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Airport St. Barthélemy- Ein Anflug für Stukapiloten


Thermikus

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Manchmal ruft ein Text oder ein Bild blitzlichtartig Erinnerungen wach. So erging es mir bei der Lektüre des beeindruckenden Bildbandes "Der Pilot" von Flugkapitän Rudolf Braunburg.

 

Auf Seite 173 dieses Buches zeigt ein grossformatiges Farbfoto den mehr als abenteuerlichen Anflug einer Twin-Otter auf den Flughafen der Karibikinsel St. Barthélemy, einer Nachbarinsel von St. Martin, auf der wir damals sommerliche Winterferien verbrachten.

 

Während St. Martin, das zu einem Teil zu Frankreich und mit dem anderen Teil zu Holland und damit zur EU gehört, unter anderem mit Boeing 747 der KLM und der Air France bedient wurde, flog eine lokale Gesellschaft St. Barth - wie man die Nachbarinsel dort kurz und bündig nennt, mit zweimotorigen Kurzstreckenflugzeugen vom Typ Twin-Otter an.

 

Während eines Schiffsausfluges nach St. Barth fuhren wir ins Inselinnere und gelangten über eine Passstrasse auf die andere Seite der Insel. Auf der Passhöhe traute ich dann meinen Augen nicht. Unmittelbar am Fusse des steilen Berghanges, liegt der Flughafen mit einer kurzen Betonpiste, die direkt am Meer endet. Das musste ich mir näher ansehen, denn ich dachte spontan an eine Filmkulisse oder ähnliches.

 

Wir liessen unser Taxi anhalten und stiegen aus. Der Taxifahrer warnte uns - etwas zur Seite zu gehen. Wie wir gleich erkennen mussten, nicht unbegründet: Motorengeräusche ertönten und schon fegte eine der Twin-Otter haarscharf an unseren Köpfen vorbei fast wie ein Stuka den Berghang hinunter, setzte nach dem ersten Drittel der Landebahn auf und kam kurz vor dem Ende der Piste zum Stehen. Dann wendete sie, rollte auf der Piste zurück und lud vor dem Flughafengebäude ihre Touristenfracht aus. Das mussten absolute Profis sein, denn dieser Anflug vertrug nicht den geringsten Fehler, wie wir wenig später ebenfall hautnah erfahren sollten.

 

Als wir uns diesen Abenteuer-Flughafen etwas näher ansahen, konnten wir anhand von gleich drei zu Schrott verwandelten ein- und zweimotorigen Privatflugzeugen, die in einigem Abstand zur Piste herumlagen, unschwer erkennen, dass hier offenbar nicht nur Profis landeten.

 

Diese Landeanflüge waren weit mehr als abenteuerlich - bei den Starts durfte aber auch nicht viel schief laufen. Kam einer bei den hohen Tagestemperaturen auf der kurzen Piste nicht auf den letzten Metern hoch, dann lag er garantiert im Wasser.

 

Wir begaben uns anschliessend rechts in Verlängerung der Landepiste auf die Terrasse eines Restaurantes "on top" auf einem Hügel zum Kaffeetrinken und beobachteten das Lande- und Startschauspiel - das spannender als ein Krimi war.

 

Ich musste mir wohl oder übel die Frage stellen, was sich diese Flughafenplaner wohl überlegt hatten. Hier wäre doch der Einsatz von Wasser- oder Amphibienflugzeugen mehr als angebracht gewesen.

 

Jedenfalls begaben wir uns sehr beruhigt und zufrieden wieder auf unser Ausflugsschiff - obwohl mein Magen Schiffe normalerweise gar nicht schätzt.

 

Dietwolf (Thermikus):eek:

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Gähn,

 

gibt es denn heut`zu Tage noch Stukapiloten? Sind die nicht schon ausgestorben? :eek:

 

 

Ja, die Originale sind mindestens nicht mehr aktiv - wenn auch vielleicht noch nicht ganz ausgestorben. Vielleicht hätte ich - damit niemand ein Haar in der Suppe findet - schreiben sollen: "stukaähnliche Piloten".

 

Gruss - Dietwolf (Thermikus):D

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Also in London-City landen ne Menge Stukapiloten... :D

 

 

Du meinst die vierstrahligen "Jumbolinos", die tatsächlich auch in einem beachtlichen Winkel nach London City hinein landen. Aber glaube mir, das ist rein gar nichts gegen die Anflüge der Twin Otter auf St. Barthélemy. So etwas muss man erst einmal gesehen haben, um es zu glauben.

 

Gruss - Dietwolf (Thermikus):009:

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Beim letzten Bild versteh ich die Sache nicht ganz. Der Startet und die Jungs sitzen in der Verlängerung der Startbahn und knipsen ? Und was ist wenn die Maschine den Start abbrechen muss ? :O

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Beim letzten Bild versteh ich die Sache nicht ganz. Der Startet und die Jungs sitzen in der Verlängerung der Startbahn und knipsen ? Und was ist wenn die Maschine den Start abbrechen muss ? :O

 

 

Das ist eben karibisch-französische Mentalität. Bei uns würden sofort zehn Polizisten aufkreuzen und diese Fotografen entfernen. Dort macht jeder, was er will - wenn er es nicht zu drastisch treibt. Gefährlich ist die Sache auf jeden Fall. Bei einem Startabbruch dürfte es in dieser Fotografenposition einige Köpfe weniger geben. Jedem sollte eigentlich der gesunde Menschenvertand sagen, dass man sich an einer solchen Stelle besser nicht aufhält - aber viele besitzen eben keinen gesunden Menschenverstand!

 

Ganz extrem sind die Landungen der Grossflugzeuge auf St. Martin selbst. Die Landebahn beginnt direkt am Strand. Die Distanz des Fahrwerks einer Boeing 747 zu den Köpfen der vor der Piste unter den landendenden Flugzeugen am Strand zirkulierenden Badegäste beträgt maximal fünf Meter - eher weniger. Und kein Teufel schert sich darum auch nur einen Deut.

 

Gruss - Dietwolf (Thermikus):cool:

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Es gibt im Leben MANCHMAL wichtigeres, als Regeln einzuhalten. Was ist, wenn die Leute das Risiko bewusst eingehen? Ist ganz alleine ihre Sache.

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Es gibt im Leben MANCHMAL wichtigeres, als Regeln einzuhalten. Was ist, wenn die Leute das Risiko bewusst eingehen? Ist ganz alleine ihre Sache.

 

Es hat, soweit ich informiert bin (und bei einem der Bilder von St. Barts ist das klar zu sehen), überall Hinweisschilder in Bezug auf die Gefahren die im Zusammenhang mit dem Flugverkehr bestehen. Es obliegt dann immer noch jedem einzelnen, was er mit dieser Information macht.

 

Der Flugverkehr ist für alle inseln in der Karibik enorm wichtig. Aufgrund der Geographie sind mit den relativ beschränkten Mitteln halt keine anderen Lösungen möglich.

 

Und den Flugzeugfreund erfreut es doch immer wieder nicht Alltägliches zu sehen...

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Es gibt im Leben MANCHMAL wichtigeres, als Regeln einzuhalten. Was ist, wenn die Leute das Risiko bewusst eingehen? Ist ganz alleine ihre Sache.

 

 

Lieber Andreas, jetzt hast Du Dir aber ein Eigentor geschossen. Kannst Du Dich noch an die Diskussion um die Trockensumpfschmierung (Technikforum) erinnern?. Da hattest Du keck behauptet, ich hätte das Betriebshandbuch nicht richtig durchgelesen und damit eine Pilotenregel verletzt. (Bemerkung: Das Betriebshandbuch wurde jedoch erst später mit dem entsprechenden Hinweis ergänzt, nachdem ich das korrekte Messen des Oelstandes bereits selbst herausgefunden hatte).

 

Also entweder sind Regeln (generell) einzuhalten - oder sie sind es nicht. Aber nicht einmal so und einmal anders. Das nur nebenbei.

 

Schönen Gruss - Dietwolf (Thermikus):eek:

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Es hat, soweit ich informiert bin (und bei einem der Bilder von St. Barts ist das klar zu sehen), überall Hinweisschilder in Bezug auf die Gefahren die im Zusammenhang mit dem Flugverkehr bestehen. Es obliegt dann immer noch jedem einzelnen, was er mit dieser Information macht.

 

Der Flugverkehr ist für alle inseln in der Karibik enorm wichtig. Aufgrund der Geographie sind mit den relativ beschränkten Mitteln halt keine anderen Lösungen möglich.

 

Und den Flugzeugfreund erfreut es doch immer wieder nicht Alltägliches zu sehen...

 

 

Manchmal gibt es Vorgänge, die glaubt man fast nicht, obwohl man sie mit eigenen Augen sieht. Einer davon geschieht Sekunden vor dem Aufsetzen auf der Piste in St. Martin, wenn man am Fenster eines landenden Jumbos sitzt.

 

Du siehst in freudiger Ferienerwartung auf das wunderbar blaue Meer hinunter, das immer näher kommt. Dann taucht plötzlich schräg vor Dir der lange helle Sandstrand auf - und Sekundenbruchteile später siehst Du ein kesses Bikini-Girl, das zum Greifen nahe direkt unter Dir und dem Riesenflugzeug vorbeizieht, zu Dir heraufblickt und winkt. Du glaubst an eine Fata Morgana - aber es ist reales Geschehen, das wir nur aus unserer reglementierten Welt heraus für völlig unmöglich halten.

 

Dietwolf (Thermikus):eek:

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Gast Hans Fuchs
Gute Story, das macht mir schon richtig vorfreude, ich werde bald dort sein.
War schon mal da ca. im Jahr 1979 und zwar als Passagier im Sturzanflug. :002:

 

Ich konnte während des Finals durch die Cockpittüre direkt auf die Landebahn sehen. Gfürchtig war aber weniger dieses Bild, als vielmehr die beiden riesigen rabenschwarzen Schwitzpiloten, die man in ihrem eigenen Zigarrenqualm eher ahnen als sehen konnte. :rolleyes:

 

Dass am Flugzeug, ich glaube einer DC 3, jeweils nur ein kleiner Teil der Motorverkleidungen noch dran waren, hat prächtig zu diesem Bild gepasst.

 

Hans

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War schon mal da ca. im Jahr 1979 und zwar als Passagier im Sturzanflug. :002:

 

Ich konnte während des Finals durch die Cockpittüre direkt auf die Landebahn sehen. Gfürchtig war aber weniger dieses Bild, als vielmehr die beiden riesigen rabenschwarzen Schwitzpiloten, die man in ihrem eigenen Zigarrenqualm eher ahnen als sehen konnte. :rolleyes:

 

Dass am Flugzeug, ich glaube einer DC 3, jeweils nur ein kleiner Teil der Motorverkleidungen noch dran waren, hat prächtig zu diesem Bild gepasst.

 

Hans

 

 

Deine Story passt irgendwie atmosphärisch exakt zu den drei zerdroschenen Fliegern, die ich wesentlich später - so um 1995 - in St. Barthèlemy neben der Piste liegen sah. Und das waren längst nicht alle - wie uns unser Taxifahrer damals erzählt hatte. Mindestens zwei waren vorher schon gegen den Hügel geknallt und ein weiterer ins Meer gefallen. Was sind wir doch gegen diese abgebrühten Typen für fliegerische Weicheier, mit all unseren Checklisten, Manuals, Vorschriften und vollen Hosen....................

 

Dietwolf (Thermikus)

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Tja, nicht ohne Grund darf der französiche Platz nur von extra eingewiesenen Piloten angeflogen werden. "Blick"-Halbbildung reicht da nicht.

 

 

http://www.airliners.net/open.file?id=1074029

 

weiss jemand was über diesen Vorfall? P12 mit Schweizer Immatrikulation ramponiert in St. Barthelemy. Waren das eingewiesene Piloten oder Schweizer auf Urlaubsreise?

 

Bernhard

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Hallo Thermowolf,

 

mir war klar, dass DU mir das Wort im Munde herumdrehen würdest, aber egal. Man muss schon unterscheiden, ob man nun als Zuschauer oder als Bediener des Geräts Regeln missachtet. Als Zuschauer gehe ich das Risiko eher ein, als Bediener jedoch nie. Das ist der kleine, aber feine Unterschied.

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http://www.airliners.net/open.file?id=1074029

 

weiss jemand was über diesen Vorfall? P12 mit Schweizer Immatrikulation ramponiert in St. Barthelemy. Waren das eingewiesene Piloten oder Schweizer auf Urlaubsreise?

 

Bernhard

 

 

Danke Bernhard, für Deinen Beitrag mit dem eindrücklichen Crash-Foto. Das ist genau der Platz, auf dem damals auch die drei von mir beschriebenen Bruchflugzeuge lagen. Es scheint sich dabei um den "Komposthaufen" des Flughafens zu handeln, bzw. die Durchgangsstation zur Aluminiumschmelze..........

 

Ich kann mich nur wundern, wie man mit einer schnellen P 12 (und wahrscheinlich auch noch ohne Spezialeinweisung) dort landen kann. Das musste ja mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit schief herauskommen!

 

Als ich auf der Terrasse des Restaurantes schräg rechts gegenüber dem Ende der Landebahn (Meerseite) auf dem dortigen Hügel sass, konnte ich einen Fluglehrer von der US-Airforce mit seinem Schüler beim Landetraining beobachten. Der kam mit seiner schweren einmotorigen Maschine stets flach vom Meer her herein, setzte dann punktgenau auf, wendete am Ende der Bahn (Bergseite) und startete zum Meer hin wieder hinaus. Das ging tadellos - trotz Rückenwind beim Landeanflug.

 

Gruss - Dietwolf (Thermikus)::001:

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Danke Bernhard, für Deinen Beitrag mit dem eindrücklichen Crash-Foto. Das ist genau der Platz, auf dem damals auch die drei von mir beschriebenen Bruchflugzeuge lagen. Es scheint sich dabei um den "Komposthaufen" des Flughafens zu handeln, bzw. die Durchgangsstation zur Aluminiumschmelze..........

 

Ich kann mich nur wundern, wie man mit einer schnellen P 12 (und wahrscheinlich auch noch ohne Spezialeinweisung) dort landen kann. Das musste ja mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit schief herauskommen!

 

Als ich auf der Terrasse des Restaurantes schräg rechts gegenüber dem Ende der Landebahn (Meerseite) auf dem dortigen Hügel sass, konnte ich einen Fluglehrer von der US-Airforce mit seinem Schüler beim Landetraining beobachten. Der kam mit seiner schweren einmotorigen Maschine stets flach vom Meer her herein, setzte dann punktgenau auf, wendete am Ende der Bahn (Bergseite) und startete zum Meer hin wieder hinaus. Das ging tadellos - trotz Rückenwind beim Landeanflug.

 

Gruss - Dietwolf (Thermikus)::001:

 

Anmerkung:

 

Habe gerade den Kommentar von Hans Fuchs gelesen, dass es sich sogar um einen Einweisungsflug gehandelt hatte - aber die Klappen nicht richtig herauskamen. Also technisches Versagen. Das hat natürlich mit fliegerischem Unvermögen nichts zu tun. Sorry!

 

Dietwolf (Thermikus):009:

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http://www.youtube.com/watch?v=ws9WYFZMW5g&search=wake%20turbulence

 

dieses Video passt hier grad so schön in die Diskussion, wo & wann man sich als Spotter besser nicht aufhält... Nichts wirklich schlimmes, aber ich befürchte, dass hier einige teure Fotoausrüstungen baden gingen :009:

 

Gruss, Marcel

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Hallo Dietwolf

 

Ich kann mich nur wundern, wie man mit einer schnellen P 12 (und wahrscheinlich auch noch ohne Spezialeinweisung) dort landen kann.

 

Mit einer PC-12 lässt es sich bestimmt schnell reisen. Mit einer Stallspeed von 66 Knoten kann sie aber auch sehr langsam fliegen.

 

http://www.pilatus-aircraft.ch/media/pc12per06std.pdf

 

Laut Aussage des "Verkäufers" an der AERO soll die Anfluggeschwindigkeit bei 75 Knoten liegen. (habe sie trotzdem nicht gekauft:005: )

 

 

PS: der Flugplatz macht auch im FS Spass, gefahrenlos kann man sich mit den verschiedensten fliegbaren Untersätzen austoben

 

Gruss

Stefan

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Wilko Wiedemann
Nichts wirklich schlimmes, aber ich befürchte, dass hier einige teure Fotoausrüstungen baden gingen

Naja, wer die Warnschilder nicht beachtet, ist selber schuld :D:D

 

Gruss

 

Wilko

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