Swiss Army kocht auch nur mit Sim- Wasser

[Walter Fischer]

Also gestern war ich in Payerne VD, um den öffentlich zugäglichen FA-18 Simulator zu begutachten.

Mein Fazit: Na ja für 80 Millionen Schweizerfranken ohne Gebäude eine eher mässige Vorstellung.

Doch der Reihe nach:

Unser Führer, ein symphatischer Aargauer von gerade mal 31 Lenzen, seines Zeichens FA-18

Kampfjetpilot, abdetachiert, um die Besucher in den Simulator einzuführen zeigte und erklärte uns die Swiss- Airforce Evolution vom Venom (der mit dem Sperrholzeinbau) über den formschönen Hunter zur Mirage, Tiger und eben dem Flugzeugträger- Suchgerät FA-18.

Na ja die Cockpits waren eher etwas für Schmalmänner, gibt es doch mangels Einbaumöglichkeit kein OHD. Für mich rätselhaft, wie man im richtigen Moment den richtigen Switcher, 2mm neben dem Hosensackeingang aufspürt und betätigt. Bei mir jedenfalls befand sich dort das 12-Gängermenue vom letzten Weihnachtsmahl, oder war's das vom Sylvester?

Bei der Mirage habe ich das Ofenrohr mit den vielen Gestängegesteuerten Endklappen beargwöhnt und konstatiert, dass das ganze dem Gelotter nach zu urteilen eher lateinischer, denn teutonischer Provenienz zuzuordenen war.

Na ja, in der Luft sah das Gerät immer majestätisch genug aus, um mich am Boden als einfachen Infanterist herzhaft in den zur Feier des Tages gereichten Cervelat beissen zu lassen und dabei wohlige patriotische Hühnerhautfelder den Rücken runter rieseln zu lassen, ob soviel mir im Ernstfall zur Verfügung stehender Kampfkraft gewiss zu sein.

Nun zum Kern der Sache, dem Simulator. Der bestand aus einer fixen Installation, also no moving, no hydraulics, dafür aber die Landschaft à la switzerland 2 und das im 270- Grad Winkel, das ganze etwas düster zwar, aber doch gewaltig gross, ca. 7 Meter hoch und 20 Meter im Bogenumfang, ca 7 Meter vor dem Cockpit. Wir standen neben dem Cockpit und konnten den Piloten bei seiner hektischen Knüpplerei beobachten, als er versuchte diverse immer nach einem Abschuss neu auftauchende feindliche Flugobjekte zu interzeptiern, wie er das nannte. Da ging's dann in atemberaubenden Steilkurven und anderen adrenalinversprühenden Konfigurationen an's Heck des Flüchtlings, dabei deutlich die sich hochspringende N1 Leistung zu hören, dass man auch ganz den Bluthund in sich zu spüren begann (wie entsetzlich, diese menschliche Unart!)

Nachdem alles was flüchten wollte routiniert vom Himmel geholt war, wurde es Zeit in Meiringen zwischenzulanden, um neue Aufträge zu fassen. Auch unser Mann des Geschehens musste ganz Simmermässig etwelche Thrust- und Heading- Korrekturen vornehmen, um einigermassen dort abzusitzen, wo er sollte, und das ohne Wind und Nebel.

Noch ein Nachbrenner-Steilstart und über eine Schlaufe zum Rhonegletscher rasten wir zurück nach Payerne.

Na ja Freunde, ich für meinen Teil blieb skeptisch, ob da Geld optimal investiert wurde, wenn ich so an den Ideenreichtum und die schon erfolgte Realisierung von Privat- Simmerkellern denke, wo alles einen Bruchteil der beschriebenen Installation gekostet hat

und auch schon einen ansehnlichen Panoramablick offenbart. Aber eben, da sieht halt dann eine Monitor- Aufhängung im Kontrollraum auch nicht aus, als hätte sie eine Präzisionsmetallbauschmiede in wochenlanger Handarbeit hergestellt, und vielleicht würde bei einer Vorführung halt die eine oder andere Aktion mit Getöse von der Reihe fallen. Aber was die anderen vor und oberhalb einem fliegenden freun- oder feindlichen Flugobjekte betrifft käme man dank Online- Technologie recht nahe an das hier vorgeführte.

Also jedenfalls bin ich fröhlich nach Hause gefahren, habe meine Installation hochgefahren, habe das Gerät bestiegen, dass mein FA-18- Freund leicht verächtlich als gut zum Busfahren bezeichnete (meine PIC-767) und bin meinen neuen Lieblingsapproach runtergerutscht: St. Maria auf den Azoren bei einem heftigen Gewitter und 36 Knoten Seitenwind, insgeheim stolz darauf, dass meine Airline im Gegensatz zu meinen Jetfightern nicht nur Alpenrundflüge mit gelegentlichen Feindsichtungen bei Kodakwetter abhält.

Gruss vom Walti

[Mike Strasser]

Wow, Walti

 

das war ja wieder mal ein super erfrischender Bericht!

Ich danke Dir für Deine Schreibfreude

 

Durfte man denn nicht selber den Sim mal knüppeln? Ich meine, schliesslich haben wir ihn doch alle bezahlt, oder?

 

Aber, ich muss Dir recht geben, ich fliege auch lieber die etwas gemütlicheren (Air)Busse, man hat's ja im Alltag schon hektisch genug...

 

Gruss,

Mike

[Walter Fischer]

Lieber Mike, danke für die Blumen (frisch vom Muttertag, hi,hi,hi)!

Nun gut, den Jet konnten wir nicht besteigen, war aber gar nicht nötig, cool schauten wir dem Jüngling zu, wie er versuchte, durch präzise Steuerstickzwicke den Feind nicht aus den Augen zu verlieren. Da fühlten wir uns dann wie Instruktionspiloten, so mit dem Blick über die Schultern, verstehst Du?

OK. mich hat's mächtig gekribbelt, mal selbst dem Könner zu zeigen, was so eine nächtelange jahrelange Simmerknüpplerei mit verbissenem Training bis zum Abwinken im Morgengrauen dem sogenannten "Feu sacré" des Kampfjetpiloten entgegenzusetzen im Stande gewesen wäre.

Doch das Schicksal meint es gütig mit mir, gewährt es mir doch die Gnade des unbegrenzten Weiterübens, um vielleicht zur Stunde X mit mässig angeschwollener Brust ganz selbstverständlich das enge Cockpit dort zu verlassen, und auf die Fragen der dort verblüfft dreinschauenden Profi's folgende Fakt's abzusondern:

"Na wisst Ihr, wenn man P.G.'s Grundschule auf der B737 durchexerziert hat, dann über die PIC 767 zur Phönix 747 hochgedient hat, ist eigentlich der Alpenrundflug hier nach den über 1000 Flugstunden mit min. 10.000 Start's und Landungen der reinste Feierabendausflug, wenn Ihr Lust habt und tough genug seid, so stürzt Euch doch auch mal in unser Forum, um noch was dazuzulernen"

Busfahren ist nämlich schwieriger, als Ihr denkt!

Ein vom Grössenwahn befallener Simmer, namens Walti

[Mike Strasser]

HiHi, ich lach mich tot ab Deiner Fantasie.

 

So, fertig lustig, ich muss noch Geranien einpflanzen...

 

Gruss, und schönen Abend noch..

Mike