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Herbstaus-Flug


Thermikus

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Der Monat November weckt meist keine Hochgefühle. Graue Nebelschwaden, abfallendes Laub, sinkende Temperaturen. Manchmal kann es jedoch ganz anders sein. Und am gestrigen Sonntag war es wieder einmal ganz anders:

 

Als ich zum Flugplatz fahre, liegt noch zäher Nebel in den Tälern. Die Sonne gewinnt nur zögernd etwas an Kraft. Aber um die Mittagszeit ist es so weit: Die "Suppe" löst sich zusehens auf - ich fülle die Fluganmeldung aus, hole mir im "C"-Büro die Flugzeugpapiere und marschiere zum Hangar.

 

Für einen Büromenschen wie mich ist es eine nützliche sportliche Uebung, die grossen Hangartore aufzuwuchten. Man kommt etwas ins Schnaufen - und schnappt frische Luft. Echt gesund!

 

Anschliessend ziehe ich meinen zur Zeit grossen Favoriten, den Rotax-Falken (Motorsegler) an den Propellerwurzeln aufs Vorfeld. Dann erledige ich den Aussencheck. Beim kurzen Aktivieren des Elektrik-Hauptschalters sehe ich, dass der Tank nur noch zu etwas 25% gefüllt ist. Also rein ins Cockpit, Innencheck und dann nach etwas Warmlaufen an die Tanksäule. Eine Cessna 172 kommt 15 Sekunden zu spät an - ich bin bereits am Schlauch. Aber der Kollege hat einen der neuen modernen Dieselmotoren - und nimmt den schwarzen Zapfhahn.

 

Erneutes Anlassen - wegrollen an den Rand des Vorfeldes, abstellen. Anschnallen, Kopfhörer auf, Innenchecks, Motor starten, Elektronik aktivieren, Abbremsen über beide Zündmagnete usw. usw., Funk-Verständigungsprobe und dann rolle ich zum Pistenkopf 08.

 

Die bereits recht kühle Luft macht den Rotax-Motor zum Meister Propper. Kaum habe ich Vollgas gegeben, hebt sich schon das Leitwerk und kurz darauf bin ich vom Boden frei. Wie ein Brett liegt der Falke in der Luft und steigt und steigt und steigt. Gashebel etwas zurück und Benzin-Zusatzpumpe aus, mit dem elektrischen Kippschalter nachtrimmen (herrlich bequem) und dann rein in die Rechtskurve. Ueber der Eisenbahnlinie drehe ich Richtung Burg Wildegg und fliege anschliessend Richtung Alpen.

 

Unten wabert stellenweise noch dicker Nebel - aber hier oben reicht die glasklare Sicht bereits bis zum Horizont, der von der Alpenkette eingerahmt wird. Rechts sehe ich den Hallwiler See. Jetzt wird es Zeit, die Towerfrequenz des Militärflugplatzes Emmen zu rasten. Kurzer Funkaufruf - dann kommt das Band: "Emmen Tower is not aktiv". Also ab Richtung Luzern. Zügig steige ich weiter und bald sind ca. 2000 Meter über Meer erreicht. Rechts zieht der Pilatus vorbei, unten gleitet der Bürgenstock inmitten des Vierwaldstätter-See's vorüber und vor mir liegt wie eine Märchenlandschaft die schneebedeckte Gebirgskette. Ich fliege ziemlich nahe heran und drehe dann in östliche Richtung ab.

 

Die Luft ist so ruhig, dass sich das gut ausgetrimmte Flugzeug wie von alleine fliegt. Schnell packe ich meine Digitalkamera aus und knipse in alle Richtungen. Meistens bockt es zwischen den Bergen - und dann läuft gar nichts mit Fotogafieren.

 

Mir ist inzwischen etwas kühl und so ziehe ich den Heizungsgriff. Donnerwetter, das ist dann etwas anderes als mit dem alten Falken und seinem luftgekühlten Motor. Da war die Heizung fast nur eine Alibiübung. Der flüssigkeitsgekühlte Rotax gibt eine gleichmässige mollige Wärme ins Cockpit ab.

 

Ich kenne die ganze Gegend wie meine Hosentasche. Navigation nach Grossvaters Art. So fliege ich Richtung Kantons-Hauptort Schwyz und kurve um den südlichen Mythenstock herum, um dann langsam in das Tal nach Einsiedeln abzusinken. Schön in der Mitte bleiben - 1900 Meter, 1800 Meter, 1700 Meter - das reicht.

 

Kloster Einsiedeln, dahinter der Sihlsee und dann drehe ich nach Norden ab. Jetzt muss ich weiter bis auf mindestens 1350 Meter-Meer absinken und links von der Autobahn bleiben, um die TMA Zürich nicht zu tangieren. Ueber dem Hirzel aufgepasst - da gibt es oft Querverkehr. Am Albiskamm entlang brettere ich mit 150 Sachen Richtung Zürich. Links der Türler-See. Auch dort kreuzen oft andere Kleinflugzeuge - also wiederum aufpassen!

 

Ein Blick auf die Uhr - 13.45 h. In einer Viertelstunde muss ich im Birrfeld sein. Da wartet ein Kollege, der den Flieger übernehmen wird. Also keine Spirenzchen am Uetliberg sondern über der Felsenegg abdrehen und dann im Galopp zuerst hinüber zur Reuss und über dieser entlang nach Bremgarten.

 

Auf 123.55 melde ich meine bevorstehende Landung auf der Segelflug-Piste und schalte dann um auf die Segelflugfrequenz 119.82. Heute ist zwar kein Segelflugbetrieb - aber man kann ja nie wissen. Vielleicht kurvt da ja trotzdem jemand herum. Dann ist es nicht schlecht, wenn der erfährt, dass ich im gleichen Sektor unterwegs bin.

 

Das Lande-T zeigt mir, dass die 08 nach wie vor in Betrieb ist. Ich sinke auf 700 Meter über Meer, fliege vor bis fast zur Asphaltpiste und melde "Abkreisraum Segelflug". Dann Rechtskurve und mit 600 Meter in den Downwind.

 

Eindrehen in den Queranflug und dann in den Final. Die Strasse vorne ist hoch genug zu überfliegen - kein Problem. Weil das früher offenbar nicht jeder begriffen hatte, wurden zwischen Strasse und Piste kräftige Büsche gepflanzt, in denen jene hängenbleiben sollen, die es auch heute noch nicht begriffen haben.

 

Der Platz ist mehr als genügend gross, da muss man nicht auf den ersten Metern am Boden sein.

 

Wieder einmal leiste ich mir den besonderen Spass, auf dem schmalen asphaltierten Startstreifen Segelflug - so breit wie ein Feldweg - aufzusetzen. Schön die Mitte anpeilen, etwas mit dem Seitenruder arbeiten, langsam den Knüppel durchziehen und der Spornradflieger setzt sich brav und weich auf den Boden. Ganz wichtig: Anschliessend Knüppel voll durchziehen und halten - sonst könnte der Flieger anfangen, wie ein Känguruh zu springen. Mit dem Lehrer hatte ich da bei der Umschulung anfängliche Probleme. Aber Lehrer machen mich immer nervös - alleine gehts viel, viel besser!

 

Nun bremse ich leicht ab, wende auf dem Gras und rolle auf dem Asphaltstreifen bis zum Abstellplatz zurück, wo bereits mein Kollege auf seinen Flug wartet.

 

Dietwolf (Thermikus):008:

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