Thermikus Geschrieben 29. Juni 2006 Teilen Geschrieben 29. Juni 2006 Zu Zeiten des kalten Krieges wusste man mit einem Blick auf die Start- und Landebahnen ziviler und militärischer Flughäfen bzw. Flugplätze immer ganz genau, wo man sich gerade befand. Vor- oder hinter dem "Eisernen Vorhang". Ob Moskau, Budapest, Sofia, Bukarest, Constanza (Rumänien) oder Berlin Schönefeld - die Start- und Landebahnen bzw. die Rollwege waren immer nach dem gleichen Muster gebaut. Ganz im Gegensatz zur Flughafen-Infrastruktur im Westen. Die östlichen Bahnen wurden aus einer Vielzahl von einzelnen Betonplatten zusammengesetzt - die westlichen Start- und Landebahnen dagegen waren immer durchgehend betoniert. Was war der Grund für diesen Unterschied? Ganz sicher hätte man auch im Osten durchgehend betonieren können. Konnte vielleicht mit einer externen Fabrikation der Betonplatten und dem Einsetzen an Ort und Stelle der Zeitaufwand für den Bau geringer als nach dem westlichen Muster gehalten werden oder waren durch diese Bauweise Schäden wesentlich schneller zu beheben - auch in einem eventuellen Kriegsfall durch punktuelle Bombardierungen? Es wäre interessant, den wirklichen Grund für diese unterschiedliche Bauweise zu erfahren. Gruss - Dietwolf (Thermikus):confused: Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Spitfire Mk XIX Geschrieben 29. Juni 2006 Teilen Geschrieben 29. Juni 2006 Es ist keineswegs so, dass nur im ehemaligen Ostblock Landebahnen in einzelnen Betonelementen hergestellt wurden. Auch in der Schweiz gibt es bis heute zumindest ein prominentes ziviles Beispiel: Genf. Seit jeher werden dort die einelnen Bahnelemente neben der Piste angefertigt und in einem fortlaufenden Prozess über Nacht einzeln ersetzt. Die Piste befindet sich damit in einer laufenden Erneuerung. Der Bauplatz für die Betonelemente befindet sich neben dem Stützpunkt des SSA (service sécurité de l'aéroport - Kombination von Feuerwehr und Sicherheitsdienst) in Richtung des Pistenkopfs 23 ungefähr auf Höhe der Palexpohallen. Der Vorteil dieses Verfahrens ist, dass man die Piste nie länger als für einige Stunden schliessen muss. Bei einer Gesamterneuerung des Belages wäre eine Schliessung für mehrere Tage oder Wochen notwendig, was für einen Flughafen mit nur einer Piste natürlich ein grosser Nachteil wäre. Für Landebahnen von Kriegsflugplätzen bietet die Elementbauweise nicht unbedingt Vorteile, denn das Abbinden des Betons dauert im allgemeinen zu lange, um nach einem Angriff die Einsatzfähigkeit wieder herzustellen. Jedenfalls wurden in der Schweizer Luftwaffe verschiedentlich Versuche und Übungen durchgeführt, bei denen Pistenteile mit Bomben zerstört wurden und die Flugplatzgenie dann in wenigen Stunden die Einsatzfähigkeit durch wieder herstellte. Dabei wurde üblicherweise nicht betoniert, sondern geteert (natürlich erst nach dem "Ausbügeln" der Bombenkrater und dem Wiederherstellen einer tragfähigen Kieskofferung ;) Gruss Dan Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Tigerfan Geschrieben 29. Juni 2006 Teilen Geschrieben 29. Juni 2006 Als ich am 18. Juni am Meeting in Colmar war, waren die Rollfelder auch alle nur aus einzelnen Betonplatten. Wie es auf der Piste ist kann ich nicht beurteilen weil man die Piste nicht sah. Allgemein war der Zustand des Flugplatzes sehr altmodisch. Falls es irgendjemand interessiert, die militärischen Schweizer Flugplätze sind an folgenden Tagen geschlossen. Emmen/Meiringen 12 Juni - 7 Juli 2006 Sion 17 Juli - 11 August 2006 Payerne 17 Juli - 17 August 2006 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Thermikus Geschrieben 29. Juni 2006 Autor Teilen Geschrieben 29. Juni 2006 Es ist keineswegs so, dass nur im ehemaligen Ostblock Landebahnen in einzelnen Betonelementen hergestellt wurden. Auch in der Schweiz gibt es bis heute zumindest ein prominentes ziviles Beispiel: Genf. Seit jeher werden dort die einelnen Bahnelemente neben der Piste angefertigt und in einem fortlaufenden Prozess über Nacht einzeln ersetzt. Die Piste befindet sich damit in einer laufenden Erneuerung. Der Bauplatz für die Betonelemente befindet sich neben dem Stützpunkt des SSA (service sécurité de l'aéroport - Kombination von Feuerwehr und Sicherheitsdienst) in Richtung des Pistenkopfs 23 ungefähr auf Höhe der Palexpohallen. Der Vorteil dieses Verfahrens ist, dass man die Piste nie länger als für einige Stunden schliessen muss. Bei einer Gesamterneuerung des Belages wäre eine Schliessung für mehrere Tage oder Wochen notwendig, was für einen Flughafen mit nur einer Piste natürlich ein grosser Nachteil wäre. Für Landebahnen von Kriegsflugplätzen bietet die Elementbauweise nicht unbedingt Vorteile, denn das Abbinden des Betons dauert im allgemeinen zu lange, um nach einem Angriff die Einsatzfähigkeit wieder herzustellen. Jedenfalls wurden in der Schweizer Luftwaffe verschiedentlich Versuche und Übungen durchgeführt, bei denen Pistenteile mit Bomben zerstört wurden und die Flugplatzgenie dann in wenigen Stunden die Einsatzfähigkeit durch wieder herstellte. Dabei wurde üblicherweise nicht betoniert, sondern geteert (natürlich erst nach dem "Ausbügeln" der Bombenkrater und dem Wiederherstellen einer tragfähigen Kieskofferung ;) Gruss Dan Besten Dank für diese präzise, sachkundige und aufschlussreiche Antwort auf meinen Beitrag. Gruss - Dietwolf (Thermikus);) Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Andreas Meisser Geschrieben 29. Juni 2006 Teilen Geschrieben 29. Juni 2006 genau, auf z.Bsp. französischen, stillgelegten, ehemaligen NATO-Flugplätzen (aber auch auf vielen westlichen Zivilflughäfen) sind Landebahnen und Taxiways oft genauso in sichtbaren Teilsegmenten betoniert. Technisch ist es gar nicht möglich, Betonflächen quasi "am Stück" durchgehend zu produzieren. Fugen müssen vorhanden sein, damit sich die Teilstücke wegen den Temperaturunterschieden spannungs- und rissfrei "bewegen" können. Die Frage ist lediglich, ob die Betonplatte noch mit einer Verschleisschicht, beispielsweise mit einer Asphaltschicht versehen wird. Dann fällt auch das Geholper beim Überfahren der Fugen weg. Andreas Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Thermikus Geschrieben 29. Juni 2006 Autor Teilen Geschrieben 29. Juni 2006 genau, auf z.Bsp. französischen, stillgelegten, ehemaligen NATO-Flugplätzen (aber auch auf vielen westlichen Zivilflughäfen) sind Landebahnen und Taxiways oft genauso in sichtbaren Teilsegmenten betoniert. Technisch ist es gar nicht möglich, Betonflächen quasi "am Stück" durchgehend zu produzieren. Fugen müssen vorhanden sein, damit sich die Teilstücke wegen den Temperaturunterschieden spannungs- und rissfrei "bewegen" können. Die Frage ist lediglich, ob die Betonplatte noch mit einer Verschleisschicht, beispielsweise mit einer Asphaltschicht versehen wird. Dann fällt auch das Geholper beim Überfahren der Fugen weg. Andreas Ja, das ist richtig und mir auch bekannt. Die östlichen Startbahnen wiesen jedoch sehr viel zahlreichere (und kleinere) Betonsegmente auf. Diese machten eigentlich den Unterschied zu den meisten westlichen Bahnen aus. Genf scheint da eine der wenigen Ausnahmen zu sein. Gruss - Dietwolf (Thermikus);) Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
sandro Geschrieben 29. Juni 2006 Teilen Geschrieben 29. Juni 2006 Sali zäme... Betonpisten werden grundsätzlich immer mit einem Betonferiger und `an enem Stück` hergestellt.... http://www.batigroup.com/zuerich/Download/Flughafen_Zuerich_2.pdf Wird genügend Beton geliefert, vorzugsweise wie bei der 5. Bauetappe des Flughafens LSZH mit einem temporären eigenen Betonwerk vor ort, wäre es möglich unendlichweit zu fahren... Es wird eine spezielle Mixtur des Betons benötigt, da dieser später sehr hohen chemischen und mechanischen Belastungen ausgesetzt wird. Auch ein exakter Wasserzementwert ist ist ausschlaggebend über das gelingen. Ihr könnt euch Frischbeton wie ein Pudding vorstellen der vor seinem Abbindebeginn (ca 1-3 h nach einbringen) zu zerfliessen versucht. Jetzt fährt aber der Fertiger permanent¨mit ca 3-5 m/min vorwärts. Der Beton wird also nur wärend ca 5min seitlich geschalt. `hundskomuner` Beton würde sofort an den Rändern zerlaufen. Dazu kommt noch, dass morgends um 06.00 schon die ersten Flieger wieder die Pisten befahren. Um all diesen Anforderungen zu genügen muss der Beton peinlich genau nach bestimmten Mixturen und Verfahren hergestellt, überprüft und natürlich auch verarbeitet werden! Dahinter steckt ein unheimlich gut aufeinander eingespieltes TEAM mit einem grossen know how! Nun zu den Fugen: Sie werden später in den `jungen` Beton eingefräst. Sind jedoch nicht durchgehend. Bei einer 30cm starken Platte also nur etwa 8cm. Die Fugen sind quasi `Sollbruchstellen`, da Beton sich im Gegensatz zu Asphaltbelägen (Strassen) nicht elastisch, sondern starr verhält. Es gäbe also alle 5 - 10m unkontrollierbare unestetische Risse kreuz und quer durch die Bahn. Mit den Fugen werden die Kräfte in geregelte Bahnen geleitet. Um ein eindringen von Wasser und somit Betonabplatzungen bei dessen gefrieren zu verhindern werden die Fugen noch mit Bitumen vergossen... Um Setzungen der mittlerweilen `einzelnen` Platten zu verhindern werden vogängig Edelstahl Stäbe überall dort wo später die Fugen eingefräst werden eingelegt. Somit können die Platten nur noch vertikal `arbeiten` und es entstehen keine lästigen absätze... Grüessli Sandro Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Thermikus Geschrieben 29. Juni 2006 Autor Teilen Geschrieben 29. Juni 2006 Sali zäme... Betonpisten werden grundsätzlich immer mit einem Betonferiger und `an enem Stück` hergestellt.... http://www.batigroup.com/zuerich/Download/Flughafen_Zuerich_2.pdf Wird genügend Beton geliefert, vorzugsweise wie bei der 5. Bauetappe des Flughafens LSZH mit einem temporären eigenen Betonwerk vor ort, wäre es möglich unendlichweit zu fahren... Es wird eine spezielle Mixtur des Betons benötigt, da dieser später sehr hohen chemischen und mechanischen Belastungen ausgesetzt wird. Auch ein exakter Wasserzementwert ist ist ausschlaggebend über das gelingen. Ihr könnt euch Frischbeton wie ein Pudding vorstellen der vor seinem Abbindebeginn (ca 1-3 h nach einbringen) zu zerfliessen versucht. Jetzt fährt aber der Fertiger permanent¨mit ca 3-5 m/min vorwärts. Der Beton wird also nur wärend ca 5min seitlich geschalt. `hundskomuner` Beton würde sofort an den Rändern zerlaufen. Dazu kommt noch, dass morgends um 06.00 schon die ersten Flieger wieder die Pisten befahren. Um all diesen Anforderungen zu genügen muss der Beton peinlich genau nach bestimmten Mixturen und Verfahren hergestellt, überprüft und natürlich auch verarbeitet werden! Dahinter steckt ein unheimlich gut aufeinander eingespieltes TEAM mit einem grossen know how! Nun zu den Fugen: Sie werden später in den `jungen` Beton eingefräst. Sind jedoch nicht durchgehend. Bei einer 30cm starken Platte also nur etwa 8cm. Die Fugen sind quasi `Sollbruchstellen`, da Beton sich im Gegensatz zu Asphaltbelägen (Strassen) nicht elastisch, sondern starr verhält. Es gäbe also alle 5 - 10m unkontrollierbare unestetische Risse kreuz und quer durch die Bahn. Mit den Fugen werden die Kräfte in geregelte Bahnen geleitet. Um ein eindringen von Wasser und somit Betonabplatzungen bei dessen gefrieren zu verhindern werden die Fugen noch mit Bitumen vergossen... Um Setzungen der mittlerweilen `einzelnen` Platten zu verhindern werden vogängig Edelstahl Stäbe überall dort wo später die Fugen eingefräst werden eingelegt. Somit können die Platten nur noch vertikal `arbeiten` und es entstehen keine lästigen absätze... Grüessli Sandro Danke Dir - sehr interessanter Kommentar. Da spricht ein Baufachmann. Nun, was die Metalleinlagen angeht, glaube ich mich erinnern zu können, dass die Beton-Panzerstrasse, die - getrennt durch das dortige Naturschutzgebiet - östlich der 14/32 verläuft, auch solche Metalleinlagen zwischen den einzelnen Betonelementen aufweist. Wo Panzer fahren, muss die Strasse ja ebenfalls sehr hohen Belastungen standhalten. Gruss - Dietwolf (Thermikus):001: Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
sandro Geschrieben 29. Juni 2006 Teilen Geschrieben 29. Juni 2006 jep, die Panzerpiste meinst Du... diese Einlagen verhindern ein seitlichen Verschieben der Platten... Ob da auch Stäbe in den Fugen eingelegt sind kann ich nicht beurteilen oder nachvollziehen... übrigens, die Stäbe siehst Du einigermassen auf dem obersten Pic meines Links. Da wird also noch ein `Streifen` angelegt http://www.batigroup.com/zuerich/Download/Flughafen_Zuerich_2.pdf Grüessli Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
cx291 Geschrieben 30. Juni 2006 Teilen Geschrieben 30. Juni 2006 Ist dies das exakt gleiche Verfahren das teilweise auch für Autobahnen angewendet wird ? Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
sandro Geschrieben 30. Juni 2006 Teilen Geschrieben 30. Juni 2006 jep, ganz genau... Nur dass es nicht mehr angewendet wird... Asphaltbeläge, haben grosse Fortschritte gemacht. Flüsterbeläge, Drainbeläge die Wasser `schlucken` und Gischt bei Regenschauern verhindern, kurz die ganze Asphalttechnologie ist mittlerweilen sehr ausgereift. Was mir jedoch Sorgen bereitet sind die 40-Tönner. An einem gewissen Punkt sind Asphaltbeläge einfach am Anschlag... Man kann nicht den Foifer und das Weggli haben... So stört es einem ja kaum wenns rumpelt beim Takeoff eines Airliners. Hauptsache die Runnway hält :005: Wer mit dem ÖV unterwegs ist, wird täglich mit diesem Verfahren konfrontiert. Fast Jede Bushaltestelle wird `in Beton`erstellt Grüessli Sandro Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
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