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Die böse Mär vom "Bonzensport"


Thermikus

Empfohlene Beiträge

Hi!

 

Um kurz zum Thema zurück zu kommen...

 

Der finanzielle Aufwand ist meiner Ansicht nach schon happig. Ich weiss nicht wie's bei euch Schweizern aussieht, aber bei uns ist der PPL mit um die 8.000 EUR im Vergleich zu den Löhnen und Ausgaben schon kein Pappenstiel mehr. Zwar ist der Betrag beim Auto-Leasen und bei Häuselbauer-Krediten sozusagen Peanuts, aber wenn man die Kohle - beispielsweise für ein Hobby - wirklich cash haben muss, dann haperts hierzulande schon arg.

 

Ein durchschnittlicher Arbeitnehmer mit Familie kann sich das im mittleren Alter (30-40) gegenwärtig nur schwer zusammensparen. Und wenn man einen Blick auf die Akademiker-Gehaltsschecks in dieser Altersklasse wirft, dann sieht es auch nicht grade erheiternd aus. Monatliche Fixkosten sind - zumindest in Wien - bei einem Mittelschichtsmenschen schnell mal bei 1.800 - 2.000 EUR, und da ist aber von Feudalität (z.B. Audi A6, 120 Quadratmeter-Bude oder schickes Haus), noch keine Rede.

 

Selbständigkeit (nach der Etablierungsphase) kann wie ein Turbo wirken. Ein Jahr "Spardauer" ist dabei auch mit Familie und gutem Lebensstil realistisch, aber die ersten 3-4 Jahre sind dafür oft hart und entbehrungsreich.

 

Sprich: Wer wirklich will schafft alles - als "Normalo" von null Kohle zum PPL (ohne Unterstützung von Oma und Co.) in 1 bis 2 Jahren Sparzeit. Es hilft aber immens, single zu sein, "gut" zu verdienen (bei uns kann man das ab EUR 2.500 netto pro Monat behaupten) und einen stets motivierenden "Aviatik-Fimmel" zu haben ;)

 

Gruss

Johannes

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aber wenn man die Kohle - beispielsweise für ein Hobby - wirklich cash haben muss, dann haperts hierzulande schon arg

Nun, es ist ja nicht so, dass Du das ganze Geld "cash" auf den Tisch legen musst. Eine Ausbildung kann man über eine relativ lange Zeit verteilen - eben gerade so, wie es die Brieftasche verträgt. Ausgang streichen und mit Rauchen aufhören - voilà! Das monatliche Taschengeld für einen Schulungsflug ist schon parat!

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Den Beträgen von Johannes und Philipp möchte ich doch noch meinen Weg zur Fliegerei hinzufügen:

 

In den Fünfzigerjahren - noch in der schulischen Ausbildung - war ich bereits begeisterter Modellflieger. Fesselflug und Segelflug. Bereits dieses Hobby konnte ich nur berappen, wenn ich von den Eltern für gute schulische Leistungen "Subventionen" erhielt. Und die Motivation, an solche "Subventionen" zu kommen, war sehr hoch. Auch gab es da die Möglichkeit, durch sporadische kleine Aushilfsarbeiten die eine oder andere D-Mark für den Modellflug dazuzuverdienen. Dann war da ja noch Weihnachten, Ostern oder der Geburtstag. Sogar den Namenstag erhob ich damals in den Stand der subentionswürdigen Anlässe, zu denen es zusätzlich einen kräftigen Zustupf gab.

 

Später kam ich mit der Empfehlung von Modellflugkameraden zum Segelfliegen. Das war erstaunlicherweise in unserem Club gar nicht teurer als Modellfliegen. Beim Modellfliegen war das Bruchrisiko eben exorbitant hoch, was die spärlichen Mittel sehr schnell dahinraffte. Den Unterhalt der Segelflugzeuge und der Schleppwinde besorgten wir in den Wintermonaten selbst. Dann gab es staatliche Zuschüsse über die Sportförderung und auf unserem Militärflugplatz, den wir an den Wochenenden nutzen konnten, standen uns die Infrastruktur, Schleppflugzeuge und zum Teil Fluglehrer der Deutschen Bundeswehr kostenlos zur Verfügung.

 

Nach dem Abschluss meiner Berufsausbildung verdiente ich dann so ordentlich, dass die Kosten kein Problem mehr waren - nur noch der Zeitaufwand. Spätestens hier trennt sich die Spreu vom Weizen: Jene mit echter Flugbegeisterung werden dabei bleiben - ohne wenn und aber - andere springen dann ab oder müssen abspringen. Ich blieb bei der Fliegerei - durch alle beruflichen Höhen und Tiefen.

 

In der Schweiz überlegte ich mir 1975, wie ich die Fliegerei mit dem Beruf und der Familie am besten in Einklang bringen könnte. Das Ei des Kolumbus hiess "Motorsegler". Die Segelfluglizenz, Silber-C und das Funksprechzeugnis besass ich ja schon. Also erwarb ich die CH-Lizenz mit der Erweiterung für Touren-Motorsegler. Und so konnte ich ohne grossen Aufwand diese nicht sehr zeitaufwendige, sichere und zugleich relativ kostengünstige Art der Motor-und Segelfliegerei bis heute betreiben - ohne jegliche Ambitionen - etwas anderes anreissen zu wollen.

 

Und wie im Märchen heisst es dann: "Und wenn sie nicht gestorben sind, dann fliegen sie auch heute noch" - was bei mir der Fall ist.

 

Gruss - Dietwolf (Thermikus):008:

 

Aenderung im Kampf gegen den Tippfehlerteufel!

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  • 2 Wochen später...

Tja liebe Leute ...

 

Tiefgründige Gedanken über ein schönes Hobby und eine immer verrücktere Konsumgesellschaft.

 

Aber da gibt es ja noch die reinere Form des Fliegen, was nur ein Bruchteil des Motor- oder Segelfliegens kostet ... GLEITSCHIRMFLIEGEN. (Delta oder Starrflüglerpiloten sind dabei eingeschlossen... abgesehen von den Kosten)

 

Ehrlich gesagt möchte ich jetzt nicht hören ... "ja die Nastuchpiloten, welche immer in den CTR's rumgurken". Schwarze Schafe gibts überall :004:

 

Ich möchte nur die Gedanken von Thermikus aufnehmen.

 

Es kann nahezu jeder ein Gleitschirmbrevet erlangen, wenn er ein wenig Zeit mitbringt. Die Kosten sind mit ca. CHF 2000.- +/- für das Brevet recht bescheiden. Danach folgt eine Ausrüstung (von 3000.-(Occ.) bis ca CHF 10'000.-, oder Miete).

Was dann noch übrigbleibt, sind die Bergbahnen, eventuelle Landeplatzgebühren (im Schnitt 2.- pro Landung). Thats it !!!

 

Mit der Möglichkeit überall hinzulaufen um zu starten und bei guten Tagen bis zu 10 Stunden in der Luft zu sein.

 

Ich denke für viele Jugendliche wäre dies der wohl günstigste Einstieg in die "Fliegerei". Danach folgt dann ev ein PPL, VFR, CPL, usw.

 

Grüsse und viele genüssliche Stunden in der Luft :005:

 

Marcel

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  • 3 Wochen später...

Hallo zusammen,

 

die "Mär" vom Bonzensport stammt nach meiner Erfahrung hauptsächlich von den Gegnern der Privatluftfahrt, und von denen gibt es leider mehr als genug. Die Strategie in solchen Fällen, bei weitem nicht nur auf die Luftfahrt beschränkt, ist immer die gleiche. Den Gegner ausgrenzen und mit negativen Attributen übersähen, so dass er in der Gesellschaft zum Outsider wird. Genau das ist in der Fliegerei seit jeh her passiert und es passiert heute wieder mehr und mehr.

 

Der PPL Pilot ist für viele entweder ein verträumter Idealist, flagranter Umweltzerstörer, nichtsnutziges Muttersöhnchen oder Möchtegern-Playboy. Er fliegt primär um andere zu ärgern und schwimmt grundsätzlich im Geld, daher kann er sich das Fliegen ja auch leisten. Wie oft hab ich selber gegen dieses Bild kämpfen müssen....

 

Das grosse Problem damit ist, dass sich die Politik an solchen Gerüchten und "Volksweisheiten" orientiert. Konsequenz, man betreibt in Europa aktiv einen Vernichtungskampf gegen die Privatfliegerei und zwar ganz hintenrum über's Portemonnaie. Seit der Einführung von JAR explodieren die Kosten, die Anzahl der Piloten geht massiv zurück. Wenn hier in der Schweiz mit der Abschaffung der Zollbefreiung des Treibstoffs für internationale Privatflüge urplötzlich ein Kostenschub von 30% eingeführt wird, regt sich kaum einer auf.... die Bonzen haben's ja. Wieder ein Meilenstein im Projekt "Bonzenbeseitiger" erreicht.

 

Dietwolf hat recht. Diese Tendenz ist gefährlich für die verbleibenden Privatpiloten und Fluginteressierten. Ich sehe nur nicht, wie man ihr wirklich entgegenwirken kann, zumal in Europa kaum Interessenvertretungen auszumachen sind, die den Namen wert sind. Ausserdem fehlen uns PPL Piloten eben auch die Aushängeschilder, die das Gegenteil beweisen.

 

Das Interesse an der Fliegerei ist heute immer noch da bei den Jugendlichen, nur sind deren Eltern oft genug eben auch dem Bonzengerücht erlegen und verhindern oft, dass willige Jungflieger eben auch wirklich dazu kommen. Die Negativschlagzeilen aus Presse und Wirtschaft sowie die generelle Depression auf dem Markt helfen hier auch nicht.

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