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Schockierend-amüsant: Airprox F-GSIX bei Genf


Dominik L

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Wenn ich hier diese Luftraumdiskussion verfolge, dann glaube ich, dass die Probleme nur mit gegenseitigem Verständnis, mit grösstmöglicher Disziplin und entsprechendem Verantwortungsbewusstsein befriedigend gelöst werden können.

 

Kein Mensch verhält sich fehlerfrei - auch Piloten nicht. Auf der anderen Seite sind die Fluglotsen bei der heutigen Dichte des Verkehrs einer hohen Arbeitsbelastung und einer noch höheren Verantwortung ausgesetzt. Bei einem Unfall sind sie der Letzte, den die Hunde beissen. Die Existenzgrundlage kann mit einem Schlag durch den Verlust des Jobs dahin sein und von zermürbenden Strafverfahren und den sich daraus ergebenden Folgen müssen wir gar nicht erst sprechen. Wen wundert es da, wenn sie auf Piloten, die sich absichtlich oder unabsichtlich nicht an die Regeln halten und andere Luftraumbenutzer gefährden, genervt und verärgert reagieren?

 

In den Jahren 1962 bis 1970 flog ich als Segelflieger auf dem Flughafen Köln-Bonn mitten unter Verkehrsflugzeugen. Diverse Fluglotsen waren Mitglieder unseres Clubs und flogen in ihrer Freizeit bei und mit uns. Andererseits gingen wir Segelflieger (meist bei Regenwetter) auf dem Tower ein und aus, wie es heute im Zeichen des Terrorismus undenkbar wäre.

 

Dieses Kennenlernen der gegenseitigen Tätigkeit, der Bedürfnisse und Grenzen hatte auch ein sehr hohes Verständnis für die andere Seite geschaffen. Wir flogen innerhalb der Kontrollzone über oder neben, vor oder hinter startenden und landenden Jets, als wäre das die selbstverständlichste Sache der Welt. In ständigem Funkkontakt mit den Fluglotsen kreisten wir nach dem Start am Schleppseil meist zwischen allen Bahnen über dem Zentrum des Flughafens im toten Winkel. Dort war es am sichersten, da die Airliner die Start- und Landebahnen an der Enden verliessen oder am Anfang hereinkamen und wir uns dadurch gegenseitig nie störten. Da die meisten Triebwerke damals rauchten wie Schornsteine, waren die an- und abfliegenden Airliner auch optisch gut auszumachen. Wenn die Luft rein war, erhielten wir vom Tower eine Freigabe, konnten dann die Kontrollzone verlassen und auf Strecke gehen.

 

Wurde in der Umgebung des Flughafens stundenlang in der Thermik gekreist gaben wir - wenn die Lotsen Verkehr meldeten - unsere genaue Position und Höhe durch. Dann baten sie uns, wenn es nötig war, mit ein paar freundlichen Worten an eine andere Stelle - und die Sache war in Ordnung. Ich habe es viele Male erlebt, dass mich bei der Landung mit dem Segelflugzeug auf dem Sicherheits-Rasenstreifen direkt neben der Landebahn eine Boeing, eine Douglas oder eine Caravelle im seitlichen Abstand von fünfzig Metern überholten. Die Passagiere klebten mit den Nasen an den Fenstern und wunderten sich wahrscheinlich sehr, was da gespielt wurde. Für uns war das aber völlig normal.

 

Diese Art der Fliegerei - die über viele Jahre völlig unfallfrei verlief und erst mit dem Einsatz des Grossflugzeuges Boeing 747 nicht mehr durchgeführt werden konnte (Wirbelschleppen) - war nur mit höchster Disziplin und ebensolchem Verantwortungsbewusstsein aller, vom Flugschüler bis zum erfahrenen Piloten möglich, die das nötige Vertrauen zwischen allen Beteiligten schuf.

 

Dietwolf (Thermikus):001:

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