Phil Geschrieben 1. November 2006 Geschrieben 1. November 2006 Hallo zusammen, Seit langem beschäftigt mich eine Frage, die die Experten hier sicher beantworten können: Wie entstehen eigentlich die Preise für Flugtickets? Welche Faktoren spielen da eine Rolle? Ausserdem interessiert mich, weshalb Onewayflüge, besonders in die USA oftmals gar nicht günstiger, manchmal sogar teurer, als Returnflüge sind. Ich frage mich auch, wieso man für einen Flug über einen Hub mit Zubringerflug manchmal gar nicht mehr bezahlt als für einen Direktflug vom Hub zur Zieldestination. Hoffe, jemand kann mich aufklären... Liebe Grüsse, Phil Zitieren
Volume Geschrieben 1. November 2006 Geschrieben 1. November 2006 Wie entstehen eigentlich die Preise für Flugtickets? Das sind reine strategische Marktpreise. Mit den tatsächlich anfallenden Kosten für den Flug, hat der Ticketpreis am allerwenigsten zu tun. Ich bin seit ein paar Jahren Vielflieger, und was ich dabei so alles an Ticketpreisen kennengelernt habe, kann man bestenfalls als lächerlich bezeichnen. Der Begriff kriminell dürfte auch nicht wirklich falsch dafür sein. Überall da, wo große Nachfrage besteht (Insbesondere bei den Geschäftsfliegern, die Montag irgendwohin, und Freitag zurückwollen) werden Phantasiepreise genommen, um genug Geld zu haben die weniger atraktiven Tickets mit Dumpingpreisen loszuschlagen. Besser man legt etwas Geld drauf, aber jagt der Konkurrenz (äh, politisch Korrekt glaube ich "dem Mitbewerber") Kunden ab. Der Preisunterschied für einen praktisch identischen Flug (Gleicher Start- und Zielpunkt, weniger als 15 Minuten Unterschied bei Abflug und Ankunft, beides voll erstattbare/voll umbuchbare Tickets, vergleichbarer Bordservice, mindestens vergleichbarer Komfort, nur unteschiedlicher Carrier und Umsteigeflughafen) kann 2500.- zu 75.- Euro betragen. Der eine Preis ist dabei genauso lächerlich, wie der andere. Fair würde er wohl so um die 1000.- kosten müssen. Der Preisunterschied für einen identischen Flug, lediglich mit 5 Minuten Abstand gebucht ergab für mich einen Preis von 2700.-, für meinen mitreisenden Kollegen einen Preis von 4800.- Euro. Ich hatte halt den letzten Flug aus dem "Business-Special"-Kontingent bekommen. Suzusagen ein willkürlicher Frühbucherrabatt für die ersten 5 Businesspassagiere auf dem Flug. Die Werbewirkung ist Null, den die entsprechende Info habe ich auf keiner Homepage gefunden. Es ist ausserdem z.B. fast immer billiger, 4 strategisch günstige Tickets zu kaufen und 2 verfallen zu lassen, als genau für den Tag 2 Tickets zu kaufen, wo man sie braucht. (will man Montag von A nach B und Freitag zrück, bucht man einmal Montag A-B und den übernächsten Sonntag B-A, dann noch Freitag B-A und den übernächsten Samstag A-B. Beide Returntickets kosten zusammen deutlich weniger, als das benötigte eine Returnticket. Und wenn man Lust hat, kann man am übernächsten Wochenende noch einen kostenlosen Kurzurlaub machen, wenn nicht schmeißt man es halt weg) Genauso ist es meist billiger, vor den gewünschen Flug noch ein Leg aus einem Land, das nicht die Heimat des Carriers ist vorzuschalten, das senkt den Preis oft weit mehr, als der vorgeschaltete Billigflug ins Ausland zum Erreichen des Zusatzlegs kostet. Auch Strecken, die von mehreren Carriern bedient werden, sind deutlich billiger als "Monopolstrecken". Da kann selbst beim selben Carrier die Wahl eines anderen Umsteigeflughafens, bzw. die getrennte Ticketausstellung für die einzelnen Legs 50% sparen. Die Diskussion hatten wir so, oder so ähnlich schon ein paarmal hier im Forum. Gruß Ralf Zitieren
Hunter58 Geschrieben 1. November 2006 Geschrieben 1. November 2006 Der langen Reede kurzer Sinn: Ticketpreise werden (ausser in Gegenden wo die alten Regularien noch angewendet werden) ausschliesslich vom Markt bestimmt. Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis. Das ist weder kriminell noch lächerlich. Ein one-way wird immer teurer sein als der Retourflug, denn der Retourflug garantiert den verkauften Sitz während auf dem one-way das relativ grosse Risiko besteht dass der Retoursitz nicht verkauft werden kann. Zitieren
Volume Geschrieben 2. November 2006 Geschrieben 2. November 2006 Ein one-way wird immer teurer sein als der Retourflug, denn der Retourflug garantiert den verkauften Sitz während auf dem one-way das relativ grosse Risiko besteht dass der Retoursitz nicht verkauft werden kann. Soweit nachvollziehbar. Warum zwingen Airlines dann aber ihre Benutzer dazu, "Über-Kreuz-Tickets" zu kaufen, bei denen garantiert 50% der Retoursitze zwar verkauft, aber nicht benutzt werden. Warum spare ich Geld, wenn ich leere Sitze kaufe ? Und bei den Billigairlines ist es eigentlich umgekehrt, wirklich gute Schnäppchen gibt es nur one way. Auf dem Rückflug wird dann zugelangt. Denn (oh Wunder), der teuerst mögliche Rückflug zu einem echten Schnäppchen-Angebot ist immer der Termin, der am besten zum Schnäppchen passt. Glücklich, wer auf Routen unterwegs ist, die von zwei Billigcarriern bedient werden. Dann kann man nämlich tatsächlich die Schnäppchen nutzen, und muß nicht die dazugehörigen Geld-mach-Rückflüge nutzen. Natürlich ist in der ganzen "Geiz ist geil"-Denkweise der Wurm drin, wer glaubt, er könne auf Dauer immer nur unter dem tatsächlichen Flugpreis fliegen, der hat die Marktwirtschaft nicht verstanden. Irgendwo holen sich auch die Billigairlines ihr Geld her (hatten wir ja schon einen sehr informativen Beitrag zu). Dabei ist es egal, ob das Geld über Rabatte bei den Flugzeugherstellern, über Devisengeschäfte, über Steuerhinterziehung oder über Konkursbetrug (nee, das Wort ist zu böse, also sagen wir besser "nicht ungelegenen Konkurs") gemacht werden, am Ende zahlen wir doch alle den realen Ticketpreis, nur eben über unsere Beiträge zur Arbeitslosenversicherung (für die entlassenen Airlineangehörigen), über unsere Kreditzinsen (die auch die Ausfallrisiken der Finanzjongleure abdecken), über unsere Steuern (die die Steuerausfälle durch dubiose steuergünsige Drittstaatenleasings ausgleichen), über die erhöhten Landegühren die ich als Privatpilot zahlern muß (während Ryanair die Flughäfen kostenlos anfliegen darf, z.B. Hahn) oder über unsere niedrigen Löhne (weil die Hersteller die Flugzeuge unter Preis abgeben müssen). Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis Das ist eigentlich zwangsweise in der Luftfahrt komplizierter. Eine Route auf der ich wegen großer Nachfrage die Flugzeuge immer voll bekomme, kann ich besonders billig anbieten. Eine Route auf der ich wegen geringer Nachfrage mit halbvollen Maschinen fliege, muß ich besonders teuer anbieten. Deshalb ist es je nach Lust und Laune der Airlines manchmal besonders billig, auf einer "Rennstrecke" zu fliegen (gute Auslastung = geringe Kosten = geringer Preis), manchmal aber auch besonders teuer (gute Auslastung = geringes Risiko daß ein Sitzplatz leer bleibt wenn ein Kunde zur Konkurrenz wechselt = utopische Preise = gute Gewinne für die Airline) Es hängt also ausschließlich an der Airlinepolitik, ob ich Kostenvorteile aus der guten Auslastung an die Kunden weitergebe, oder die große Nachfrage zur Abzocke nutze. Zitieren
bleuair Geschrieben 2. November 2006 Geschrieben 2. November 2006 Das ist eigentlich zwangsweise in der Luftfahrt komplizierter. Eine Route auf der ich wegen großer Nachfrage die Flugzeuge immer voll bekomme, kann ich besonders billig anbieten. Eine Route auf der ich wegen geringer Nachfrage mit halbvollen Maschinen fliege, muß ich besonders teuer anbieten. Deshalb ist es je nach Lust und Laune der Airlines manchmal besonders billig, auf einer "Rennstrecke" zu fliegen (gute Auslastung = geringe Kosten = geringer Preis), manchmal aber auch besonders teuer (gute Auslastung = geringes Risiko daß ein Sitzplatz leer bleibt wenn ein Kunde zur Konkurrenz wechselt = utopische Preise = gute Gewinne für die Airline)Es hängt also ausschließlich an der Airlinepolitik, ob ich Kostenvorteile aus der guten Auslastung an die Kunden weitergebe, oder die große Nachfrage zur Abzocke nutze. Preise, ein tolles Thema. Und in der Tat hier kompliziert, weil wohl keine zwei Paxe im Jumbo gleich viel bezahlt haben (ausser sie buchten zusammen). Aber: Es macht für ein gewinnorientiertes Unternehmen keinen Sinn, Rennstrecken besonders billig anzubieten. Nur gerade so teuer, dass man die Zahlungsbereitschaft von etwas mehr Paxen unterbietet als im Flieger Platz haben. Die Gleichung (gute Auslastung = geringe Kosten = geringer Preis) stimmt nicht, weil die Kosten des Fliegers immer gleich bleiben (auch pro Sitz). Jene Plätze mit schwacher Nachfrage können so attraktiver verkauft werden, hauptsächlich, damit wenigstens der Deckungsbeitrag des Fliegers gedeckt ist. Natürlich stimmt die Aussage von Ralf, dass ein marketingstrategischer Faktor pro Strecke hinzukommt, trotzdem. Aber das ist nur ein zusätzliches Element zur Angebots/Nachfrage-Problematik. Ach ja und was mir zum Thema schon lange im Kopf umetroolet: was ich dabei so alles an Ticketpreisen kennengelernt habe Vielleicht liegts ja an Dir :D :005: :cool: ;) Zitieren
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