Thermikus Geschrieben 28. September 2006 Teilen Geschrieben 28. September 2006 Wenn wir heute die Airliner auf dem ILS-Leitstrahl fast schablonenmässig auf die kilometerlangen Landepisten zufliegen sehen, überlegt sich wohl kaum jemand, wie das in den Zwanziger- und Dreissigerjahren einmal war, als sich die Verkehrsfliegerei mit grossen Pionierleistungen langsam entwickelte und der Blindflug immer mehr an Bedeutung gewann. Die Flugplätze waren damals, was ihr Name auch heute noch ausdrückt: Meist riesige topfebene und annähernd runde Gelände, auf denen von jedem Punkt aus quer über den Platz exakt gegen den Wind gestartet und gelandet werden konnte. Die Navigationsgeräte waren seinerzeit ziemlich spartanisch und oft nicht ausgereift, was an die damaligen Piloten - besonders bei schlechten Wetterbedingungen - sehr hohe Anforderungen stellte. Sprechfunk gab es damals so gut wie nicht - die Kommunikation Boden - Flugzeug - Boden erfolgte über die Morsetaste. Der Nebel war einer der Todfeinde des Luftverkehrs. Und trotzdem gestatteten es bereits damals ausgeklügelte und raffinierte Verfahren, auch bei solchen Bedingungen sicher zu landen - die grossen Flugplatzgelände machten dies möglich. Die Besatzung eines ein- oder mehrmotorigen Verkehrsflugzeuges meldete seine baldige Ankunft der Funkstation auf dem Flugplatz, den sie per Funkpeilung anflog. Der Funker begab sich dann aus seiner Station ins Freie und verfolgte nur auf der Basis des Hörens den Anflug des Flugzeuges, das sich in konstanter Sicherheitshöhe dem Platz näherte. Befand sich der Flieger dann genau über dem Platz, morste der Bodenfunker dies an die Besatzung, die daraufhin eine auf Kompass und Stoppuhr gestützte Platzrunde einleitete und mit dem Sinkflug in den Nebel begann. Das Flugzeug flog also nach dem Ueberflug der Funkstation wieder vom Platz weg, drehte dann in den Final ein und sank kontinuierlich. Wenn keine groben Navigationsfehler gemacht und die korrekt eingestellten Höhenmesser sorgfältig beobachtet wurden, funktionierte das Verfahren auf den grossen hindernisfreien Geländen einwandfrei. Irgendwann war man gemäss Höhemessern und dann auch optisch dicht über dem Boden, fing die Maschine ab und setzte sicher auf. Ob das 200 Meter vor oder hinter, links oder rechts neben dem geplanten Aufsetzpunkt inmitten des Flugplatzes geschah, spielte bei dem zur Verfügung stehendem Raum keine grosse Rolle. Für die damals geringen Landestrecken einer Ju 52, einer Junkers W 33 oder eines anderen Propeller-Schüttlers reichte es stets mehr als genügend. Auch die Starts auf den damaligen Flugplätzen waren durch viel Platz, Hindernisfreiheit und die Möglichkeit, immer exakt gegen den Wind zu starten, selbst bei miesen Wetterverhältnissen relativ unproblematisch. Im Jetzeitalter, ja bereits zur Zeit der DC 4, DC 6 und DC 7 oder Super-Constellation nebst den damaligen schweren Turboprops war dann die exakte Führung der Verkehrsflugzeuge mittels immer ausgefeilterer elektronischer An- und Abflugverfahren unerlässlich geworden. Den Grundstein dafür, dass Passagiere auch bei minimalen Wetterbedingungen schon damals relativ sicher ihr Ziel erreichten, legten die IFR-Pioniere - als der Blindflug laufen lernte. Dietwolf (Thermikus):eek: Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
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