Wolfgang Lutz Geschrieben 7. September 2002 Geschrieben 7. September 2002 Hallo Leute, heute flog ich bei zwei Schlepps auf der Wilga mit. Der gute Mann flog 105 km/h sauber und stabil und das bis 30° Querlage in Kurven. Ehrlich gesagt machte ich mir fast ins Hemd. Danach flog ich Z42 im Präzi.-Flug und war ewig zu schnell. So ab 150 km/h und 45° Schräglage in Procedures - Turns ging mir die Düse. Der gute Mann man hängte sie dann mit 102 km/h an den Himmel und das 300 Meter über Grund. Das ist Langsamflug pur und on the rocks. Nun gibt es so eine komische Formel, um die minimale Geschindigkeit zu berechnen. Nur die stimmt nicht, da ich eine C150 schon mit 100 mph in 85° Schräglage gezwungen habe, ohne rein zu drehen. Richtig rein dreht die erst über 85° Schräglage und säuft dann massiv ab. Entweder kann man auch in Kurven dynamisch überziehen oder die Formel stimmt nicht. Daraus ergeben sich zwei Fragen: 1.) Ab wieviel Grad Schräglage in Kurven, bei einer bestimmten Geswchwindigkeit, geht ein Flieger wirklich in den Spin über? 2.) Stimmt meine ausleite Methode: "Gas ganz raus, blau nach oben rollen, Sturzflug abfangen und Gase wieder rein?" Nun bin ich gespannt auf Eure Antworten. ------------------ Viele Grüße Wolfgang http://www.privat-flieger.de Zitieren
Christian Thomann Geschrieben 8. September 2002 Geschrieben 8. September 2002 Mein Gott, Wolfgang, hast Du mich aber erschreckt! Eine Wilga zum Schleppen habe ich tatsächlich vor zwei Wochen anlässlich eines Kurses in der Schweiz auch miterlebt. Und dies noch in den Alpen auf 1350 AMSL und höher! Ich kann deinen Respekt bei 105 km/h richtig gut nachvollziehen. Ich habe mit dem Schlepppiloten gesprochen. Die günstige Schleppgeschwindigkeit für die Wilga ist tatsächlich bei ca. 110 km/h. Diese Speed ist vielleicht fü Holz-Oldies noch gut. Nur für mich als "Realer" in einem modernen Duo-Discus wäre 120 km/m schöner. Meine Gegenfrage: sprichst Du von realem Flug oder Simmen? Anyway. Meine Anwort ist oben schon angedeutet. Eine Querlage von 30° ist zwar noch peanuts. Bei 60° Querlage ist die Beschleunigung gerade mal 2 g. Daraus errechnet sich die Geschwindigkeit des resultierenden Strömungsabrisses mit der Wurzel aus 2g = 1,4 mal höher, als Geradeausflug. Dies zur Theorie. Obwohl ich die Fähigkeiten der Wilga bei Weitem nicht kenne, glaube ich nicht, dass dies problematisch für die Wilga ist. Die Wilga ist ja sauschwer, dafür hat sie 260 PS oder mehr. Damit flieg auch noch ein Scheunentor. Deswegen hatten wir im Gebirge mit der Wilga mit 260 PS keinen Steigvorteil gegenüber einer 230 PS-Robin. Wenn Du deine C150 mit 85° Schräglage "geflogen" hast, so hättest Du sie sicher überlastet. Schon eher hat sie diese Last dynamisch durchgedrückt. Mit Acro-Flugzeugen erzwingt man dabei "gerissene" Flugfiguren, die mit horizontalen oder vertikalen Vrillen verbunden werden. Das sind aber gezielt geflogene Kunstflugfiguren. Beachte: bei 84° Schräglage wäre ein sauber geflogenener Flugzustand mit der korrekten Mindestfluggeschwindigkeit genau 10g belastet. Rechne! (Wurzel aus 10). Bei 90° wäre dies theoretisch unendlich. Zu deinen Fragen kann ich als Segelfluglehrer leider nur folgendes sagen. Ein Flugzeug im Geradeausflug in den überzogenen Flugzustand, sprich Strömungsabriss odr Vrillengefahr, zu bringen ist meist unkritischer, als diesen Zustand im Kurvenflug herbeizuführen. Der Grund liegt darin, dass bei Kurvenlage im allmählichen "Abschmieren" das Flugzeug über den kurveninneren Flügel rutscht, was zu der legendären Vrille führen kann. Das ist ein Schleudern um die Hochachse, wobei nicht mehr alle Ruder strömungsgünstig liegen. Der Drehpunkt liegt meist knapp vor dem kurveninneren Flügel! Arme Höhen- und Seitensteuer! Moderne Segelflugzeuge und aerodynamisch korrekt ausgewogene Flugzeuge halten diesem Flugzustand aber mit einer leicht grösseren Seitenflosse frühzeitig entgegen. Dies bewirkt, dass das Abschmieren sofort wieder in die sauber angeströmte Richtung gelenkt wird. Ferner wird eine geeignetere Flügelgeometrie gewählt, die mit Hilfe von Winglets und gerundeten Flügelformen (Zitronenschnitz, Kleiderbügel) genau diesem Problem entgegenwirken. Nach Schulbuch darf man bei überzogenem Flugzustand den absinkenden Flügel auf keinen Fall mit Querruder entgegenwirken, wegen des negativen Wendemomentes. Statt dessen sollte man einen kräftigen Schub mit dem gegenüberliegenden Seitensteuers geben. Denkste beim Doppelsitzer Segelflugzeug Duo-Discus von Schempp-Hirth! Füsse vergessen, Querruder bis zum Gegenanschlag! Absolut irre! Flugzustand: normaler Sackflug mit ca. 3,5 m/sec. Völlig ungefährlich. Ich hab eine Vrille nur provozieren können mit einem Piloten vorne mit Minimalgewicht und einem kräftigen Kick ins Seitensteuer. Resultat: nach 90° Abschwung, selbständiger Stopp des Flugzeuges (bei losgelassenen Steuern). Diesem Plastikeimer tanze ich gerne auf den Flügel rum! Betreffend "Gas-raus-Methoden" kann ich dir leider nichts sagen. Hier bekommst du sichervon anderen noch Pulver. Hoffe, geholfen zu haben! ------------------ Schöne Flüge Christian Thomann www.sgaarau.ch [Dieser Beitrag wurde von Christian Thomann am 08. September 2002 editiert.] Zitieren
Jeffrey Stähli Geschrieben 9. September 2002 Geschrieben 9. September 2002 Hallo zusammen! Ja mich würde es auch brennend interessieren, wie man Vrillen korrekt ausleitet. Wird das Verfahren auch in der Basis PPL Ausbildung geschult oder muss man so eine Art Akro-Kurs absolvieren? Ich kenne ein Verfahren aus einem Lehrvideo (uralt! ) ->Höhensteuer/Querruder neutral, Seitensteuer dagegen (gegen Drehrichtung)... Und wie kann man eine Vrille "gewollt" herbeiführen? Grüsse Jeff [Dieser Beitrag wurde von Jeffrey Stähli am 09. September 2002 editiert.] Zitieren
teedoubleyou Geschrieben 9. September 2002 Geschrieben 9. September 2002 Hallo Jeffrey Das Ausleiten hast du korrekt beschrieben. Gas raus, Querruder neutral, Seitenruder gegenhalten bis es aufhört zu drehen und dann sanft am Höhenruder ziehen und ggf. Gas geben, bis der Flieger wieder gerade ausfliegt. Einen Spin kannst du z.B. einleiten, in dem du den Flieger überziehst (Stall) und ins Seitenruder trittst. Spins werden in der Basisausbildung nicht geschult, ein Stall- und Spinkurs ist sicher empfehlenswert. Gruss Tom [Dieser Beitrag wurde von teedoubleyou am 09. September 2002 editiert.] Zitieren
oldchris Geschrieben 9. September 2002 Geschrieben 9. September 2002 Original erstellt von Jeffrey Stähli: Und wie kann man eine Vrille "gewollt" herbeiführen? Hallo Jeffrey Tom hat deine Fragen ja schon beantwortet, trotzdem : Vrillen sind nicht für alle Flugzeuge (mit Absicht eingeleitet)erlaubt. Also Manual checken und dann NUR unter Anleitung eines Instruktors üben. Eine Cessna 172 bringt man zwar nur mit Mühe in eine Vrille, es geht dann aber rassig dem Boden entgegen. Die meisten Flugzeuge sind heute sehr gutmütig im Stall und müssen richtiggehend in eine Vrille gezwungen werden. Akroausbildung ist auf jeden Fall empfehlenswert. Gruss Christian Zitieren
Wolfgang Lutz Geschrieben 10. September 2002 Autor Geschrieben 10. September 2002 Hallo, erstmal vielen Dank für die Diskussion. Den Begriff "Vrille" habe ich nun noch nie gehört und ich weiß daher nicht, was das für ein Flugzustand ist. Aber so aus dem Kontext heraus, glaube ich, daß nun drei Flugszustände vermischt werden. 1.) Flachtrudeln 2.) steiles Trudeln 3.) Reindrehen in eine Steilkurve Eine Trudeleinweisung habe ich nicht. Das habe ich nie versucht und kenne es nur vom hören - sagen. Was ich auf einer Aerobat versucht habe, ist eine Aerobat (C150 kunstflugzugelassen) mit Kunstfluglehrer so steil in eine Steilkurve zu zwingen bis sie sehr massiv Höhe verliert. Einen steileren Abstieg habe ich noch nie erlebt. 300ft/sec sind schon drin. Trudeln ist glaube ich etwas anderes. Wissen tue ich es aber nicht genau, da ich es nie probiert habe. Nun, ich hätte nicht gewußt, daß man die Cessna mit Vollgas nicht mehr aus der Fluglage heraus bringt, weil der Motor sie immer steiler hinein zieht und die Geschwindigkeit zu hoch wird. Das ist das eine. Das andere ist, daß man die Cessna relativ leicht ausleiten kann. Das größere Problem ist, die Orientierung im 3 dimensionalen Raum nicht zu verlieren. Das ist nicht zu unterschätzen, da man das Gefühl hat, daß das Flugzeug still im Raum steht und die Erdkugel um einen selbst dreht. Egal! Nun weiß ich, daß ich sie heraus bekommen würde. Ich mache es aber nicht mehr, da mir nach dem 9 -mal Ausleiten nicht mehr ganz wohl war. Das waren nur 47 Minuten Flugzeit, aber mit 8 Steilkurven bis 60°, 9 Steilkurven bis knapp 90° und rund 10 Strömungsabrissen war ich nahe der Kotzgrenze. ------------------ Viele Grüße Wolfgang http://www.privat-flieger.de Zitieren
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