Horbach Geschrieben 31. Oktober 2007 Teilen Geschrieben 31. Oktober 2007 Immer wieder liest man im Zusammenhang mit den steigenden Ölpreisen, dass die Erhöhungen von Spekulanten verursacht werden, sowie irgendwelchen Naturkatastrophen oder Konflikten. Entschuldigt meine Unwissenheit, aber ich habe von Wirtschaft etwa die selbe Ahnung wie ein Banker von Femtosekundenlasern. Was ist ein Spekulant, und warum erhöht er den Ölpreis? Warum erhöhen Katastrophen und Konflikte den Ölpreis? Wer kassiert die Preisunterschiede? Ich bin sicher, dass hier Fachpersonal anwesend ist und danke schon mal im Voraus für Erklärungen. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
D. Mayer Geschrieben 3. November 2007 Teilen Geschrieben 3. November 2007 Hallo Marcel, Vielleicht hilft Dir diese Infoseite von Shell weiter: Shell Treibstoffpreise Informationen Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Dani R. Geschrieben 5. November 2007 Teilen Geschrieben 5. November 2007 Hi Marcel Ein Spekulant kann sowohl auf einen höheren als auch auf einen niedrigeren Preis spekulieren, in der Ölindustrie meist auf einen höheren. Deshalb kauft er sogenannte "call"-Optionen (im Ggs zu den "Put"-Optionen). Das heisst, er kauft sich das Recht, an einem bestimmten Tag in der Zukunft eine bestimmte Menge Öl zu einem bestimmten Betrag zu kaufen. Dieses Recht kostet ihm aber auch etwas. Wenn am abgemachten Zeitpunkt nun der Preis höher liegt als zum Zeitpunkt des Vertrages/ des Call-Option-Kaufes, so wird der Käufer von seinem Recht Gebrauch machen und er kann seine Option einlösen. Somit bezahlt er nur den abgemachten Betrag. Der Verkäufer dieser Call-Option hingegen erhält den Kaufpreis der Option, quasi vorerst ohne Gegenleistung. Er spekuliert darauf, dass der Ölpreis NICHT steigen wird. Denn wenn er nicht steigt oder gar sinkt, so wird der Call-Option-Käufer von seinem Recht, das Öl zum vorher abgemachten Preis zu kaufen, nicht Gebrauch machen (denn schliesslich ist das Öl nun billiger als noch zum Zeitpunkt des Verkaufes). Das heisst, der Spekulant, der die Option gekauft hat, verliert einen gewissen Betrag, nämlich den Preis der Option, und der Call-Verkäufer hat "einfach so" diesen Betrag erhalten. Ist aber der Preis gestiegen, so muss der Call-Verkäufer nun die Menge an den Call-Käufer verkaufen zu einem zu tiefen Preis (denn der Marktpreis liegt eigentlich über diesem Preis). Der Verlust hat also der Call-Verkäufer zu tragen, obwohl er einen kleinen Beitrag für die Option erhalten hat. Ein Beispiel/ Annahme: 1. November 2007, Preis 1'000 Dollar pro Tonne: AirBerlin (wie viele Low-Coast-Airlines) hat Angst vor steigenden Ölpreisen und kauft bei einer Unternehmung die Call-Option. Darin vereinbaren die Parteien, dass AB am 1. Januar 2008 Eintausend Tonnen Kerosin zum Preis von je 1'000 Dollar pro Tonne kaufen kann. AirBerlin bezahlt für die Option 10'000 Dollar. 1. Fall: 1. Januar 2008, Preis 2'000 Dollar pro Tonne. AirBerlin macht vom Recht gebrauch, die Tausend Tonnen Kerosin à 1'000 Dollar/ Tonne zu kaufen, gebrauch. Die Airline bezahlt also insgesamt 1000 Tonnen * 1'000 Dollar/ Tonne + 10'000 Dollar für die Option = Total 1'010'000 Dollar. Helvetic Airways hingegen hat keine Option gekauft und bezahlt für die gleiche Menge 1'000 Tonnen * 2'000 Dollar/ Tonne = 2'000'000 Dollar, also knapp doppelt so viel wie AB. Der Call-Verkäufer muss entweder seine 1'000 Tonnen Kerosin zu einem viel zu kleinen Preis verkaufen, erhielt aber im November 10'000 Dollar. Oder er besitzt das Kerosin gar nicht (kommt auch oft vor), und muss nun auf dem freien Markt 1'000 Tonnen Saft à 2'000 Dollar kaufen und für 1'000 weiterverkaufen, macht also einen Verlust von 1'000 Tonnen*(2'000 Dollar-1'000 Dollar; Kauf- minus Verkaufspreis) - 10'000 Dollar (Ertrag aus Optionsverkauf) = 990^000 Dollar 2. Fall: 1. Januar 2008. Preis 500 Dollar pro Tonne. AirBerlin macht von seinem Recht nicht gebrauch, denn die Airline kann auf dem Markt 500 bezahlen, während sie bei der Option 1'000 Dollar zahlen müsste. Somit bezahlt sie für die 1'000 Tonnen nur 500'000 Dollar. Die Gesamtausgaben belaufen sich somit auf 500'000 (Kaufpreis des Kerosin) + 10'000 Dollar (Optionskauf, "unnötiger" Kauf) = 510'000 Dollar. Helvetic Airways hingegen bezahlt nur den Kerosinpreis, also 500'000 Dollar. Der Call-Verkäufer kann zwar das Kerosin nicht für 1'000 Dollar verkaufen, denn AirBerlin MUSS nicht und wird demnach nicht die Option einlösen. Doch der Call-Verkäufer macht einen Gewinn von 10'000 Dollar vom Optionspreis, ohne etwas zu tun (er trug aber ein hohes Risiko). Wenn nun ganz viele auf einen hohen Ölpreis spekulieren und Optionen kaufen, so heisst das, dass der Preis auch wahrscheinlich steigen wird, oder zumindest dass viele daran glauben. Nun kommt eine Kaufwelle, und alle wollen sich das Kerosin für den aktuellen, noch "vermutlich" billigeren Preis kaufen. Die erhöhte Nachfrage führt zu steigenden Preisen. Vielleicht steigt die Nachfrage auch dadurch, dass die Call-Verkäufer sich den Kraftstoff kaufen, um am abgemachten Datum das Öl auch wirklich ausliefern zu können, denn wenn sie dazu nicht in der Lage wären oder wenn sie dann horrende Preise bezahlen müssten, um die Menge zu erwerben und dem Call-Käufer zu liefern, sieht's dann für die Unternehmung nicht mehr so gut aus.... Bei Katastrophen und Konflikten haben viele Angst, die Fördermenge des Öles könnte eingeschränkt werden oder Raffinerien könnten durch Krieg oder Tropenstürme zerstört werden. Somit sinkt das Angebot, das Öl wird knapp, und wenn ein Gut knapp ist, so steigt der Preis. Beste Grüsse Dani Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
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