Thermikus Geschrieben 10. Oktober 2006 Autor Teilen Geschrieben 10. Oktober 2006 Man merkt, Dietwolf fliegt nur Kurzstrecke mit dem Sim...oder dreht den Zeitraffer rauf - sonst hätte er noch gesagt, das man sich getrost über Nacht aufs Ohr hauen kann, während der Jumbo richtung Asien rauscht... :005: :) Stimmt! Ich würde sagen, ich fliege Langstrecken mit Unterbrüchen. Das Interessante an der Simulator-Fliegerei ist ja das ganze Prozedere der Starts und der Landungen auf den verschiedensten Flughäfen. Den Reiseflug macht der Autopilot alleine. Also bin ich z.B. mit dem Lear-Jet von Zürich nach Korsika geflogen und dann in Sprüngen von 1 1/2 bis 2 Stunden die nordafrikanische Küste entlang über Westafrika nach Südafrika. Anschliessend die ostafrikanische Küste herunter mit einem Abstecher nach Madagaskar. Zurück gings über Mombasa, Dschidda, Sharm el Sheik, Kairo, Kreta, Italien wieder nach Zürich. Das habe ich in ca. einer Woche abgespult - jeden Abend einer oder mehrere Streckenabschnitte. War wirklich ein virtuelles Erlebnis! Gelegentlich versuche ich mich auch an einem Helikopter. Mit dem kleinen Robison-Heli geht das ja noch ganz leidlich - aber mit dem Jet-Ranger falle ich sofort nach dem Abheben regelmässig auf die Nase. Gruss - Dietwolf (Themikus):002: Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Tomy Geschrieben 10. Oktober 2006 Teilen Geschrieben 10. Oktober 2006 Mit den grossen Fliegern durfte ich die oberen Lufträume kennenlernen, durfte Weitblicke erleben und unvergessliche Momente geniessen. Dazu gehörte mit Sicherheit der Aufenthalt im 747-Cockpit der Swissair, über dem goldenen Bahrain, unter sternenklarem Nachthimmel, hoch über dem persischen Golf, wo die Bohrtürme ihr Gas helleuchtend abfackelten und Schiffe, im Mondlicht schimmernde Spuren hinter sich herzogen. Dann der Checkerboard-Anflug in Kai Tak, der Flug über die maledivische Inselwelt und die Umrundung des Zuckerhutes in Rio. Dies nur ein paar Beispiele. Viele weitere folgten auf unzähligen Flügen auf dem Jumpseat.Doch trotz aller Freude gab es auch tragische und traurige Momente. Ich musste mitansehen, wie Flugzeuge abstürzten, ich verlor Freunde und Bekannte, ich erlebte das Auf und Ab in der ganzen Flugbranche, das vom Niedergang der Swissair gekrönt wurde. Nie werde ich vergessen, als der definitiv allerletzte Flug unter SR-Nummer (nicht diese offizielle Presseveranstaltung am selben Tag), eine herrliche MD-11, von mir betankt und gecheckt und dann auf Strecke geschickt wurde. ........... Ich bin der Typ, der im Flieger immer einen Gangplatz wünscht, ich stehe halt gerne mal auf und laufe etwas herum. Wenn ein Flug länger als fünf Stunden dauert, dann wünsche ich mir jedoch auch eine baldige Landung, denn dann spüre ich meinen Hintern schon schmerzhaft und wenn mir dann der Film nicht gefällt, überfällt mich Langeweile, da ich im Flugzeug nicht schlafen kann und mit Cockpitbesuch ja auch nix mehr ist. Wie auch immer, die Fliegerei, intensiv erlebt, kann einem schon abstumpfen und die Euphorie abklingen lassen. Und wer nun behaupten mag, ich sei in dem Fall nie mit Herz und Seele dabei gewesen, der ist ein frecher Lügner, der mich nie richtig kennengelernt hat. Ich kann also jedem nur empfehlen, das Fliegen, auf welche Art auch immer, zu geniessen und sich daran zu erfreuen. Aber auch Verständnis und Toleranz für denjenigen aufzubringen, der nicht dasselbe Interesse teilt, oder auch nicht in dem Masse, wie man selber. Fliegen heisst leben, but live is changing ;) In dem Sinne höre ich jetzt auf, das Thema vollzuschreiben :D Gute Nacht allerseits. Gruss Wilko Wilko, diese Worte könnten von mir sein! Ich sehe die Bilder aus dem 747 Cockpit immer noch vor meinem Geistigen Auge, wie wenn es gestern gewesen wäre! ;) Aber auch bei mir ist es so, dass aus dem Fensterplatz-Fan der Gangplatz-Bevorzuger geworden ist. Ich fliege immer noch gern, und geniesse die Sonnenaufgänge nach einem langen Nachtflug mit wenig Schlaf immer noch. Kann aber auch die immer mehr verstehen, die die Reise im Flugzeug auf die gleiche Stufe wie die Fahrt im Bus ins Büro setzen....... Es ist wohl so, dass wir Menschen immer mehr "abstumpfen" für solche Dinge. Meine Tochter hat mir heute Morgen auf dem Weg zur KiTa etwas die Augen dafür geöffnet, als sie fast fünf Minuten stehenblieb und den hell leuchtenden Mond anschaute um mir dann zu sagen "Gäll Papi, der Mond isch hüt wieder bsunders schön!"....... Manchmal müssen wir Erwachsenen uns wohl die kindliche Freude am scheinbar alltäglichen bewahren... Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Thermikus Geschrieben 10. Oktober 2006 Autor Teilen Geschrieben 10. Oktober 2006 Meinen romantischten Flug - es war zugleich mein erster Langstreckenflug - erlebte ich am 24. Dezember 1971, also am Weihnachtsabend. Mit einer Boeing 707 der South African Airways starteten wir gegen Abend von Zürich mit Zwischenlandung in Lissabon. Dann führte der Flug an der Westküste Afrika's entlang mit einem Zwischenstop auf Ilha do Sal (Kapverdische Inseln). Wegen der damals in Südafrika paktizierten Rassentrennung durfte die südafrikanische Gesellschaft den afrikanischen Kontinent nicht überfliegen und musste über der offenen See sozusagen um Afrika herumfliegen. Nächste Zwischenlandung war dann in Salesbury (ehemals Rhodesien). Dann ging es weiter zur Enddestination Johannesburg. Nach einem ausgedehnten und vorzüglichen Weihnachtsmahl kamen wir auf die Schnapsidee, in der nur halb besetzten Boeing echte Weihnachtsstimmung zu verbreiten: Wir klappten die Esstablette herunter, und stellten einige brennende Kerzen auf. Ich kann es heute noch nicht fassen, dass uns die Flugbegleiterinnen nicht gleich mit dem Feuerlöscher eingeschäumt hatten. Ihre kritischen Blicke kann ich heute jedoch nachvollziehen. Nach einem feinen Abschlussdrink schnappte ich mir eine freie Dreier-Sitzreihe, stapelte am Fenster zwei Kissen aufeinander, zog die Schuhe aus und streckte mich der Länge nach hin. Neben dem wundervollen Sternenhimmel war aus dem nun abgedunkelten Flieger nur das monoton rot blinkende ACL, das sich auf den Tragflächen spiegelte, zu sehen. Das gleichmässige Triebwerkgeräusch liess mich bald darauf wie ein Murmeltier schlafen. Geweckt wurde ich durch die plötzlich wieder eingeschaltete Kabinenbeleuchtung und die Ansage der Flugbegleiterin. Zwischenlandung auf Ilha do Sal. Damals hatte ich keine Ahnung, wo das war. Es klang geheimnisvoll und als wir nach der Landung auf dem Vorfeld standen, sah es auch so aus. Stockdunkel - nahezu keine Lichter - nur die blauen Begrenzungslampen der Rollwege. Tropisch feuchte Wärme statt winterlicher Kälte zuhause. Nach kurzem Auftanken ging es erneut in die Nacht über See hinaus. Weiterschlafen, bis mich das Morgenrot weckte. Augenreiben, räkeln und vor der über den Horizont aufsteigenden Sonne das Frühstück mit duftendem Kaffee geniessen. Rund zehntausend Meter tiefer kam die afrikanische Küste in Sicht, die wir mit dem vorläufigen Ziel Salesbury überflogen. Landung in Rhodesien - Golfplatzatmosphäre (damals noch). Weiss gekleidete englischsprachige Müssiggänger und ihre dunkelhäutigen Knechte. Irgendwie peinlich. Dann Weiterflug nach Johannesburg - seinerzeit eine Hochburg der Rassentrennung. Landschaftlich ein wunderschönes Stück Erde - tolles Klima - aber ein beschämendes Wohlstandsgefälle und ein ebensolches politisches System. Trotzdem, die Romantik dieses ersten interkontinentalen Fluges in ein damals fernes und fremdes Land löst auch heute immer noch nostalgische Erinnerungen aus. Dietwolf (Thermikus);) Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
DD 340-600 Geschrieben 10. Oktober 2006 Teilen Geschrieben 10. Oktober 2006 Bitte mehr solcher schon fast antik anmutenden Geschichten wie Dietwolf sie oben verfasst....... einfach wunderschön zu lesen für einen jungen Schnösel wie mich, der nur die "moderne" Luftfahrt kennt! ;) Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
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