conaly Geschrieben 4. Juni 2008 Geschrieben 4. Juni 2008 Hi, grad als Eilmeldung bei RTL gesehn und auch Yahoo berichtet schon: europaweiter Atomalarm, in Slowenien gabs einen Zwischenfall. http://de.news.yahoo.com/afp/20080604/tts-eu-slowenien-atom-4286055.html Hoffe mal, dass ist wieder die übertriebene Sensationsgeilheit der Medien.+ EDIT: wohl doch nichts allzuschlimmes: http://de.news.yahoo.com/afp/20080604/tpl-eu-slowenien-atom-umwelt-zf-4cea870.html Zitieren
Wilko Wiedemann Geschrieben 4. Juni 2008 Geschrieben 4. Juni 2008 Hoffe mal, dass ist wieder die übertriebene Sensationsgeilheit der Medien. Naja, die Presse ist nicht in der Lage, bei der EU Alarm auszulösen, dass geschah über die offiziellen Stellen in Slowenien. Mir ist allerdings schleierhaft, warum da überhaupt europaweiter Alarm ausgelöst wurde, Radioaktivität ist ja nicht ausgetreten. Da hat wohl irgendwer Hosenflattern gekriegt. Anhand der Tatsache, dass die Anlage langsam heruntergefahren wird, kann es nichts wirklich Schlimmes gewesen sein. Bessere Infos, was genau geschah, sind leider noch nicht verfügbar und die Angaben lassen noch keinen Rückschluss auf die Störung zu. Gruss Wilko Zitieren
Sascha Stoll Geschrieben 4. Juni 2008 Geschrieben 4. Juni 2008 http://www.blick.ch/news/ausland/atom-unfall-in-slowenien-europaweiter-alarm-92424 :004: Zitieren
oneworldflyer Geschrieben 4. Juni 2008 Geschrieben 4. Juni 2008 Interessant! Ich bin der Meinung lieber etwas früher mit dem Schlimmsten rechnen als eine urplötzliche Meldung wenn's Ernst gilt :rolleyes: Zitieren
Wilko Wiedemann Geschrieben 4. Juni 2008 Geschrieben 4. Juni 2008 lieber etwas früher mit dem Schlimmsten rechnen Das wär in den meisten Fällen nur ungerechtfertigte Panikmache. Und das gibts wirklich schon zur Genüge in allen möglichen Bereichen. Gruss Wilko Zitieren
oneworldflyer Geschrieben 4. Juni 2008 Geschrieben 4. Juni 2008 Das wär in den meisten Fällen nur ungerechtfertigte Panikmache. Und das gibts wirklich schon zur Genüge in allen möglichen Bereichen. Gruss Wilko Ich glaube, dass es in beiden Fällen Panikmache ist, nur ist das letztere schlimmer. Ich auf jeden Fall bin froh gelesen zu haben, dass die Situation unter Kontrolle ist und ich nun getrost ins Bett gehen kann :008: Zitieren
joh-k Geschrieben 4. Juni 2008 Geschrieben 4. Juni 2008 Das wär in den meisten Fällen nur ungerechtfertigte Panikmache. Und das gibts wirklich schon zur Genüge in allen möglichen Bereichen. Ganz Deiner Meinung, Wilko. Trotzdem aber lieber (Zitat eines EU-Sprechers) "zur transparenten Information aller EU-Staaten Alarm auslösen" und ein Extrem in diese Richtung, als wie im Beispiel von Geesthacht, bei dem die breite Öffentlichkeit über 20 Jahre nach dem aller Wahrscheinlichkeit nach geschehenen Atomunfall noch immer nicht informiert ist. Zitieren
Wilko Wiedemann Geschrieben 5. Juni 2008 Geschrieben 5. Juni 2008 Offenbar sind doch einige Länder irritiert, das wegen dieses Störfalls europaweit Alarm ausgelöst wurde, wie Zeitungen heute berichten. Das liegt aber wohl hauptsächlich am relativ neuen Alarmierungsmittel Ecurie, über welches rasch und umfassend international alarmiert werden kann. Transparenz ist wichtig, da stimme ich voll zu. Wäre schön, wenn das auch in anderen Branchen erkannt würde. Gruss Wilko Zitieren
sirdir Geschrieben 5. Juni 2008 Geschrieben 5. Juni 2008 Wie wurde denn auf diesen Alarm reagiert, z.B. in der Schweiz? Haben da die Sirenen geheult? Hier in Spanien habe ich nämlich aus dem Forum von dem Alarm erfahren ;) Zitieren
Sascha Stoll Geschrieben 5. Juni 2008 Geschrieben 5. Juni 2008 Haben da die Sirenen geheult? Nein, ich glaube nirgendwo in der Schweiz wurde Sirenenalarm ausgelöst. Zitieren
Frank Hadeler Geschrieben 5. Juni 2008 Geschrieben 5. Juni 2008 Slowenien hat zwei Dinge getan: 1. den Zwischenfall über ein EU-Warnsystem bekanntgegeben. Dies geschah mehr oder weniger pro forma und diente alleine der Information aller Behörden, diese Warnung war nicht mit Handlungsanweisungen verbunden. Erst die Medien bauschten die Warnung zu einem "Atom-Alarm" auf. 2. über ein etabliertes Formular alle Nachbarländer verständigt. Dieses Formular wird auch zur Ankündigung von Übungen aller Art verwendet und offenbar "vergaß" man, das Wort "Übung" beim Ausfüllen des Formulars durchzustreichen. Alles zusammengenommen führte offenbar zu reichlich Verwirrung und Unsicherheit. Zum Zwischenfall selber: Kühlflüssigkeit (die ja selber strahlt) ist wohl ausgetreten, hat aber den Reaktor nicht verlassen. Was das bedeutet, speziell, wenn es zu spät bemerkt wird oder zu viel Flüssigkeit austritt, darüber kann jeder selber spekulieren. Quellen: Interview mit dem (unfähigen:009:) deutschen Bundesumweltminister gestern Abend im deutschen Fernsehen und Berichte von heute morgen, ua. Interviews auch mit slowenischen Stellen. Tendenziell werden die Ereignisse sicherlich eher heruntergespielt als offen kommuniziert. Kann ein Kenner was zur Bauweise des Reaktors sagen, und dazu, ob ein Zwischenfall dieser Art auch in modernen AKW möglich ist? Stimmt die Aussage, dass ein Austritt von Kühlflüssigkeit im worst case zur Kernschmelze führen kann, oder gibt es hier Sicherheitsmechanismen, die das verhindern? Zitieren
Hans Mueller Geschrieben 5. Juni 2008 Geschrieben 5. Juni 2008 ... zur Bauweise des Reaktors sagen, und dazu, ob ein Zwischenfall dieser Art auch in modernen AKW möglich ist? Stimmt die Aussage, dass ein Austritt von Kühlflüssigkeit im worst case zur Kernschmelze führen kann, oder gibt es hier Sicherheitsmechanismen, die das verhindern? Ein Kenner bin ich nicht, Wilko hat jedoch innerhalb des Forums, vor ca. einem Jahr eine gute Dokumentation zur Funktionsweise von Atomreaktoren hinterlegt. Wo, in welchem Thread, Wilko wird es wissen. Laut Nachrichten handelt es sich um einen Reaktor, gebaut von Westinghouse. Mangels vertieftem Wissen will ich mich nicht aus dem Fenster lehnen, das Unglück wird für den Betreiber einfach äusserst ärgerlich sein, für die Umwelt keine Konsequenzen haben, nur ziemliche Reinigungarbeiten innerhalb des Sicherheitsbehälters, welcher nun etwas verstärkt strahlt, zur Folge haben. So meine, halbwissende Einschätzung. Kernschmelze kann ich mir nicht vorstellen, mit dem Kühlwasser haut ja das, zur Reaktion notwendige, Bor ab. Falls meine Rede zu falsch sein sollte, ich komme gerne wieder zu einer Führung zu Wilko! Hans Super Gau Zitieren
Wilko Wiedemann Geschrieben 5. Juni 2008 Geschrieben 5. Juni 2008 Hallo zusammen Wie wurde denn auf diesen Alarm reagiert, z.B. in der Schweiz? In solchen Fällen wird bei der NAZ, der nationalen Alarmzentrale, Alarm ausgelöst. Diese beurteilt die Lage und würde dann im Ernstfall landesweit via Medien und Sirenen alarmieren und informieren. Kernschmelze kann ich mir nicht vorstellen, mit dem Kühlwasser haut ja das, zur Reaktion notwendige, Bor ab. Fast richtig, Hans :) Es ist nicht das Bor, dass zur Reaktion notwenig ist, es ist das Wasser, dass die Neutronen auf eine spaltungsauslösende Energie abbremst. Das Bor ist ein Neutronenfresser, der die Kettenreaktion verschlechtert und zur Steuerung eingesetzt wird. Aber es stimmt: Kühlwasser weg, Kettenreaktion weg :) Allerdings bleibt dann eine Nachzerfallswärmeleistung übrig, welche den Kern schmelzen kann. Kühlflüssigkeit (die ja selber strahlt) ist wohl ausgetreten, hat aber den Reaktor nicht verlassen. Nicht ganz korrekt. Die Kühlflüssigkeit ist wohl zum Primärkreislauf ausgetreten, hat aber das Sicherheitsgebäude, insbesondere das Primärcontainment, nicht verlassen. Tendenziell werden die Ereignisse sicherlich eher heruntergespielt als offen kommuniziert. Das stimmt so nicht. Die der IAEO (Internationale Kernenergiebehörde) und WANO (Weltorganisation der Nuklearanlagenbetreiber) angeschlossenen Länder/Kraftwerke verfolgen eine sehr offene Informationspolitik. Leider macht hier die Presse oft aus Mücken Elefanten. Kann ein Kenner was zur Bauweise des Reaktors sagen, und dazu, ob ein Zwischenfall dieser Art auch in modernen AKW möglich ist? Die Anlage in Krsko ist eine Westinghouse-Druckwasseranlage, also eigentlich ein moderner Reaktortyp. Der Reaktor in Krsko hat eine thermische Leistung von rund 1900 MW und erzeugt eine elektrische Leistung von rund 660 MW netto. Diese Reaktorbauart ist weltweit weit verbreitet und gilt als sehr sicher. Ein Kühlmittelverlustunfall kann in jeder Reaktoranlage auftreten, hat aber je nach Reaktortyp und Bauart unterschiedliche Auswirkungen. Stimmt die Aussage, dass ein Austritt von Kühlflüssigkeit im worst case zur Kernschmelze führen kann Ja, wenn keine Gegenmassnahmen erfolgen. oder gibt es hier Sicherheitsmechanismen, die das verhindern? Ja, die gibt es und zwar in mehrfach redundanter und diversitärer Ausführung, so ausgelegt, dass auch bei Ausfall von Notsystemen noch genügend andere zur Verfügung stehen, um den Störfall zu beherrschen. Die Notsysteme eines KKW sind ausgelegt, um Kühlmittelverlustunfälle selbst im schlimmsten Fall, dem doppelseitigen Hauptkühlleitungsbruch, zu beherrschen und den Kern ausreichend abzukühlen. Das Sicherheitsgebäude sorgt dafür, dass die ganze Radioaktivität im Innern eingeschlossen bleibt und es nicht zu Abgaben an die Umgebung kommt. Im vorliegenden Fall in Krsko handelte es sich aber nicht um einen Kühlmittelleitungsbruch, sondern um eine Leckage in einer Anschlussleitung zu einem Messsensor. Also ein kleiner Zwischenfall, der wohl kaum Probleme verursacht hat. Aber ärgerlich für die Anlagenbetreiber, da die Anlage zur Reparatur kalt und drucklos gefahren werden muss. EDIT: Als Letztes möchte ich noch etwas zur oft befürchteten Kernschmelze sagen. Die Kernschmelze gilt als auslegungsüberschreitender Störfall. Allerdings gibt es auch dagegen noch Massnahmen, die das Schlimmste verhindern können. Schmilzt der Kern und tritt aus dem Reaktor aus, so sammelt er sich auf dem Grund des Sicherheitsgebäudes. Dort wird er dann über verschiedene Notkühlsysteme gekühlt. Ein möglicherweise beherrschbarer Unfall also, wenn die Notsysteme funktionieren und nicht gravierende Fehler seitens der Bedienmanschaft (siehe Tree Mile Island-Unfall) gemacht werden. In der Schweiz gab es in den 60er Jahren eine Kernschmelze im Versuchskraftwerk Lucens. KKW der neusten Generation haben unter dem Reaktor sogar einen sogenannten Core catcher, eine spezielle Einrichtung zur Aufnahme und Kühlung des geschmolzenen Kerns. EDIT: Hier noch ein paar genauere Infos zum Zwischenfall Gruss Wilko Zitieren
conaly Geschrieben 5. Juni 2008 Autor Geschrieben 5. Juni 2008 Hi, danke für die Aufklärung, ist wirklich sehr interessant, was du da erzählen kannst :) EDIT: Als Letztes möchte ich noch etwas zur oft befürchteten Kernschmelze sagen. Die Kernschmelze gilt als auslegungsüberschreitender Störfall. Allerdings gibt es auch dagegen noch Massnahmen, die das Schlimmste verhindern können. Schmilzt der Kern und tritt aus dem Reaktor aus, so sammelt er sich auf dem Grund des Sicherheitsgebäudes. Dort wird er dann über verschiedene Notkühlsysteme gekühlt. Ein möglicherweise beherrschbarer Unfall also, wenn die Notsysteme funktionieren und nicht gravierende Fehler seitens der Bedienmanschaft (siehe Tree Mile Island-Unfall) gemacht werden. In der Schweiz gab es in den 60er Jahren eine Kernschmelze im Versuchskraftwerk Lucens.KKW der neusten Generation haben unter dem Reaktor sogar einen sogenannten Core catcher, eine spezielle Einrichtung zur Aufnahme und Kühlung des geschmolzenen Kerns. Und was wäre dann das absolut Worst-Case-Szenario, wenn es nicht die Kernschmelze ist? Ich meine mal gelesen zu haben, dass vor allem Feuer in einem Reaktor mit bereits geschmolzenen Kern radioaktive Kerne ziemlich stark verteilen kann. Geht das etwa in diese Richtung? Zitieren
Wilko Wiedemann Geschrieben 5. Juni 2008 Geschrieben 5. Juni 2008 was wäre dann das absolut Worst-Case-Szenario Szenarien, bei denen die Integrität des Sicherheitsgebäudes verloren gehen würde und grosse Mengen radioaktiven Materials austreten würden, also analog Tschernobyl, sprich auslegungsüberschreitende Unfälle, im Volksmund Super-GAU genannt. Gruss Wilko Zitieren
conaly Geschrieben 5. Juni 2008 Autor Geschrieben 5. Juni 2008 Hi, alles klar. Den Begriff "Super-GAU" hab ich schon getippt gehabt, diesen aber durch Worst-Case ersetzt, da wir hier schonmal eine mehr oder minder erfolglose Diskussion über diesen Begriff geführt haben :D:D:D Zitieren
Wilko Wiedemann Geschrieben 5. Juni 2008 Geschrieben 5. Juni 2008 "Super-GAU" Naja, das hat sich halt im Volksmund so eingespielt. Wir Fachleute bevorzugen "Auslegungsüberschreitender Störfall" :) Gruss Wilko Zitieren
Wilko Wiedemann Geschrieben 5. Juni 2008 Geschrieben 5. Juni 2008 Naja, wir brauchen das halt seeeeeehr selten, da darfs schon länger sein :D Für alle anderen Störfälle haben wir natürlich dutzende Abkürzungen ;) Gruss Wilko Zitieren
Hans Mueller Geschrieben 5. Juni 2008 Geschrieben 5. Juni 2008 ...Für alle anderen Störfälle haben wir natürlich dutzende Abkürzungen ;) ... Darf man raten? In der Kurzversion würde ich auf "Shit" tippen, in der längeren auf "Herrgottsternefeufi." Noch eine Frage: Du hast vor ca. einem Jahr mal tolle Grafiken onlinegestellt, welche die Funktionsweise eines AKW auch für uns begreifbar macht. Ich verlinkte auf Conalys Gau - Super Gau in Forsmark. Finde die Grafiken aber dort nicht. Weisst Du allenfalls, wo die sind? Ich fands informativ. Danke für Deine Ausführungen und gute Zeit! Hans Zitieren
Wilko Wiedemann Geschrieben 5. Juni 2008 Geschrieben 5. Juni 2008 Hans, ich musste auch ein Weilchen suchen, wo das war. Ich erinnerte mich dann aber über eine Diskussion über Tschernobyl. In dem betreffenden Thread findest du einige ausführliche Erklärungen von mir, Grafiken und Links. KLICK HIER Weitere Infos zu KKWs und deren Funktion Bei Interesse und weiteren Fragen einfach melden, ich kenne noch dutzende Links zum Thema Kernenergie. Gruss Wilko Zitieren
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