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Die einfachste und sicherste Art, in den USA zu fliegen


Thermikus

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Früher flog ich in Deutschland - mit einer deutschen Lizenz. Seit langem fliege ich in der Schweiz - mit einer Schweizer Lizenz. Auch in den USA bin ich schon mehrmals selbst geflogen - ohne Lizenz! Letzteres ganz legal, unkompliziert und mit Mustern, die ich weder in Deutschland noch in der Schweiz geflogen hatte oder fliege. Nämlich mit viersitzigen Pipers und Cessnas. Und das geht so:

 

Ich erscheine auf einem Flugplatz, begebe mich in das C-Büro und bekunde, dass ich gerne hierhin oder dorthin fliegen möchte - dass ich selbst Pilot wäre aber keine US-Lizenz besässe. Auf einen erstaunten und fragenden Blick zücke ich mein AOPA-Ausweiskärtchen und alles ist o.k. Dann nimmt sich ein äusserst zuvorkommender und umgänglicher Typ - seines Zeichens Berufsfluglehrer - meiner an. Nachdem wir den Stundenansatz geklärt haben, sitzen wir kurz darauf miteinander in einer Piper oder Cessna und der freundliche Typ rechts erklärt mir die wichtigsten Parameter für das Rollen und den Start. Dann lehnt er sich gemütlich zurück und los geht's.

 

Den Funk erledigt der Lehrer, ich gebe Gas, rotiere bei 70 Knoten und fahre wenig später die Klappen ein. Und dann läuft alles wie gehabt. Mein Gegenüber fragt mich, ob ich lieber tief oder hoch fliege. Tief natürlich - wenn man schon einmal Gelegenheit dazu hat. Also geht es z.B. 500 Fuss über Grund eine Stunde den Strand entlang und nach dem Wendemanöver über die Everglades und die Köpfe vieler Krokodile wieder zurück. Die Landung darf ich ebenfalls wieder selbst inszenieren - die Hand meines Co wird nur aktiv, als ein Wildschwein plötzlich vor uns über die Betonpiste des wenig frequentierten Airports zuckelt. Dann steige ich aus, bedanke mich bei meinem Instruktor, bezahle am Schalter und bin wieder in meine Ferien entlassen.

 

Fliegen in den USA kann äusserst einfach, sicher und preiswert sein - Voraussetzung ist lediglich, dass man nicht unbedingt eine US-Lizenz sein eigen nennen möchte.

 

Dietwolf (Thermikus);)

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Hallo,

sicher ein schönes Erlebnis aber ich verstehe nicht ganz was daran aussergewöhnlich ist: mit einem Fluglehrer nebendran kannst Du doch in jedem Land so fliegen.

 

 

In manchen Ländern ja - bei weitem jedoch nicht in allen. Mit meinem Bericht wollte ich auch für jene, die vielleicht nicht so informiert sind, deutlich machen, dass es, wenn man nicht beständig in einem bestimmten Land fliegen möchte, auch andere Wege gibt: Ohne Bürokratie, ohne aufwendiges Büffeln in einer fremden Sprache, ohne einen längeren Aufenthalt - selbst am Steuer zu sitzen. Und das zu sehr moderaten Kosten und mit geringstmöglichem Risiko.

 

Der Amerikaner hat ein wesentlich natürlicheres Verhältnis zum Flugzeug als wir Europäer, die wir das Fliegen fast mit einem Kult umgeben (Siehe diverse Forum-Beiträge). Jenseits des grossen Teiches benutzt man das Kleinflugzeug wie wir das Auto. Entsprechend selbstverständlich und unkompliziert ist dann auch der Umgang mit dem Fluggerät. Das ist doch ein wesentlicher Unterschied zu Europa und zu diversen anderen Staaten.

 

Gruss - Dietwolf (Thermikus):001:

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Christian Thomann

Hallo Dietwolf

 

Es ist schon sonderbar, dass wir beide, die ja eigentlich Segelflugpiloten sind, uns hier im PPL-Corner mal was ergänzen können. :008:

 

Lassen wir mal das Gesetz und ebenfalls beteiligte Namen beiseite und berichten einfach von meinem Erlebnis in der Schweiz. Also, ich bin ja bekanntlich Segelflugpilot und Segelfluglehrer. Alle vier Jahre sollten die SF-Lehrer in der Schweiz einen mindestens 2-tägigen Refresher absolvieren. Das ist ja auch recht so. Also meldete ich mich zu einem 5-tägigen Kurs für die "Ausbildung für TMG", also Touring Motor Glider, sprich Motorsegler wie Falke, Dimonas etc. Die Absicht dabei war es, die TMG-Schüler aus der Richtung Segelflug gleichartig auszubilden, wie dies die FI aus Richtung Motorflug machen sollen. Selbst muss man ja auch den TMG intus haben. Hier aber keine Details.

 

Für fünf Teilnehmer hatten wir in Bern-Belp drei Fluglehrer mit einer Super-Dimona und zwei nagelneuer Robin DR-500 des BAZL zur Verfügung. Es ging ja dabei nicht um das fliegerische Können, sondern um die Ausbildung in Navigation, Ausbildung TMG etc. Also trifft es mich gleich zum ersten Flug alleine mit FI auf eine DR-500: "Dort ist die Check-Liste, führe das aus bis vor den Motorstart, den erkläre ich dir dann", sagt er. Also und so weiter, Motorstart begriffen und dann die üblichen Sprüche, taxeln bis man aufliniert hat. Ich gucke den FI rechts neben mir erwartungsvoll an und denke, er würde mir nun einen perfekten Robinchen-Start vorführen. "Vergiss es! DU bist Pilot. Wir kennen die Limits, 56 kn, 59 etc.! Ein SF-Fluglehrer kann auch eine Robin fliegen". Man behafte mich nicht auf dem genauen Wortlaut! Aber es funktionierte und so ging es auch mit diversen Starts und Landungen weiter.

 

Was ich damit aussagen will, ist nicht, dass es FI partout einfach auf sicher haben, sondern dass ein Fi rechts neben dir selbst im Stande ist, zu beurteilen, ob DU links daneben so ein Gerät, sprich Flugzeug, korrekt in die Luft zu bringen und auch wieder zu landen.

 

Nicht dass man dies vorher hätte genauer abmachen müssen, sondern der FI hat mich eher selbst als FI bewusst herausgefordert, ohne dabei irgendwelche Sicherheitsaspekte zu missachten. Das ist ja mE auch richtig so. Das hat ja auch nichts mit Freizügigkeit oder blindes Vertrauen zu tun. Mit dieser Methode hatte er mich wirklich in kürzester Zeit von Null auf das was er haben wollte. Es hat auch kaum was mit fehlendem Selbstvertrauen zu tun. Schon eher mit Hard Core.

 

Und dies, lieber Dietwolf, hat doch auch DEIN Fluglehrer sehr vertrauenvoll beiderseits, mit dir "absolviert". Nicht?

 

P.S. Auch eine destruktive Aussage eines FI könnte aufbauend sein: "Das schaffst du sowieso nicht!" Genau dann klemmt man sich seine A....backen zusammen und zeigt es diesem Grossmaul! Würde ich aber selbst nie als FI versuchen. ;) Es gibt geeignetere Motivationszückerchen.

 

Schöne Flüge

Chregel

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Lieber Chregel

 

Es ist so, wie Du es mit Deinem ausführlichen Kommentar zum Thema auf den Punkt bringst: Ein ruhiger, gelassener (aber trotzdem aufmerksamer und zum Eingreifen jederzeit bereiter) Fluglehrer kann wahre Wunder bewirken. Der Schüler entspannt sich, gewinnt die nötige Ruhe und kann sich auf das Wesentliche konzentrieren. Mir sagte einmal ein Fluglehrer, seine Schüler behandle er wie ein kluger Kutscher seine Pferde. Wenn sie in die richtige Richtung laufen, dann lasse er sie laufen. Und wenn sie aus der Reihe tanzen, erst dann korrigiere er behutsam mit den Zügeln. Das war ein weiser Mann - denn genau so funktioniert es. Und - solche Fluglehrer gibt es nicht nur in den USA sonder auch bei uns und überall.

 

Aber es gibt auch die anderen - die alles falsch machen, ohne es böse zu meinen oder sich dessen bewusst zu sein. Und darunter hat es zum Teil sogar hochkarätige Piloten. Da kann ich aus meiner Segelflugausbildung Anfang der Sechzigerjahre zwei Beispiele nennen: Zuerst das positive:

 

Meinen allerersten Schulflug auf einer Mü 13 E "Bergfalke" absolvierte ich im Schlepp einer Bundeswehr DO-27 auf einem süddeutschen Militärflugplatz. Hinter mir sass ein Bundeswehr-Hauptmann, seines Zeichens Jet-Pilot. Nach dem Ausklinken vom Schleppflugzeug verhielt sich mein Lehrer absolut ruhig. Zuerst torkelte ich etwas durch die Gegend - und dann gelang es mir, den Vogel gerade und einigermassen in der Richtung zu halten. Da kam eine Stimme von hinten, die geradezu eine Welle des Selbstvertrauens auslöste: "Du wirst einmal ein guter Pilot". Dieser eine Satz hatte mich während der ganzen Ausbildung beständig motiviert.

 

Jetzt das negative Beispiel: Einer unserer Ausbilder, Ex-Weltkrieg II Pilot Kampfflieger und Nachkriegs-Segelfluglehrer, fluchte beim geringsten Fehler wie ein Henker auf dem hinteren Sitz und rührte dann den Steuerknüppel herum, dass es einem angst und bange wurde. Die beste Massnahme dagegen, die wir Schüler sehr schnell herausfanden, war, während eines Teiles des Fluges gar nichts zu machen. Ganz unauffällig Hände weg vom Knüppel, Füsse von den Seitenruderpedalen und dann kam prompt dickes Lob. Dass dieses Verhalten Gift für einen raschen Fortschritt der Schüler war, dürfte ziemlich klar sein.

 

Nochmals zurück in die USA. Das psychologisch perfekte Verhalten dieser Lehrer, ihre Lockerheit und trotzdem wachsame Lässigkeit ist wahrscheinlich nicht rein zufällig. Es muss wohl in der dortigen Fluglehrerausbildung zum gültigen Standard gehören. Jedenfalls erzeugt Vertrauen Gegenvertrauen und die wohltuende Sicherheit, nicht bei jedem kleinsten Fehler zusammengeschissen zu werden.

Nur so lernt der Schüler, seine Fehler ebenfalls locker zu korrigieren und zunehmend Sicherheit zu gewinnen.

 

Chregel, Dir und allen anderen Forumteilnehmern wünsche ich bei dieser Gelegenheit ein ruhiges Fest und 2007 wieder viele schöne Stunden über den Wolken, unter den Wolken oder am Boden beim Betrachten der ersteren.

 

Gruss - Dietwolf (Thermikus);)

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Der Amerikaner hat ein wesentlich natürlicheres Verhältnis zum Flugzeug als wir Europäer, die wir das Fliegen fast mit einem Kult umgeben

 

Wie wahr: Die Amerikaner landen einfach, während wir Europäer die Landung gleich inszenieren: :D

 

Die Landung darf ich ebenfalls wieder selbst inszenieren

 

Nichts für Ungut, Dietwolf ;)

 

Gruss

René

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Wie wahr: Die Amerikaner landen einfach, während wir Europäer die Landung gleich inszenieren: :D

 

 

 

Nichts für Ungut, Dietwolf ;)

 

Gruss

René

 

 

Oh - da hast Du mich aber wieder voll erwischt.........!

 

Gruss - Dietwolf (Thermikus):D :D :D

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