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Segelstart


Marco

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Hallo Christian

 

Ich war vor langer Zeit mal in Olten auf dem Gheid. Ich beobachtete Segelflieger die mit der Seilwinde hochgezogen wurden. Nun meine Frage: Wie viele m/s zieht die Seilwinde und wie hoch ist man ca. wenn man "fast senkrecht" hinaufgezogen wird?

MfG Marco

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Hi Marco,

Hmmm... wieviel M/S kann ich schlecht sagen das Vario steht natürlich immer am Anschlag (der ist bei 5 M/S). Wir kriegen so zwischen 300-350 m raus ,wenns Gegenwind hat bis zu 400 m oder so ,der Pitch bertägt ca. 60- 70 °.Lustig ists dann, wenn das Seil reißt, dann bist du ganz schnell von den + 60-70 ° auf - 15° oder so = negative g.

Hoffe dir etwas geholfen zu haben .

 

MfG Peter

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Christian Thomann

Hallo an alle!

 

Also wirklich. Bei einem Windenstart geht die Post ab! Das ist so das tollste, was man nebst Formel-1 erleben kann. Von 0 auf 100 km/h in ca. 3 Sekunden.

 

Das Ganze ist natürlich von der Motorkraft der Seilwinde und vom Gegenwind abhängig. Moderne Winden verfügen über Dieselmotoren mit 180 - 200 PS auf ebenso modernen Lastern. Ich habe im Juni 2001 an einem Kurs in Samedan mitgeholfen. Hier ist ein schöner Bildbericht vom ganzen Kurs, mit Erklärungen bei MouseOver (nicht NN4.7).

http://www.sgaarau.ch/Download/Pics/BFK1-2001/BFK1_2001.html

 

Dies hier ist der besprochene Lastwagen direkt:

http://www.sgaarau.ch/Pictures/Winde2.JPG

 

Diese LKW-Winde verfügt über ein Messgerät, das die Seillast anzeigt. Der Windenfahrer muss für das zu ziehende Flugzeug nur die dazugehörige Zugkraft "fahren". Wenn der Pilot "sauber" fliegt, so stimmt auch die Geschwindigkeit des Flugzeuges bei korrektem Anstellwinkel. Dadurch ist ein Seilriss praktisch ausgeschlossen.

 

http://www.sgaarau.ch/Pictures/Zugkraft.JPG

 

Sorry für die lausige Bildqualität!

 

 

Ich habe diesen März im Frühlingslager Ambri mal einen Windenstart elektronisch vom hinteren Sitz beobachtet. Ich muss aber sagen, dass wir kräftigen Gegenwind hatten (Nordfön), was die ganze Sache erheblich verstärkte. In der steilsten Phase was die Fluggeschwindigkeit IAS zwischen 100 und 130 km/h. Die ist wegen den starken Turbulenzen deshalb so variabel. Das elektronische Variometer zeigte einen Steigwert von 16 - 17 m/s jewils auf ca. 10 Sekunden gemittelt. Das knackt gerne mal in den Ohren. Diesen Wert habe ich dann aus der GPS-Loggerdatei aus dem Filser LX-50-2000 auf dem Laptop ebenfalls angezeigt bekommen.

 

@Peter

 

Ein Seilriss sollte nur etwa unter 100 Meter Grund Herzklopfen verursachen. Es ist richtig, sofort nachzustossen, um das Flugzeug raschmöglichst in korrekte Fluglagen zu bringen. Natürlich immer in Berücksichtigung von Höhe und Geschwindigkeit. Es ist aber nicht zu empfehlen, dabei negative G zu produzieren.

Grund: beim übermässigen Stossen erzeugst du ja wiederum vergrösserten Luftwiderstand. Man ist nicht schneller in besserer Lage, nur unangenehmer, härter und tiefer (Meter Grund). Die Parabel mit 0-G (Null G) zu fliegen ist, sofern die Geschwindigkeit im Zenith nicht zu gering ist, d.h. weniger als etwa 45 km/h, ist eher empfehlenswert. Nicht lachen! Hast recht, dies ist sicher kleiner, als die Abrissgeschwindigkeit, aber das Flugzeug hat bei 0-G ja keine Absicht in den Stall zu kippen! Eine Vrille kann also nicht passieren, solange die Tragflächen (noch) nicht belastet sind und müssen. Wohl verstanden: immer nach dem Zenith und mit Nase unter dem Horizont!

 

Oops! Jetzt habe ich aber schon wieder so viel Theorie geschrieben. Fazit: keine Angst vor Seilriss, er muss beherrscht werden!

 

Übrigens, vor dem Windenstart immer gut Angurten, sonst gits Löcher im Capot mit Hutgrösse 58 und mehr. Kürzlich in Ambri von einem "Laueri" passiert.

 

------------------

Schöne Flüge

Christian Thomann

www.sgaarau.ch

 

 

 

[Dieser Beitrag wurde von Christian Thomann am 26. April 2002 editiert.]

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Hi Christian,

Nicht alle winden sind so modern,wir haben eine mit 400 PS auf einem 35 jahre alten LKW ohne besagte Anzeige. Wenns zu schnell geht sagen wir über Funk einfach "langsamer" und dann passts auch. Und nur weil du so eine Anzeige hast heißt es nicht dass du keinen Seilriss kriegst. Und ausserdem kannst du einen Seilriss auch kriegen weil die Seile schon alt sind( wir haben unsere neulich ausgetauscht,da waren sie 5 Jahre alt und hatten zahllose Flickstellen). Und wegen den Gs ,also ich hatte bis jetzt 2 Seilrissübungen ,da bin ich so verschrocken dass ich den Knüppel fast am Anschlag vorne hatte ,und da hatten wir bestimmt 0,5 bis 1 g , negativ!

 

MfG Peter

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Christian Thomann

Hallo Peter

 

Verstehe mich bitte nicht falsch! Ich bin keinesweg Vertreter für Seilwindenhersteller will es auch nicht werden und will auch keine Hersteller besonders lobhudeln. Es gib ja schliesslich mehr ältere Winden als moderne.

 

Ich habe ja auch in keiner Weise behaupten wollen, dass ein sofortiges Nachstossen falsch sei. Wenn Du das automatisch tust, dann bist Du sicher auf der guten Seite jener Piloten, die durch eine plötzliche Situation nicht blockiert sind. Schön für dich! Ich habe schon anderes erlebt. Das ist ein Problem des eigenen Körperadrenalin. Beim einen Menschen bewirkt dies eine schnellere Reaktionsähigkeit, den anderen blockiert es in der Handlungsfähigkeit. Dies bestätigt jeder Arzt. Eigentlich müsste dies jeder Pilot von sich selbst wissen, ob... (Ich hab dies übrigens im Feuerwehrdienst selbst erlebt, im positiven Sinne, gottlob!)

 

Es geht ja hier wirklich um Bruchteile vom Sekunden! Erfahrene Windenpiloten kennen aber auch das oben beschriebene Problem und werden mit der Zeit immer besser, eben ruhiger.

 

>wir haben eine mit 400 PS auf einem 35 jahre alten LKW

 

Hoppla! Stimmt dies wirklich? Ist es eine TOST oder ein Selbstbau? Reichlich übermotorisiert für Seile von 4,2 oder 4,6 mm Durchmesser. Dann reissen sie wirklich sehr gerne ohne Lastmesser. Kein Windenfahrer kann zusammen mit dem Piloten und der Reaktionsverzögerung des Seildurchhanges bei Fehlereinflüssen, wie Turbulenzen, überhöhte Geschwindigkeit etc. innert nützlicher Frist einen Seilriss bei der Häufung aller Fehler einen Seilriss vermeiden. Wetten dass! Dies beweist doch schon die Anzahl eurer Flickstellen! Meiner Meinung nach ist dies ein potentielles Sicherheitsproblem. Hier weigere ich schon mal ein Weiterführen der Starts, wie in unserem Frühlingslager in Ambri. Innert zwei Tagen mussten zwei Seile mit 4,6 mm und 1350 Metern Länge ausgewechselt werden! Kein Säbelrasseln, einfach Security! Interessanterweise sind sich sich hier viele Materialwarte überhaupt nicht einig. Trotz Empfehlung der Kabelhersteller! Einsatz von Wirbellagern am Anfang während der ersten 100 Starts, Auslegen des neuen Kabels VOR erstmaligem Einzug auf die Trommel, und so weiter... Fazit: Koryphäen vor Fachleuten?

 

 

Ich habe einfach echt Mühe, wenn wegen einigen -zig Geldeinheiten gespart wird auf Kosten der Sicherheit.

 

> 2 Seilrissübungen ,da bin ich so verschrocken dass

 

Schade! VOR einem Windenstart überlegt man sich die sog. Gefahreneinweisung. Dazu gehört der Seilriss, wie auch das Ausbrechen beim Start, Motorstörung, plötzlich auftretendes Hindernis (Person, Auto, Tier beim Seil, denke an 1350 Meter). Jeder korrekte und faire Fluglehrer wird den Flugschüler vor einer Seilrissübung auf das korrekte Handling vorbereiten und einweisen. Da gibt es nichts zu "verschrecken". Die ersten 4 - 5 Seilrissübungen dürfen schon, sagen wir mal "hastig" sein. Dann darf es aber "drin" sein. Ich mache mit Flugschülern die Seilrissübungen eh immer zu hoch. Interessanterweise sind bisher die Schüler immer bereit gewesen, "lautstark" zu überlegen, ob es noch zu einer Umkehrladung (opposite) reicht oder ob sie geradeaus landen müssen. Ist doch gut, oder?

 

Ferner! Ein normal gezogener Windenstart fordert das Flugzeug im steilsten Teil etwa mit 5,5 g Materialbelastung. Diese Kraft wirkt also nur auf die Flügel, die sich extrem durchbiegen und allenfalls auch den Rumpf. Der Pilot spürt im Wesentlichen nur die PS der Winde beim Start. Heavy!?

 

Weisst du, Peter, fliegen ist einfach etwas anspruchsvoller, als Fahrradfahren. Deshalb erwarte und verlange ich von einem (realen) Piloten halt auch etwas mehr! Die Prüfungen sind in allen Belangen auch anspruchsvoller! wink.gif

 

Eines sind wir uns ganz bes(t)immt einig: fliegen ist zu schön, als dass wir uns in die Haare greifen würden. Wir palavern einfach, wenn was raus muss, oder!?

 

Sei mir nicht böse, aber wo fliegst du real? Wo liegt Remseck. Keine Ahnung wo das ist. Mir hat es fliegerisch im süddeutschen Raum lediglich bis nach Freudenstadt gereicht (nördlich Schluchsee).

 

Im Juni habe ich wieder das Vergnügen, mit 15 deutschen (+ 15 CH) Kursteilnehmern in Samedan im schweizerischen Graubünden im Kurs "Alpenfliegen" als Instruktor mitzumachen. War 2001 echt toll mit deutschen Piloten zu fliegen!

 

Es lebe das Forum! Viel Spass, Peter!

 

Chregu

 

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Schöne Flüge

Christian Thomann

www.sgaarau.ch

 

 

[Dieser Beitrag wurde von Christian Thomann am 26. April 2002 editiert.]

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