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Gefahr Aerotoxic Syndrome / Contaminated Air


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Geschrieben

Was wir jetzt haben, ist der Beweis das etwas in der Luft ist. (das wussten wir allerdings auch vorher schon, nur eben noch nicht in Form einer Studie... was man riechen kann kann man früher oder später auch mal messen, wenn man denn will... Und wenn es nach dem Enteisen nach Enteiser riecht, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Enteiser in der Luft ist...)

Was nach wie vor fehlt sind jegliche Quantifizierungen der Auswirkungen. Da es sich bei den Belastungen nicht um "typische" Atemluftverunreinigungen handelt, gibt es keine Grenzwerte. Weder auf der Immisionsschutz-, noch auf der Arbeitsschutzseite (in der Regel die strenger verfolgte...).

Wir wissen weder die Aufnahmeraten (wieveil mg/h nehme ich auf, wenn x mg/m³ in der Luft sind) oder Ausscheidungsraten, noch die kritischen Konzentrationen im Körper (im Blut, im Fettgewebe....). Wir kennen auch nicht den Einfluss von Druck, Temperatur oder Luftfeuchte auf die Aufnahme. Die körperlichen Reaktionen von Müdigkeit oder Jetlag zu unterscheiden wird die nächste echte Herausforderung.

 

 

Dagegen ist der "VW-Skandal" dann eine ganz kleine Nummer.

der VW Skandal war mutmaßlich eine bewusste Täuschung, die Manager und Ingenieure bei VW wussten vermutlich ganz genau was sie taten, die Software hat exakt das gemacht, was man wollte.

Hier geht es um eine Fehlfunktion, die nur mäßig verstanden, und sogar umstritten ist. Hier weiss niemand genau was passiert, da kann man sich doch wesentlich eher auf "Stand der Technik" und "allgemein akzeptierte Annahmen" berufen, da ies es doch wohl eher fahrlässig, als vorsätzlich.

 

Der einzige Lichtblick: Derzeit läuft in Bezug auf das Enteisungsmittel in der Kabinenluft ein Großversuch.

Im Moment inhallieren Hunderttausende freiwillige die Glykoldämpfe in sogenannten "e-Zigaretten", in ein paar Jahren werden wir daraus eine Sterblichkeitsstatistik ableiten können. Auch die geringeren Dosen (wie in der Kabinenluft) werden an Millionen von Probanden untersucht, da ja e-Zigaretten auch im Rauchverbot benutzt werden dürfen, und daher Millionen von Passivdampfern ebenfalls an diesem Großversuch teilnehmen.

(Das wäre dann auch ein Skandal im VW Maßstab, denn die Erfinder der e-Ziogarette wissen ja sehr genau was sie da tun, sie wissen, dass sie "Liquids" mit dem Wirkstoff von Enteiser verkaufen, es ist absolut bekannt, dass so Glykoldämpfe in Millionen von Lungen geraten)

 

Gruß

Ralf

Geschrieben

- es gibt eine aktuelle Studie, welche nun "tatsächlich" Beweise für eine entsprechende Schadstoffbelastung erbringt:

http://www.abendblatt.de/vermischtes/article207049695/Aerzte-weisen-giftige-Daempfe-in-Flugzeugkabinen-nach.html

Interessant, dass medizinische Studien heutzutage im Abendblatt eröffentlich werden. Früher gab es da noch so was wie Fachmagazine.

 

Pubmed kennt zumindest keine Veröffentlichung der Leiterin der Studie zu dem Thema. Deswegen ist es auch echt schwierig, jetzt schon zu diskutieren, was eigentlich die Folgen sein müssten - ein Vorsorgliches Grounding aller Flugzeuge weltweit nur auf Grund einer Meldung in der Boulevardpresse ist aber vielleicht keine angemessene Reaktion.

 

Wie spektakulär die Ergebnisse dann tatsächlich sein werden, läßt die Berichterstattung in den Revolverblättern schon erahnen:

"Davon ist vermutlich am ehesten das Personal betroffen, das Risiko für Passagiere scheint deutlich geringer."

Vermutlich am ehesten also! Das nenn ich mal wissenschaftliche Erkenntnis!

 

Wenn man versucht, von den vielen Meldungen im Netz (die aber zu 99% von der gleichen Agenturmeldung abgeschrieben oder wörtlich kopiert sind) darauf zu schliessen, was wahrscheinlich wirklich herausgefunden wurde: Menschen, die nach Flügen über Übelkeit klagen haben VOCs im Blut und/oder Urin. Es wird weder ein Zusammenhang zwischen Flug und der VOC-Belastung behauptet, noch zwischen VOC-Belastung und Symptomatik.

 

Und für die Verschwörungstheoretiker, die chemisch nicht ganz so bewandert sind (das stört ja auch die schönste Verschwörungstheorie, wenn man Ahnung von der Sache hat): VOCs sind die Stoffe, die "so schön" nach Kerosin riechen, wenn man an einem Flughafen (oder in einem Flugzeug) ist oder nach Benzin, wenn man irgendwo an einer Strasse oder ga an einer Tankstelle steht.

 

Das diese Stoffe "in Verbraucherprodukten verboten sind" wie es das Abendblatt schreibt ist eine glatte Lüge! Dann wäre es nämlich verboten, Benzin (und vieles andere auch) an Verbraucher zu verkaufen...

 

Aber es wäre ja auch kaum eine Nachricht wert, wenn man das wahrscheinlich viel realere "Neue Analysemthoden ermöglichen erstmals kleinste Spuren von VOCs im Blut nachzuweisen, wie sie bei einem mehrstündigen Flug oder einer mehrstündigen Autofahrt aufgenommen werden" titeln würde.

 

Florian

Geschrieben

Ich habe mir die Kurzfassung der erwähnten Studie besorgt. Sie steht zur Veröffentlichung in einer Arbeitsmedizinischen Fachzeitschrift an und wird auf einem arbeitsmedizinischer Tagung demnächst vorgestellt.

 

In der Studie wurden bei 27 Arbeitsunfällen ("fume event") die unmittelbar erhobenen Daten nachträglich ausgewertet.  Die Mehrzahl der Patienten hatten Symptome, die allgemeinen Laborwerte lagen im Normbereich. Spezieller Untersuchungen wurden nicht durchgeführt. Die Studie kommt zum Schluss, dass im Falle eines "Fume Events" eine erweiterte medizinische Diagnostik durchgeführt werden sollte um solche Ereignisse berufsgenossenschaftlich als Arbeitsunfälle anerkennen zu können, z.B über ein etabliertes Standardverfahren nach "fume event" der Berufsgenossenschaft Verkehr.

 

Der obengenannt Artikel in der Welt und im Hamburger Abendblatt (vom gleichen DPA Journalisten) berichtet letztlich nur von den Ereignisse und den Symptomen, der Hintergrund geht nicht daraus hervor.

 

Der Titel und die Zusammenfassung: 

 

Symptomatische Crewmitglieder nach inhalativer Intoxikation durch kontaminierte Kabinenluft (Arbeitsunfall "fume event) Klinik und Erstdiagnose

Kurzfassung:

 

Hintergrund:
 Die Luft im Innenraum von Flugzeugen ist im Normalfall von guter Qualität und unterliegt den Anforderungen und Kontrollen wie die Luft an anderen Innenraumarbeitsplätzen wie beispielsweise Büroarbeitsplätzen. Infolge unbeabsichtigter technischer Störungen kann es aber zu teilweise auch unangenehmen, geruchlich bemerkbaren Verunreinigungen kommen. Als Ursache werden am ehesten unbeabsichtigte Verunreinigungen durch Bestandteile aus Ölen, Hydraulikflüssigkeit oder Kerosin in der sogenannten Zapfluft diskutiert. Im Zusammenhang mit fume events treten auch immer wieder Gesundheitsbeschwerden bei Besatzungen und/oder Passagieren auf.
 Material und Methode:
In einer retrospektiven Aktenauswertung von Patient/innen unserer Spezialsprechstunde „fume event“, bei denen wir eine systematische Erfassung der Anamnese durchführen konnten, gingen Symptomatik und die Ergebnisse der (D-ärztlichen) Erstdiagnostik in die Auswertung ein.
 Ergebnis:
 Bei 27 Arbeitsunfällen (17 Flugbegleiter/innen (3 männlich, 14 weiblich); 10 Piloten) fanden sich Symptome wie kognitive Einschränkungen (n=25; 93%), Kopfschmerz (n=24; 89 %), Paraesthesien (n=23; 85%), gastrointestinale Symptomatik (n=20; 74%), Beschwerden an Schleimhäuten und/oder Atemwegen (n=21; 78%) und kardiale Beschwerden (n=13, 48 %). Die Erstversorgung war in 63% beim D-Arzt erfolgt, in erster Linie in Form orientierender Laborwerte (Leber, Niere, Blutbild), die bei allen weitestgehend unauffällig waren. Blutgasanalysen wurden nur in 26% der Fälle durchgeführt, nur in 24% der Unfälle mit Atemwegssymptomatik erfolgte eine atemwegsorientierte Diagnostik. Ebenso wenig erfolgte eine Diagnostik zur Objektivierung der kognitiven Symptomatik (0%), obgleich diese das Symptomspektrum dominierte.
 Schlussfolgerung:
 Bei Beschwerden im Zusammenhang mit fume events dominierten neuro- bzw. encephalotoxische sowie lokal-irritative Beschwerden insbesondere der Atemwegen das Symptomspektrum. Nur ein Teil der Atemwegssymptomatik wurde in der Erstdiagnostik berücksichtigt, die Dokumentation der neurotoxischen und kardialen Symptomatik blieb weitestgehend unberücksichtigt. Dies stellt Schwierigkeiten für die Anerkennung der Beschwerden als Folge des Arbeitsunfalls dar. Insgesamt empfiehlt sich eine Ausweitung des aktuell empfohlenen Vorgehens deer Erstversorgung bei fume events, wie es beispielsweise von der Berufsgenossenschaft Verkehr (Medizinisches Standardverfahren nach Fume-Events) oder den verschiedenen Fluggesellschaften vorgeschlagen wird.

 

Gruss einstweilen

 

Bernhard (LSZH)

Geschrieben

Ich habe mir die Kurzfassung der erwähnten Studie besorgt. Sie steht zur Veröffentlichung in einer Arbeitsmedizinischen Fachzeitschrift an und wird auf einem arbeitsmedizinischer Tagung demnächst vorgestellt.

Bist Du sicher, dass das die Studie ist?

 

Die Zeitungen schreiben vom Nachweis von VOCs bei der Untersuchung von 140 Patienten, während die von Dir zitierte Studie über Mängel bei der Diagnostik bei 27 Patienten berichtet.

 

Das klingt nach was völlig anderem .....

 

Florian

Geschrieben

Bist Du sicher, dass das die Studie ist?

 

Die Zeitungen schreiben vom Nachweis von VOCs bei der Untersuchung von 140 Patienten, während die von Dir zitierte Studie über Mängel bei der Diagnostik bei 27 Patienten berichtet.

 

Das klingt nach was völlig anderem .....

 

Florian

 

Das ist in der Tat merkwürdig, aber auch wieder nicht...

Die Gruppe um die Studienleiterin aus dem arbeitsmedizinischen Institut der Universität Göttingen habe ich schon richtig identifiziert. Eine Erklärung könnte sein, das die von mir entdeckte Studie aus einem grösseren wissenschaftlichen Projekt stammt. Dieser Teil steht nun separat zur wissenschaftlichen Veröffentlichung bzw. wird bei einer Tagung von Arbeitsmedizinern vorgestellt. Wahrscheinlich hat der Journalist auch mit der Studienleiterin über dieses Gesamtprojekt gesprochen, so eine "kleine Geschichte" taugt eigentlich nicht für eine so grosse Schlagzeile....

Diese "Portionierung" ist bei grösseren wissenschaftlichen Projekten üblich. Meine Quelle ist aus dem angekündigten wissenschaftlichen Programm zur Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Arbeits- und Umweltmedizin im März 2016. Anderes habe ich über diese Studiengruppe nicht gefunden.

 

Gruss einstweilen

 

Bernhard (LSZH)

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