Marcello80 Geschrieben 23. April 2007 Teilen Geschrieben 23. April 2007 Hallo zusammen! Ich werde jetzt eine Frage stellen die vielleicht einigen etwas komisch vorkommt. Ich muss gestehen ich bin Anfänger und habe bezüglich fliegerischen Prinzipien noch nicht alles beisammen... nun denn: ich habe zwei elektrosegler, einmal zweiachs und einmal dreiachs. nachdem es mit dem 2achser schon gut geht hab ich mich mal auf aerofly pro mal mit meinem junior sport plus probiert. das geht im sim alles schon schön und gut und so denk ich würd ich dann bald mal den erstflug wagen. was mir aufgefallen ist: wenn ich die seitenruder betätige passiert nicht wirklich viel, der junior eiert ein bisschen in der luft, mehr nicht. ich muss recht lang vollen ausschlag geben damit sich das modell stark seitwärts neigt. steuern tat ich also effektiv nur mit den querrudern. nun wie ist das in echt, braucht man in der richtigen luft das seitenruder auch so wenig? in welchen situationen und zu welchem zweck braucht man das seitenruder, wenn man zusätzlich querruder hat? bin wie gesagt bisher nur mit seitenruder 2achs geflogen... grüss euch alle schön, geniesst das bombenwetter! Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Niggi Moos Geschrieben 24. April 2007 Teilen Geschrieben 24. April 2007 Hallo Marcel Zuerst mal herzlich willkommen in unserem Forum! Zu deiner ersten Frage: Komische oder dumme Fragen gibt es kaum, höchstens komische oder dumme Antworten. Also frage ruhig weiter, wenn dich was interessiert! Zum Seitenruder: Tatsächlich ist es so, dass man bei einem Motorflieger das Seitenruder im Reiseflug kaum braucht. Brauchen tut man es am Boden zum Rollen, beim Start (Richtung halten) und bei der Landung (ebenfalls Richtung halten und allenfalls Seitenwind kompensieren). Gesteuert wird mit den Querrudern. Ein anderer Fall ist Kunstflug. Dort wird (muss) bei verschiedenen Figuren mit Seitenrudereinsatz geflogen werden. Segelflug: Wieder ein klein wenig unterschiedlich. Beim Segelflugzeug muss beim Kurven mit etwas Seitenrudereinsatz "nachgeholfen" werden. Es ist kein ziehender Motor vorhanden und Segelflieger haben im Verhältnis zur Rumpflänge eine grosse Flügelspannweite, sind also etwas unwilliger beim Drehen. Das Ganze kann auf den Modellflug übertragen werden. Bei einem schnellen Motormodell brauchst du in der Luft kaum Seitenruder, ausser du fliegst Kunstflugfiguren. Darum gibt es auch viele Hotliner, die gar kein Seitenruder haben und auch nicht brauchen. Man spart damit das Gewicht und den Platz des Seitenruderservos, des entsprechenden Gestänges und erreicht auch eine grössere Festigkeit der Seitenruderflosse (häufig haben Hotliner ein T-Leitwerk). Das in ein paar kurzen Worten zu deiner Frage. Grüess vom Freakdaal - niggi Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Horbach Geschrieben 24. April 2007 Teilen Geschrieben 24. April 2007 Hi Namensvetter, die 2 Achs Flieger sind auf eine grosse Eigenstabilität und die Längsachse ausgelegt, d.H. sie sollten sich von selbst bei einer Auslenkung um die Längsachse wieder in die ursprüngliche Lage einpendeln. Dazu verpasst man ihnen eine grosse V-Form (Knick im Flügel). Wenn nun der Flieger schräg fliegt, ist die hängende Fläche waagrechter als die andere und produziert so mehr Auftrieb, während die andere um so weniger produziert. Das hebt sie wieder an und das Flugzeug pendelt sich wieder ins Gleichgewicht. Ohne diese V-Form passiert das nicht, weil beide Flächenseiten immer den selben Auftrieb liefern. Das hat noch einen weiteren Effekt: Nimm ein Blatt Papier und mach einen leichten Knick (30°) in die Mitte. Das ist nun ein Flügel eines 2 Achs Seglers, der sich in der Richtung des Knicks geradeausbewegt. Mit dem Seitenruder kann man ein Flieger um die Hochachse bewegen, sprich aus der Neutrallage auslenken (Er wird aber noch keine Kurve machen, denn dazu ist eine Querneigung um die Rollachse nötig). Das machen wir jetzt mal. Also hältst du den Flügel um die Hochachse etwas verdreht zur Flugrichtung (nur verdreht, nicht geneigt!) hin. Was sehen wir nun? Der Fahrtwind bläst der zur Flugrichtung hin geneigten Flügelhälfte tendenziell mehr an die Unterseite als der anderen. Der Experte würde sagen: Die voreilende Fläche hat einen grösseren Anstellwinkel und deshalb einen höheren Auftriebskoeffizient. Darum hebt sich diese Flügelhälfte an und lässt den Flieger eine Rollbewegung in Kurvenrichtung ausführen. Er rollt solange, bis sich die Rückstelltendenz durch die V-Form und die durch die Auslenkung verursachte Rollbewegung die Waage halten. Bisher alles klar? Ok, dann machen wir nun unseren Papierflügel wieder gerade. D.h. wir haben nun eine Fläche ohne V-Form und wiederholen das mit der Auslenkung um die Hochachse. Nun werden die Flügel gleichmässig angeströmt und der Flieger wird nicht zu einer Rollbewegung tendieren. Das Gegenteil eines eigenstabilen 2-Achsers sind Akromodelle und Hotliner. Sie sollen möglichst neutral fliegen und sich nicht selber stabilisieren, da sonst die Figuren nicht sauber geflogen werden können. Viel V-Form verhindert z.B. ziemlich sicher einen stabilen Rückenflug, da sie das Flugzeug wieder auf den Bauch legen will.... Dadurch haben diese Modelle keine (oder nur wenig) V-Form. Eine Kurve kommt aber nur zustande, wenn der Flieger um die Längsachse geneigt ist, also brauchen wir dafür ein Querruder, das unseren Flieger rollen lässt. Nun haben wir aber ein Problem: schlagen unsere Querruder (QR) gleichmässig aus, erzeugt das ein sogenanntes negatives Rollwendemoment, weil das Kurvenäussere, nach unten ausgeschlagene QR mehr Widerstand erzeugt als das Kurveninnere. Dadurch zeigt die Nase nicht geradeaus, sondern schaut aus der Kurve heraus. Das hat zum einen den Nachteil, das das Flugzeug nun schiebt und die Kurveninnere Rumpfseite im Wind steht und unnötig bremst. Andererseits erzeugt Schieben bei flugungewohnten Passagieren in der Kurve Übelkeit :009: Deshalb wird hier ein Seitenruder gebraucht, um die Nase in die richtige Position zu bringen. Im Schnellflug (Hotliner) reicht im Allgemeinen das stabilisierende Moment der Seitenflosse, um den Effekt auszugleichen, deshalb wird dort der Einfachheit halber auf ein Seitenruder verzichtet. Je nach Flugzeug tritt dieser Schiebeeffekt mehr oder weniger deutlich auf, was für einen sauberen Flug eine Kombination aus SR und QR nätig macht. Ein Seitenruder wird auch, wie Niggi schon erwähnt hat, für spezielle Flugfiguren gebraucht, wie z.B. einen Turn, oder um ein Trudeln einzuleiten. Bei älteren Fliegern ohne Landeklappen werden bewusst Seitenruder und QR gegeneinander ausgeschlagen, um ein Schiebeflug zu erzeugen, der das Flugzeug abbremst. Dies wird 'slip' genannt. Bei Motorfliegern erzeugt der Propeller in der Nase einen sog. 'slipstream effect', der Propellerstrom wirbelt wie ein Korkenzieher um den Rumpf, bis er die Seitenflosse auf einer Seite trifft, und so eine Bewegung um die Hochachse erzeugt. Dies ist vornehmlich beim Start und Steigflug zu beobachten, sprich, wenn das Flugzeug langsam ist und der Motor auf hoher Leitung dreht. Das Moment muss auch mit dem Seitenruder ausgeglichen werden, beim Steigflug mit "Fuss rechts" und beim Sinkflug mit "Fuss links". Es sei denn, der Flieger ist aus England, wo die Motoren falschrum drehen :D Das ist selbstverständlich auch beim Modellflieger so! Hoffe, alles Verständnis aus der Welt geschafft zu haben! Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Niggi Moos Geschrieben 24. April 2007 Teilen Geschrieben 24. April 2007 Es sei denn, der Flieger ist aus England, wo die Motoren falschrum drehen :D Hoffe, alles Verständnis aus der Welt geschafft zu haben! Die Tschechen und die Russen drehen übrigens auch falsch herum :005: (LOM (Walter Minor), Vedeneyev) Spass beiseite, danke für deine umfassenderen Ausführungen. Ich wollte mich bewusst auf vorerst einfache Sätze beschränken, war aber sicher, dass die Detaillisten folgen würden :D Grüess usem Freakdaal - niggi Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
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