Das Schweigen der Ärzte

[Sebastian K.]

„Obwohl Notfälle an Bord eines Flugzeuges äußerst selten sind, melden sich manche mitfliegende Ärzte im Ernstfall nicht. Sie hätten Angst, das Falsche zu tun und später vom Patienten in Regress genommen zu werden, sagte eine Stewardess dem Ulmer Hirnforscher und Psychiater Manfred Spitzer, der schon in der Luft Hilfe leistete. Der Lufthansa ist das Problem „durchaus geläufig“, so der Lufthansa-Sprecher Michael Lamberty. Bei jedem fünften Notfall der Airline fand sich im vergangenen Jahr kein Mediziner.

 

„Es gibt Fälle, in denen Ärzte sich nicht outen“, bestätigt auch Markus Kirschneck von der Pilotenvereinigung Cockpit. Ihre Ängste seinen allerdings „völlig grundlos“. Eine weltweit gültige „Enthaftungs-Erklärung“ schütze sie vor Regressansprüchen. Auch Laien sind gegen Fehler bei der Ersten Hilfe versichert.

 

Im vergangenen Jahr registrierte die Lufthansa bei insgesamt 624 518 Flügen mit mehr als 51 Millionen Passagieren 1705 medizinische Notfälle. Darunter waren 919 Kreislaufprobleme, 160 Magen-Darm-Erkrankungen und 93 akute Herzprobleme. Fünf Patienten starben. 43 Mal mussten die Piloten aus medizinischen Gründen vorzeitig landen.

 

Ab 2008 soll „Telemedizin“, so Lamberty, weitere Fortschritte bringen – beim A380, der bis zu 18 Stunden in der Luft ist. Spezialisten der Berliner Charité werden dann per Funk und Video die Helfer beraten können.“

 

Quelle: Stern25/2006

 

Find ich ja hammerhart, da scheint es echt Ärzte zu geben, die sich nicht melden, gibt es da nicht so etwas wie einen ärztlichen Eid??

 

Könnte ich ja nicht mit mir ausmachen, wenn so was im nachhinein rauskommt, ist man ja völlig entehrt…

[renschi81]

Könnte ich ja nicht mit mir ausmachen, wenn so was im nachhinein rauskommt, ist man ja völlig entehrt…

 

Ich glaube das man dann ned nur ein Problem mit der Ehre hätte. Unterlassene Hilfeleistung wäre sicher ein Argument was sehr schnell auftauchen würde. Dies gilt aber nicht nur für Ärzte. Jeder der helfen kann ist dazu verpflichtet.

[dany]

hab auf nem swiss flug mal einen (scheinbaren) arzt erlebt, der von seinem sitznachbar "ge-outet" wurde und erst nach x-fachem auffordern der FA sich zum auf dem boden liegenden passagier begeben hat. Auf seinem weg hat er notabene eine anständige alkohol-fahne mit sich gezogen. (somit war auch seine schwache motivation zu helfen zu erklären:( )

[ErnstZ]

hab auf nem swiss flug mal einen (scheinbaren) arzt erlebt, der von seinem sitznachbar "ge-outet" wurde und erst nach x-fachem auffordern der FA sich zum auf dem boden liegenden passagier begeben hat. Auf seinem weg hat er notabene eine anständige alkohol-fahne mit sich gezogen. (somit war auch seine schwache motivation zu helfen zu erklären )

 

Und was willst Du uns damit sagen und mit dem negativen Smiley andeuten?? Vielleicht gerade weil er etwas getrunken hat, wollte er sich nicht outen. Man stelle sich vor, er macht deswegen einen Fehler... Und auch Ärzte dürfen in ihrer Freizeit ein, zwei Bier etc. trinken, ohne immer daran denken zu müssen, dass jetzt dann gerade ein Notfall eintritt.

[BITTERLINAIR]

Ich denke, es ist auch leicht gesagt "ein Arzt ist an Bord".

 

Ein Dermatologe, wird nicht mehr viel Ahnung von Herz Kreislauf problemen haben.

Ein Pathologe oder Forensischer Facharzt wird warscheinlich auch eher an den seltenen Dingen rum studieren als an das Häufige und naheliegende.

 

Das mit der Alk Fahne, finde ich schon fast eine Frechheit, als ob ein Mediziner in seiner wohlverdienten Freizeit sich nicht mal die Lampe vüllen dürfte. Der Pilot genemigt sich auch mal einen, wenn er Feierabend hat und am Nächsten Tag nicht fliegen muss.

 

Allerdings würde ich, wenn ich ein Arzt währe trozdem mal schauen um zu sehen ob ich überhaupt helfen kann.

 

Kleier Witz am Rande, für alle die ihn nicht kennen:

 

Der Internist, weiss alles, kann aber nichts

Der Chirurg, kann alles, weiss aber nichts

Der Pathologe, kann alles, weiss alles, ist aber zu späht :D

[dany]

Und was willst Du uns damit sagen und mit dem negativen Smiley andeuten?? Vielleicht gerade weil er etwas getrunken hat, wollte er sich nicht outen. Man stelle sich vor, er macht deswegen einen Fehler... Und auch Ärzte dürfen in ihrer Freizeit ein, zwei Bier etc. trinken, ohne immer daran denken zu müssen, dass jetzt dann gerade ein Notfall eintritt.

 

 

Rrrrischtisch..... das ihn jedoch jemand verpetzt hat und er von der FA, nach mehreren aufforderungen richtiggehend gezwungen wurde (notabene mit der aufmerksamkeit der ganzen kabine) war doch ein ziemliches schauspiel.

Der alkoholduft war dann auch die -wahrscheinliche- lösung für seine zurückhaltung.

So, andeuten wollte ich gar nix, hab gedacht das wäre eine nette geschichte.

lieber ein angesäuselter arzt als gar keiner. vorallem in anbetracht dass in einem A321 wohl kein säuberlich eingerichteter OP vorhanden ist, in dem ein Arzt gross etwas "falsch" machen kann. anyway.... my rash thoughts.....

[Sebastian K.]

Das mit der Alk Fahne, finde ich schon fast eine Frechheit, als ob ein Mediziner in seiner wohlverdienten Freizeit sich nicht mal die Lampe vüllen dürfte.

 

Natürlich darf sich jeder Mensch in seiner Freizeit die Lampe füllen, aber in dieser Situation würde ich dann doch sagen: Lieber kein Arzt als einer mit gefüllter Lampe (kommt natürlich immer noch auf den Pegel an...) - ne stabile Seitenlage wird der noch hinbekommen, doch ne Spritze setzen...oder Mund zu Mundbeatmung...:002: :D

[BITTERLINAIR]

:007: :007: :007: wenn wir wüsten wie viele Aerzte im Dienst volle Lampe haben würden wir warscheinlich nie eine OP machen :D

 

In dem Spital wo ich früher gearbeitet habe, wunderte man sich immer wer wohl al die Spirituosen lehr getrunken hat die im alt Glas lagen im Kanalsistem unter der Chirurgie ???

 

Wir in der Patho brauchten auch unsere Psychohygiene, aber bei uns war das ein offenes Geheimnis. Ach bei den Chirurgen zwar auch:cool:

 

Die Medizin hat eine feste Drinkkultur die bei den Studentenverbindungen beginnt und an den Abschlusspartys der Profesoren aufhört.

 

aber jetzt sind wir (ich) schon weit weg vom Thema.

 

Ich finde es aber auch sehr negativ, das die Aerzte im Flug so wenig Kurasche haben zu helfen

[Adnan]

„Es gibt Fälle, in denen Ärzte sich nicht outen“

 

Ich kann mich noch schwach an einen Bericht erinnern, in dem stand, dass sich auf Flügen in oder aus den USA wesentlich weniger Aerzte outen. Ein US-Arzt riskiert bei einer (vermeintlichen?) Fehlbehandlung nun mal eine Zivilklage, die teuer ausgehen kann..

 

Bitte versteht mich nicht falsch: Ich toleriere das "nicht-outen" keinesfalls. Ich selbst finde dieses Verhalten absolut inakzeptabel.

[cx291]

Ab 2008 soll „Telemedizin“, so Lamberty, weitere Fortschritte bringen – beim A380, der bis zu 18 Stunden in der Luft ist. Spezialisten der Berliner Charité werden dann per Funk und Video die Helfer beraten können.“

 

Grundsätzlich ne gute Idee, aber was bringt es wenn die Ärzte streiken

[Hägar]

Wie schon der Satz „ ..sagte eine Stewardess...“ im zitierten Artikel des Stern verrät, geht es hier lediglich um ein in Airliner-Kreisen beliebtes Gerücht.

 

Da dieses vor einiger Zeit hier im Forum inklusive Seitenhieb auf die bösen Ami-Ärzte schon mal durchgekaut wurde, habe ich damals den Chef des medizinischen Dienstes der Swiss gefragt, ob da was dran wäre.

Er hat sich dann bei verschiedenen Gelegenheiten mit Kollegen anderer Airlines über dieses Thema unterhalten und auch IATA-interne Papiere dazu durchforstet.

Das Resultat ist ernüchternd (zumindest für diejenigen, die Gerüchte lieben); es gibt keinerelei Hinweise, dass sich Ärzte an Bord nicht zu erkennen geben, wenn sie dazu aufgerufen werden.

 

Auch die Story, dass sich amerikanische Ärzte nicht melden, ist ein Märchen, die Zahlen auf amerikanischen Inlandflügen unterscheiden sich nicht von denen anderswo.

Auch das amerikanische Rechtssystem kennet den “Failure to render Assistance“ also unterlassene Hilfeleistung. Gerade weil sich in den USA mitunter bizarre Schadenersatzprozesse abspielen, kann davon ausgegangen werden, dass US-Ärzte die Rechtslage genau kennen und sich hüten werden, passiv zu bleiben.

Übrigens habe ich es bisher zwei mal erlebt, dass Ärzte sich bereits beim Einsteigen diskret (mit Sitznummer) zu erkennen gaben, beide waren Amerikaner.

 

Das Thema kann auch von einer ganz anderen Seite her betrachtet werden.

 

Die Ärztedichte ist für jedes Land, für jeden Kontinent usw. ganz genau bekannt.

Ebenfalls bekannt ist, welche Gesellschaftsschichten wie oft fliegen und wie hoch die durchschnittliche Anzahl Passagiere an Bord einens Flugzeuges ist.

Wenn man nun diese Zahlen einem Statistiker gibt, was gemacht wurde, wird er relativ schnell zum Resultat kommen, dass die Wahrscheinlichkeit, dass sich überhaupt ein Arzt an Bord befindet, zwischen 60 (Kurzstrecke) und 80% (Langstrecke) bewegt.

Zufälligerweise sind wir hier genau wieder bei der Zahl (1 von 5) die in Stern-Artikel genannt wurde.

 

Viel Lärm um nichts....

 

 

Gruss

 

Ruedi