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Die Frauen und die Fallschirmseide.......


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Geschrieben

Heute möchte ich meine Exkursionen in die Luftfahrtgeschichte des zweiten Weltkrieges mit ungwöhnlichen Vorfällen, die wohl den wenigsten bekannt sein dürften, fortsetzen. Die entsprechenden Informationen hatte ich bereits vor langer Zeit aus mehreren voneinander unabhängigen und glaubwürdigen Quellen erhalten.

 

Mit dem zwischen 1939 und 1945 immer härter und brutaler werdenen Krieg an allen Fronten setzte zunehmender Mangel ein. Mangel an Rohstoffen, Mangel an Lebensmitteln und Mangel an den Dingen des täglichen Bedarfs. Auch Damen-Unterbekleidung fiel natürlich unter diese Mangelerscheinungen.

 

Frauen sind (normalerweise) stets bestrebt - ihr Auesseres möglichst attraktiv zu gestalten (was ja über Jahrtausende hinweg ganz natürlich war und auch heute noch ist). Das geht vom Lippenstift über Hautcrems und Essenzen, Schmuck etc. bis zur Kleidung - und Unterbekleidung.

 

In den Fallschirmfabriken der deutschen Luftwaffe waren während des Krieges tausende Frauen damit beschäftigt, den enormen Bedarf für die Besatzungen der Kampfflugzeuge (und teilweise auch für die deutsche Fallschirmtruppe) zu decken. Zur Verwendung kamen für die Fallschirmherstellung nicht hochfeste und leichte Kunststoffgewebe, wie das heute der Fall ist, sondern die wertvolle Fallschirmseide.

 

Dass sich diese Seide nicht nur für die Fallschirme eignete sondern auch zu Unterwäsche bester Qualität und Attraktivität verarbeiten liess, sprach sich schnell herum. Aber - die Fallschirmseide war ein sehr teurer und knapper Rohstoff, an den man als Normal-Sterbliche nicht herankommen konnte.

 

Vereinzelt konnten daher die Arbeiterinnen in den Fallschirmfabriken der Versuchung nicht widerstehen, sich Fallschirmseide auf illegale Weise zu besorgen und daraus ihre begehrte Unterwäsche zu fabrizieren. Sie stahlen daher aus den eingelagerten Fallschirmsäcken bereits fertig verpackte Schirme und stopften, damit die Diebstähle nicht aufflogen, Abfallmaterial in die Hüllen, die sie wieder normal verschlossen.

 

Die Folgen für jene Piloten, die unglücklicherweise einen solchen "Fallschirm" zugeteilt erhielten und damit während eines Luftkampfes absprangen, waren tödlich. Geschah dies über feindlichem Territorium, fiel das niemandem auf und wurde von der Gegenseite aus einleuchtenden Gründen auch nicht kommuniziert.

 

Erst als auch auf Reichsgebiet oder von besetztem Territorium tote Piloten mit ungeöffneten Fallschirmen geborgen wurden, kam man der Ursache rasch auf die Spur. Die Schuldigen in den Fallschirmfabriken wurden ermittelt und die beteiligten Arbeiterinnen zum Tode verurteilt und hingerichtet.

 

Dietwolf (Thermkus):003:

Geschrieben

Hallo Thermikus

 

An deiner Geschichte ist ja was dran, aber es gibt da ein ganz grosses ABER..

 

Als sich die Geschichte mit den wegen fehlenden oder fehlerhaften Fallschirmen zu Tode gestürzten deutschen Piloten nicht mehr geheimhalten liess (es waren nur wenige Fälle), drohte unter den Piloten selbst verständlicherweise ein offener Aufstand.

 

Allerdings waren die Hintergründe ziemlich anders, als du sie darstellst.

 

Wie viele andere Güter der deutschen Kriegswirtschaft wurden auch Fallschirme zu einem grossen Teil von Zwangsarbeiterinnen resp. KZ-Häftlingen hergestellt. Und diese hatten weiss Gott andere Probleme als der Wunsch nach Seidenunterwäsche. Jeder Fetzen Stoff, den sie sich „organisieren“ konnten, konnte über Leben oder Tod entscheiden, ich glaube nicht, dass ich hier die Lebensumstände in den Lagern schildern muss.

 

Die Probleme waren der Führung schon länger bekannt, sie wurden als „normale“ Sabotage eingestuft, wie sie überall vorkam, wo Zwangsarbeiter eingesetzt wurden. Dass die Ursache hier der pure Überlebenswille der Häftlinge war, war weiter nicht von Belang.

 

Logischerweise verlangten die beunruhigten Piloten Aufklärung, was die Führung unter Druck brachte. Hätten die Flieger nämlich erfahren, dass auch ihr letztes und wichtigstes Rettungssystem von KZ-Häftlingen hergestellt wurde, wäre wohl ziemlich viel Vertrauen verloren gegangen.

 

Also erfand die Führung die Geschichte mit der Damenunterwäsche (gut möglich, dass die eine oder andere "normale" Arbeiterin mal etwas Seide mitlaufen liess) ; einige deutsche Arbeiterinnen wurden verhaftet, vor den Volksgerichtshof gestellt und hingerichtet. Ob sie schuldig waren oder nicht interessierte in einem System, in dem das Recht schlichtweg abgeschafft war, eh' niemanden.

 

Belege, dass Zwangsarbeiterinnen und KZ-Häftlinge auch für die Herstellung von Fallschirmen eingesetzt wurden, finden sich z.B.

 

hier

http://www.layer-jung.de/schoeneweidegsr.htm

 

und hier

http://www.lextoday.de/Luftschiffbau_Zeppelin_GmbH_%5B5%5D

 

 

 

Gruss

 

Ruedi

Geschrieben

hallo,

 

die Bemühungen, auch geschichtliches zum Thema Fliegerei zu erörtern, ist sicherlich interessant. Ich denke aber, dass solche Berichte -wie dieser- keine repräsentaven Infos darstellen.

 

In widerwärtigen Kriegszeiten und damit verbundener Zwangsrekrutierungen sind/waren Sabotageakte üblich. Nicht nur Krieggefangene wurden unmenschlich ausgepresst, sondern ebenso die Bevölkerung. Auch meine Mutter wurde, wie andere Frauen auch, mit -sinnbildlich- "vorgehaltenem Galgen" zum Flakdienst und zum Munitionsherstellung gezwungen. Sonst gab es keine Brotrations-Marken. Somit traf sie das gleiche Schicksal, wie Millionen andere auf der Welt. Selbstverständlich wurde "organisiert", geklaut und sabotiert, um das eigene Überleben -so oder so- zu sichern. Den Menschen war dabei weniger klar, was die Folgen daraus für andere war. Und wenn, dann galt "die...oder ich", um zu überleben.

 

Das unter anderem auch vereinzelte Vorfälle - wie beschrieben - stattfanden, ist unbestritten. Jedoch sind die "Ausfälle" im Kriegtagebuch des Oberkommandos der Wehrmacht (vgl. Anlagen) als "unbedeutende" Einzelfälle vermerkt.

 

Wenn hier überhaupt der Wunsch nach Aufklärung auch zur fliegenden Kriegvergangenheit besteht, dann gäbe es sicherlich viele andere Themen.

 

Bedingt durch meinen verstorbenen Vater (er war Jagdflieger) liegen mir Unmengen an Literatur und Detailsammlungen vor. Gerade deshalb denke ich, die Auswahl -falls überhaupt opportun- auf Dinge zu konzentrieren, die anschaulichere Entwicklungen, damalige Technik oder Flugzeughändling erörtern

 

Gruß Peter

Geschrieben

Nun Ruedi, es dürften beide Varianten zutreffen. Trotz akuter Lebensgefahr für die in der Rüstungsproduktion eingesetzten KZ-Häflinge und Fremdarbeiter war direkte oder indirekte Sabotage allgegenwärtig. Auch das Abzweigen von Material aus purem Ueberlebenstrieb kam relativ häufig vor.

 

Sehe Dir doch einmal an, mit welcher Habgier selbst in unserer heutigen Wohlstandsgesellschaft ohne Not betrogen, gestohlen und geraubt wird. Da kann man wohl davon ausgehen, dass die Seidenbeschaffung unter Inkaufnahme von toten eigenen Piloten nicht nur Sabotageaktionen und Ueberlebensstrategien von Zwangsarbeiterinnen waren.

 

Ich habe doch in meiner Jugendzeit gar manche deutschen "Fräuleins" im Umgang mit den Ami-Besatzern beobachten können. Die haben doch für ein paar Nylonstrümpfe, Zigaretten oder Parfums so ziemlich alles gemacht. Es war schon immer so: Wo der Profit anfängt, hört die Moral meistens auf.

 

Wir werden also bei den Hintergründen für die geklaute Fallschirmseide wohl beide recht haben.

 

Gruss - Dietwolf (Thermikus):001:

Geschrieben

Egal wer recht hat, jedenfalls verhindert nur das Wort "Fallschirmseide", dass dieses Thema in den Off Topic wandert ;)

 

Gruss

 

Wilko

Geschrieben
Egal wer recht hat, jedenfalls verhindert nur das Wort "Fallschirmseide", dass dieses Thema in den Off Topic wandert ;)

 

Gruss

 

Wilko

 

 

Nun ja - ich bin der Meinung, dass am Aviatik-Stammtisch, wo es nicht um eng abgegrenzte Luftfahrtthemen geht, dieses Thema sehr wohl seinen Platz hat. Wenn ich mich vorübergehend auf Geschichtliches aus der Zeit des zweiten Weltkrieges konzentriere, dann ist es meiner Meinung nach doch interessant, für die breite Masse völlig unbekannte Facetten des Luftkrieges (und dazu gehört auch die Sache mit der Seidenbeschaffung aus der Fallschirmproduktion) darzustellen.

 

Ich habe die Endphase des zweiten Weltkrieges (insbesondere den Luftkrieg) im Kindesalter noch sehr bewusst erlebt und auch durchaus Verständnis dafür, dass ein Schweizer und noch dazu ein jüngerer, nicht das gleiche Interesse hierfür aufbringen wird wie ich als Deutscher und speziell in meinem Alterskategorie. Auch mich werden die Schlachten von Sempach und Moorgarten nicht so intensiv beschäftigen, wie das für einen Schweizer Schüler z.B. opportun ist.

 

Wir sind hier im Forum jedoch international vertreten und anhand verschiedener Reaktionen muss ich annehmen, dass das Interesse an den geschichtlichen Ereignissen des zweiten Weltkrieges auch heute noch sehr ausgeprägt ist. Dies umso mehr, als jetzt eine Fülle an Informationen vorliegt, die in der jüngeren Nachkriegszeit verschüttet und auch mir perönlich unbekannt waren.

 

Ich glaube, aus diesem Sichtwinkel lässt sich mein Thema am Aviatik-Stammtsich schon rechtfertigen und akzeptieren.

 

Dietwolf (Thermikus):002:

Geschrieben

Ich möchte an dieser Stelle mal sagen, dass ich Dietwolfs Geschichtsbeiträge, egal ob sie der r

Realität entsprechen oder nicht, immer mit grossem Interesse lese.

 

An dieser Stelle daher ein herzliches Dankeschön!

Geschrieben
Ich möchte an dieser Stelle mal sagen, dass ich Dietwolfs Geschichtsbeiträge, egal ob sie der r

Realität entsprechen oder nicht, immer mit grossem Interesse lese.

 

An dieser Stelle daher ein herzliches Dankeschön!

 

 

 

Danke auch Dir Lukas für dieses Kompliment. Du darfst davon ausgehen, dass ich meine Beiträge sehr sorgfältig recheriere und immer mit verschiedenen Quellen abgleiche. Trotzdem bin ich nicht unfehlbar und es ist damit durchaus möglich, dass auch meine Beiträge einmal Ungereimtheiten enthalten. Um solche auszuräumen - dazu bin ich hier im Forum.

 

Noch einen schönen Gruss!

 

Dietwolf (Thermikus):008:

Johannes Müller
Geschrieben

Psst, Dietwolf: Am 11./12. November ist in Hergiswil das "FlightSim-Wochenende". Ich weiss, das ist nicht unbedingt das gleiche wie deine interessanten Geschichten hier .... aber du triffst dort auf einige der Leute aus dem Forum hier - und, falls du willst, musst du dich nicht einmal zu erkennen geben :D

 

Gruss + bis dann

Johannes

Geschrieben
Ich denke aber, dass solche Berichte -wie dieser- keine repräsentaven Infos darstellen. (...)

Wenn hier überhaupt der Wunsch nach Aufklärung auch zur fliegenden Kriegvergangenheit besteht, dann gäbe es sicherlich viele andere Themen.

Peter, was meinst Du, aber ad 1) hier gibts noch ganz andere Berichte ohne repräsentative Infos und ad 2) noch Vieles mehr wird hier (wo sonst?) ungefragt eingestellt. Lassen wir doch die freie Meinungsäusserungsfreiheit kombiniert mit GMV und den Forenregeln :D walten und wer nicht mag, zappt weg.

 

Meine zwei Fadenröllchen...

Geschrieben
Psst' date=' Dietwolf: Am 11./12. November ist in Hergiswil das "FlightSim-Wochenende". Ich weiss, das ist nicht unbedingt das gleiche wie deine interessanten Geschichten hier .... aber du triffst dort auf einige der Leute aus dem Forum hier - und, falls du willst, musst du dich nicht einmal zu erkennen geben :D[/size']

 

Gruss + bis dann

Johannes

 

 

Herzlichen Dank, Johannes, für die Einladung. Habt Ihr ein solches Meeting nicht einmal im näheren Umkreis von Zürich? Hergiswil ist für mich etwas weit vom Schuss. Die Wochenenden sind immer mit allerlei Verpflichtungen angefüllt und Fliegen will man ja auch immer wieder einmal. Wenn ich Gelegenheit habe, werde ich mal vorbeisehen. Inzwischen hat sich die Stimmung hier im Forum wieder sehr beruhigt - da kann man sich schon einmal unter die Leute wagen - ohne die Gefahr, gleich gefressen zu werden..............

 

Noch einen geruhsamen Abend!

 

Dietwolf (Thermikus):D

Geschrieben
Herzlichen Dank, Johannes, für die Einladung. Habt Ihr ein solches Meeting nicht einmal im näheren Umkreis von Zürich? Hergiswil ist für mich etwas weit vom Schuss. Die Wochenenden sind immer mit allerlei Verpflichtungen angefüllt und Fliegen will man ja auch immer wieder einmal. Wenn ich Gelegenheit habe, werde ich mal vorbeisehen. Inzwischen hat sich die Stimmung hier im Forum wieder sehr beruhigt - da kann man sich schon einmal unter die Leute wagen - ohne die Gefahr, gleich gefressen zu werden..............

 

Noch einen geruhsamen Abend!

 

Dietwolf (Thermikus):D

Hallo Dietwolf,

Die SBB bringt Dich in 1:07h (6min Verspätung bereits eingerechnet :005: :D ) nach HGW - wenn das nicht ums Eck ist? Kleiner als "Schweiz" geht ja fast nimmer :D Ausserdem ist am 11.11. gar kein Flugwetter.

Und noch was: Gefressen wird man nur, wenn man wie eine Beute aussieht! :005:

Auch von mir einen geruhsamen Abend, und möglichst einen Satz Seidenwäsche für alle!

Geschrieben
Hallo Dietwolf,

Die SBB bringt Dich in 1:07h (6min Verspätung bereits eingerechnet :005: :D ) nach HGW - wenn das nicht ums Eck ist? Kleiner als "Schweiz" geht ja fast nimmer :D Ausserdem ist am 11.11. gar kein Flugwetter.

Und noch was: Gefressen wird man nur, wenn man wie eine Beute aussieht! :005:

Auch von mir einen geruhsamen Abend, und möglichst einen Satz Seidenwäsche für alle!

 

 

Mirko, mit dem Nicht-Flugwetter wäre ich mir da gar nicht so sicher. Im November habe ich in den vergangenen Jahren schon die tollsten Flüge absolviert. Leichte Föhnstimmung - glasklare Sicht und dazu (noch) nicht saukalt.

 

Und betreffend des Aussehens nach Beute: Fett bin ich nicht - aber auch nicht unterernährt. Vorsicht ist daher immer noch die Mutter der Prozellanfabrik........

 

Was die Seidenwäsche anbetrifft: Wir sind ja nicht von der anderen Feldpostnummer und haben's lieber in Wolle. Dene Empfehlung reiche ich an unsere weiblichen Forumleserinnen weiter - von denen sich bisher noch keine zu diesem Thema zu Wort gemeldet hat!

 

Gruss - Dietwolf (Thermikus):D :D :D

Geschrieben
Peter, was meinst Du, aber ad 1) hier gibts noch ganz andere Berichte ohne repräsentative Infos und ad 2) noch Vieles mehr wird hier (wo sonst?) ungefragt eingestellt. Lassen wir doch die freie Meinungsäusserungsfreiheit kombiniert mit GMV und den Forenregeln :D walten und wer nicht mag, zappt weg.

 

Meine zwei Fadenröllchen...

 

 

hallo Mirko,

 

selbstverständlich läuft hier doch eine freie Meinungsäußerung!! Und, selbstverständlich beteilige auch mich daran, nämlich z.B. bei den World War 2 (WW2) Themen durch ergänzende Infos, soweit machbar oder vorhanden.

 

Insofern gibt es m.M. nach diebezügliche keine Probleme. Ich meinte lediglich, das es sich um ein sehr expansives Thema handelt. Welches ggf. aber auch sensibel zu behandeln ist und -soweit Interesse besteht- auch ausgeweitet werden kann.

 

Gruß Peter

Geschrieben

Fallschirmseide für Kleidung kommt auch in dem netten (Kinder)Buch "Yu Lan - Der fliegende Junge aus China" von Pearl S. Buck vor.

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