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Tragischer Todesfall mit Modellflugzeug


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Geschrieben

Ja, das ist wieder eine schlechte Publicity für den Modellflugsport und natürlich schrecklich für die direkt Betroffenen, seien es nun die Opfer oder auch der Pilot.

 

Niemand ist völlig gefeit von solchen Vorkommnissen, auch wenn er den Sport sehr seriös und verantwortungsbewusst betreibt.

 

Wenn durch eine externe Störung mein Empfänger "zugemacht" wird, nutzen mir weder Akkuweichen, noch doppelte Servos pro Ruderfläche etwas. Die erwähnte Failsafe Schaltung hilft hier nur bedingt. Wenigstens laufen damit nicht alle Ruder sofort auf Anschlag, sondern in eine vordefinierte Stellung. Das nutzt aber nur etwas bei einer kurzzeitigen Störung.

 

Möglichkeiten für eine Schadensbegrenzung hat man nur mit einer grossen Flug - und Eigendisziplin, auch der anwesenden Modellflugkollegen. (Nie über oder gegen Zuschauer fliegen, Fangnetze installieren zwischen Zuschauern und Flugzeugen/Piloten und einem sehr seriösem Aufbau und Wartung des eigenen Modells).

 

Meine eigene, persönliche Meinung dazu ist, auch wenn Ihr mich jetzt vierteilen und in der Luft zerreissen werdet: Keine schweren und schnellen Grossmodelle - das sind potentiell gefährliche Flügelbomben in der Nähe von Zuschauern - und braucht's die wirklich? (über 5m Spannweite sitze ich sowieso lieber selber drin...)

 

Mir ist bei einem sonst hervorragend organisierten Modellflugtag, vor nicht allzu langer Zeit, fast das Blut in den Adern gefroren. Ein äusserlich sehr schön gebauter Jet flog - eindeutig kurzfristig nicht oder nicht mehr richtig steuerbar - hinter dem Fangnetz auf die Zuschauer los. Der Pilot bekam den Flieger gottseidank nochmals unter Kontrolle, konnte brüsk abdrehen und landete sofort. Die meisten Zuschauer haben dies gar nicht bemerkt. Bei mir hört der "Spass" hier aber auf. Selbst ein militärischer Sprung auf den Bauch wäre hier eindeutig zu spät gekommen. Soweit meine Gedanken zur ganzen Sache...

 

Grüess usem Freakdaal

 

- niggi

Geschrieben

So sehe ich das auch. Jeglicher elektronische SchnickSchnack nützt nichts (zb Akkuweiche) wenn das besonders bei uns so anfällige Funksignal gestört wird. Diesbezüglich befinden wir uns ja anscheinend noch in der Steinzeit...

 

Wenn der Unglückspilot aber Failsafe programmiert hatte, warum den Motor nicht auf Aus programmiert oder wenigstens auf Idle zurück?

Bei jedem meiner FailSafe Empfänger ist mir das fast das Wichtigste. Wie und wo das Modell dann im Störungsfall abstürzt ist sowieso nicht voraussehbar.

 

Grossmodelle haben halt ihren besonderen Reiz, sie fliegen angenehmer und beeindrucken die Zuschauer umsomehr..

 

Gruss

Johannes

Marc Hugelshofer
Geschrieben

Hoi zäme

 

Ein sehr trauriger Unfall. Noch viel trauriger sind aber die sensationsgierigen Meldungen in der Presse. Da wird einfach von einem Unfall mit Todesfolge gesprochen, ohne darauf einzugehen wie und warum das denn überhaupt soweit kommen konnte. Für diejenigen dies interessiert, hier noch die Pressemeldung des Deutschen Aero Clubs:

 

Tragischer Unfall am 13. Mai bei Flugtag in Ungarn

Staatsanwaltschaft entschuldigt sich beim Piloten

Der Modellflugclub Szekszárd hatte vergangenen Samstagnachmittag zu einem Flugtag auf dem großen ehemaligen Militärflugplatz Öcsény eingeladen. Als Stefan W. vom DAeC-Luftsport, Verband Bayern e.V. seinen zweiten Schauflug absolvierte, verlor er plötzlich jede Kontrolle über sein Kunstflugmodell Pitts S12 mit Viertakt-Verbrennungsmotor (Spannweite 2,50 m, ca. 20 kg Gewicht). In rund 20 m Höhe setzte die Failsafe-Funktion des Modells ein; vom Seitenwind abgetrieben flog das Modell steuerlos vom Flugfeld aus mehrere hundert Meter weit bis in den Zuschauerraum und schlug dort auf. Es brach eine Panik aus; ein Ehepaar wurde getötet, vier weitere Menschen verletzt.

Die Polizei führte den unglücklichen Piloten in Handschellen ab. Video-aufzeichnungen, über einen ungarischen Fernsehkanal ausgestrahlt, bewiesen, dass er sein anspruchsvolles Kunstflugprogramm weit vor den Zuschauern geflogen hatte. Erst nach dem Ausfall der Steuerung hatte sich das Modell in deren Richtung gedreht. Stefan W. war überzeugt, dass nur eine massive, plötzlich einsetzende Funkstörung Ursache für den kompletten Ausfall hatte sein können.

Diese Funkstörung konnte am folgenden Montag- und erneut am Dienstagmorgen von der Staatsanwaltschaft, einem ungarischen Sachverständigen und dem mit einem Scanner aus Deutschland angereisten Vater von Stefan W. zweifelsfrei nachgewiesen werden. – Stefan W.’s Anlage nutzt selbstverständlich das 35 MHz-Band. Das European Radiocommunications Committee empfahl allen EU-Staaten, es ausschließlich dem Steuern von Flugmodellen vorzubehalten. Auch Ungarn ist EU-Mitglied. In Szekszárd wurde das Band aber von einem starken, regionalen Radiosender überlagert, insbesondere die Kanäle 61, 62 und 63 waren im Wechsel komplett gestört. Die Anlage von Stefan W. arbeitet auf Kanal 62.

Am Montagabend entschuldigte sich die Staatsanwaltschaft offiziell bei Stefan W. für die ungerechte Behandlung und gab ihm seinen Pass zurück. Von einer Kaution, über die die Polizei nach vorläufiger Freilassung am Sonntag verhandeln wollte, war keine Rede mehr. Um welchen Radiosender es sich handelt, der sich so unvermittelt einschaltet, schweigen sich die ungarischen Behörden aus.

 

Stefan W. ist ein sehr erfahrener Modellpilot, der mit seinen Vorführungen mehrfach den Preis „Best of Show“ gewann. In Szekszárd war er bereits zum dritten Mal. Um sich vorzubereiten, war er eine Woche früher angereist, und hatte die Tage bis zur Flugshow trainiert. Ihm war bewusst, dass die ungarische Gesetzgebung keine sichere Gewähr bietet, dass das 35 MHz-Band ungestört ist. Schon um sein wertvolles Modell zu schützen, gehören Reichweitentests mit einem leichten Elektromodell zu seiner Routine vor jedem Flugtag. Die gesamte Woche jedoch hatte er nicht die geringste Störung bemerkt, Freitagnachmittag und am Sonnabend gab es nur ganz vereinzelt geringe Interferenzen, bis zum Unglücksflug. – Die Flugleitung des Modellflugclubs Szekszárd hielt die übliche Sicherheitsroutine ein mit dem Check der Frequenzen und der Abgabe der Sender, hatte jedoch keinen Scanner eingesetzt.

 

Gerhard Wöbbeking

Mitglied des Vorstands der

DAeC Sportfachgruppe Modellflug

 

Gruss

Marc

Geschrieben
Warum den Motor nicht auf Aus programmiert oder wenigstens auf Idle zurück?

 

Guten Morgen.

 

Idle ja, so hatte ich es jeweils auch, aber "aus" ist schlecht. Wenn Du eine ganz kurze Störung hast und Dir der Motor deswegen abstellt, ist es ziemlich kontraproduktiv... Ausserdem sind nicht alle Motoren so gebaut, dass man sie mit dem Thottle ganz abstellen kann.

 

Keine schweren und schnellen Grossmodelle - das sind potentiell gefährliche Flügelbomben in der Nähe von Zuschauern - und braucht's die wirklich?

Kann ich nur unterschreiben!

 

Gruss

Johannes

Geschrieben

Hallo zäme

 

Wirklich traurig der Unfall.

 

Wenn ich den Bericht so lese, trifft allerdings den Piloten und die Veranstalter nicht wirklich eine Schuld. Allerdings frage ich mich, weshalb ein Radiosender plötzlich anfängt zu senden!?? Die Sender, die ich kenne, senden eigentlich meistens dauernd. Oder? :001:

 

Für mich ist ein 2.50m Modell nicht wirklich "zu gross". Natürlich ists nicht klein, aber sicher nicht fahrlässig gross. Wenns jetzt ein Jet mit 400km/h Geschwindigkeit und 50kg gewesen wär ok...

Geschrieben

Hallo Johannes

 

 

 

Ja, ich weiss. Aber in wievielen Fällen endet die Störung nicht mehr rechtzeitig?

 

Das ist mir das Risiko nicht wert. Lieber mal eine Ackerlandung als ein Vollgas einschlagendes Modell. (Idle und Vollgas-Einschlag macht auch noch ziemlich viel aus! ;) )

 

Modelle mit Kolbenmotor (die in der Regel einfacher zu landen sind mit engine out als ein Jet) habe ich alle auf Off programmiert, hatte noch nie eine Störung und den folgenden Motorausfall deswegen...

 

Bei den Jets siehts anders aus. Da wird der ECU der mögliche Gasweg der RC-Steuerung programmiert. Failsafe geht dann an eine Position über diesen Weg hinaus, daher erkennt die ECU das Problem und setzt die Turbine auf Idle zurück (schon mal jetzt eine grosse Gefahr etwas gemindert) nach einer programmierten Zeit wird dann die Turbine ganz ausgeschaltet, sollte der Empfänger keine verwertbaren Daten erhalten und aus dem Failsafe - Mode gehen.

 

 

@marc

 

ich war froh, die Nachricht auf keinem Titelbild gelesen zu haben.. könnte ich mir bei der heutigen Mentalität durchaus vorstellen, wenns nichts anderes zu berichten gegeben hätte.

 

 

 

Ich finde gut, dass den Piloten keine "rechtliche" Schuld trifft. Trotzdem tut er mir Leid, wie er sich bloss fühlen muss. Damit ist er gestraft genug.

Er galt ja als sehr erfahrener Modellflieger, ein unglücklicher Zufall dass gerade er auf dem belegten Kanal geflogen ist. So hätte es jeden anderen dort an dieser Show auch treffen können und meineswissens nach war das nicht der einzige "Brocken" der in der Luft war an diesem Tag.

 

Gruss

Johannes

Marc Hugelshofer
Geschrieben

Hallo Johannes

 

Genau das ist ja noch zusätzlich tragisch. Zu den 2 Toten die leider zu beklagen sind hat der Pilot, auch wenn er offensichtlich alles richtig gemacht hat, eine schwere Last zu tragen.

 

Zum Glück hab ichs auch nur in einem mehr oder weniger grossen Nebenbericht einer grossen Schweizer Tageszeitung (Ihr wisst welche :) ) gelesen. Diejenigen die nämlich nicht verstehen wollen wieso so etwas leider passiert ist, werden solche Vorfälle dann ein bisschen rumdrehen wenn mal wieder ein Argument gegen Modellflug gesucht wird.

 

Gruss

Marc

  • 4 Wochen später...
Geschrieben
Keine schweren und schnellen Grossmodelle - das sind potentiell gefährliche Flügelbomben in der Nähe von Zuschauern - und braucht's die wirklich?

 

Diese Aussage finde ich blödsinn, oder glaubst du ein normaler 2m allround Elektrosegler sei ungefährlich?

 

Jedes Modell das nicht gerade ein EasyGlider ist birgt Gefahren wenn unglückliche Verkettungen und Umstände eintreten.

 

Deiner Meinung nach dürfte jeder nur mit langsamen Anfängermodellen fliegen, was allerdings den Reiz am Modellfliegen nach einer gewissen Zeit verschwinden lassen würde.

Man entwickelt sich von Anfängermodellen eben zu anspruchsvolleren Modellen wieter (und die sind nunmal schneller, größer oder wendiger).

 

LG

Christoph

Geschrieben

Christoph hat schon recht...

 

Was wichtig dabei ist, dass die Sorgfalt, Routine und Sicherheitsvorkehrungen ebenfalls mit dem Wunsch nach Grösserem wachsen sollte bzw. muss!

 

Wenn Fail Safe vorhanden ist, so soll es auch genutzt werden, und zwar immer "zu Schaden des Modells" und nicht "damit bei kurzen Störungen der Motor nicht ausgeht" In wievielen Fällen endet die Störung nicht oder nicht mehr rechtzeitig?

Ein Modell das mit stehendem Motor aufschlägt im Vergleich zu einem solchen mit vollgaslaufendem Motor hat mit Sicherheit einige Faktoren weniger zu vernichtende Energie.

 

Wir Modellflieger sind nur geduldet, wir haben eigentlich keinen Anspruch auf das Fliegen. Da muss man halt mal den kürzeren ziehen.

 

Das ist nur meine Meinung, löchert mich nicht deswegen ;)

 

Gruß

Johannes

Geschrieben

Hallo Cristoph

Diese Aussage finde ich blödsinn, oder glaubst du ein normaler 2m allround Elektrosegler sei ungefährlich?

 

Jedes Modell das nicht gerade ein EasyGlider ist birgt Gefahren wenn unglückliche Verkettungen und Umstände eintreten.

 

Deiner Meinung nach dürfte jeder nur mit langsamen Anfängermodellen fliegen, was allerdings den Reiz am Modellfliegen nach einer gewissen Zeit verschwinden lassen würde.

Man entwickelt sich von Anfängermodellen eben zu anspruchsvolleren Modellen wieter (und die sind nunmal schneller, größer oder wendiger)

 

Nun, nimm mir's nicht übel. Deine Aussage tönt etwas nach Polemik. Ich selber fliege schon seit über 40 Jahren Modelle und weiss ziemlich genau, von was ich spreche. Und glaub mir- es sind nicht nur Anfängermodelle :005:

 

Betrachten wir das Ganze doch mal etwas nüchtern: Niemand, absolut niemand ist immun gegen Störungen von aussen. Man kann lediglich das Risiko für Mensch, Tier und Sachen im Falle einer solchen Störung verkleinern, in dem man die Auswirkungen minimiert. Dazu gehören ein seriöser Aufbau und Kontrolle des Modells, genügend Abstand von Zuschauern, Wahl der Flugbahn des Modells und sich auch Beschränkungen auflegen betreffend Gewicht und Geschwindigkeit des eigenen Modells. :008:

 

Die ersten drei Faktoren müssen wir nicht diskutieren. Ich denke, daran hält sich jeder seriöse Modellflieger - oder etwa doch nicht?? Also bleibt uns nur noch der vierte Faktor, um die Risikokette weiter zu minimieren: Gewicht und Geschwindigkeit des Modells. Das ist eine Tatsache, die jeder Modellbauer - und Flieger zur Kenntnis nehmen muss und zu den entsprechenden Schlussfolgerungen kommen sollte. Über diese Tatsache hinwegzusehen, ist von mir aus gesehen einäugig. Ich schlage mich auf anderen Gebieten genügend mit Risikomanagement herum. Deshalb ist das hier meine persönliche Meinung, eine Meinung unter anderen Meinungen in diesem Forum. Punkt.

 

Grüess usem Freakdaal (Grüsse aus dem Fricktal)

 

- niggi

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