Alpeneinweisung im JAR-FCL noch vorhanden?

[Gast Hans Fuchs]

Hallo ihr JAR Fans

 

Ich hatte heute das angepasste (dem JAR-FCL) nationale Reglement für die modulare fliegerische Grundausbildung (PPL mit beschränkten Rechten genannt)in den Händen. Einigermassen zufrieden konnte ich feststellen, dass immer noch 2 unabhängige Übungen enthalten sind, die den ehemaligen Alpeneinweisungen entsprechen.

 

Leider habe ich noch nirgend das JAR Ausbildungsreglement für das PPL (Flächeflieger) gefunden. Ich möchte nämlich nachsehen, ob dortens auch eine Alpeneinweisung verlangt wird. Kann mirs eigentlich nicht vorstellen. Wie sollten denn das die Holländer machen?

 

Wenn aber die Alpeneinweisung nicht mehr vorgeschrieben ist, wie gedenken dann die Schweizer Flugschulen ihre Piloten mit den speziellen Schwierigkeiten der Gebirgsfliegerei vertraut zu machen?

 

Wer weiss da mehr?

 

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Gletscherfliegen

[Wilko Wiedemann]

Hallo Hans

 

Also auch wenn das JAR möglicherweise keine eigentliche Alpeneinweisung verlangt, bin ich überzeugt, dass die schweizer Flugschulen ihre Schüler trotzdem noch in Gebirgsfliegerei unterweisen.

 

Die JAR-Lizenzen werden ja immernoch vom nationalen Luftamt ausgegeben, welches auch die Richtlinien für die Ausbildung festlegt. In denen ist ja auch noch etwas Spielraum, für nationale, individuelle Uebungen und Anpassungen.

 

Naja, trotzdem, ein riesen JAR-Fan bin ich nicht, jedenfalls nicht des JAR-FCL. Aber wenn nun alles mit rechten Dingen zugeht, besitze ich bis im März die nationale und die JAR-Lizenz für Privatpiloten.

 

Gruss

 

Wilko

 

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[Heinz Richner]

Hallo zusammen

 

im Ausbildungsprogramm nach JAR/FCL sind zwei Alpeneinweisungen vorgeschrieben. Ich habe meine erste gestern ab LSZB nach LSGS gemacht. War sehr spannend und lehrreich.

 

Wie es die Holländer machen ? Die kommen in die Schweiz um Abstürzis zu üben oder fliegen in Holland den Rosen um die Blätter.

 

Gruss

Heinz

[ursmunger]

Ja, oder die Holländer stecken dann ihre Flugzeuge in der Schweiz ein - wie vor ein paar Jahren in der Innerschweiz

[Gast Hans Fuchs]

Urs

 

Zur Ehrrettung dieser holländischen Besatzung, die im Eigental zu Tode gekommen ist, muss ich nach genaustestem Studium des Unfall Berichtes folgendes sagen:

 

Der Unfall kam unter Mitwirkung der lokalen Fluglotsen zustande. Unter den gleichen Voraussetzungen und ohne gute lokale Ortskenntnisse wäre mir das wohl auch passiert. Nach dem Durchlesen des Transkripts des Funkverkehrs bin ich voll davon überzeugt, dass die Piloten vertrauensvoll davon ausgehen konnten, dass sie immer noch voll konntrolliert nach IFR flogen als es knallte. Nie wurde ihnen gesagt, dass ihr IFR Flugplan nun aufgehoben sei und sie nun VFR unterwegs seien. Leider wurde ihnen auch nicht, obwohl im letzten Moment bemerkt, mitgeteilt, dass sie auf Kollisionskurs mit dem Gelände sind.

 

Meiner Meinung nach wurde die Teilschuld der Fluglotsen damals zu tief bewertet. Ich sage das, obwohl ich die Lotsen persönlich zu kennen glaube. Auch für sie war und ist dieser Unfall sicher ein rieisger Alptraum. Der unmittelbar beteiligte Lotse wurde zwar damals nicht belangt, aber meinem Kenntnisstand entsprechend, dann entlassen.

 

Obwohl das ganze ist eine grosse Tragödie ist, ist es wohl richtig, die Sache nun auf sich beruhen zu lassen. Nur die "dummen Holländer" hätte ich gerne etwas aus der Schusslinie genommen.

 

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Gletscherfliegen

[ursmunger]

Hoi Hans,

 

ich wollte NIE irgendeinen Kommentar in Richtung 'dumme Holländer' oder so machen. Ich erachte diesen Unfall aber als ein gutes Beispiel, zu was mangelnder Respekt vor Einflug in Wolken und Gebirgsflug führen kann.

 

Auch ich kenne einen der beteiligten Fluglotsen sehr gut und habe mich mit dem Fall ein wenig befasst. Dabei ist folgendes frappant:

 

1) Der Pilot hat in Emmen für einen CTR-Transit aufgerufen. Was für Meldungen im Voraus an den Piloten (auf anderen Frequenzen) gemacht wurden weiss ich nicht -ebensowenig, ob und bis wo der Flug nach IFR durchgeführt wurde.

Für die Lotsen in Emmen war dies ganz klar ein VFR-Flug...wo der Pilot keinesfalls erwarten kann, dass ATC 'Terrain clearance' gewährleistet, da sind wir uns sicher einig.

Natürlich hätte der Lotse die Situation evtl. realisieren können - genauso wie der beteiligte Lotse im Alitalia-Absturz in Zürich - aber um es krass auszudrücken, es war nicht sein Job.

Es geht sicherlich kein Lotse verantwortungslos mit solchen Situationen um, auch wird er sofort den Piloten informieren und unterstützen, wenn er eine gefährliche Situation bemerkt. Wer aber weiss, was für Arbeit sonst noch dahinter steckt, begreift, dass man nicht ständig den Radar beobachten kann, ob evtl. ein VFR-Flug in Bergnähe fliegt!

 

2) In einem Punkt sind die Lotsen sogar zu schlecht weggekommen:

Im Bericht nach der Unfalluntersuchung stand über den Funkverkehr: (Pilot) ".....transit direction ... IMC (garbled)" - ohne weitere Konkretisierung des garbled.

Im Abschlussbericht wurde aufgrund dessen gesagt, der Pilot habe ja mitgeteilt, er sei in IMC.

Wer aber die Tonbandaufzeichnungen angehört hat, musste folgendes feststellen: nach MEHRMALIGEM Hören der Funksprüche konnte man feststellen, dass noch etwas gesagt wurde, das so ähnlich wie IMC tönt.

Wenn die Frequenzqualität schlecht ist - was häufig bei Schlechtwetterlagen der Fall ist - ist so eine Meldung unmöglich zu verstehen.

 

 

Ich möchte nicht abstreiten, dass im Unfallhergang ATC evtl. auch ein Faktor war.

Die Schuld trifft aber meiner Meinung nach einzig und alleine den/die Piloten. Warum???

1) Sollte wegen irgendeinem Missverständnis der Pilot geglaubt haben, er sei IFR, so hätte er trotzdem realisieren müssen, dass etwas faul war - keinen Erhalt von korrekten clearances, Flug unter der minimum safe altitude - welche ein IFR-Pilot kennen muss, vorallem mit einem solchen Flugzeugtyp, mit dem häufig in Bodennähe geflogen wird.

2) War sich der Pilot bewusst, dass er unter VFR flog und kam aus irgendwelchen Gründen in IMC, so ist ATC sofort zu informieren - was er ja evtl. auch versucht hat.

Dabei MUSS man aber sichergehen, dass der Lotse die Meldung so auch verstanden hat und mindestens eine PANPAN-Meldung abgeben.

 

Gruss

Urs

[Energy]

Hallo...

 

Könnte jemand mir kurz erklären was IMC bedeutet ??? Und was eine PANPAN Meldung ist ??? Da ich mich mit ATC noch nicht so gut auskenne...und auch möchte wissen wie das Unglück mit dem Holländer geschah..

 

Merci

 

MFG Dominik Schläpfer

[ursmunger]

Hoi Dominik,

 

1) IMC bedeutet 'instrument meteorogical conditions', also Instrumentenflugbedingungen.

Das ist allgemein, wenn (gemäss Luftraumklassierung usw.) die Sicht nicht den VFR-Bedingungen entspricht. Logischerweise ist das immer in Wolken der Fall, aber manchmal auch in Niederschlägen.

Eine Flugsicht von 3km ist im Luftraum E und höher genau genommen auch IMC, im Luftraum G aber nicht - da darf ja bis 1.5km Sicht geflogen werden.

 

2) PANPAN ist, zusammen mit MAYDAY, eine 'Problemmeldung' an ATC. Bei MAYDAY sind Leben direkt gefährdet, ist also ein Notfall.

Bei PANPAN sind nicht sofort Leben gefährdet, es besteht aber ein Problem und der Pilot braucht Unterstützung.

z.B. der Hapag Lloyd-Flieger, der in Wien Segelflieger gespielt hat ;-)

Als die Piloten merkten, dass das Fahrwerk nicht einzufahren ist - und sicher am Anfang ein wenig ratlos waren, was zu tun ist - ist ein PANPAN angebracht werden...obwohl in solchen Fällen häufig einfach gesagt wird '...ääääh, we have a little problem....'.

Als dann aber der Treibstoff ausging, war ganz klar ein MAYDAY angebracht, da direktes Absturzrisiko bestand oder evtl. Verletzte zu erwarten waren.

 

Was ist nun mit dem holländischen Privatflugzeug passiert???

Um es kurz zu sagen, in Hundewetter rief der Pilot bei Emmen auf für ein CTR-crossing - und ist dann wenig später in einen Berg geknallt.

 

Gruss

Urs

[Energy]

Urs,

 

 

Merci für die super Erklärungen... Und schon wieder habe ich neues gelernt...

 

MFG Dominik Schläpfer