far_away Geschrieben 31. Mai 2008 Geschrieben 31. Mai 2008 Urlaub 2008 Mit dem Flieger nach Würzburg und Mannheim Hallo, wir schreiben Sonntag, den 25.05.2008, etwa 0720lcl. Julian holt mich ab und es geht raus am Flugplatz. Ein Blick auf das Wetter. Alle GAFOR Strecken Richtung Westen melden O. Die Metars sind auch ok, dennoch wirklich freundlich sieht es nicht aus.Erst mal in den Hangar zur OE-AKM. Eine Katana DV20-100. Die Polsterung ist relativ neu und sie hat als einzige Katana unserer Flotte ein GPS mit Moving Map .... oder sollte ich eher sagen hatte..Erster Blick ins Cockpit stimmt mich nicht unbedingt fröhlich. Überhaupt kein GPS drinnen. Blick ins Bordbuch verrät Direction Gyro defekt ebenso wie der Landescheinwerfer. Wau toll..... nach Deutschland in die Ebene, wo ja alles quasi gleich aussieht (verglichen mit Österreich, Berge, etc.) nur mit dem wackeligen Schnapskompass - herrlich. Ich schau, ob eine andere Maschine frei ist für die nächsten beiden Tagen - leider nein.Egal, was soll's - muss auch so gehen. Wird die Navigation eben mehr abverlangen als erwartet.Am Weg zur Tankstelle keine Flag am Directional Gyro. Und er dreht sich auch schön mit .... vielleicht doch nicht defekt? Landescheinwerfer funktioniert ja jetzt doch auch. Wer war denn da so nervös und hat das alles eingetragen in die Mängelliste?Auftanken, Öl nachfüllen und noch ein paar Minuten die Füße vertreten, schließlich macht der Platz erst um 0900lcl auf.Start und gleich mal Richtung Traisental. Die geplante Flughöhe von 4500ft geht sich leider nicht aus. Also bleiben wir irgendwo so in etwa 4200ft. Auch unter uns hängen Wolken an den Hügeln des Wienerwaldes und wir durchfliegen immer wieder leichte Schauer.Bis nach Traisen schaffen wir es nicht im Tal, ich dreh etwas nach Norden und visiere direkt St. Pölten an. Sehr schön, erster Ausweichflugplatz LOAD wäre in Nähe. Weiter geht es der Autobahn entlang nach Melk. Geplant wäre von hier aus direkt aufs Freistadt VOR. Wir empfangen es auch, allerdings sieht das Wetter in der hügeligen Gegend nördlich der Donau nicht besonders einladend aus, also der Donau entlang Richtung Westen.Von Linz Radar bekommen wir das Crossing ohne Probleme. Außer uns nur ein einziger weitere Flieger auf der Frequenz und ausgerechnet wegen dem bekommen wir VFR Headings. Das unangenehme an den Headings ist nur, dass die uns nicht gerade entlang von Flüssen, Eisenbahnen oder Autobahnen führen, also macht es das alles ein wenig tricky. Als wir aus dem Anflugbereich draußen sind gibt uns der Controller unaufgefordert den Track sowie die Distanz nach Schärding. Wau das nenn ich super Service!Linz Airport: ...wenig später Wels Aerodrome... Mit dem Track des Controllers begeben wir uns in die entsprechende Richtung, ist ja schließlich nicht mehr weit Am Horizont erkennen wir schon den Inn als Auffanglinie und wenig später bereits den Flugplatz. Im Anflug noch durch einen kleinen Schauer... und schon sind wir in Schärding. Das Wetter bis hier her war sehr interessant. Ich würde sagen beinahe das herausfordernste in meiner bisher kurzen PPL Laufbahn. Zwar immer locker die Minima eingehalten, im Gegenteil da war doch noch einiges an Reserve über, dennoch wurde ich bisher meist von strahlendem Sonnenschein und Sichten an die 30km verwöhnt. Die Zwischenlandung in Schärding dient einzig, um nochmals vergleichsweise günstigen Sprit zu tanken, bevor es nach Deutschland geht.Ab Schärding geht es der Donau entlang bis Regensburg. Vorbei an Vilshofen und Straubing. Das Wetter um einiges besser. Die Bewölkung schön aufgelockert. Da ist das Wetter von dem überall berichtet wurde ;).....Enroute... ...Crew.. ....doch leider - immer mehr Quellwolken stellen sich in den Weg.......anfangs unterhalb unserer Reiseflughöhe, dann immer mehr auf unserer Höhe. Übersteigen wäre vielleicht knapp geworden. Aber über den Wolken mit Karte navigieren - ne geht nicht. Also lieber unten drunter. Dementsprechend wird der Flug auch etwas unruhiger und hier und da kommen wir wieder in Schauer... ...ich glaube das ist Regensburg - kann es aber nicht mit Sicherheit sagen... Die Navigation ist nicht unbedingt die Einfachste, aber wir kommen gut zurecht. Und nach einiger Zeit (ja langsam spürt man den Hintern) kam Würzburg in Sicht. ...Würzburg... Und nach einer reinen Flugzeit von 01:48 setzen wir auf Piste 11 auf. Tanken, Gebühren bezahlen und Flieger abstellen. Da ich nicht unbedingt die ganzen Fliegerutensilien mitnehmen will - Rucksack ist eh schon schwer genug wird noch schnell die Planung für den nächsten Tag überprüft, ehe wir uns per pedes in Richtung Würzburg machen...Flugplanung überprüfen... Gott sei Dank - das zweite Auto, dass vorbei fährt hält aufgrund meines ausgestrecktem Daumens an. Eine nette geschätzt 25 Jährige Würzburgerin nimmt uns mit in die Stadt. Und der Weg war laaaang. Geschätzte 7km. Danke!!!! Bis zum Bahnhof kann sie uns mitnehmen und von dort sind es nur mehr 5min zu Fuß in die Jugendherberge. Zeug abstellen kurz ausrasten und ab in die Innenstadt. ...ja da geht's ordentlich steil hinauf... ..Endlich unten wieder angekommen geht's zum *Schleichwerbung* - muss sagen kannte ich gar nicht, aber die gibt's offensichtlich fast überall in Deutschland - Lecker!...und dann noch mit Umwegen retour in die Herberge... Nach etwa 1,5 Std. die wir zum Ausrasten nutzten und gleichzeitig aerodynamische Forschung betrieben (Papierflieger) ging es wieder in die Stadt zum Abendessen. Das Zimmer war wie erwartet nicht so aufregend. Stockbett und Spind - aus....wieder latschen wir durch die Stadt... ...und nach einer guten Pizza geht es retour. Daumen mal Pi sind wir etwa 15km zu Fuß unterwegs gewesen - ich bin erledigt.Montag 26.05.2008Die Nacht war zu kurz. Die Matratze irre weich, Mann hab ich schlecht geschlafen.Zu Fuß zum Flugplatz streichen wir gleich mal. Rund 7km bergauf - neee. Autobus ok, nur welchen. Keiner kann uns wirklich Auskunft geben. Zudem sind die Linien dort so dämlich, das hab ich noch nicht gesehen. Da gibt es Linien die sind nummeriert. Linie 1 von A nach B. Linie 2 von C nach D usw - ist ja noch verständlich. Nur dann gibt es zu jeder Linie auch noch einen Buchstaben angehängt. So gibt es zu jeder Linie noch A-M wenn ich mich nicht täusche. Weil die Linie dann doch wieder bisschen anders fährt. Nur die Karten geben nicht wirklich viel her, wie sie denn nun fährt - unterm Strich sau blöd. Wir entscheiden uns fürs Taxi. 12 EUR, das ist ok...Flieger checken... Das Wetter ist deutlich besser. Wolken in etwa 7000ft und die Luft sehr ruhig. Hier nochmals Würzburg. Der kurze Überflug nach Mannheim verläuft relativ problemlos - ok ich hab vergessen einen Reportingpoint zu melden - Oiii ich gebs ja zu ;) Hmmmm irgendwie kommt mir der Flieger bekannt vor ;) Infrastruktur in Mannheim ist hervorragend. Straßenbahn fährt direkt vom Flugplatz weg - genial. Nur Mannheim selber finde ich eher unspektakulär. Oder sagen wir es so - hätte ich gewusst wie es ist, wäre ich nicht extra gekommen. Das schönste Gebäude, das ich dort finden konnte. Die Universität.Irgendwo ein Platz mit einem Brunnen....Julian studiert den StadtplanUnd noch der Beweis dass wir hier waren .... es geht retourEin langer Flug steht wieder an.... irgendwo unterwegs...Wir bekommen dutzende Verkehrshinweise. Es war verdammt viel los in der Luft. Teilweise wäre es auch wirklich recht knapp geworden. Nicht nur, dass manche die Halbkreisflughöhen nicht einhalten, nein sie fliegen sogar genau in die verkehrte Richtung sprich auf FL55 Richtung Westen, also uns genau entgegen. Ja ich sag's einfach ganz ehrlich IDIOTEN!Nach 2 Stunden befinden wir uns im Anflug auf Ried.Natürlich um zu tanken. Es wäre sich sogar bis Wiener Neustadt ausgegangen, aber sicher ist sicher. Zudem ist Südföhn angekündigt. Bei einer Pistenausrichtung Ost/West hab ich lieber mehr Reserve zur Verfügung.Nach dem Tanken und einem Cola machen wir uns zum letzten Leg auf. Teilweise ist es doch recht dunstig. Unterwegs irgendwo kurz ausgeleveled, weil weis ich nicht mehr... Blick retour..Und nach etwas mehr als einer Stunde sind wir bereits im Gegenanflug auf die 10 in Wiener Neustadt Ost LOAN.Und Endanflug...Dann noch ein Meuchelfoto beim Aussteigen - .... Flieger putzen, und jede Menge administrative Dinge erledigen....Schön war's! Abschließend noch ein bisschen Statistik, die ich Julian per Mai geschrieben habe: Ist eigentlich alles sehr schön wie berechnet aufgegangen. Kosten mit knapp 500 EUR pro Person wie erwartet.Über alle 5 Legs haben wir insgesamt 3min gegenüber der geplanten Strecke gut gemacht. Und das trotz teilweiser "Freestyle Navigation" auf Grund fehlendem GPS..Durchschnittsverbrauch 19,3 l/Std. oder insgesamt 135 l.In Summe 700nm geflogen entspricht 5,2nm/l oder 9,3km/l.Das bedeutet weiter einen Verbrauch von 10,7 l/100km. Auf gut Deutsch geringfügig mehr Spritverbrauch als mit dem Auto. Dafür aber wesentlich schneller im Bezug auf Geschwindigkeit und Route (Luftlinie). Oder anders - um mit dem Auto die selben Ziele zu erreichen kommt man ziemlich genau auf den selben Verbrauch (absolut), wie mit dem Flieger - weil man mehr Kilometer zurücklegen muss (keine Luftlinie). Bei aktuellem Spritpreis (1,45 EUR) bedeutet das reine Benzinkosten von 196 EUR. Bei einer geschätzten Durschnittsgeschwindigkeit von 90-95km/h bedeutet dies eine Fahrzeit von etwa 14 Std. Also doppelt so lange, wie wir geflogen sind. Oder nochmals anders. Gewerblich kostet der Kilometer mit dem Auto (Verschleiß, Benzin, Versicherung, etc) etwa 0,50 EUR/km (Stand Jahresanfang 08). Das bedeutet die Kosten belaufen sich auf 630 EUR unter der Voraussetzung, dass das Auto die Distanz in Luftlinie zurücklegt. Wenn man etwa 20% aufschlägt, weil eben keine Luftlinie zurück gelegt wird, sind wir auf ungefähr 750 EUR. Vergleich: Flieger 7 Std 1000 EURAuto 14 Std 750 EUR Hoffe ich hab keine Rechen und Ansatzfehler gemacht. Zeigt recht schön, dass man sich wirklich wirtschaftlich fortbewegen kann mit einem Flieger dieser Größe für eine Strecke in der Größenordnung. Vorteil des Autos in dieser Berechnung jedoch, dass man 4 Personen mitnehmen kann, in der Katana nur 2. Darauf seine Antwort: wenn man noch dazu nimmt das die Durchschnittliche Lebenserwartung bei Männern 82,7 Jahre beträgt ( Stand 2004) und wir gerade die 20 überschritten haben und zur Kenntnis nehmen, dass die Depression, mit über 400 000 betroffenen, zur Volkskrankheit Nr.1 zählt ( vgl. WHO 01) , dann müssen wir diesen Aspekt kritisch betrachten: In anbetracht dessen, dass Fliegen (zumindest in unserem Falle) die Freisetzung von Serotonin (Glückshormon) in Gang setzt und dieses erwiesenermaßen das Auftreten einer Depression verhindern kann, ist dieser Aspekt neben dem Wirtschaftlichen, von großer Bedeutung. Würden wir mit dem Auto fahren, angenommen ein Polo mit 80Ps, dann wäre die Produktion von Serotonin wohl sehr bescheiden. Wir würden uns über die Raser auf den deutschen Autobahnen ärgern, vielleicht sogar im Stau stecken. Auf Grund all dieser Aspekte, laufen wir Gefahr eine Depression oder eine andere psychosomatische Erkrankung zu erleiden. Wenn man noch dazu nimmt, dass in der Hälfte der Fälle, die Depression vor dem 32 Lj. beginnt (vgl. neuro24 2008), haben wir zu ca. 50% noch 12 Jahren ein sorgenfreies Leben. Viele Menschen mit einer Depression haben Selbstmordgedanken. Angenommen wir sind mit 35 soweit und bringen uns um, dann haben wir noch 15 Jahre zu Leben. Spricht wohl auch fürs fliegen......:) Danke fürs Lesen, hoffe es hat gefallen! Zitieren
Kjeld Geschrieben 31. Mai 2008 Geschrieben 31. Mai 2008 Hi Bernhard, super Bericht, vor allem die "Rechtfertigung" fürs Fliegen :005: Danke fürs "mitnehmen". Grüße Kjeld Zitieren
tomc@ Geschrieben 6. Juni 2008 Geschrieben 6. Juni 2008 Toller Bericht Bernhard. Vielen Dank für's Zeigen, scheint sich wirklich gelohnt zu haben. ;) mfg, alex p. Zitieren
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