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Reif für die Insel - Unterwegs im Cockpit einer Dash-7 in Malaysia


tino-dietsche

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Hallo Freunde

 

Ich bin diese Tage wieder mal ein wenig hinter ein paar Bilder gesessen und möchte euch nun einen längst versprochenen Fotoreport präsentieren. Ort des Geschehens ist die Ostküste von Malaysia genauer genommen die Insel Redang, auf der ich mit meiner Freundin im letzten Sommer ein paar Tage verweilte. Und wie es halt unter den "Spinnern" der Aviatik so ist, musste die Reise mit einem in unseren Breitengraden nicht grad oft antreffbahren Flugzeug ergänzt werden, auch wenn die Reise so ein paar Fränkli mehr verschlingen sollte.

Mit viel persönlichen Bemühungen und gewissen Background im Rücken schaffte ich es sogar noch in die zweite Reihe des Flugzeugs und kann euch so ein paar nicht ganz alltägliche Bilder zeigen, welche euch hoffentlich gefallen!

Also viel Spass mit den Eindrücken aus Asien…

 

Gruss,

 

Tino Dietsche

 

 

(Bildbeschreibung jeweils unter dem Bild)

 

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Ein paar Infos zur Dash-7:

Die als STOL (Short Take Off and Landing) konzipierte und gebaute De Havilland Dash-7 kann bereits von 500 Meter kurzen Startbahnen aus operieren und absolvierte 1975 ihren Erstflug.

Nebst der damals geringen Betriebskosten und dem niedrigen Lärmpegel waren auch die enormen Steig- und Sinkeigenschaften markant. Erreicht wurden die extremen STOL-Eigenschaften durch Klappen und Spoiler, die fast über die gesamte Spannweite der Tragflächen verteilt sind, und durch die vier zweistufigen PWC PT6a-50 Triebwerke mit je 904 kW Schub die sich mit nur 1’2000 Umdrehungen pro Minute drehen.

Eine eingebaute Treppe ermöglicht zudem auch auf spärlich eingerichteten Flugplätzen eine unkomplizierte Passagierabfertigung des 50 plätzigen Turboprops.

Insgesamt wurden bis Ende 1988 total 113 Maschinen ausgeliefert nachdem die Produktion nach mangelnder Nachfrage eingestellt wurde. Das Projekt einer gestreckten, 70 plätzigen Version wurde nie verwirklicht. Nachfolger der Maschine war insbesondere die noch heute sehr erfolgreiche Dash-8-300. In Europa ist die Maschine heute praktisch nicht mehr anzutreffen.

 

 

Malaysia, Sultan Abdul Aziz Shah Airport, 20. Juni 2006

 

Es klappt tatsächlich und der teils langwierige Mailverkehr mit der Flight Ops der Berjaya Air trägt tatsächlich Früchte, schon während die ersten Passagiere die Dash-7 draussen vor dem Vorfeld betreten, werde ich von einem Airline-Mitarbeiter aus der Warteschlange gepickt und direkt zum Flieger geschickt.

 

Aber beginnen wir an Anfang der Geschichte. Anfang 2006 entscheide ich mich zusammen mit meiner Freundin auf eine nicht alltägliche Feriendestination in Form von Malaysia. Nach ein paar Wochen steht unser grober Reiseplan, und durch meine Recherchen im Internet stosse ich auf die Berjaya Air welche von Kuala Lumpur und Singapore aus mit Dash 7 Turbopropmaschinen Flüge auf verschiedene Inseln an der Ostküste von Malaysia anbietet. Schnell ergeben meine Nachforschungen, dass mit der Insel Redang eine Ideale Insel für uns mit dabei wäre, auf der wir ein paar Tage Sonne, Strand und Tauchen geniessen könnten. Da auch die Preise für diese Flüge im Gegensatz zu der normalen Anreise auf diese Insel nicht grad dem Fass den Boden raus schlagen nehmen wir die Flüge in unser Reiseprogramm auf.

 

Nun ist mein Ergeiz geweckt und da ich als freier Mitarbeiter für die Aviatikzeitschrift Skynews.ch tätig bin versuche ich die anfangs unwirkliche Idee eines Dash-7 Jumpseat-Permits in die Realität umzusetzen. Mails jagen via WWW aus der Schweiz in Richtung Asien und wieder zurück, Passkopien und verschiedenste Infos über meine Person werden erfragt und eher ungläubig und nach mehrerem Nachfragen erhalte ich 8 Tage vor Abreise doch noch eine Bestätigung für den Jumpseat mit der Info dass man am Airport auf mich zukommen werde.... was am Morgen des 20. Junis dann auch tatsächlich passiert.

 

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Es hat tatsächlich geklappt und während ich mich auf dem spärlichen Jumpseat einrichte, werden bereits die beiden vom Terminal abgewendeten Triebwerke gestartet. Dies während gleichzeitig die Passagiere über eine Treppe im Heck noch den Flieger besteigen.

 

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Auch vor den Cockpitscheiben tut sich was, eine Fokker F28 der Malaysischen Regierung taxelt in Richtung RWY.

 

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Auch ältere Boeing 737 sind in Asien noch öfters zu sehen.

 

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Line up auf die RWY des Sultan Abdul Aziz Shah Airports welcher primär für Cargoflüge und Inlandflüge genutzt wird. Auch das Militär fliegt auf diesem Airport.

 

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Handarbeit im Cockpit, langsam werden die Schubhebel der vier Triebwerke von den Piloten in Startstellung geschoben und dort gehalten bis die Maschine abgehoben hat.

 

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Wir sind in der Luft und endlich ist Zeit mich mal mit der Crew und dem Flieger bekannt zu machen.

Schwenkt man den Blick durch das Cockpit der Dash-7 fällt einem auf den ersten Blick schon mal das Alter der Maschine auf, statt des heute üblichen gläsernen Cockpits herrscht hier noch der ältere aber auch charmante Look eines Uhrenlandens! Einzig ein auf dem Panel installiertes GPS erinnert ein wenig an die modernere Fliegerei.

Für die Crew ist mein Besuch hier vorne in der zweiten Reihe was ganz spezielles und so sind auch die Gespräche sehr interessant und vielseitig, von der Airline Operation in Malaysia bis zu den schweizer Bergen reicht die Palette...

 

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Blick auf die Hauptinstrumente des Copiloten.

 

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Overhaedpanel

 

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Fischaugen-Blick ins Cockpit mit einem billigen Objektiv-Adapter.

 

Unsere Flugzeit nach Redang Island soll ca. 1 Stunde 10 Minuten betragen und ist eigentlich wie jeder andere Flug nicht wirklich spektakulär. Die Sicht in Richtung Grund wird durch starken Dunst verwehrt und die kräftige, direkt von vorne kommende Sonne muss mit Sonnenblenden ein wenig in Zaum gehalten werden. Unsere Maschine, die 9M-TAL ist eine von 4 Dash-7 der Berjaya Air. Zwei der Maschinen werden für den täglichen Flugbetrieb eingesetzt, eine dient als Standby und die vierte befindet sich in der Wartung. Durch diese Operation ist es der kleinen Airline möglich den Betrieb, mit den altersbedingt etwas anfälligen Maschinen aufrecht zu erhalten.

 

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Alles im grünen Bereich!

 

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Hauptinstrumente des Captains.

 

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Schon sind knapp 60 Minuten Flugzeit vorbei und die vier Triebwerke werden für den Sinkflug gedrosselt. Unser Anflug auf den Insel-Airport von Redang Island beginnt und auch ich werde nochmals über unseren Zielflughafen informiert...

 

Unser Ziel der Palau Redang Airport (RDN) besteht nur aus einer Hartbelagpiste von rund 940 Meter Länge, einem kleinen Feuerwehrgebäude, und einem kleinen Terminal plus einem AFIS-System für Wetter und Pisteninformationen. Wegen des hohen Terrains kann die Piste nur aus einer Richtung angeflogen werden (02), Starts müssen in Richtung Meer geflogen werden (Piste 20), zu beiden Seiten werden die 940 Meter Pistenlänge mit zusätzlichen 60 Metern Stoppfläche ergänzt. Der Anflug auf Redang Island wird bis zu einer Höhe von 1500 Fuss durch den 21 Meilen entfernten Airport Kuala Terengganu (WMKN) kontrolliert. Danach erfolgt der Anflug unkontrolliert und nur unter VFR-Regeln.

 

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Via Radarvektoren werden wir vom Airport Kuala Terengganu in Richtung Redang Island geleitet bevor wir die Frequenz verlassen und der Anflug unter Sichtflug-Regeln beginnt. Vor uns taucht nun auch Redang Island auf und mit grobem Kurs fliegen wir in Richtung Insel.

 

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Um die Höhe abzubauen fliegen wir über dem offenen Meer einen 360° Vollkreis was für man sich sonst eher von einer kleinen Maschine gewohnt ist.

 

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Wieder auf Kurs wird die Nase mit einem steileren Winkel in Richtung Piste ausgerichtet und steil angeflogen, dabei sticht einem auch gleich die visuelle Anflughilfe in Form eines so genanten „Checkerboards“ ins Auge welches bei schlechten Wetterbedingungen als zusätzliche Sichtreferenz dient und gleichzeitig auch die nahe Felswand markiert.

 

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RWY 02

 

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Kurz vor dem Touchdown welcher eher hart ausfällt. Dies hat aber seine Gründe, der Flieger soll möglichst am Pistenanfang aufsetzen um ein Go Arround zu vermeiden, dieser müsste dann nämlich in Richtung Insel-Inneres geflogen werden, wo von beiden Seiten das Gelände ansteigt. Für einen Aviatikfan wie mich gibt es jedoch keine „harten Landungen“, hier ist jede Landung ein Genuss!

 

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Unsere Maschine nach der Landung.

 

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Für mich und meine Freundin sind nun erst mal ein paar Tage Sonne, Meer, Faulenzen und Tauchen angesagt bevor es wieder nach Kuala Lumpur zurückgeht. (Ein Reisebericht wird noch folgen)

 

Malaysia, Paulau Redang Island Airport, 04. Juli 2006

 

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Frisch erholt geht es heute wieder zurück nach Kuala Lumpur und die Spannung ob es mit dem Jumpseat auch für den Rückflug klappen wird steigt. Doch erst mal heisst es auf dem kleinen Airport von Redang "WARTEN".

 

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Blick auf die Runway.

 

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Ankunft unserer Maschine aus Kuala Lumpur.

 

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Power, zwei der vier PWC PT6a-50 Triebwerke mit je 904 kW Schub.

 

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"Boarding" Für mich diesmal leider auch als normaler Passagier da es für den Rückflug nicht mehr geklappt hat. :o

 

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Auf der dem Airport abgewendeten Seite werden bereits die Triebwerke gestartet.

 

Wie gesagt mein Weg führt für den Rückflug auch ganz normal in die Kabine und nicht mehr bis in die zweite Reihe und so muss wenigstens meine Freundin diesen Flug nicht "alleine" absolvieren.

 

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Es bleibt auch in der Kabine spannend! Eins kann ich mit Sicherheit sagen, ein solcher Flug ist devinitiv nichts für zart beseitete Gemüter und Flugangstjünger! Da die Temperaturunterschiede gross sind, wird die Kabine beim Start erst mal schön mit Dunst gefüllt und ergeben schon fast eine Endzeitstimmung welche an Bord aber niemanden stört.

 

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Gear Up. Gerne hätte ich hier ein Bild der Triebwerke von Schräg vorne gezeigt, aber wie es halt so ist, die Touristen die während des Boardings noch lange den Flieger fotografieren müssen sich mit den hinteren Sitzen begnügen.

 

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Unter uns verschwinden Meer und Strand...

 

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Ein ansonsten schon fast typisches und nicht unbedingt beliebtes Bild der Bordverpflegung kann ich euch nicht anbieten, mir wurde nur eine Flasche Wasser gereicht... Stattdessen habe ich aber im WEB noch eine Safety-Card gefunden.

 

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Blick in die Kabine

 

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Und schon sind wir wieder am Boden.

 

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Ich hoffe mein Bericht hat euch gefallen, auch wenn es teilweise ein wenig viel zu lesen gab. Auch möchte ich mich an dieser Stelle nochmals bei allen Verantwortlichen bedanken, welche den Flug ermöglicht haben! Thanks!

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Lol,

 

zwei aviatikverrückte Flightforümler, ein Gedanke, und fernab der Heimat erwischen sie die gleiche Airline :) Es gibt schon nix, was es nicht gibt :D

 

Sass vor kurzem im "Sistership" 9M-TAM, leider nicht auf dem Jump, da es mehr ein Spontanentscheid war. Umso eindrücklicher die Bilder :D

 

http://www.flightforum.ch/forum/showthread.php?t=49664

 

Grüsse,

 

Tis

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Sali Tino,

 

Geiles Erlebnis :)

 

da es für den Rückflug nicht mehr geklappt hat .... so muss wenigstens meine Freundin diesen Flug nicht "alleine" absolvieren.

Hehehe, sie scheint auch - erfolgreich - Mails um den Globus geschickt zu haben :D :005: :rolleyes: :007: :cool:

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Danke vielmals für deinen tollen Bericht.

Am besten gefällt mir das Bild mit der anfliegenden Maschine vor dem Rückflug.

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Bilder die man nicht alle Tage zu sehen bekommt.. genial..

 

Vielen Dank Tino......

 

P.S Wird übrigens wieder mal Zeit dass wir un sehen.. bin im Juni an einer 2 Tage Schulung in Frauenfeld.. vielleicht ergibt sich ja was :)

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Hey Freunde

 

@ all,

Danke für das grosse Feedback! Werde mal sehen was ich in den nächsten Wochen sonst noch so aus meinem Archiv graben kann!

 

@ Tis_Meyer,

Ja die Welt ist tatsächlich klein! Deine Berichte aus Asien sind einfach fantastisch! Wird Zeit, dass ich mal meinen nicht-aviatischen Reisebericht aus Malaysia und Singapore fertig stelle!

 

@ bleuair,

Hehehe, sie scheint auch - erfolgreich - Mails um den Globus geschickt zu haben

:D :D , meine Freundin ist zum Glück meinem Hobby und meiner "Spinnerei" sehr wohlgesinnt eingestellt und gönnt mir solche Flüge auch! Aber ich denke es geht hier den meisten so, denn wenn der Partner nicht mit macht wäre unser "Hobby" nicht grad ohne Probleme möglich... :005: :005: ...

 

@ markus,

Wird übrigens wieder mal Zeit dass wir und sehen.. bin im Juni an einer 2 Tage Schulung in Frauenfeld.. vielleicht ergibt sich ja was

Wann genau bist du in Frauenfeld? Da können wir doch sicher was auf die Beine stellen! Ein kleiner Treff in der östlichen Hälfte der Schweiz wäre doch wieder mal was! :005:

 

Gruss Tino

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  • 1 Monat später...

Sehr schöne Bilder, v.a. sehr schöne Cockpit-Bilder. Ist übrigens eine seltenere Variante mit zusätzlichen Warning lights und mehrfarbigen warning lights.

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