Nostalgische Erinnerungen - das "Grunau Baby"

[Thermikus]

Wenn ich in diesem Segelflugforum hin und wieder von den Vorzügen des modernen Motorseglers "Super-Dimona" schwärme, schweife ich manchmal in Gedanken in eine lange zurückliegende Zeit ab. In die Zeit meiner Segelflugausbildung, Anfang der Sechzigerjahre. Nach 40 Schulflügen mit dem Doppelsitzer Mü 13 E "Bergfalke" flog ich beim 41. Start zum allerersten Mal alleine - mit einem "Grunau Baby". Diese Sperrholzkiste mit dem eckigen Rumpf war als Schulterdecker ausgelegt, die Tragflächen wurden mit zwei Streben gegen den Rumpf abgestützt. Mit dem markanten Leitwerk strahlte dieser Segler etwas ganz besonderes aus. Die Bezeichnung "Baby" war gar nicht so weit hergeholt. Der Segler hatte etwas Drollig-Niedliches und Liebenswertes an sich. Und er flog sich auch so.

 

Es gab verschiedene Versionen des Grunau Baby's, die ich damals geflogen hatte. Eines mit geschlossener Aufsteckhaube und Rad unter dem Rumpf, das andere nur mit einer kleinen Plexiglas-Windschutzscheibe vor dem offenen Cockpit und mit Kufe ohne Rad. Damals war ich noch so dünn und leicht, dass ich mir vor jedem Start ein Bleikissen unter den Hintern klemmen musste, damit der Schwerpunkt noch im zulässigen Bereich lag. Mit der Instrumentierung musste man auch nicht den Doktor machen: Fahrt- und Höhenmesser, Variometer, Kompass, Libelle - das war's dann schon. Und wir flogen prächtig mit dieser Spartaner-Ausstattung.

 

Schon der Geruch beim Einsteigen ist mir heute noch in der Nase - völlig unverwechselbar. Ein Gemisch aus Holz, Leim und Spannlack. Am liebsten flog ich das "Baby" ohne Haube. Der Kontakt mit der Luft war unmittelbar. Die Strömung pfiff an den Ohren vorbei, es gab keinen Hitzestau wie unter einem Glascockpit und wenn Kohlgeruch in die Nase stieg, wusste man, dass man gerade einen Krautacker überflog. War an einem heissen Sommertag etwas Kühle gefragt, hielt man einfach den Arm über die Bordwand in die Luftströmung, ohne dass der sowieso nicht berauschende Gleitwinkel anschliessend völlig jenseits von gut und böse gelegen hätte.

 

Die Gleitzahl des "Baby's" würde heutigen Segelfliegern mit ihren hochgezüchteten Kunststoffvögeln nur ein mitleidiges Lächeln abnötigen. Und trotzdem hatte ich mit diesem Holz- und Leinwandflieger diverse lange Thermikflüge absolviert. Der grosse Vorteil war die niedrige Geschwindigkeit und die Wendigkeit. Man konnte sich auch noch im engsten Thermikschlauch behaupten, ohne ständig herauszufallen, fast auf der Stelle kurven und so langsam aber beständig Höhe gewinnen. Mit Streckenflügen waren natürlich keine Blumentöpfe zu gewinnen. Verliess man in grösserer Höhe die Thermik und begann das Abgleiten, dann wirkte das ganze Flugzeug wie eine Luftbremse, wenn man etwas schneller wurde.

 

Reichte es aber wirklich einmal nicht mehr bis zum Platz, dann kam man mit Hilfe der hoch wirksamen Störklappen und mit wenigen Metern Rutschstrecke auf der radlosen Kufe auch in einer Waldlichtung heil herunter. Diese STOL-Eigenschaften liessen selbst Helipiloten fast vor Neid erblassen.

 

Einmal allerdings hatten meine Kollegen und ich grossen Glück. Bei einem der Grunau-Baby's war die Querrudersteuerung über längere Zeit etwas schwergängig. Man fand keinen Defekt und flog bis zur nächsten Werkstattüberholung in den Wintermonaten weiter. Dann wurden wir allerdings ziemlich blass: Ein Querruder-Steuerseil war innen im Flügel von der Umlenkrolle gesprungen und hatte den Holm bereits zu einem Drittel durchgesägt..........!

 

Dietwolf (Thermikus):002:

[Auri]

Hallöchen !

 

Das ist ein wirklich interssanter Bericht, der sehr gut und schön beschrieben ist. Mein Bruder zeigte mir zufällig heute morgen ein Film über die Messerschmitt Me 109 G4 Rote 7, da schaute ich mich auf der Seite noch was um und entdeckte einen Film über den Bau dieses Flugzeuges ! Jetzt lese ich den Artikel. Kann das Zufall sein ? Hier ist der Link dazu : http://www.pozefilm.de/historic.html (dort als erstes auf der Liste) Echt toll die beschreibung und ich finds cool dass man dda so "luftig " fliegen kann.

 

Gruß Aurelia

[meeri]

Ahh, das Grunau Baby

 

Ein Schmetterling, eine Verkühlungsmaschine,......

 

Viele Namen hat es. Ich persönlich bin es noch nie geflogen und bin auch insgeheim frph darüber :). Habe mal letztes Jahr bei einem static Display drinnen platz genommen. Das sind höllische Qualen, wenn ma 1,91 groß ist. Ich bleibe lieber bei den Zuchtbullen, wie sie Dietwolf liebevoll genannt hat.

 

Dennoch, eine Erfahrung mit Holz habe ich auch. Bergfalke II. Freund von mir wollte unbedingt fliegen, also gut, mal zu einem anderen Flughafen gefahren , Checkflug mit dem Bergfalken gemacht und dann den Gastflug absolviert. Kommentar nachher:

"schönes Gefühl, aber der Flieger ist die reinste Sperrholzkiste"

 

Holz hat Vorteile aber auch Nachteile, was mich aber am meisten stört, ist dass diese Flugzeuge offenbar nur für zwergmenschen ausgelegt sind. :O

[Nimara]

Aaah, das Grunau Baby... Nostalgie pur... *schwärm*

 

Ich mag einfach fliegende Oldtimer - am schönsten find ich immer noch den Spalinger S15 oder die Moswey 4a - von der es nur ein Exemplar gibt.

 

Bei uns in der Segelfluggruppe hat's noch ne Rhönlerche, wunderschön "zwäggmacht". Wenn ich könnte würde ich sofort auf der Rhönlerche schulen, aber im heutigen Zeitalter ist ja die ASK21 angesagt. :rolleyes:

[Walter_W]

Hmmm,

 

Beim Kranich 3 mussten die Piloten noch sportlich sein zum Ein(Auf)steigen, nichts mit einfach reinliegen

 

Walter

[Thermikus]

Hmmm,

 

Beim Kranich 3 mussten die Piloten noch sportlich sein zum Ein(Auf)steigen, nichts mit einfach reinliegen

 

Walter

 

 

Der Platz kommt mir irgendwie bekannt vor. Ist das etwa der Flugplatz Speck in der Region Winterthur?

 

Gruss - Dietwolf (Thermikus):009:

[Spitfire Mk XIX]

Der Platz kommt mir irgendwie bekannt vor. Ist das etwa der Flugplatz Speck in der Region Winterthur?

 

Nein, mit Sicherheit nicht. Speck liegt im Zürcher Oberland in der Nähe von Pfäffikon ZH und bei Winterthur gibt's einen Segelflugplatz (unweit des Technoramas).

 

Gruss Dan

[Walter_W]

Der Platz kommt mir irgendwie bekannt vor. Ist das etwa der Flugplatz Speck in der Region Winterthur?

 

Gruss - Dietwolf (Thermikus):009:

 

Hallo Dietwolf,

 

Es ist Buttwil im Aargau. Den Kranich habe ich am Segelflugzeug-Oldtimertreffen fotografiert. Am Treffen waren noch andere Raritäten wie Weihe, Moswey, Spalinger S19, K2, Slingsby etc. dabei.

 

Gruss Walter

[Thermikus]

Nein, mit Sicherheit nicht. Speck liegt im Zürcher Oberland in der Nähe von Pfäffikon ZH und bei Winterthur gibt's einen Segelflugplatz (unweit des Technoramas).

 

Gruss Dan

 

 

Lieber Dan - ich kenne beide Plätze gut und war schon des öfteren dort. Im engeren Sinne hast Du natürlich recht - im weiteren Sinne liegt auch der Flugplatz Speck im Grossraum Winterthur. So haben wir also beide recht. Trotzdem ist meine nicht ganz präzise Navigation doch noch etwas besser, als die kürzliche Ansage einer Basler Radiomoderatorin, die als Schweizerin nicht wusste, wo Winterthur liegt............!

 

Gruss - Dietwolf (Thermikus)

[Thermikus]

Hallo Dietwolf,

 

Es ist Buttwil im Aargau. Den Kranich habe ich am Segelflugzeug-Oldtimertreffen fotografiert. Am Treffen waren noch andere Raritäten wie Weihe, Moswey, Spalinger S19, K2, Slingsby etc. dabei.

 

Gruss Walter

 

 

Danke Walter! Ich kenne den Flugplatz Speck recht gut und in Buttwil bin ich schon einige Male mit dem Motorsegler gelandet. Es war der Waldrand, der mich auf die Spur "Speck" geführt hatte. Bei Buttwil hatte ich immer den ansteigenden Hügel im Kopf. Wenn man in Buttwil jedoch nach Süden in die Anflugrichtung blickt, gibt es auch dort einen Waldrand in ebenem Gebiet.

 

Gruss - Dietwolf (Thermikus):009: