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Delta/Comair CRJ100 in Kentucky verunglückt


Empfohlene Beiträge

Spitfire Mk XIX
Geschrieben
Wenn Du ein paar Tage vorher genau an diesem Platz auf einer unbeleuchteten Piste gelandet bist, ist das vielleicht garnicht so abwegig, oder?

 

Wenn man eine Dummheit zwei Mal macht wird sie dadurch weder besser noch logischer. Man hat lediglich zwei Mal die Chance eine Posaune auszufassen ;)

 

Dan

Spitfire Mk XIX
Geschrieben
Wie kann eine Maschiene, welche bereits abgehoben hat, wieder auf den Boden zurücksinken? Möglicherweise bleibt das Flugzeug noch eine ganze Weile im Bodeneffekt, bevor es weg kommt, aber nach einer gewissen Zeit sollte bei Vollthrust die Geschwindigkeitszunahme so gross sein, dass das Flugzeug weg kommt. Ich zumindest mache das beim Flugzeugschlepp regelmässig: Flugi vom Boden wegreissen, einige cm bis wenige m über dem Boden weiterbeschleunigen und dann wenn die Geschwindigkeit gross genug ist, weg vom Bodeneffekt.

 

Geht das bei den Grossen nicht?

 

Deine Überlegung ist gut nachvollziehbar. Die Probleme liegen bei der Geschwindigkeitscharakteristik bzw. -stabilität eines Flugzeuges:

 

Erinnern wir uns zuerst an die Aerodynamik: Bei niedriger Geschwindigkeit ist der induzierte Widerstand gross und der schädliche Widerstand gering. Ersterer verringert sich mit zunehmender Geschwindigkeit, letzterer nimmt dabei zu, wobei die Funktionen nicht linear sind (in erster Näherung exponentiell abnehmend bzw. zunehmend). Der Graph des resultierenden Gesamtwiderstands hat etwas unter der besten Gleitgeschwindigkeit ein lokales Minimum und steigt gegen Null und gegen hohe Geschwindigkeiten an.

 

Fliegt nun ein Flugzeug mit einer Geschwindigkeit, die geringer ist als die Geschwindigkeit bei welcher der Gesamtwiderstand minimal ist, dann befindet es sich in einem instabilen Bereich: Bei konstantem Schub wird eine Störung - z.B. eine Böe, die zu einer Anstellwinkelerhöhung führt - den Gesamtwiderstand erhöhen, damit verringert sich die Geschwindigkeit, was den Gesamtwiderstand erhöht etc. und so weiter bis zum Stall oder bis zur Schuberhöhung. (Dieser Bereich wird auch area of reversed command genannt und wurde an anderer Stelle mit Verve diskutiert :D).

 

Vergleicht man nun ein klassisches Kolbenmotorflugzeug mit einem Strahlflugzeug, so ist der instabile Bereich der Geschwindigkeitspolare bei letzterem wesentlich grösser. Dies rührt unter anderem daher, dass i.a. bei einem Jet ein besseres Schub-Gewichtsverhältnis als bei einem Propellerflugzeug vorliegt (zumindest bei einem anständigen ;)). Mit einem Kampfflugzeug kann beispielsweise problemlos in diesem instabilen Bereich geflogen werden, z.B. bei einem langsamen Luftkampf oder wenn ein langsames Propellerflugzeug abgefangen werden soll. Das Flugzeug ist dabei stark angestellt und ein bedeutender Teil des Auftriebs wird durch den Triebwerksschub generiert. Wird dieser instabile Bereich aber so ausgereizt, dass schliesslich mit voller Leistung geflogen wird, dann kann man nur noch Beschleunigen in dem man Höhe aufgibt.

 

Um jetzt nach diesem Exkurs wieder auf die Ausgangsfrage zurück zu kommen: Rein von den aerodynamischen Verhältnissen her könnte man einen Jet bezogen auf die "normale Abhebegeschwindigkeit" noch viel früher "vom Boden wegreissen". Nur ist man dann deutlich in einem unstabilen Bereich und volle Leistung hat man - typischerweise - für den Start auch schon gesetzt (ja, ja ich weiss, man kann deraten, "flexen" etc., aber lassen wir das mal weg...). Damit ist die Chance gross, dass man nur noch durch Sinken oder gaaanz vorsichtiges Horizontalfliegen Geschwindigkeit aufnehmen kann. Wenn's dann Hindernisse hat, dann endet der Versuch wie Figura zeigt nicht eben angenehm.

In der Anfangszeit der Strahlflugzeuge, als man diese Probleme bzw. die Unterschiede zwischen Jet und Propellerflugzeugen noch nicht so genau kannte, ist es deshalb zu mehreren solchen "Bodeneffekt-Unfällen" gekommen. Mindestens ein Comet-Unfall, bei dem die Maschine von "ahnungslosen Piloten" von einer - durchaus ausreichend langen - Bahn "gerissen" wurde, nicht beschleunigte und dann am Flugplatzende mit Hindernissen kollidierte ist mir in Erinnerung. Auch die Schweizer Luftwaffe hat mindestens eine DH112 verloren, die im Bodeneffekt nicht aus dem instabilen Bereich kam.

 

Mit Propellerflugzeugen ist das etwas weniger heikel, weil man gar nicht so deutlich in dieser area of reversed command fliegen kann. Aber zumindest gibt es auch da Beispiele, wo Piloten das Flugzeug zwar vom Boden reissen, es dann aber nicht genügend beschleunigen konnten, so dass man schliesslich das was übrig blieb nach gründlichem Sortieren einerseits einem Bestattungsunternehmen und andererseits einem Schrotthändler übergeben konnte...

 

Dan

  • 2 Wochen später...
Geschrieben

Hey

 

 

 

 

Mein beitrag an diese Thema.

 

 

Danke für eure aufmerksamkeit!

 

 

Thomas

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