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Axa sprengt Schweizer Versicherungspool für die Luftfahrt


Frizi

Empfohlene Beiträge

habe gerade diesen artikel in der nzz entdeckt. droht da neues ungemach?

steigende prämien für die privatfliegerei? vor allem einige aussagen am ende des artikels lassen aufhorchen; habe sie rot markiert.

 

 

 

25. März 2007, NZZ am Sonntag

 

Axa sprengt Schweizer Versicherungspool für die Luftfahrt

 

Alleingang der Franzosen kostet der heimischen Branche Know-how, Umsatz und vielleicht auch Arbeitsplätze

Der Kauf der Winterthur durch die Axa zeigt erstmals konkrete Folgen. Die Franzosen sind nicht bereit, den solidarischen Schweizer Luftpool mitzutragen.

 

Charlotte Jacquemart

Er wäre genau 60 Jahre alt geworden dieses Jahr, der Schweizer Luftpool (SPL). Doch jetzt haben die Franzosen dem Jubilar den Stecker rausgezogen. Die Axa, die durch den Kauf der Winterthur in den «driver seat» des Solidaritätswerkes gekommen ist, will nicht mitmachen. Die Axa macht die Geschäfte mit der Schweizer Luftfahrt lieber selbst, als sich den Kuchen mit anderen, kleineren Schweizer Gesellschaften zu teilen.

Die Franzosen verfügen in Paris über genügend eigenes Fachwissen und können die beträchtlichen Risiken im Luftfahrtgeschäft selbst tragen. Weil die Winterthur im Luftpool die Geschäftsleitung innehatte und das erforderliche Branchenwissen einspeiste, kann der Pool ohne den Segen aus Paris nicht mehr weiterexistieren. «Der Entscheid der Axa führt im Moment zu einem Vakuum auf dem Schweizer Luftfahrtversicherungsmarkt», sagt Gianni Gabathuler von der VZ Aviation Insurance in Zürich. Er ist seit über 20 Jahren im Geschäft und war bis vor zwei Jahren Leiter des Luftpools.

 

Am Luftpool waren praktisch alle Schweizer Versicherungen beteiligt. Profitieren von der neuen Ausgangslage werden die deutsche Allianz- und die französische Axa-Gruppe, welche die Risiken in München und Paris bündeln können.

 

Vorerst ein Vakuum

 

Insgesamt hat der Luftpool jährlich Geschäfte mit einem Prämienvolumen von gut 80 Mio. Fr. abgewickelt. Vom Schweizer Kleingeschäft liefen etwa drei Viertel über den Pool, vom Grossgeschäft (Business-Jets usw.) zwischen 30% und 40%. Bereits ab dem 1. Juli 2007 wird der Luftpool keine neuen Geschäfte mehr abschliessen.

 

Nach den Gründen der Abfuhr gefragt, will man in Paris nichts sagen. Martin Läderach, Pressesprecher der Winterthur, muss die Botschaft überbringen: «Axa unterstützt Pool-Mitgliedschaften grundsätzlich nicht.» Für die rund 20 Mitarbeiter, teils beim Pool, teils bei der Winterthur angestellt, bedeutet der Entscheid aus Paris Unsicherheit. Laut Läderach will die Winterthur die Flugspezialisten behalten und weiterhin Luftfahrtversicherungen aus der Schweiz heraus anbieten. Das Ende des Luftpools ist für die hiesigen Versicherungen ohne eigenes Flug-Know-how ein herber Schlag. Der Pool hat in den letzten 60 Jahren allen Anbietern ermöglicht, im Fluggeschäft mitzumachen. Das Gefäss diente als Rückversicherung und war eine effiziente Konstruktion. Schäden in der Luftfahrt können für einzelne Gesellschaften schnell untragbar werden. Weil die Risiken im Pool und über Rückversicherer gesplittet wurden, konnten alle Gesellschaften Deckungen bis zu 500 Mio. Fr. schnell und unbürokratisch beschaffen.

Versichert waren Luftfahrzeuge, Piloten, Passagiere, Flugplätze, Unterhalts- und Produktionsbetriebe etc. für alle erdenklichen Arten von Flug-Risiken (Haftpflicht, Vollkasko, Unfall). Die Pool-Mitglieder konnten sich an den einzelnen Risikokategorien in unterschiedlicher Höhe beteiligen. Im Notfall standen alle solidarisch füreinander ein.

 

Bei den kleineren Gesellschaften herrscht nach dem Entscheid der Axa Konsternation. Vielen fehlt das Know- how, um alleine weiterzumachen. Zudem fehlen in Zukunft die Statistiken, die der Pool über Jahrzehnte geführt hat und die für die Berechnung der Tarife wichtig sind. Hansjörg Leibundgut, Sprecher der Allianz Suisse, konstatiert: «Für einen kleinen Markt wie die Schweiz ist das Pooling exponierter Risiken sicherlich ein Vorteil, weil dadurch für die einzelnen Gesellschaften im Schadenfall starke Schwankungen vermieden werden konnten.» Die Allianz Suisse will das Geschäft aber weiterhin aus der Schweiz heraus betreiben, mit Unterstützung der Allianz- Gruppe. Leibundgut hofft, dass die neue Situation nicht zu einem aktiven Verdrängungskampf führt. Allerdings: «Spezialgeschäfte wie Luftfahrtversicherungen brauchen eine gewisse Grösse.»

Auch die National befürchtet, dass sich kleinere Markt-Player aus dem Geschäft verabschieden. Viele Firmen haben noch nicht entschieden, wie es weitergehen soll. Bei der Helvetia bedauert Sprecherin Yvonne Hafner das Ende des Pools, weil sich «Pool-Lösungen bei grossen Risiken in der Versicherungswirtschaft bewährt haben. Das beweist der Atom- oder Elementarschaden-Pool.»

Wie aber wirkt sich das Ende des Luftpools auf die Versicherten aus? Versicherungsprämien in der Fliegerei gehen ins Geld. Um eine Cessna zu versichern, bezahlt man jährlich rund 10 000 Fr., für einen 50 Mio. Fr. teuren VIP-Jet blättert der Besitzer um die 250 000 Fr. hin. Wird es nun billiger oder teurer? «Vor allem komplizierter und intransparenter», meint Gabathuler. Die einheitlichen Prämien und Leistungen des Luftpools seien für die Kunden sehr transparent gewesen.

 

Aufwendiger und teurer

 

Für das Grossgeschäft macht sich Gabathuler wenig Sorgen: «Hier wird der Markt spielen. Die Grossen haben bisher schon internationalen Versicherungsschutz gefunden.» Offener ist es, wie es für kleinere Kunden weitergeht. Ob der Aufbruch in ein neues Zeitalter für die Schweizer Flug-Fans auf die Dauer billiger wird, ist fraglich. Jürg Thalmann von der Mobiliar prognostiziert: «Der Wettbewerb unter den Anbietern wird zwar zunehmen, was sich aber mittel- und längerfristig preislich nicht unbedingt positiv auswirken muss. Das vom bisherigen Pool erarbeitete Wissen muss jede einzelne Gesellschaft neu aufbauen.» Thalmann befürchtet zudem, dass inskünftig der Preis in vielen Fällen von den Rückversicherern diktiert wird. «Der administrative Aufwand nimmt wieder zu, weil die Geschäfte nicht mehr in vereinheitlichten Abläufen bearbeitet werden können», sagt er. Auch die Helvetia rechnet mit steigenden Prämien.

Es ist davon auszugehen, dass in Zukunft alle grösseren Luftfahrt-Risiken in der Schweiz aus den Konzernzentralen der grossen Versicherungen (Axa, Allianz) und von Gesellschaften mit Offshore-Sitz (wie Bermuda) gezeichnet oder aber direkt auf dem Londoner Versicherungsmarkt placiert werden - mit dem entsprechenden Know-how- Verlust in der Schweiz. Bei der Helvetia ist man überzeugt: «Betroffen von dieser Geschäftsverlagerung werden nicht nur kleinere Gesellschaften sein, sondern auch Tochtergesellschaften von global tätigen Konzernen.» Wie die Axa-Tochter Winterthur.

 

http://www.nzz.ch/2007/03/25/wi/articleF1HB8.html

 

gruess

fredy

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Gast Hans Fuchs

Da ja vor allem Leute aus den Reihen des Luftpool jammern, ist anzunehmen, dass die Prämien eher sinken als steigen werden.

 

Die Grosse Stunde der Broker hat begonnen.

 

Meine Erfahrung zeigt, dass ich über Broker immer bessere Prämien bekomme, als wenn ich selber jede Versicherung (die gleichen wie der Broker notbene) einzeln anfrage.

 

Es erstaunt mich zudem immer wieder wie unglaublich unvorteilhafte Versicherungen von gewissen Eignern akzeptiert wurden. Auf meine Nachfrage haben diese dann typischerweise zugegeben, nie versucht zu haben die Preise zu vergleichen, sondern immer nur die Faust im Sack gemacht.

 

Hans

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Christian Thomann

Hm

 

...ja der SPL gehörte auch schon mal zum den Kunden meines Brötchengebers. Ich werde die Sache sicher auch im Auge behalten. Der Gedanke von Hans ist sicher nicht falsch, btreffend den direkten Kontakt zu einem Broker. Die sind ganz in unserer Nähe (Kameraden).

 

Danke auch an Frizi.

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Nun, der Titel stimmt so nicht ganz. Wenn ich lese "AXA sprengt SPL", tönt das eher schlecht für die Versicherer. ABER: kein anderer der grossen schweizer Versicherer wollte in die Bresche springen und die Leitung des SPL übernehmen. Ich könnte mir vorstellen, dass die kleineren Versicherer das Geschäft mit mittleren und grossen Fliegern abgeben und sich auf die Kleinfliegerei konzentrieren, während der restliche Kuchen - allenfalls auch ein Teil der Kleinfliegerei - auf die grossen Versicherer aufgeteilt wird.

 

Den grossen Versicherern kommt auch zugute, dass sich die Leistungen und Preise evtl. voneinenander unterscheiden werden, was für den Versicherungsschutz suchenden Konsumenten allenfalls den Vergleich erschwert.

 

Resultat aus meiner Laiensicht:

a) die grossen Versicherer werden sehrwahrscheinlich von der Auflösung des SPL profitieren

b) Makler werden hier einen Markt sehen

 

Gruss

Gerardo

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Guten Tag

 

Hat jemand von Euch bereits festgestellt dass der Markt spielt? Was sind die Erfahrungen? Kann jemand von Euch einen Makler empfehlen?

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  • 5 Monate später...

Über meinen Makler habe ich eine neue Police abgeschlossen, welche wesentlich günstiger ist (35%!). Bin nun bei derselben Versicherungsgesellschaft wieder versichert, aber eben günstiger und erst noch besser. Um einen seriösen Überblick über die Angebote zu erhalten, ist es ratsam professionelle Hilfe beizuziehen (gebe den Namen gerne per PN weiter), da die Vergleichbarkeit nicht mehr einfach so gegeben ist. Zudem wird beim Wechsel der Gesellschaft die Übernahme des bisherigen Schadenfreiheitsrabattes nicht mehr gewährt, was bisher im Pool möglich war. Hierzu gibt es aber Lösungen.

 

Gruss

Flavio

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