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Gibt es hier Rettungsanitäter?


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Geschrieben

Hallo,

 

mich würde mal interessieren, wie in D und CH denn die Einsätze verteilt werden (nach Notfallsymptomatik). Grund ist der, dass die Rettungssanitäterausbildung in Ö bei weitem kürzer ist (100 Std Theorie, 160 Std Praxis am Auto - kommisionelle Prüfung - Rettungssanitäter), aber es dennoch recht gut funktioniert.

Macht ihr viel mehr als Patienten erstversorgen und ins Spital bringen?

Muss ja fast so sein, sonst würde sich die Ausbildung kaum auszahlen!

 

Gruß von einem Ö-Rettungssanitäter

Bernhard

Geschrieben

Hallo!

 

Das ist ja wirklich eine Schnelllausbildung, die in Austria gemach wird. Weisst du, welche medizinischen Kompetenzen die Rettungsdienstleute in Austria haben? Das könnte evtl. den Unterschied erklären.

 

In Deutschland ist es ja so, dass die Rettungssanitäter nur sehr wenige Kompentenzen haben, weshalb für sehr viele Einsätze ein Notarzt benötigt wird, obwohl es diesen gar nicht braucht, da nicht eine absolute Lebensbedrohung (Stichwort Intubation) eingetreten ist. Ein Beispiel: Schmerztherapie wird in Deutschland vom Notarzt gemacht, in der Schweiz machen dies die Rettungssanitäter!

 

Simon

Geschrieben
du, welche medizinischen Kompetenzen die Rettungsdienstleute in Austria haben?

Natürlich :rolleyes:

 

Mal eine Kurzübersicht des Personals in Österreich:

 

Rettungssanitäter (RS) - damit fängt jeder an: (100 Std Theorie, 160 Std am Auto, Prüfung)

Einziges Medikament O2, ansonsten erweiterte erste Hilfe.

 

Fortbildung: Notfallsanitäter (NFS) (etwa gleich zu setzen mit dem Rettungsassistenten in D):

Detailierteres Wissen der div. Krankheitsbilder, EKG + Interpretation,...

 

Notallkompetenzen (kann nur der NFS machen und zwar in der folgenden Reihenfolge)

NKA ... Arzneimittel - einige Medikamente (welche genau kann ich dir nicht sagen)

NKV .. Venenzugang

NKI .. Intubation (machen nur sehr wenige)

 

Schmerztherapie macht auch bei uns der Notarzt - NFS darf das gar nicht.

Geschrieben

und schon haben wir es! Der Schweizer Rettungssanitäter hat sehr weitreichende Kompetenzen und dies ist auch flächendeckend so. Der Notarzt kommt nur sehr wenig zum Einsatz, bzw. zur Unterstützung. Ist natürlich auch eine Kostenfrage!

 

Ich bin froh, ist unser Job in der Schweiz so strukturiert. Ansonsten würde ich es auf keinen Fall machen. Gut, durch die umfangreichen Kompetenzen, muss man natürlich auch in der Lage sein eine grosse Verantwortung zu tragen. Alles hat auch eine "Schattenseite"!

 

Woher weisst du denn so gut Bescheid?

 

Simon

Geschrieben

Hallo,

 

Woher weisst du denn so gut Bescheid?

Gruß von einem Ö-Rettungssanitäter

Bernhard

 

Schau mal hier rein: http://www.lebig.at/info/einsatzcodes-ampds.pdf

Leider eine etwas unübersichtliche Darstellung. Auf der 1. Seite ab den RD Codes geht es los. Bei uns gibt es von der Leitstelle diese Codes, die eben nach dem eingehenden Anruf zugewiesen werden.

Codes bestehen aus 3 Stücken zb 26-A-1, 10-D-3,...

Die ersten beiden Ziffern geben nur mal die grobe Richtung an zb 26 Erkrankung, oder 17 Sturz.

Dann kommt in der Mitte der Buchstabe. Von A bis D (es gibt auch manchmal Ausnahmen mit E oder Omega). Da wird in "Kategorien" eingeteilt. So ist zb A nichts lebensbedrohliches, hingegen D Notarztpflichtig. Manchmal auch schon C- Codes.

Die Letzte Ziffer ist dann nur noch eine Unterscheidung. zb älter oder jünger als 35 Jahre, oder Kopf / Bein, usw

In der Liste siehst du eben eine Beschreibung zu den jeweiligen Codes.

 

Wie also schon gesagt. D ist wenn mich nicht alles täuscht notarztpflichtig, manchmal auch schon C. A, B hingegen nicht.

 

Nur mal so zur Übersicht, was bei uns wer macht.

Markus "Tomcat"
Geschrieben
...

In Deutschland ist es ja so, dass die Rettungssanitäter nur sehr wenige Kompentenzen haben, weshalb für sehr viele Einsätze ein Notarzt benötigt wird, obwohl es diesen gar nicht braucht, da nicht eine absolute Lebensbedrohung (Stichwort Intubation) eingetreten ist. Ein Beispiel: Schmerztherapie wird in Deutschland vom Notarzt gemacht, in der Schweiz machen dies die Rettungssanitäter!

 

Simon

 

Und da hätten wir dann noch in Deutschland den Unterschied zwischen Rettungssanitäter (3 Monate Ausbildung) und Rettungsassistent (2 Jahre Ausbildung) mit entsprechender Kompetenzverteilung. Ich habe als deutscher RA nicht immer auf das akademische Lehrtaxi gewartet (oder es war nicht verfügbar) bevor ich zum Tubus / Defi / Infusionsbesteck gegriffen habe.

Geschrieben

in Deutschland ist das mit den Kompetenzen für den RA sehr restriktiv aufgebaut. Oder nicht? Medikamente selbständig? Hast du reflexlose Patienten intubiert?

 

Ich finde es doof, dass man so eine Abhängigkeit schafft.

 

Das mit dem deutschem RS ist mir schon bekannt. Aber trotzdem danke für die Klarheit.

 

Du arbeitest jetzt wo?

 

Simon

Geschrieben

Aber mal ehrlich, wie oft kommt es vor, dass man reanimiert, intubiert, Polytrauma, Lungenembolie, MCI etc - ist doch eher selten und für so etwas gibt es bei uns den Notarzt.

Die anderen Dinge erledigen die RS/NFS alleine und das bei entsprechend geringerer Ausbildung als in D / CH. Trotz allem habe ich nicht das Gefühl, dass es bei uns unsicher zugeht. Drum meine Frage, warum ALLe so gut ausgebildet sind, wo es doch nur so wenige Spezialfälle gibt. Macht ihr etwas anderes als bei einer Blutung Verband anlegen evtl Vitalparameter erheben und ins Spital bringen (als Beispiel)?

 

Gruß

Bernhard

Markus "Tomcat"
Geschrieben

Simon - ich arbeite schon seit 1999 nicht mehr im Rettungsdienst. Die Kompetenzen sind in der Tat restriktiv, und man bewegt sich im rechtsunsicheren oder sogar rechtsfreien Raum. Es hängt viel vom Landkreis oder der Stadt ab in der man arbeitet, und vom Verhältnis mit den Notärzten. Im ländlichen Raum mit langen Anfahrtswegen (wo es teilweise auch weit und breit kein NEF gibt) und genauso im städtischen Raum mit hohen Einsatzfrequenzen ist es nicht unüblich dass RA Medikamente geben, intubieren, defibrillieren, etc.

 

Bernhard - es ist ähnlich wie in der Fliegerei ... 99% Langeweile durchbrochen von 1% Terror. Selten retten, oft lindern, immer trösten. Ich kann nicht davon ausgehen dass immer ein Notarzt (oder ausreichend Notärzte) zur Verfügung steht um erweiterte Massnahmen durchzuführen, also muss ich als RA in der Lage sein selbständig zu handeln. Bin schon beim OERK in Weiz mitgefahren, war sehr interessant.

 

Meiner Meinung nach sind Systeme OHNE Notärzte mit gut ausgebildetem Personal und STANDING ORDERS das beste für die Patienten (siehe UK und USA). Wie ist das hier in der Schweiz?

Geschrieben

Die praeklinische Notfallmedizin in Deutschland bewegt sich zum Glück immer mehr in Richtung Zukunft!

In meinem (ehemaligen) Bereich ist es so, dass die Akademiker sich äußerst selbstständige Rettungsassistenten wünschen. Das lässt sich alles in Allem recht gut umsetzen. Leider ist die entsprechende Rechtsgrundlage immer abhängig von der wirtschaftlichen Lage des Gesundheitssystems - und die ist wie in jedem anderen Bereich in Deutschland leider eher schlecht im Moment.

Potetial ist da - es muss nur umgesetzt und etabliert werden.

Als ich noch richtig aktiv war im Bereich des Rettungsdienstes, habe ich mir oft gewünscht in der Schweiz zu arbeiten. Da seid Ihr uns ein gewaltiges Stück voraus!

So genial die Fliegerei auch ist - mein alter "Job" ist und bleibt einfach fantastisch!

 

Viele Grüße

  • 4 Wochen später...
Geschrieben

Hallo Zusammen

 

Auf ORF 1 läuft zur zeit eine Doku uber den Beruf. Nächste Sendung nächsten Mittwoch um 21:50. Sind leider imer Kurz aber intreant.

 

Gruss Stefan

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