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Kaltstartverfahren bei Tieftemperaturen


Thermikus

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Mit grossem Interesse verfolge ich immer wieder die ransante technische Entwicklung in der Luftfahrt während des zweiten Weltkrieges. Da wurden Ideen und Verfahren entwickelt, die eine komplizierte Technik auch unter den Extrembedingungen von Feldflugplätzen ohne entsprechende Infrastruktur funktionsfähig machten.

 

Eine solche Entwicklung war das Kaltstartverfahren für Flugmotoren bei tiefen Temperaturen, wie sie vor allem auf den winterlichen Feldflugplätzen Russlands herrschten.

 

Dieses Kaltstartverfahren ermöglichte Alarmstarts innerhalb kürzester Zeit mit vorher kältestarrenden Motoren. In die mit dem Schmieröl gefüllten Oelwannen wurde ein bestimmter Anteil reines Flugbenzin gepumpt.

 

Sobald ein Alarmstart anstand, wurde dieses Benzin in den Oelwannen gezündet und abgefackelt (wie etwas beim heute bekannten Flambieren). Die dadurch entstehende Wärme brachte das Motorenöl innerhalb kürzester Zeit auf die notwendige Betriebstemperatur.

 

Nachdem das Benzin in den Oelwannen verbrannt war, konnten die Motoren angelassen werden und ein sofortiger Start ohne vorheriges Warmlaufen erfolgen.

 

Dietwolf:009:

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Hallo Dietwolf!

Hm...klingt ja ganz spaßig und zunächst auch wirkungsvoll, aber verkokt dabei nicht auf die Dauer eine ganz schöne Menge vom Öl?

 

Gruß

 

 

Ich bin zwar kein Techniker - aber ich nehme an, dass solche Ueberlegungen betreffend verkoktem Motorenöl im Interesse einer sofortigen Einsatzfähigkeit der Kampfflugzeuge als völlig unbedeutend angesehen wurden.

 

In der Praxis war dieses Kaltstartverfahren sicher ungewöhnlich aber bezüglich der Einsatzfähigkeit unter Extrembedingungen sehr wirkungsvoll.

 

Gruss - Dietwolf:009:

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Wilko Wiedemann

Frag mal bei Edelweiss Air nach, was die von verkoktem Motorenöl halten ;) :D

 

Aber im Krieg hat noch mancher Zweck die Mittel geheiligt.

 

Gruss

 

Wilko

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(snip)...Sobald ein Alarmstart anstand, wurde dieses Benzin in den Oelwannen gezündet und abgefackelt (wie etwas beim heute bekannten Flambieren). Die dadurch entstehende Wärme brachte das Motorenöl innerhalb kürzester Zeit auf die notwendige Betriebstemperatur (snip)

Hab den Vorgang etwas anders verstanden - schon vor dem Abstellen des Motors musste den Öl Treibstoff beigemischt werden, und mit dem 'verdünnten' Öl sprang der Motor leichter an (also nichts mit abfackeln). Bekannt unter dem Namen 'Rechliner Kaltstartverfahren'.

 

Zitat aus diesem Thread

 

Das Ganze nennt sich eigentlich "Rechliner Kaltstartverfahren" und wurde von der deutschen Luftwaffe im 2. Weltkrieg erprobt und erfolgreich angewendet. Damit bekam man Flugzeugmotoren bei -30° in Russland wieder ans laufen:

 

Nach der Landung Benzin ins noch warme Motoröl gemischt, um das Öl zu verdünnen. Man hat dadurch aus SAE 30 quasi SAE 0 gemacht, einfach ausgedrückt. Mit diesem verdünnten Öl sprangen die Motoren dann bei -30° wieder an, das Benzin in Öl verdunstete dann beim Laufen durch die Hitze ganz einfach und fertig.. (Allerding musste nach dem Start bestimmte max. Drehzahlen eingehalten werden, da das Öl für Vollast zu dünn war) Nach der Landung wieder das selbe Prozedre, wieder Benzin ins Öl.

 

Dafür gab es sogar spezielle Tabellen, wieviel Benzin nach welcher Flugdauer dazugemischt werden sollte und welche Drehzahl wie lange nach dem Start nicht überschritten werden durfte, bis das Benzin verdunstet war.

 

Das Ganze hatte weder nachteilige Auswirkungen auf das Öl noch auf die Motoren.

 

Nachzulesen in dem Buch "Flugmotoren und Strahltriebwerke", Bernard & Graefe Verlag.

[/Quote]

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Hab den Vorgang etwas anders verstanden - schon vor dem Abstellen des Motors musste den Öl Treibstoff beigemischt werden, und mit dem 'verdünnten' Öl sprang der Motor leichter an (also nichts mit abfackeln). Bekannt unter dem Namen 'Rechliner Kaltstartverfahren'.

 

Erscheint mir auch wahrscheinlicher. Wie eine kontrollierte Verbrennung (nur) des Benzins im Ölkreislauf möglich sein soll, will mir nicht so recht einleuchten.

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Mit grossem Interesse verfolge ich immer wieder die ransante technische Entwicklung in der Luftfahrt während des zweiten Weltkrieges.

Dietwolf:009:

 

Ob die beschriebene Kaltstarttechnik wirklich als "rasante technische Entwicklung in der Luftfahrt" bezeichnet werden kann, dürfte wohl eher fraglich sein.

 

Besonders schonend jedenfalls musste man in jenen Zeiten offensichtlich mit den Flugzeugmotoren nicht umgehen. Bekanntlich betrug die durchschnittliche Lebenserwartung eines Bf-109-Motors zwischen 50 und 80 Flugstunden, im letzten Kriegsjahr sogar noch weniger. Dann war er ausgeleiert und wurde, sofern die Flugzeugzelle noch i.O. war, ausgetauscht. Den alten Motor hat man nicht etwa überholt, sondern er wurde in die verschiedenen Metalle zerlegt und eingeschmolzen.

 

Gruss

Andreas

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Also - wie gesagt, ich bin kein Techniker und kann das damalige Kaltstartverfahren aus eigener Sicht nicht beurteilen. Ich habe das "Abfackeln" einer bestimmten Menge Flugbenzin vor dem eigentlichen Motorstart von einem ehemaligen Piloten der Reichsluftwaffe erfahren. Nun ist es möglich, dass es tatsächlich nicht nur ein Verfahren gab, um die "tiefgefrorenen" Motoren zum Laufen zu bringen und dass beide Verfahren angewendet wurden.

 

Wesentlich logischer und praktikabler erscheint mir persönlich auch das Verfahren des Beimischens von Flugbenzin zum Motorenöl vor dem Abstellen des Motors nach der Landung und das Wieder-Anlassen bei extremen Tieftemperaturen mit dem dann stark verdünnten Motorenöl. Was mir bei diesem Verfahren nicht so ganz einleuchtet, ist die Tatsache, dass dann ja auch wieder eine Art Warmlaufen erforderlich gewesen wäre. Mit dem stark verdünnten Motorenöl mussten ja eine Zeitlang niedrige Drehzahlen gefahren werden, bis das Benzin im Oel verdunstet war.

 

Ich hatte mir sagen lassen, dass das von mir beschriebene Kaltstartverfahren speziell für Alarmstarts praktisch fast aus dem Stand heraus und nicht, um einen Motor grundsätzlich zum Laufen zu bringen, angewendet wurde. Bleibt da nur die Frage, was da richtig und nicht richtig ist?

 

Gruss - Dietwolf:009:

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