrumente - Steuerung über Tastatur. Es gab nur Digitalanzeigen für die Kurse und das HSI. Jeden Abend 10 raw data Anflüge.

 

6. Schritt: IFR MR in den USA. Zweithöchster Kostenpunkt. Durch die intensive Vorbereitung sind auch diesmal die gesetzlichen Mindestflugstunden leicht ausreichend.

 

7. Schritt: Berufspilotenprüfung in Europa. Ausbildung zur theoretischen Prüfung im Selbststudium. Der 2 h Prüfungsflug ist für sich natürlich sehr teuer aber nicht in Relation zu den Gesamtkosten.

 

8: Schritt: ATPL Kurs. Dritt höchster Kostenpunkt.

 

9. Schritt: Bewerben, bewerben, bewerben. Zu manchen Selektionen eingladen, aber das Bestehen hilft nicht. Niemand braucht Piloten. Es ist wieder einmal wieder Tal der Tränen. Manche bieten Free Lance aber zu Konditionen die ich mit einem Job nicht annahmen muß.

Macht nichts - Studium abschließen, und ersten Job damit antreten. Weiter viel Spass beim kostenlosen Fliegen - weiter Falschirmspringer absetzen, Segler schleppen und Flugschüler ausbilden. Keinerlei Problem damit die Lizenzen zu halten. (weiterhin fleissig IFR Anflüge am Simulator üben)

 

10 Schritt. Helle Wachstumspanik in der Branche. "Wir haben sie in Evidenz könnten sie? Sind sie noch verfügbar? Airline aussuchen. Mit Fliegen Geld verdienen. Nach einem Jahr hat der Aufschwung bereits so viele Kollegen in der Seniorität hinten eingereiht, dass es für das nächste Tal der Tränen ohne Sorge reicht.

 

 

fazit: Das ist sich vor 20 jahren mit 7000€ all incl. ausgegangen. Dauer 5 Jahre (Den Segelflug muß man fairerweise einrechnen) Bis zur Anstellung 7 Jahre (wegen dem Tal Tränen) Durch die tollen Gehälter in der Industie war der ROI ein paar Monate. Aber eine solchen Rechnung ist Unsinn.

 

Wäre es nichts geworden mit dem Airline Piloten ich würde diese Ausbildung, den Spass und die Herausforderungen niemals missen wollen - sie begleiten ein Leben lang.

 

Wolfgang

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Hallo zusammen

 

Ich beneide die Piloten, die einen erheblichen Teil ihrer Ausbildung in den USA machen konnten und somit viel Geld gespart haben.

 

Ich habe meine gesamte Flug-Ausbildung berufsbegleitend in der Schweiz absolviert und selber finanziert. Kostenpunkt (ab initio bis frozen ATPL, inkl. MCC) Fr. 100'000.-.

 

Es wird meist teurer als erwartet.

Es dauert meist länger als erwartet.

Kaum ist eine Hürde geschafft, kommt die nächste.

 

Nun habe ich einen der schönsten Berufe, die es gibt und bin froh, die lange Durststrecke überstanden zu haben.

 

Wenn ich zu Beginn meiner Ausbildung alles gewusst hätte, was noch auf mich zukommen würde, hätte ich vielleicht dieses Unterfangen nicht in Angriff genommen.

 

Mit einem Vertrag bei Swiss sieht das ganze natürlich wesentlich positiver aus. Die Kosten sind kalkulierbar, und die zukünftige Arbeitsstelle ist praktisch sicher.

 

L.G. Benno

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Hallo Tis,

 

ich bin grundsätzlich der Meinung meiner Vorredner. Vor allem "maxrpm". Ich würde niemandem empfehlen zu diesem Zeitpunkt eine Ausbildung zu beginnen.

 

Ich für meinen Teil hatte Glück, dass ich nach dem "11.September" noch eine Lehre und Fachabi für die Ausbildung zum Piloten nachholen musste und somit sich alles ein wenig verzögert hat. Ich denke mal, dass die Kollegen aus meinem Kurs und ich zu den letzten gehören die als Frischlinge noch irgendwo unterkommen/untergekommen sind.

In meiner Flugschule hat Anfang August ein neuer Kurs begonnen und viele sind einer Meinung, wenn man behauptet, dass die erstmal eine Zeit lang etwas anderes machen müssen nach ihrer Ausbildung.

 

Ich würde dir raten, dein Studium ordentlich zu beenden (macht sich im CV ohnehin besser) um dann, wenn absolut kein Bedarf an neuen Co's vorhanden ist, mit der Ausbildung anzufangen.

 

Gruß, Simon

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Auch wenn ich es schon mal woanders geschrieben habe, hier nochmal.

 

Mir ist es ähnlich ergangen wie SkyFox, noch dazu hatte ich kaum die Möglichkeit, Flugstunden durch Rundflüge zu ergattern. Insgesamt kam ich so auf Kosten von ganz ab-Intio bis zur Sitzreihe 0 auf fast 100.000,-Euro. Da sind allerdings alle Kosten enthalten, incl. Übernachtungen, Prüfungsgebühren, Fahrtkosten, etc. Ich habe ein abgeschlossenes Hochschulstudium und mußte für die Ausbildung keinerlei Schulden machen. Das Geld habe ich als Selbständiger erarbeitet. Meine beiden Firmen existieren auch weiterhin und ich bin noch Hauptanteilseigner. Speziell das ATPL Fern-Studium hat mich aufgrund der 3-fach Belastung Familie, Arbeit, Studium fast in den Wahnsinn getrieben. Aber ich habe mich durchgebissen. Während der Ausbildung, bin ich meiner Wunsch-Airline schon übertrieben gesagt, ein wenig auf die "Ketten gegangen", mit dem Ergebnis, 1 Monat vor dem Typerating die Zusage und 4 Tage nach dem Typerating meinen Arbeitsvertrag in der Tasche hatte.

 

Übrigens, ich habe die Ausbildung begonnen, als Piloten dringend gesucht wurden. Zwischendurch war eine Flaute und als ich fertig herrschte wieder Pilotenmangel. Ich habe ohne PPL 3 Jahre für die Ausbildung benötigt.

 

Ergo, auch ich habe eine abgeschlossene Ausbildung und ein 2. Standbein und kann jederzeit in meinen alten Beruf zurückkehren. Die Entscheidung für die Erfüllung meines Lebenstraumes kam spontan und ohne weiter drüber nachzudenken, aber ich war für dieses Abenteuer finanziell abgesichert.

 

Deshalb würde ich Dir raten:

 

1.) Aubildung UNBEDINGT beenden!

2.) Mit der Fliegerei JETZT anfangen

3.) Bewerbungen würde ich auch schon mal abschicken, auch wenn Die Situation nicht mehr so rosig für neue Piloten ist. Der Hauptgrund wurde ja schon oben erwähnt.

4.) Im Moment bist Du jung und hast noch viel Zeit, aber fang an, ohne Hektik Deinen Lebenstraum zu erfüllen. Nichts ist schlimmer, als später zu sagen, HÄTTE ICH DOCH....

 

Gruß

Thomas

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