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Warum Segelfliegen erst in der Neuzeit?


Thermikus

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Selbst auf die Gefahr hin, dass ich mit diesem ziemlich philosophischen Thema zum Segelfliegen hier wieder einmal ins Fettnäpfchen trete, möchte ich es trotzdem zur Diskussion stellen:

 

Wer sich mit alten Hochkulturen beschäftigt - sei es mit der aegyptischen, jener der Inkas, der Chinesen, Römer, Griechen und vieler anderer, der muss sich wohl einige Fragen stellen. Was müssen da für technische Kapazitäten am Werk gewesen sein, die schwierigste Berechnungen für ihre gigantischen Bauwerke perfekt durchführten, die die Bahnen der Himmelskörper schon damals präzise berechnen konnten, komplizierte chirurgische Eingriffe beherrschten und ausgefeilte technische Lösungen für die meisten Erfordernisse des täglichen Lebens fanden.

 

Nur fliegen konnten diese uns zum Teil heute noch überlegenen Menschen damals noch nicht. Ich spreche jetzt ausdrücklich vom motorlosen Fliegen - dem Segelfliegen. Denn dieses müsste auch damals schon ohne weiteres möglich gewesen sein, wie einige logische Ueberlegungen gleich zeigen werden.

 

Die Frage, warum sich Adler, Geier oder auch kleinere Vögel so problemlos durch die Luft bewegen konnten, dürfte schon damals tausendmal gestellt worden sein. Und warum es Menschen nicht konnten, ebenfalls. Auch die Luftkräfte waren bekannt. Die Kraft des Windes, der die schwersten Segelschiffe über die Meere trieb, der Sturm, der Wälder wie Streichhölzer knicken konnte, das alles war bekannt. Auch die Gesetzmässigkeiten der Aerodynamik hätten bei der genauen Beobachtung des Vogelfluges über Jahrhunderte hinweg mit den daraus zu ziehenden Schlüssen richtig interpretiert werden können. Otto Lilienthal hatte ja seine so genannte "Fliegekunst" auf diese Art erfunden.

 

Auch die Materialien für den Bau von flugtauglichen Segelflugzeugen wären zweifellos vorhanden gewesen: Leichte Hölzer, Klebstoffe (Harze etc.) Bambusrohre, hochfeste dünne Seile, feine reissfeste Leinwand und Tierhäute - das alles war damals schon vorhanden. Auch metallische Scharniere für bewegliche Ruder und Steuerorgane etc. hätten ohne weiteres hergestellt werden können.

 

Selbstverständlich wäre keine Schleppwinde oder ein Schleppflugzeug zur Verfügung gestanden, das einen Segler in sein Element bringen konnte. Aber Maultiere gab es, die den Flieger - in einige Teile zerlegt - auf einen Berg transportieren konnten,von wo er mit einem einfachen Katapult etc. in den Hangaufwind hätte gestartet werden können.

 

Die Intelligenz, die relativ einfache Technik, das Material und auch die meteorologischen Voraussetzungen für das Segelfliegen in der Frühzeit wären also vorhanden gewesen. Und warum geschah es trotzdem nicht?

 

Vielleicht deshalb: Das Fliegen war damals ausschliesslich Göttern und dunklen Dämonen vorbehalten. Und deren Zorn wollte man auf keinen Fall auf sich ziehen. War das vielleicht der tiefere Grund, sich aller menschlichen Versuche, sich in die Lüfte zu erheben, zu enthalten?

 

Dietwolf (Thermikus):confused:

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Aber was denn mit Ikarus ? Der ist doch auch schon vor Ewigkeiten geflogen. Sein Flugversuch misslang doch bekanntlich, weil das Wachs mit dem die Federn an seinem Arm befestigt waren schmolz..?! :005:

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Da hatte Hera nur den Herd angelassen, steht nur nirgendwo. Unbestätigte Theorien besagen auch, Zeus habe kurz mal die Sonne aufgedreht... :005:

 

Ganz ernsthaft, das ist durchaus mal ne interessante Frage! Immerhin hätte es ja trotz des Rückschlags von Ikarus noch Nachahmer geben können. Hätten wir um die Jahrhundertwende nicht auch so viele Nachahmer in der Aviatik gehabt, die nicht aufgaben, hätten wir den Sprung vielleicht gar nicht oder aber erst weitaus später geschafft.

Bevor ich hier aber wild spekuliere werd ichs erstmal so machen, wie es der Philosoph macht: er denkt darüber nach... ;)

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Aber was denn mit Ikarus ? Der ist doch auch schon vor Ewigkeiten geflogen. Sein Flugversuch misslang doch bekanntlich, weil das Wachs mit dem die Federn an seinem Arm befestigt waren schmolz..?! :005:

 

 

Ja, den Ikaraus hätte ich fast vergessen. Aber der war natürlich nur eine griechische Sagengestalt. Technisch für menschliche Wesen nicht möglich, sich mit Muskelkraft in die Luft zu schwingen und dann noch bis in die Nähe der Sonne..............

 

Aber Segelfliegen, das müsste damals wirklich schon möglich gewesen sein. Und wenn man auch nur einen mit Leinwand oder feinen Tierhäuten bespannten Deltasegler gebaut hätte. Und die Chinesen kannten ja bereits vor einigen tausend Jahren die berühmte leichte und reissfeste chinesische Seide. Das wäre auch ein hervorragender Wekstoff gewesnen, um Luftfahrzeuge damit zu bespannen. Der Phantasie sind da keine Grenzen gesetzt.

 

Gruss - Dietwolf (Thermikus):eek:

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Hallo zusammen

 

ich könnte mir vorstellen, dass die alten Hochkulturen, welche alle stark von ihrer Religion/Glauben an die diversen Gottheiten beeinflusst waren, es als Frevel betrachtet haben könnten, sich von der Erde gen Himmel zu begeben - dies war schliesslich das Reich der Götter und wenn die gewollt hätten, dass die Menschen zu ihnen in den Himmel kommen könnten, hätten sie den Menschen schon von Anfang an Flügel gegeben.

 

Grüsse

Michel

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Hallo zusammen

 

ich könnte mir vorstellen, dass die alten Hochkulturen, welche alle stark von ihrer Religion/Glauben an die diversen Gottheiten beeinflusst waren, es als Frevel betrachtet haben könnten, sich von der Erde gen Himmel zu begeben - dies war schliesslich das Reich der Götter und wenn die gewollt hätten, dass die Menschen zu ihnen in den Himmel kommen könnten, hätten sie den Menschen schon von Anfang an Flügel gegeben.

 

Grüsse

Michel

 

 

Genau so sehe ich das auch. Die Intelligenz, das Material, die Phantasie waren vorhanden aber auch die Angst und die Scheu!

 

Gruss - Dietwolf (Thermikus):001:

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Hi Dietwolf, hallo an alle anderen,

 

ich hab mir das ganze auch mal durch den Kopf gehen lassen. Der Artikel von Leroy, sowas ähnliches hatte ich mal vor einer halben Ewigkeit in einer Ausgabe des PM-Magazins gelesen, auch mit den flugzeugähnlichen Figuren.

 

Die Angst vor dem Unbekannten war bestimmt auch damals schon da. Ich sag immer der Mensch hat die Größte Angst vor dem Kontrollverlust - wenn er etwas nicht (mehr) beherrschen oder kontrollieren kann, dann gerät er in Panik. Wenn ich an die Eisenbahn denke, als das alles noch ganz neu war - bei 50 km/h haben sich die Leute damals fast in die Hosen gemacht vor Angst. Heute fährt man 50 km/h im ganz normalen Stadtverkehr und auch Segelflugzeuge erreichen durchaus Maximalgeschwindigkeiten von deutlich über 250 km/h IAS. Die Menschen haben also im Laufe der Zeit einfach ein anderes Verhältnis zu den Dingen entwickelt - Züge sind heute ein absolut normales Verkehrsmittel, genauso wie Flugzeuge.

 

Damals wird das natürlich anders Gewesen sein, und wenn man sich noch vorstellt, welch einen Einfluss die Kirche bzw. die Religion im Allgemeinen damals noch hatte, dann mag es sicherlich plausibel erscheinen, dass man vielleicht damals wirklich glaubte, der Himmel sei nur den Göttern zueigen und kein Mensch hätte das Recht, diesen zu bereisen, sprich zu fliegen. Der Einfluss der Kirche ist heutzutage ja stark abgeschwächt, da sich weltliche Dinge immer weiter in den Vordergrund gedrängt haben, und dementsprechend hat der Mensch auch die Scheu davor verloren, zu Fliegen und die Naturgesetze für sich auszulegen und zu nutzen.

 

Wahrscheinlich wird damals alles zusammengekommen sein, Angst vor dem Neuen, größere Achtung vor Religion, Göttern usw. ;)

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  • 2 Wochen später...

Hi,

 

die Frage, warum es so lange mit dem Fliegen gedauert hat, habe ich mir letztes Jahr auch einmal intensiv gestellt. Nicht bezüglich früher Hochkulturen, sondern bezüglich Mitteleuropa Mitte des letzten Jahrtausends.

Ich habe nämlich in Holland eine Windmühle aus dem 16. Jahrhundert besichtigt, und eigentlich war damals bereits das volle Wissen um Aerodynamik und Struktur vorhanden. Die Windmühlenflügel haben über 10m Länge (20m Durchmesser) und sind als freitragende Einholmer mit Holz-Kastenholm ausgeführt. Die Flügel sind Geschränkt und haben sogar schon Wölbklappen, zur Anpassung an die Windstärke. (Andere haben auch Jalousien zur Anpassung, sicher nicht ganz so die aerodynamisch saubere Lösung...) Selbst Vorflügel im Innenbereich (wo die Geschwindigkeit geringer ist, als an der Blattspitze) und eine geometrische Schränkung der Flügel kann man bei alten Windmühlen finden. Auch die Windfahne, die den Turm in die Richtige Richtung dreht (=Leitwerk) kannte man schon. Die Holme sitzen relativ weit vorn an den Windmühlenflügeln, vermutlich hat man also auch schon erkannt, wo der Neutralpunkt des Profils liegt, und vermutlich auch, das Flügel mit zu weit hinten liegendem Schwerpunkt flattern. Im schnellen Aussenflügelbereich sind die Flügel nämlich hinten nur aus Stoff gemacht, was den Schwerpunkt an die richtige Stelle rückt.

Wer den Möven am Deich beim Gleitfliegen (Minutenlang ohne Flügelschlag) zuguckt, müsste dabei doch eigentlich den notwendigen Geistesblitz gehabt haben.

Obwohl alle notwendigen Theorien und Herstellungstechniken bekannt waren, hat aber offensichtlich kein Holländer oder Ostfriese mal ans Fliegen gedacht.

(oder er war weise genug, es niemanden sehen zu lassen, wie er sich auf die Nase gelegt hat)

 

Gruß

Ralf

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