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Geschrieben

Piloten auf Air-India-Flug schlafen ein

Neu Delhi. sda/afp/baz. Weil sie mitten im Flug eingeschlafen sind, haben zwei Piloten der staatlichen indischen Fluglinie Air India ihr Ziel um viele Kilometer verfehlt. Das Flugzeug mit rund hundert Passagieren an Bord sei aus Dubai gekommen und in der nordindischen Stadt Jaipur zwischengelandet, berichtete die Zeitung «Times of India» am Donnerstag.

 

Die nächste Landung sollte die Millionenmetropole Bombay sein - doch als die Bodenkontrolle ihre Landeanweisungen gab, waren die Piloten bereits eingedöst, und der Passagierjet flog auf die Touristenregion Goa zu.

 

«Nach einem Nachtflug erreicht der Grad der Übermüdung den Höhepunkt», sagte ein nicht namentlich genannter Informant der Zeitung. Die Piloten hatten den Angaben zufolge den Autopiloten eingeschaltet, nachdem sie in Jaipur gestartet waren.

 

«160 Kilometer vor Bombay hätte das Flugzeug zum Landeanflug ansetzen müssen», sagte der Informant. «Aber es flog immer noch in voller Höhe. Wir haben eine Entführung geprüft.» Schliesslich habe die Bodenkontrolle die Piloten mit einem Alarmsignal geweckt. Der Zwischenfall ereignete sich dem Bericht zufolge bereits vor etwa zwei Wochen.

 

Air India sagte der Zeitung, das Unternehmen bemühe sich um die Aufklärung der Angelegenheit. Der Geschäftsführer des Flughafens von Bombay betonte, niemand sei eingeschlafen, es habe lediglich einen «Kommunikationsausfall» gegeben. Die «Times of India» will jedoch vernommen haben, dass die Behörden versuchten, den Zwischenfall bei der staatlichen Fluglinie zu vertuschen. Quelle: Basler Zeitung online

Andreas Stiller
Geschrieben

Naja, ob man das so glauben darf........:confused:

 

Wir kennen schließlich alle die Sensationsgeilheit der Presse, wenn mal wieder "jemand was gehört haben will".......

Geschrieben

Hallo!

 

Wenn das tatsächlich stimmt, wie kann denn so etwas passieren? Gerade deswegen sind ja auch 2 Leute im Cockpit.

 

Manchmal ist es eben doch noch immer besser, man weiss nichts von gewissen Problemen auf dieser Erde und wiegt sich besser in einer romantisieren Sicherheit. :-)

 

Ich finde gut, dass solche Facts ans Tageslicht kommen und auch kommuniziert werden. Wir haben in unserer Geschichte immer wieder genügend bis zu viel geschwiegen, was sich nicht selten rächte. Wirkliche Transparenz muss sich auf jeden Fall durchsetzen, zu Gunsten einer positiven und konstruktiven Fehlerkultur. Fehler können ja bekanntlich jedem passieren, doch totschweigen darf man/frau sie nicht. Das wäre tödlich in vielerlei Hinsicht. Ich glaube auch, dass die Praxis der Transparenz leider immer noch in der absoluten Minderheit ist. Weshalb? Wir haben doch alle die gleichen Interessen und Bedürfnisse.

 

Liebe Grüsse

 

Simon

Geschrieben

Den Piloten bessere Dienst- und Ruhezeiten zuzugestehen ist aber global gesehen teurer, als hier und da ein Flugzeug zu verlieren. Das kostet dann zwar auch ein paar Milliönchen, aber ist immer noch um Längen besser, als mehr Piloten einzustellen und Routen umzustellen.

Geschrieben

Neinein, die Piloten von Air India haben ganz gute Verträge und sie schlafen gut und lange und haben genug frei und verdienen sehr gut.

 

Das Problem ist ein ganz anderes: In Asien ist es nicht erlaubt zu schlafen! Deshalb sind alle übermüdet. Jede westliche Airline hat in ihren Vorschriften, dass man entweder gar nicht antreten soll, wenn man müde ist, oder dann darf man im Cockpitsitz schlafen, wenn bestimmte Richtlinien erfüllt sind:

 

  • nur immer einer aufs Mal
  • Nur 20-40 Minuten (kein Tiefschlaf)
  • Alle sind informiert (inkl. Kabinenpersonal)
  • Man hat einen Wecker an Bord

 

oder so ähnlich.

 

Das kann man dann beliebig oft wiederholen und abwechseln, bis man vor lauter wach sich nicht mehr halten kann :005:

 

In Asien ist das weitgehend verpönt. "Seine Schwächen nicht zeigen", "sein Gesicht nicht verlieren", "Disziplin"... - das sind höchste Tugenden in den asiatischen (konfuzianischen) Kulturen. Ich weiss es, ich war dabei! Du kannst dann schier krepieren vor Müdigkeit, du schläfst nicht ein. Natürlich schlafen sie dann doch ein, wenn es zu arg wird, aber man gibt es nicht zu.

 

Ein weiterer Grund, seine Airline des Vertrauens gut auszusuchen.

 

Und so passiert es halt hie und da.

 

Dani

Geschrieben

Und, Dani, hast Du dort trotzdem ein Nickerchen gemacht?

Geschrieben
Den Piloten bessere Dienst- und Ruhezeiten zuzugestehen ist aber global gesehen teurer, als hier und da ein Flugzeug zu verlieren. Das kostet dann zwar auch ein paar Milliönchen, aber ist immer noch um Längen besser, als mehr Piloten einzustellen und Routen umzustellen.

 

---------------------------------------------------------

 

Danke für deine Gedanken direkt aus dem Cockpit. Doch hat es nicht nur direkte betriebswirtschaftliche Betrachtungen an der Geschichte, auch der Marketing- und Vertrauensaspekt ist sehr relevant. Wer will denn noch einsteigen in die Flugzeuge, die ab und zu einen Unfall machen, welcher eigentlich vielfach zu vermeiden wäre.

 

Müsste man da nicht mehr Druck erzeugen, um diesen Miss-Stand zu bereinigen? Sind die Regulatorien genügend ausgelegt, die ja nicht nur dem Schutz von Pilot und seinem Umfeld dienen? Was meinen Profis?

 

Was wäre denn der ideale Dienstplan für einen Piloten? Die Kosten sind im ersten Gedankengang mal egal, ansonsten wird da nie eine kreative Lösung auf den Tisch kommen.

 

Gruss

 

Simon

Geschrieben

Das ist nicht der Punkt. Die Mehrheit der Menschen fliegt, weil sie fliegen müssen. Darum ist es schwer, Druck aufzubauen. Wie Dani erwähnt hat, gibt es natürlich auch Mentalitätsunterschiede: Westliche Piloten sagen eher mal einen Flug/Dienst ab, weil sie einfach zu krank/müde sind. In Asien/Russland etc. geht dies einfach nicht, weil man sonst seine Ehre, im Extremfall sogar seinen Job riskiert.

Geschrieben

Ich habe es nicht nur getan, sondern ich habe es aktiv gefördert. Dazu gehören natürlich eine offene Kommunikation gegenüber deiner Crew und der Firma. Ich machte dazu mindestens ein Briefing mit dem Copi und der Kabine und erklärte den Sachverhalt, motivierte sie, ihre Meinung frei auszusprechen (keineswegs Normalität). Der Firma habe ich aktiv Informationsmaterial (Nasa, Luftfahrtmedizin, JAA-Manuals) geliefert. Unser Safety-Manager, ein Deutscher, hat sich denn auch recht ins Zeug gelegt und eine Eingabe ans Luftamt gemacht. Antwort: Selbstverständlich negativ... - und das im wohl best organisiertesten und am westlichsten orientierten Land im Fernen Osten.

 

Dani

Walter Fischer
Geschrieben

Dürfen die Flugbegleiter denn nicht mehr ins Cockpit?

Oder eine Einrichtung, wie im Lok-Führerstand, bei der der Führer alle paar Sekunden irgend einen Hebel betätigen muss, ansonsten ein Alarm losgeht.

Es würde ja genügen, so etwa alle 5 Minuten. Und dies mit einem sanft ansteigenden Warnton, so dass der zum Schlummer berechtigte Pilot nicht gleich zur Decke springt und dort womöglich die Feuerlöscher zieht:005:

 

Gruss Walti

Geschrieben

Wie muss ich mir das vorstellen, dass die Bodenkontrolle durch ein Alarmsignal die Crew "wiederbeleben" konnte?

 

Ist das eine Transponderfunktion?

 

Was kann soviel "Rabatz" machen, das man davon aufwacht (im Cockpit) wo es eben schon (monoton) laut ist?

Geschrieben
Wie muss ich mir das vorstellen, dass die Bodenkontrolle durch ein Alarmsignal die Crew "wiederbeleben" konnte?

 

Ist das eine Transponderfunktion?

 

Was kann soviel "Rabatz" machen, das man davon aufwacht (im Cockpit) wo es eben schon (monoton) laut ist?

 

Im anderen Thread (*räusper*), wo diese Frage ab #16 auch behandelt wurde, sind wir u.a. (auch wenn das noch niemand ausdrücklich bestätigen konnte) auf SELCAL gekommen. Scheinbar könnte dieses auch dort eingesetzt werden, wo es standardmässig nicht verwendet wird, und laut genug wäre es auch. Fraglich bleibt, ob dies unternommen wurde sowie ob die Inder technisch dazu in der Lage waren.

 

Grüessli,

 

Tis

Geschrieben
Dürfen die Flugbegleiter denn nicht mehr ins Cockpit?

 

 

Doch doch, sie müssen sogar, stell dir vor der andere schläft auch ein. Aber man macht es koordiniert. Du rufst nach hinten, sagst: Hier schläft dann einer, in 40 Minuten bitte melden! Das Problem bei dem Nickerchen ist ja auch noch, dass man nicht sofort einschlafen kann. Nasa oder wer hat herausgefunden, dass 20 Minuten am besten wäre, aber man braucht dann noch 10 Minuten um einzuschlafen und 10 Minuten nach dem Nickerchen um sich wieder frisch zu bringen. Also sind 40 Minuten keine schlechte Zeit. Das dümmste ist, wenn du 20 Minuten brauchst bis es endlich funktioniert, dann geht es eine Minute und das brrrrrrrrrrrrrrrr von der Kabine kommt. Dann bist du noch mehr fertig als vorher!

 

Dani

Geschrieben

Ab welcher Streckenlänge ist den ein dritter Pilot an Bord.

 

Gruß Alex

Geschrieben

Erstaunliche Diskussion,

wenn ich 10-12 Stunden im Office arbeite moechte ich mal das Gesicht meines Chefs sehen wenn ich ihm sage ich wuerde gerne mal 40 Min ein Nickerchen machen. Ich dachte immer die Crew hat ihre Crewbunks um sich auszuruhen. :confused:

Walter Fischer
Geschrieben

Hoi Andreas, sicher hast Du von asiatischen Firmen gelesen, z.B. Kia, Hyunday usw., dass die ihre Arbeiter zu Nickerchen (Power-nappings) anhalten. Ja dazu sogar die Infrastruktur bereitstellen, weil die gecheckt haben, dass danach die Leistung rapide ansteigt!

http://swiss-lupe.blogspot.com/2007/10/power-napping-in-japan-bilderserie.html

Allerdings stellen die auch Autos her, was keineswegs mit einem profanen Bürojob zu vergleichen ist, gell:005:

 

Gruss Walti

Geschrieben

Und du hast, in deinem Büro, mindestens alle 2 Stunden eine Pause zugut. Genau das haben die Piloten auch. Es ist biologisch notwendig. Du kannst nicht 14 Stunden am Stück fehlerlos arbeiten. Das sind keine Roboter.

 

Also wenn du es ihnen nicht gönnst ist das dein Problem. Aber kluge Wissenschaftler haben herausgefunden, dass weniger Flugzeuge abstürzen, wenn man solche "Power Naps" macht. Deshalb wird es gefördert.

 

Dani

Geschrieben

Ich glaube eher, dass Wissenschaftler herausgefunden haben, dass Power-Naps allgemein die Arbeitsleistung fördern - nicht nur bei Piloten. Jetzt müssen die Asiaten also nicht nur Englisch lernen, sondern auch noch alte Traditionen und veraltete Denkweisen überwinden. Gruselig.

Geschrieben
wenn ich 10-12 Stunden im Office arbeite moechte ich mal das Gesicht meines Chefs sehen wenn ich ihm sage ich wuerde gerne mal 40 Min ein Nickerchen machen.

 

Gut, Du arbeitest ja im Büro nicht 10-12 Stunden am Stück, sondern hast Deine Znüni- und Mittagspause etc. Das kann man denke ich schon nicht ganz vergleichen...

Geschrieben
Und du hast, in deinem Büro, mindestens alle 2 Stunden eine Pause zugut. Genau das haben die Piloten auch. Es ist biologisch notwendig. Du kannst nicht 14 Stunden am Stück fehlerlos arbeiten. Das sind keine Roboter.

 

Also wenn du es ihnen nicht gönnst ist das dein Problem. Aber kluge Wissenschaftler haben herausgefunden, dass weniger Flugzeuge abstürzen, wenn man solche "Power Naps" macht. Deshalb wird es gefördert.

 

Dani

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Hallo zusammen!

 

Ich arbeite ja im Rettungdienst und da gibt es manchmal Schichten die dauern bis zu 13 Stunden. Da kommt ein kleines Power-Nap nicht selten goldrichtig, um wieder Vollgas geben zu können. Die Wirkung eines Power-Naps ist einzigartig und funktioniert bei mir tadellos. Analog zu meinen Kollegen im Cockpit, die ich in ihrem Verhalten voll verstehe und auch unterstütze. Kaffee im Gegensatz vermag dies nicht mal im geringsten Ansatz zu vollbringen. Zudem ist der Power-Nap medinzinsch absolut unbedenklich, im Gegensatz zu den vielen Pushern (ich meine legale Drogen) die es auf dem Markt gibt.

 

Deshalb probiert es aus mit dem Power-Nap und ich hoffe, dass sich dieses Instrument in unsere Kultur und Arbeitswelt noch viel stärker durchsetzen kann. Es gibt ja nur Vorteile!

 

Lieber Gruss

 

Simon

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