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sein und nicht scheinen


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Geschrieben

Mein Aufenthalt an Kaliforniens Küsten geht langsam aber sicher zu Ende und es gilt sich auf den Abflug heute Abend vorzubereiten. Seit meinem Abflug vor ein paar Tagen haben sich die Rahmenbedingungen in der Luftfahrt etwas verändert und das geht natürlich auch nicht an uns Crewmitgliedern vorbei.

Was noch erlaubt und was neu auf dem Flugzeug verboten ist, das haben die Medien zumindest hier in Kalifornien zur Genüge erklärt. Nun kann es also beginnen, das grosse Handgepäckausmisten.

Eine Massnahme, die uns Männer sichtlich weniger Mühe macht, ist beim weiblichen Teil der Besatzung weit weniger populär. Sowohl visuelle Schutzschilder in Form von Lippenstift, Wangenrouge und Augenmascara, als auch geschmackliche Distanzhalter bekannt unter dem Namen Parfüm oder kölnisch Wasser, verschwinden für einmal im Bauch des Flugzeuges statt in den unförmigen Handtaschen.

 

Diese Verordnungen haben neben der erhöhten Sicherheit auch andere ganz angenehme Nebeneffekte. Das unter Passagieren und Flugbegleitern beliebte Massenparfümieren vor dem Sinkflug bleibt genauso aus, wie das unhöflich lange Beanspruchen einer Notdurftanlage zwecks Auffrischung der Kriegsbemalung.

Vielflieger kennen die problemmachenden Individuen genaustens. So zum Beispiel die Frau von Welt, die mit einem grossen «Louis-Vitton» Koffer in der Toilette verschwindet und lange Augenblicke später als total veränderte Erscheinung das kleine Kabäuschen verlässt, während die Passagiere in der Warteschlange von einem Bein auf das Andere springen.

 

Ja, es wird eine neue Erfahrung sein, heute Nacht über den Atlantik zu fliegen. Es duftet an Bord wieder nach Mensch, Frauen sehen wieder nach Frauen aus und nicht nach Fasnachtsmasken, die männliche Haut freut sich auf eine Nacht ohne Rasierwasserdusche und die Toiletten erfüllen vor der Landung wieder den Zweck, wofür sie eigentlich gebaut wurden.

 

Klar werden die strengen Auflagen und die damit verbundenen Entbehrungen bei einigen Passagieren Entzugserscheinungen hervorrufen. Es soll ja Frauen geben, die sich noch nie ohne Schminke im Spiegel gesehen haben und Männer, die ohne ausgiebige «Fahrenheit-Dusche» die eigenen vier Wände nicht verlassen.

Ich und meine Nase freuen sich auf jeden Fall auf die neue Erfahrung und ich hoffe, dass die reklamierenden Passagiere und Besatzungsmitglieder erkennen, dass das Leben ohne Kampfbemahlung auch lebenswert ist.

Geschrieben

Hoi Peter!

 

Danke für den Text, immer wieder ein Lesegenuss, weil Du so schön direkt, super beschreibend und mit einer eigenen Meinung schreibst!

 

Ein naserümpfender Andreas ;)

Wilko Wiedemann
Geschrieben

Köstlich zu lesen, wie immer :)

 

Allerdings, eines frage ich mich: Merkt ihr Piloten da wirklich den grossen Unterschied ? Denn solange in First- und Businessclass die üblichen Bordsets mit Parfüm, Zahnpasta, Socken usw. verteilt werden, triffts doch hauptsächlich die Economy-Paxe, die dann in der Enge auch noch auf das letzte Bisschen Hygiene verzichten müssen ;)

 

Gruss

 

Wilko

Holger Kisterma
Geschrieben

Immer wieder wunderbar zu lesen. "Kriegsbemalung" gefällt mir...

Geschrieben
Allerdings, eines frage ich mich: Merkt ihr Piloten da wirklich den grossen Unterschied ? Denn solange in First- und Businessclass die üblichen Bordsets mit Parfüm, Zahnpasta, Socken usw. verteilt werden, triffts doch hauptsächlich die Economy-Paxe, die dann in der Enge auch noch auf das letzte Bisschen Hygiene verzichten müssen ;)

Wilko, die Eco-Passagiere duschen vor dem fliegen :p :D

Wilko Wiedemann
Geschrieben
Wilko, die Eco-Passagiere duschen vor dem fliegen

Naja, nach zehn Stunden Flug ist davon nicht mehr viel übrig ;)

 

Gruss

 

Wilko

Geschrieben

Ich kann es Peter nachfühlen aus eigener Erfahrung.

Nur sind es bei mir die Aufzüge, auch Lifte oder Fahrstühle genannt.

Da entfleuchen dann beim öffnen der Türen die schauerlichsten Süssschwaden, weil jeder Wohnungseigentümer sein Revier olofraktorisch markiern muss.

Kurzum es sind diese penetranten Düfte, die den Eigentumswohnungs- Besitzern so hart auf den Fersen folgen, wie die Briefe der Bank wegen erneuter Hypothekarzinserhöhungen.

Fährst Du nun mehr als über drei Stockwerke in der so präparierten Gondel, so kannst Du viel Geld sparen und hast erst noch einen Duft an Dir, den es in dieser exquisiten Abmischung in der genau richtigen Dosierung nirgendwo zu kaufen gibt:)

 

Gruss Walti

Geschrieben

Danke, ein interessanter Beitrag!

 

Ich studiere gerade die "Gedanken eines Fliegenden" . . .

 

Die Oberflächlichkeiten unserer Gesellschaft auf's Korn zu nehmen trägt hoffentlich auch dazu bei, diese zu reduzieren, oder ist das nur ein Traum von mir ?

Geschrieben

Gleich noch was, hoffentlich meint hier niemand, nur weil ich auf meinem beigefügten Bildchen eine Krawatte tragen muss, ich wäre auch so ein «Fahrenheit-Dusche»-nder, das soll doch gleich an dieser Stelle einmalig und eindeutig geklärt werden, sonst verliere ich glatt noch meine Glaubwürdigkeit . . . ;) .

  • 3 Wochen später...
Geschrieben

Vielen Dank dür deine Gedanken

äusserst amüsant! Mir gefällt dein Schreibstil sehr gut!

Ich freu mich auf mehr!

Gruss Roger

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