Christian Thomann Geschrieben 19. Februar 2007 Teilen Geschrieben 19. Februar 2007 Di - 20.02.2007 18:30 ARTE Heimliche Wahrzeichen Der Flughafen Berlin-Tempelhof Wiederholungen: Di 27.02.2007 12:10 Di 06.03.2007 12:10 Die Nazis haben ihn gebaut, die sogenannten Rosinenbomber der Amerikaner machten ihn berühmt, die Berliner lieben ihn bis heute: Der Flughafen Tempelhof ist eine Legende. <TABLE cellSpacing=0 cellPadding=0 border=0><TBODY><TR><TD>Die Nazis haben ihn gebaut, die "Rosinenbomber" der Amerikaner machten ihn berühmt, die Berliner lieben ihn bis heute - der Zentralflughafen Tempelhof ist eine Legende und gilt zurecht als "Die Mutter aller Flughäfen". Der Film erzählt die Geschichte von Tempelhof aus der Sicht eines Mannes, dessen Leben intensiv mit dem Flughafen verbunden ist. Dieter Nickel führt fast täglich Besuchergruppen durch "seinen" Flughafen. Dabei begibt er sich mit seinen Besuchern auf eine Zeitreise - zu den Nazis, dem Bombenkrieg, den Amerikanern, dem Mauerfall und wieder zurück in die Gegenwart. </TD></TR><TR><TD> </TD></TR><TR><TD>"Wir hatten kein Licht, wir hatten keinen Strom. Wir hatten keine Kohle. Wenn die Luftbrücke nicht gewesen wäre, dann wären wir verhungert", erinnert sich der ehemalige West-Berliner Dieter Nickel an die Zeit während der sowjetischen Blockade Berlins. Er überlebt, studiert und tritt 1967 als Bauingenieur in die Dienste der Amerikaner. 35 Jahre lang ist er der verantwortliche Ingenieur im größten Gebäude Europas. Alles, was in Tempelhof seit Ende der 60er Jahre gebaut wird, hat Dieter Nickel zu verantworten. Und er baut viel: Kirchen, Supermärkte, eine Spionagezentrale für die amerikanischen Geheimdienste, Rollbahnen und Sportanlagen. Er plant und baut den Radarturm am südlichen Ende des Vorfeldes, von den US-Strategen im Pentagon augenzwinkernd "Dieters-Peter" genannt. Das Radar mit seiner gewaltigen Reichweite bereitet den Sowjets bis zum Zusammenbruch des Warschauer Paktes erhebliche Kopfschmerzen. </TD></TR><TR><TD></TD></TR><TR><TD>"Tempelhof ist wie eine kleine Stadt", schwärmt Nickel, und von den "Geheimnissen", die das Gebäude birgt, hat er fast alle entdeckt - die stickigen Gänge im dreigeschossigen Keller, durch die sich kilometerweit Heizrohre ziehen, den Bahntunnel, die Sporthalle der US-Army im Empfangsgebäude. Dort dämmert auch die "Ehrenhalle" hinter verschlossenen Stahltüren vor sich hin. Von den Beton-Baldachinen, die in Stein gehauene Nazi-Größen und Flugpioniere beschirmen sollten, wurden nur die Armiereisen fertig. "Ich würde nicht sagen, dass ich hier jeden Raum kenne - auch nach 35 Jahren nicht."</TD></TR><TR><TD></TD></TR><TR><TD>Immer noch wirkt allein schon die Abflughalle wie eine Filmkulisse für Stars à la Doris Day und Rock Hudson, und tatsächlich: Erst die Amerikaner haben zwischen 1959 und 1962 den Innenausbau der Nazi-Halle fertig gestellt, so, wie sie bis heute fasziniert: groß, ruhig, souverän.</TD></TR><TR><TD></TD></TR><TR><TD>Einen leichten Gruseleffekt bietet der Untergrund des Flughafens. Wenn Dieter Nickel die schweren Stahltüren zum ehedem geheimen Film- und Archivbunker der Wehrmacht öffnet, strömt immer noch modrige Rußluft aus den Katakomben: "Hier ist tagelang alles Zelluloid verbrannt, als die Sowjets im April 1945 die Panzertür sprengten, um sich Zugang zu verschaffen." Indes: "Die Legenden von geheimen Unterwelten der Nazis sind Quatsch", korrigiert Nickel, aber in einem heute noch existierenden Eisenbahntunnel wurden während des Kriegs tatsächlich Jagdbomber für den "Endsieg" zusammengebaut.</TD></TR><TR><TD></TD></TR><TR><TD>Oben unterm Dach steht die Zeit dann ganz still. In der Sporthalle, die die U.S. Air Force sich nach dem Sieg über Nazi-Deutschland im traditionellen "Langley-Braun" eingerichtet hat, verharrt die Anzeigentafel immer noch bei der erwartungsfrohen Aufschrift: "Home/ Visitors". Auch sie ist denkmalgeschützt. Nur die unvollendete, ursprünglich über fünf Stockwerke gehende "Ehrenhalle" des Nazi-Architekten wirkt irgendwie zeitlos unerlöst. Normale Besucher können sie nicht sehen. Sie ist spätrömisch maßlos, im Rohbau auf ewig konserviert. Niemand würde sie hinter der Eingangsfassade mit der schmucklosen Aufschrift "Zentralflughafen Tempelhof" vermuten. </TD></TR><TR><TD> </TD></TR><TR><TD>Dieter Nickels Tempelhof-Besucher reizt auch noch etwas anderes: Mit leicht makabrem Glitzern in den Augen erzählen sie vom aufregenden Anflug auf Tempelhof, dessen letzte Meter ganz dicht über die Grabreihen des St.-Thomas-Friedhofs hinwegführen, und von dem elektronischen Richtfeuer, das zwischen all den Toten für eine letzte Orientierung vor der glücklichen Landung der Überlebenden sorgt. Tempelhof-Fan Billy Wilder hat einmal gesagt, dies sei der weltweit einzige Flughafen, bei dem man sich schon im Anflug das passende Grab aussuchen könne.</TD></TR></TBODY></TABLE> Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
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