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5 Jahre...


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Geschrieben

Hallo zusammen,

 

Nun ja, kaum einer wirds nicht mitbekommen haben, was gestern (2.Oktober) für ein Jahrestag war. Ich persönlich trauere heute noch Crossair und Swissair (alphabetische Reihenfolge :005: ) nach. Für mich war Crossair auf Kurzstrecke Nummer eins, und für für Mittel- / Langstrecke klar Swissair. Es war doch immer wieder was schönes in Singapur, Hong Kong, LAX, ... in ein Flugzeug einzusteigen mit einem Schweizerkreuz hinten drauf und mit einem "Grüezi" begrüsst zu werden. Ja, ich weiss, Swiss hat auch ein Schweizerkreuz, und das "Grüezi" existiert auch heute noch, dennoch ist es für mich persönlich nicht das selbe.

 

Und nein, ich will hier keine Diskussion anzetteln welche von beiden Airlines/Crewmitgliedern/... die besseren waren. Denn dies ist leider das einzigste was uns bis heute verfolgt. Der ewige Kampf zwischen den zwei Parteien.

 

Nach dem ich mir den 2. Teil des DOK-Films reingezogen hab, ging ich mal tief, tief in die Urzeiten des Flightforums graben. Und ich habe ein paar sehr interessante Postings angetroffen.

 

Das folgende Beispiel zeigt doch sehr deutlich, wie die Öffentlichkeit und sogar die Mitarbeiter sich an der Nase herum führen liess. Markus B., es ist absolut nicht gegen Dich gerichtet, aber eines Deiner Postings von damals ist meiner Meinung nach einfach ein Paradebeispiel - Lest selbst (der 196. Thread des Flightforums):

http://flightforum.ch/forum/showthread.php?t=196

 

Ist es nicht erschreckend (im Nachhinein) zu sehen wie verblendet man wurde? Wohlgemerkt, dies war weniger als ein Jahr vor dem Grounding.

 

Nun gut, fasziniert von dieser "Verblendung" ging ich weiter auf die Suche, denn bekanntlichermassen drang von diesem Zeitpunkt an immer mehr an die Öffentlichkeit. Ich stiess auf ein Posting von Martin Wipf, datiert 1. Juli 2001:

http://flightforum.ch/forum/showthread.php?t=571

 

Dennoch, selbst im Juli ging man mehrheitlich davon aus, dass die Swissair es schaffen könnte/würde wenn man sofort einlenkt. Zum jetzigen Zeitpunkt, kann man wohl eher davon ausgehen, dass es im Juli wahrscheinlich auch schon zu spät gewesen wäre. Eigentlich fehlte in diesem Thread eigentlich nur noch je eine Antwort von Markus Bächli, Markus Burkhardt und OldChris - dann wären die "Ur-Väter" vom Flightforum wohl komplett (jaja, ich weiss, es gibt noch andere :005: )

 

Nun gut, Zeitsprung - Wir befinden uns Ende September - Mittlerweile wissen wir, das war wenige Tage vor dem Grounding. Die Diskussion entsteht über gekündigte Versicherungen.

http://flightforum.ch/forum/showthread.php?t=789

 

Obwohl es schwer vorstellbar ist (aus dem jetzigen Betrachtungswinkel), nahm man nach wie vor das unmittelbar bevorstehende "Aus" noch nicht richtig war.

 

 

Springen wir mal unmittelbar vors Grounding: Es ist Montag, 01. Oktober 2001 - 10:36 - Unser Heissgeliebter Blick titelt "Crossair übernimmt Swissair!". Dies geht natürlich nicht spurlos am Flightforum vorbei:

http://flightforum.ch/forum/showthread.php?t=810

 

Selbst zu diesem Zeitpunkt, liegt eine Mischung zwischen "Die Tatsachen ignorieren", "Nicht wahr haben wollen", entsetzen, (und noch viele andere Gefühle/Gedanken) durch die Köpfe. So langsam wirds allen bewusst was abgeht.

 

Was danach kommt, wissen wir ja. Obwohl es noch viele andere postings zu diesem Thema gibt, höre ich jetzt auf zu zitieren.

 

Nun, was hat das ganze für mich heute für eine Bedeutung? Der DOK-Film, vielen kleineren Geschichten die man so hört und liest von Betroffenen und nicht zuletzt die "Zeitreise" durchs Flightforum, zeigten mir 5 Jahre danach abermal auf, dass viele kleine Puzzleteile die man sich so durch die Jahre zurecht geschnitten hat, vielleicht doch nicht ganz so waren. Viele Dinge die man aus heutiger sicht als "klar" oder "das hätte man doch sehen müssen" abstempelt, waren vielleicht doch nicht ganz so. Auch die "Buh-Männer" haben sich etwas verschoben, so gestehe ich mir heute selbst ein, die Banken vielleicht einwenig zu fest als "Buh-Männer" hingestellt zu haben. Aus einem etwas neutraleren Standpunkt gesehen ist ja eine Bank auch nur eine normale Firma, so kann man doch diverse Schritte welche man den Banken angelastet hat, heute etwas besser nachvollziehen.

 

Aber was sich bis heute nicht verändert hat, meine Wut auf den VR der ehemaligen SAirGroup.

 

Vielleicht sollten die zwei "Streit-Parteien" ihr Kriegsbeil mal vergraben, den aviatischen Rösti-Graben zuschaufeln und ein wenig aufeinander zugehen, um dann gemeinsam in die Zukunft zu schauen dass "Swiss" richtig auf Kurs kommt (und vielleicht eines Tages dies sein wird, was Crossair und Swissair einmal für uns waren).

 

Meine 25-cent dazu...

 

Aber einen Gefallen könnten die Folgeposter mir tun, lasst wenigstens bei diesem einen Thread in dem Crossair, Swiss und Swissair in einem Beitrag vorkommen die Konflikte untereinander beiseite.

Geschrieben

Hallo VH-ELL

 

Danke für den Beitrag. Ich kann bei vielem nur beipflichten. Es ist auch interessant, Statements von damals in der heutigen Zeit und dem heutigen Wissen zu lesen...

 

Es besteht kein Zweifel, dass die SR wegen einer verfehlten Expansions-Strategie ins Verderben geritten wurde. Zu Deinem folgendem Statement:

Auch die "Buh-Männer" haben sich etwas verschoben, so gestehe ich mir heute selbst ein, die Banken vielleicht einwenig zu fest als "Buh-Männer" hingestellt zu haben. Aus einem etwas neutraleren Standpunkt gesehen ist ja eine Bank auch nur eine normale Firma, so kann man doch diverse Schritte welche man den Banken angelastet hat, heute etwas besser nachvollziehen.

allerdings ein paar Gedanken:

 

Selbstverständlich muss auch eine Bank nach wirtschaftlichen Grundsätzen handeln. Nichtsdestotrotz war eine Schweizer Grossbank innert 36h bereit, dreistellige Millionenbeträge in eine Regional-Fluggesellschaft zu investieren, weigerte sich aber ultimativ zusätzlich 62,5 Mio. CHF ( ¼ von 250 Mio. CHF) als Kredit für die Überbrückung des Flugbetriebs der SR beizutragen, weil man zum „Schutze der Aktionäre“ keine weitere Zugeständnisse machen konnte. Weniger als 1 Woche nach dem Grounding spendete die gleiche Bank der Crossair CHF 55 Mio. und dem Flgh Unique eine nicht näher bezifferte Summe „um die Auswirkungen der Ereignisse der letzten Woche auf Passagiere, Kunden und Partner der Swissair zu mildern“. (Quelle). Frei nach dem Motto: Ich zahle lieber die Kosten für die Bestattung statt die Spitalrechnung! Die betreffende Schweizer Grossbank war etwas mehr als nur „eine normale Firma“. Dank ihrer grossen Macht sollte sie neben den Anliegen ihrer Shareholders auch ein Ohr für andere Anspruchsgruppen haben… insbesondere dann, wenn der Bundesrat persönlich den Auftrag erteilt, alles in ihrer Macht stehende zu tun um die im Plan Phoenix vorgesehene Flottenstilllegung zu verhindern!

 

Stefan

Geschrieben

er ultimativ zusätzlich 62,5 Mio. CHF ( ¼ von 250 Mio. CHF) als Kredit für die Überbrückung des Flugbetriebs der SR beizutragen, weil man zum „Schutze der Aktionäre“ keine weitere Zugeständnisse machen konnte. Weniger als 1 Woche nach dem Grounding spendete die gleiche Bank der Crossair CHF 55 Mio. und dem Flgh Unique eine nicht näher bezifferte Summe „um die Auswirkungen der Ereignisse der letzten Woche auf Passagiere, Kunden und Partner der Swissair zu mildern“.

 

Vielleicht war es auch sinnvoll, da einen Strich zu ziehen. In die Swissair hätte man noch unendlich Geld pumpen können und es hätte nichts mehr genützt.

Und ob die Entscheidung für die 55 Mio so ganz ohne jeglichen Druck entstanden ist? :)

Aber neulich hiess es ja eigentlich, die Swissair hätte das Geld gekriegt, wenn sie es denn nur angenommen hätte. Was soll's, viele Geschichtli...

Geschrieben
In die Swissair hätte man noch unendlich Geld pumpen können und es hätte nichts mehr genützt.

Wobei man fairerweise sagen müsste, dass das Geld nicht in die SWISSAIR Airline sondern in die Beteiligungen (Sabena, LTU et.) des Konzerns flossen.

 

Daher stammt vermutlich das Verständnis der ehemaligen SWISSAIR Mitarbeiter, dass nicht eigentlich die Airline sondern eben der Konzern mit seinen Sch..Managern bankrott ging.

 

Stefan

Geschrieben
Wobei man fairerweise sagen müsste, dass das Geld nicht in die SWISSAIR Airline sondern in die Beteiligungen (Sabena, LTU et.) des Konzerns flossen.

 

Daher stammt vermutlich das Verständnis der ehemaligen SWISSAIR Mitarbeiter, dass nicht eigentlich die Airline sondern eben der Konzern mit seinen Sch..Managern bankrott ging.

Und der Zürcher Stadtpräsident Ledegerber soll angeblich schon früh gemahnt und verlangt haben, dass die Fluggesellschaft vom Restkonzern ausgegliedert werden soll - was jedoch nie passierte.

 

Interessant an der Doku ist ja auch wie sich die oberen so Dutzen (Bundesräte, Bankdirektoren, Stadtpräsident usw.)

 

"Dä Pascal hets halt eifach z spat gmerkt", "De Moritz het euis denn das und das Vorgschlage"...:004:

Geschrieben
Vielleicht war es auch sinnvoll, da einen Strich zu ziehen.
Der Strich wurde ja eh gezogen – nur: Man hätte es mit einem sauberen Übergang machen können.

 

Und ob die Entscheidung für die 55 Mio so ganz ohne jeglichen Druck entstanden ist? :)
Der war wohl nicht grösser als beim vom Bundesrat vorgeschlagenen Überbrückungskredit.

 

Aber neulich hiess es ja eigentlich, die Swissair hätte das Geld gekriegt, wenn sie es denn nur angenommen hätte. Was soll's, viele Geschichtli...
Das Problem dabei ist nur: Auch diese Summe hätte nicht gereicht, denn wegen dem explodierenden Cash-Bedarf (Ankündigung Nachlass-Stundung) benötigte man am 2.10.01 nicht die üblichen CHF 17 Mio. sondern rund 150 Mio. CHF. Der Bericht der GPK legt dies klar dar. Sogar der umstrittene E&Y-Bericht erwähnt mehrmals, dass der Bedarf regelrecht explodiert sei und deutet an, dass das Geld spätestens am Folgetag ausgegangen wäre! Alle Beteiligten (Bundesrat, Banken, Management und VR) waren sich damals bewusst, dass ohne Überbrückungskredit ein Grounding unumgänglich sei.

 

Gruess

 

Stefan

Geschrieben

@Stefan:

Nicht dass ich die Bank mit den 3 Buchstaben in Schutz nehmen will, jedoch (nur ein Gedankengang von mir) wenn man betrachtet wie selbst unmittelbar vor dem Grounding teilweise geschlafen wurde, hats vielleicht diese Variante wie es gemacht wurde benötigt, um wirklich ALLE auf den harten Boden der Realität runter zu holen?!

 

Das wäre, für mich zumindest, durchaus nachvollziehbar...

Geschrieben

nachvollziehbar vielleicht... aber ziemlich verantwortungslos und selbstherrlich. Erinnert mich an die römischen Kaiser mit "thumbs up - down"!

 

Stefan

Geschrieben

Gut, es war zwar nicht die Feine Englische Art, aber wirklich "alles" wissen wir nun auch nach dem DOK Film nicht. Und um wirklich vollends darüber diskutieren zu können warum gewisse Schritte gemacht wurden, und warum gewisse Dinge nicht gemacht wurden, müsste man wohl wirklich alle Infos vorliegen haben.

Geschrieben
Nichtsdestotrotz war eine Schweizer Grossbank innert 36h bereit, dreistellige Millionenbeträge in eine Regional-Fluggesellschaft zu investieren, weigerte sich aber ultimativ zusätzlich 62,5 Mio. CHF ( ¼ von 250 Mio. CHF) als Kredit für die Überbrückung des Flugbetriebs der SR beizutragen, weil man zum „Schutze der Aktionäre“ keine weitere Zugeständnisse machen konnte. Weniger als 1 Woche nach dem Grounding spendete die gleiche Bank der Crossair CHF 55 Mio. und dem Flgh Unique eine nicht näher bezifferte Summe „um die Auswirkungen der Ereignisse der letzten Woche auf Passagiere, Kunden und Partner der Swissair zu mildern“. (Quelle). Frei nach dem Motto: Ich zahle lieber die Kosten für die Bestattung statt die Spitalrechnung!

Der Bund wurde ja auch mehrmals um ein paar "läpische" Milionen gebeten und der hat auch zwei mal nein gesagt, um dann aber nach dem Grounding 2 Milliarden gut zu sprechen!

Geschrieben

Für mich deutet alls was ich bis jetzt gehört habe darauf hin, dass die Swissair zu Boden gebracht werden musste. Die riesigen Schulden und laufenden Verpflichtungen hätten auch mit bestem Geschäftsgang nie amortisiert werden können. Ob das Grounding notwendig war oder nicht, ist für das Ende der Swissair nicht relevant. Die Gelder, die nach dem Grounding gesprochen wurden, war zur Verhinderung eines Riesengaus, wenn alle Zulieferer der schweizerischen Luftfahrt in den Abwärtsstrudel mitgerissen worden und Konkurs gegangen wären.

Geschrieben
Die riesigen Schulden und laufenden Verpflichtungen hätten auch mit bestem Geschäftsgang nie amortisiert werden können.
Nein, wohl nicht. Doch mit einer BundesGARANTIE (nicht Kredit - also kein Geldfluss) hätte man auf dem internationalen Kapitalmarkt Geld beschaffen und später mit Verkäufen von Aktiven hätte man die Bilanz restrukturieren können. So sah in etwa der Vorschlag von Merrill Lynch aus, die schon reichlich Erfahrung hatten in der Refinanzierung von US-Carriers. Andere Möglichkeit wäre der Verkauf der Nebenbetriebe an den Bund gewesen, der diese nach ein paar Jahren mit Gewinn hätte weiterveräussern können - wie die Beispiele Swissport und SR Technics kürzlich gezeigt haben... Mit beiden Lösungen hätte man eine Verschmelzung der Marken SR und LX verhindern und deren Stärken auch weiterhin ausspielen können - und alles ohne Pilotendisput!

 

Leider lenkte der Bund überhastet auf die Banken-Lösung ein ohne andere Konzepte zu prüfen... aber dies ist eine Geschichte für sich!

 

Stefan

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