Thermikus Geschrieben 13. Mai 2006 Geschrieben 13. Mai 2006 Kürzlich hatte ich - zusammen mit anderen Kollegen (die gleicher Meinung waren wie ich) eine heisse Diskussion in einem deutschen Flugforum. Es ging darum, warum man in Deutschland geradezu allergisch reagiert, wenn das Thema "Hakenkreuze auf den Seitenleitwerken historischer Kriegsflugzeuge" zur Diskussion steht. Entsprechende Beiträge werden von den Moderatoren konsequent gelöscht. Dies hat jedoch nicht mit mangelnder Toleranz der Moderatoren zu tun (die natürlich von oben unter Aufsicht und Druck stehen), sondern mit dem dienstbeflissenen vorauseilenden Gehorsam deutscher Politiker. Diese verstehen offensichtlich überhaupt nicht, um was es konkret geht: Um was geht es nun wirklich: Eine Messerschmitt Me 109, eine Focke Wulf 190, eine Heinkel He 111 oder Junkers Ju 88 flog damals mit dem bekannten schräg auf dem Seitenleitwerk platzierten Hakenkreuz. An den Rumpfseiten und den Tragflächen war das mit weissen Rändern eingerahmte Balkenkeuz angebracht - gegen das heutzutage übrigens niemand etwas einzuwenden hat. Wenn heute eine solche bis in die letzte Niete historische Maschine in Deutschland im Museum steht oder fliegt, darf das Hakenkreuz nicht auf dem Seitenleitwerk erscheinen - sonst gibt's Zoff mit dem Staatsanwalt! Statt dem Hakenkreuz prangt dann die völig verfehlte Bundesflagge schwarz-rot-gold auf dem Leitwerk. Ein Flugzeugfan brachte es nicht über's Herz, seine originalgetreue Me 108 (ein damals sehr wegweisendes und fortschrittliches Reiseflugzeug) mit dem bundesrepublikanischen Wappen herumfliegen zu lassen und "versteckte" das originale Hakenkreuz mit einer durchgehenden Linie um das schräg gestellte Kreuz herum. Und selbst mit diesem Behelf wurde er fast in der Luft zerrissen und entschloss sich daraufhin, das Bundeswappen anzubringen. Meine Meinung dazu: Wenn ein historischer Menschenfresser aus Borneo heute mit einer Keule und einem Kopf in der Hand gezeigt wird, wird der Historiker damit zum Menschenfresser? Sicher nicht! (Ganz nebenbei bemerkt: Wir haben in Deutschland sogar wieder einen originalen deutschen Menschenfresser, wie die kürzliche Gerichtsverhandlung gezeigt hatte.....). Wenn ein Sammler, Restaurateur und Erbauer des Replikates eines historischen deutschen Kriegsflugzeuges dieses mit dem Hakenkreuz auf dem Leitwerk zeigt, wird er dann zum erklärten und überzeugten Nationalsozialisten? Ebenfalls nein! Das gleiche gilt für historisch getreue Modellflugzeuge. In England und Amerika hat man mit dem Zurechtbiegen von historischen Fakten nichts am Hut - trotzdem man unter der nationalsozialistischen Kriegsmaschinerie seinerzeit schwer zu leiden hatte. Auf erbeuteten deutschen Kriegsflugzeugen prangt - ob im Museum oder vereinzelt auch immer noch in der Luft - das historisch getreue Hakenkeuz. Und keinem Menschen dort mit noch vorhandenem gesunden Menschenverstand würde es in den Sinn kommen, sich darüber aufzuregen oder gar ein Verbot auszusprechen. Dies ist offensichtlich nur gewissen weltfremden deutschen Politikern vorbehalten. Und jetzt würde mich eure Meinung zu diesem Thema interessieren! Gruss - Dietwolf (Thermikus):confused: Zitieren
Flugsimulant Geschrieben 13. Mai 2006 Geschrieben 13. Mai 2006 Hallo Dietwolf, richtig verstehen kann ich es auch nicht. Aber so ist es nun mal hier in Deutschland. Verboten ist verboten, egal welchen Hintergrund es hat. Wenn es eben so sein soll denn weg mit dem Hakenkruz auf dem Flugzeug. Aber was bitte hat denn das bundesdeutsche Wappen darauf zu suchen. Denn doch lieber gar nichts. Ansonsten bin ich dafür, das man den Orginalzustand dieser historischen Flugzeuge belässt. Man versteht die Gedanken mancher Politiker eben nicht, wenn man selbst keiner ist. Das ist ja nun nicht das einzige Beispiel. Hierzulande dürfen die Rechten ja auch demonstrierend durch die Städte ziehen, und das mit Polizeischutz. :003: Zitieren
D-GANS Geschrieben 13. Mai 2006 Geschrieben 13. Mai 2006 Hi! Hierzulande dürfen die Rechten ja auch demonstrierend durch die Städte ziehen, und das mit Polizeischutz. Und das ist im Sinne der Demokratie und deshalb gut so. Solange du nichts verbotenes machst darfst du tun was du magst, auch demonstrieren. Egal ob du sehr weit rechts oder links stehst. Hakenkreuze dürfen nicht gezeigt werden und das ist ebenfalls gut. Leider leidet darunter manchmal das historisch korrekte Abbild. Das es bei uns so ist, ist nachvollziehbar. Überlegt mal, da macht eine extreme Luftsportgruppe einen Verein für "historisches Fliegen" auf und kurvt mit Hakenkreuz bemalten Machinen durch die Luft. Das würde in Mord und Todschlag enden! Edit: Oder in einen echten Luftkampf zwischen rechten und linken Piloten :005: Zitieren
_Martin_ Geschrieben 13. Mai 2006 Geschrieben 13. Mai 2006 Hallo Dietwolf Ich weiss, dass ich mit meinem Wissen über die Geschichte Deutschlands nicht ganz auf der Höhe bin und lasse mich darum gerne belehren, wenn ich falsch liege. Ist es nicht so, dass das schwarze Hakenkreuz im weissen Kreis auf roter Flagge die Partei-Farben der NSDAP waren? Die deutschen Landesfarben waren doch immer Schwarz, Gold und Rot? Wenn dem so wäre, sehe ich keinen Grund, die Flagge der NSDAP als historisch so wertvoll zu betrachten, dass mann heutzutage diese an Flugzeugen aus dieser Zeit anbrignen müsste. Dieses Zeichen steht wahrlich nicht für deutschen Ruhm. Den Ingenieuren, den Piloten, aber auch den Arbeitern aus dieser Zeit, gehört mein Respekt über die unter schwierigsten Bedingungen erbrachten Leistungen. Sie haben es verdient, dass ihre Werke (mit den richtigen Farben Deutschlands) weiterhin am Himmel zu sehen sind. Gruss Zitieren
Hergi Geschrieben 13. Mai 2006 Geschrieben 13. Mai 2006 Ist es nicht so' date=' dass das schwarze Hakenkreuz im weissen Kreis auf roter Flagge die Partei-Farben der NSDAP waren? Die deutschen Landesfarben waren doch immer Schwarz, Gold und Rot?[/quote'] Jein. 1872 entstand das deutsche Reich mit drei horizontalen Balken in Schwarz-Weiß-Rot als Flagge. Diese Flagge blieb bis 1919, als die Weimarer Republik gegründet wurde. Dann wurde Schwarz-Rot-Gold als Flagge gewählt, in derselben Form wie heute. 1933 kam die NSDAP an die Macht, soweit ich weiß wurde die Flagge erst 1934 geändert. Schwarz-Weiß-Rot sind eher die Farben Preußens. Schwarz-Rot-Gold spiegelt den Revolutionsgedanken wieder, der unter Anderem nach den beiden Weltkriegen herrschte, und ist eine Art Symbol für die Demokratie. Gruß Zitieren
Flugsimulant Geschrieben 13. Mai 2006 Geschrieben 13. Mai 2006 Und das ist im Sinne der Demokratie und deshalb gut so. Solange du nichts verbotenes machst darfst du tun was du magst, auch demonstrieren. Egal ob du sehr weit rechts oder links stehst. Da hast du ja auch Recht, solche Gruppen finden auch in der parlamentarischen Demokratie ihren Platz. Und auch leider in einigen Landesteilen ihren Zuspruch. Was die historische Bedeutung dieser Flagge angeht, ist sicher jeder normale Mensch aufgeklärt. Finde es überhaupt nicht verwerflich wenn dieses Zeichen auf historischen Stücken gezeigt wird. Es wird erst gefährlich wenn irgendetwas verherrlicht wird, oder die Nazi Verbrechen in den hintergrund geraten. Hab lange in Laboe bei Kiel an der Ostsee gewohnt. Kennt ihr das Marineehrenmal? http://de.wikipedia.org/wiki/Marineehrenmal Ist eigendlich sehr bekannt. Jedenfalls gibt es dort auch eine Halle in der werden alle Flaggen der deutschen Geschichte im orginal gezeigt. Reichskriegsflagge, Hakenkreuz, DDR. Natürlich auch die alten aus der Kaiserzeit. Es sind auch Schiffsmodelle ausgestellt in einer grossen Halle, die haben auch die orginal Flaggen, Fahnen, und farben bekommen. Bin mir nicht sicher aber Flugzeugmodelle hängen da auch unter der Decke. Zitieren
Hergi Geschrieben 13. Mai 2006 Geschrieben 13. Mai 2006 Die Symbole des dritten Reiches sind generell verboten - außer bei geschichtlicher Aufklärung. Dazu zählen dann halt auch Flugzeuge im Museum oder Schulbücher... Zitieren
Milhouse Geschrieben 13. Mai 2006 Geschrieben 13. Mai 2006 Es ist in Deutschland übrigens sogar verboten, solche Aufnäher zu tragen: :confused: Zitieren
Hergi Geschrieben 13. Mai 2006 Geschrieben 13. Mai 2006 Es ist in Deutschland übrigens sogar verboten, solche Aufnäher zu tragen Nö. Diese beiden darfst du öffentlich tragen, denn die Botschaft ist eindeutig. Es gibt aber immer wieder Fälle, wo das Tragen dieser Aufnäher zu Konfrontationen mit der Polizei führt. EDIT: Das Tragen dieser Symbole ist erlaubt, wenn beim ersten Blick der Sinn ersichtlich ist. Zusammen mit der roten Farbe könnte der von Dir gezeigte Aufnäher wohl schon zu Irritationen führen. Es ist und bleibt ein heikles Thema... Gruß Zitieren
Milhouse Geschrieben 13. Mai 2006 Geschrieben 13. Mai 2006 http://www.igeawagu.com/de/new/richterbeschluesse/1131754306.html Von dort habe ich meine Information ;) Zitieren
Klaus B Geschrieben 13. Mai 2006 Geschrieben 13. Mai 2006 Hi dort Das Verbot des Hakenkreuzes ist meiner Meinung nach übertrieben und hat nur wenig mit Vergangenheitsbewältigung zu tun. Wobei die Betonung auf Vergangenheit liegen sollte, denn inzwischen hat der westliche Teil der Bundesrepublik Deutschland Reparationskosten in Milliardenhöhe bezahlt, die Schulbücher sind voll von den Vorfällen aus der Zeit zwischen 39 - 45 und im übrigen gibt es hier in Deutschland mehr Immigranten als sonst wo in Europa. Ja - sogar die USA hat ihre Finanzhilfe (Marshall - Plan) mit Zinseszins zurück bekommen. Und die Denkmäler sind inzwischen so groß wie Fußballfelder. Doch das alles nützt nichts - denn der Schmerz über die Verluste aller beteiligten dieses Krieges wird erst nach Generationen vergehen. Das dürften nun inzwischen auch alle geschädigten des Krieges verstanden haben. Ich selbst war übrigens Voluteer auf der Westbank in Israel und habe dort den Farmern geholfen ihr Land zu erhalten und aufzubauen. Das war mein persönlicher Teil um die Vergangenheit da zu lassen wo sie hingehört. Das Verbot des Hakenkreuzes ändert garnichts ... im Gegenteil. Junge Leute werden durch derartige Verbote bzw. Gesetze noch leichtsinniger, leichtgläubiger und agressiver. Aber so sieht halt die Welt, das hier wenigstens auch auf politischer Ebene etwas versucht wurde .... Hier will ich mit einem Link nochmal ergänzend was hinzu fügen. Die Crux mit dem Hakenkreuz Und zu den Holocaustleugnern fällt mir hier eh nicht mehr viel ein.... Nun in diesem Sinne Klaus B Zitieren
Hergi Geschrieben 13. Mai 2006 Geschrieben 13. Mai 2006 Das Verbot des Hakenkreuzes ist meiner Meinung nach übertrieben und hat nur wenig mit Vergangenheitsbewältigung zu tun. Sorry, aber willst du, dass bspw. in der ausländischen Presse Bilder von jungen Glatzköpfen kursieren, die mit solchen Symbolen geschmückt sind ?! Klar, über die Vergangenheitsbewältigung lässt sich streiten, aber nur weil Schulden bezahlt sind und ein deutscher Kanzler (hier eine Kanzlerin) vor einer großen jüdischen Gemeinde sprechen darf, heißt das noch lange nicht, dass diese Symbole einfach so freigegeben werden sollten. Zitieren
balagepi Geschrieben 13. Mai 2006 Geschrieben 13. Mai 2006 Hallo Dietwolf Ich freue mich, dass jemand dieses Thema angesprochen hat, seit langem befasse ich mit auch mit der gleichen Problematik. Vor ca. 15 Jahren habe ich mit Modellbau angefangen und immer schade gefunden, dass die Modellbaukits von Flieger der ehemaligen Deutschen Luftwaffe ohne Kreuz herausgegeben wurden. Die Kreuze musste man immer selbst nachbauen/malen um ein historisch echtes Flugzeugmodell bauen zu können. 2003 war ich im Technikmuseum Sinsheim-Speyer und ich war erstaunt. Abgesehen von einer He-111, wo der Kreuz mit einem Netz abgedeckt wurde (aber der Kreuz war angemalt!), wurde auf allen Flugzeugen historisch korrekt der Hakenkreuz angemalt. Schaut Ihr mal selbst an: (die Bilder sind nicht allzu guter Qualität, sind alle gescannte Papierfoti) Me-109 Fw-190 He-111 Nun frage ich mich, wie es genau ist, darf man oder darf man nicht. Wenn ja, wo und wie? Anscheinend gibt's doch Möglichkeiten. Also einerseits verstehe ich Dein Problem, andererseits bin ich nicht ganz einverstanden damit, was Du geschrieben hast. Gruss Balázs Ps.: Ursprünglich komme ich aus Ungarn, wo nicht nur Hakenkreuz oder der sog. Pfeilkreuz der ehem. Nazipartei Ungarns verboten ist, sondern sogar der rote Stern auch! Kein Scherz, Heineken wurde damals angeklagt wegen Ihren Symbols und ein Cafe wurde geschlossen, was als Denkmalstelle des roten Terrors gestaltet wurde. Eine Ausnahme gibt's aber auch: in Museen und auf Kunstwerken sind die Zeichen nicht verboten. Edit: Sorry, aber willst du, dass bspw. in der ausländischen Presse Bilder von jungen Glatzköpfen kursieren, die mit solchen Symbolen geschmückt sind ?! Ich glaube nicht, dass irgendjemand das hier wünscht und wenn Du die Beiträge von Dietwolf oder Klaus genau liest, wirst vielleicht sehen, dass sie auch nicht über sowas geschrieben hatten. Zitieren
Hergi Geschrieben 13. Mai 2006 Geschrieben 13. Mai 2006 Ich glaube nicht, dass irgendjemand das hier wünscht und wenn Du die Beiträge von Dietwolf oder Klaus genau liest, wirst vielleicht sehen, dass sie auch nicht über sowas geschrieben hatten. Das denke und hoffe ich auch. Aber eine Aufhebung des Verbots hätte mit Sicherheit zur Folge, dass die Rechten mit Hakenkreuzen und Sigrunen durch die Straßen laufen. Ich brauch's eher nicht...:004: Zitieren
Roberto Geschrieben 13. Mai 2006 Geschrieben 13. Mai 2006 Das ist wirklich ein schwieriges Thema........ Ja es ist so wie Hergi sagt, ist eine sensible Sache....und es wird wohl noch Generationen dauern bis ein Deutscher sagen werden kann....ich bin stolz ein Deutscher zu sein.....und es so aufgefasst werden wird, wie wenn ein Franzose sagt, ich bin stolz Franzose zu sein. Für eine bestimmte Verwendung [edit]könnte ich es akzeptieren[edit], daß diese Zeichen dargestellt werden. Damit meine ich Modelle und Großflugzeuge in Museen, Sammlungen oder Archiven. Was ich dagegen nicht so gut finden würde, wenn ein Modell oder ein manntragender Flieger bei öffentlichen Großveranstaltungen dieses Zeichen trägt. Geht es doch darum eine technische Leistung oder den Stand der Technik darzustellen. "Einfacher" haben es da die Bürger anderer Staaten, sie entscheiden das für sich allein wie sie ein historisches Modell/Flugzeug darstellen wollen und welchen Bezug sie dazu herstellen oder eventuell provozieren. Im weitesten Sinne habe ich schon eine Achtung vor den Leistungen der deutschen Unternehmer, Arbeiter, Ingenieure und Piloten. Und auch wie das Volk manche Sachen getragen hat...z.B. die Spende in Zusammenhang mit den Zeppelinen. Gruß Roberto (Flugtechnikbegeisterter) Zitieren
Klaus B Geschrieben 13. Mai 2006 Geschrieben 13. Mai 2006 Hallo Hergie Sorry, aber willst du, dass bspw. in der ausländischen Presse Bilder von jungen Glatzköpfen kursieren, die mit solchen Symbolen geschmückt sind ?! Diese Leute von denen Du sprichst gehören im Ausland .... jüngste Vorfall in Belgien ..... längst zum Alltagsbild - leider - in den USA übrigens auch ... nur mit dem Unterschied das sie dort sogar noch Waffen besitzen dürfen - trotzdem ist die USA eine Demokratie. :005: ....... Gemeinde sprechen darf' date=' heißt das noch lange nicht, dass diese Symbole einfach so freigegeben werden sollten.[/quote'] Einfach so wird hier in Deutschland so wie so nichts gemacht ... vor Gesetzesverabschiedungen oder -änderungen kommen hier schon recht teuere und ellenlange Debatten. Was ich damit sagen will ist das dieses Symbol halt zu dieser Zeitepoche gehört und es auch zur künstlerischen Freiheit gehören sollte das Aussehen so zu gestalten wie es in Wirklichkeit war. Ich finde nur das dieses Gesetz in diesem speziellen Fall einfach zu eng gesehen wird. Nur um das hier mal klar zu stellen... wobei wir ja dann auch wieder im Topic währen. Gruß Klaus Zitieren
Thermikus Geschrieben 13. Mai 2006 Autor Geschrieben 13. Mai 2006 Eure Reaktionen auf meinen Beitrag sind sehr virulent und interessant. Ich sehe die ganze Angelegenheit so: Wenn jemand heute mit einer Hakenkreuzflagge oder einer entsprechenden Armbinde Parolen brüllend unterwegs ist, outet er sich zweifellos als ewig gestriger Nazisympathisant und es ist naheliegend, dass dahinter nicht viel Gehirnsubstanz zu vermuten ist. Solche Zustände, wie wir sie zwischen 1933 und 1945 hatten, will sicher niemand mehr. Und jene, die solche Zustände wieder herbeisehnen, sollte man mitleidig belächeln statt ihnen von allen Seiten Aufmerksamkeit zu schenken. (Da gilt aber nur, so lange sie nicht gegen andere gewalttätig werden). Verbote bewirken meist das Gegenteil. Verbietest Du einem Kind, die Sandburg seines Spiekameraden zu zerstören, wird es die Sandburg garantiert mit dem grössten Vergnügen dem Erdboden gleich machen. So sind menschliche Verhaltensweisen eben. Nun zu den Hakenkreuzen auf den Seitenleitwerken historischer Kriegsflugzeuge. Diese Kennzeichen gehören ohne jeden Zweifel zu der originalgetreuen Wiedergabe der betreffenden Jäger, Bomber, Aufklärer etc., genau wie die verschiedenen Tarnfarbenvariationen, originalen Beschriftungen, die Zeichen für die Staffel- und Geschwaderzugehörigkeit etc. Der Besucher eines Luftfahrtmuseums erwartet zu Recht, dass sich das Flugzeug, das er betrachtet, in genau jenem Zustand befindet, in dem es vor 60 oder mehr Jahren im Einsatz stand. Ein Hakenkreuz in diesem Zusammenhang mit der Gesinnung des Eigentümers, Ausstellers oder des Piloten in Zusammenhang zu bringen, ist geradezu paranoid. Wäre das so, müsste es in Kreisen britischer oder amerikanischer Luffahrtfreunde vor Neonazis geradezu wimmeln. Von Seiten deutscher Politiker ist es ein jammervoller und bedenklicher Misstrauensbeweis in die Demokratiefähigkeit ihrer Bürger, ihnen alleine durch den Anblick eines historischen Flugzeugkennzeichens die faschistische Infizierung zu unterstellen. Genau das war nämlich die Philosophie des nationalsozialistischen Regimes: Alles was nicht dem Gedankengut und dem Bild der braunen Herrscher entsprach, wurde verboten. Ich darf in diesem Zusammenhang an die sogenannte "entartete Kunst" und die sattsam bekannte Bücherverbrennung erinnern. Jämmerlich, dass solches Denken von ganz oben auch heute noch und ganz speziell als Aushängeschild einer angeblich lupenreinen demokratischen Ueberzeugung und Gesinnung praktiziert wird. Ganz blöde sind wir ja schliesslich nicht! Dietwolf (Thermikus) Zitieren
Hergi Geschrieben 13. Mai 2006 Geschrieben 13. Mai 2006 Für eine bestimmte Verwendung bin ich schon dafür dieses Zeichen dargestellt werden sollte 'Dafür' ist vielleicht das falsche Wort. Ich persönlich hätte nichts dagegen. Allerdings geht es mir ähnlich bei Computerspielen des zweiten Weltkriegs. Ich habe da schon die abenteuerlichsten Versionen der Flagge gesehen und diesbezüglich mag ich es auch eher authentisch, so wie Ihr bei den Modellen. Es ist jedoch gut, dass Spiele in Deutschland nicht mit diesen Zeichen verkauft werden dürfen, sondern der User selbst Verantwortung übernimmt, was er einbaut und was nicht. Ich denke, Games und Modelle lassen sich in diesem Hinblick ganz gut vergleichen. Gruß PS: Heute habe ich zufällig auf 3sat eine Sendung gesehen, in der US-Amerikaner eine WWII-Schlacht nachspielten, all das in authentischen Uniformen. Für die Amis ist das 'hautnaher Geschichtsunterricht', hier undenkbar. Frage: Sind das Anhänger einer Ideologie oder Begeisterte von Technik und Militär ? Darüber könnten wir hier seitenweise schreiben. Zitieren
Mister Volare Geschrieben 13. Mai 2006 Geschrieben 13. Mai 2006 Hi Habe jetzt nicht den ganzen Thread gelesen, kann aber euch als italiener sagen, dass in Italien z. T. auch in solchen Situationen so reagiert wird. Man denke nur an die Politik. Die ehemalige - aus Beständen der Faschistischen Partei stammende AN - werden heute auch immer noch als ''Faschos'' benannt. Mann könnte natürlich auch über ein Hammer und Sichel Abzeichen sich streiten ob das gut ist oder nicht. Denn auch die haben dreck am Stecken. Finde die Taten der Deutschen Reichs grausam, doch nach über 60 Jahren muss ich sagen, dass ich es langsam genug habe, über den bösen Deutschen zu hören. Den andere Länder haben auch nicht immer so eine saubere Weste. Irgendwann muss man einen Punkt setzen. Doch es gibt immer noch Leute die das nicht begreifen wollen... :001: Ich finde das zuviel Freiheit oder zu viel Verschlossenheit nichts bringt. Das beste meiner Meinung nach, ist der Mittelweg. Das schwierige ist jedoch, ihn zu definieren bzw. ihn umzusetzen. Hoffe das ihr versteht was ich meine... Zitieren
Stefan Burri Geschrieben 13. Mai 2006 Geschrieben 13. Mai 2006 Hallo Zusammen Wie es schient ist nicht das Hackenkreuz als solches schlimm, sondern eventuell das Motiv desjenigen der es zeigt. Also "Glatzköpfe" die mit diesem Zeichen durch die Strassen gehen sind verpönter als ein Historiker die das Symbol in einem wissenschaftlichen Werk aufführen. So gesehen schient die Lösung des deutschen Gesetzgebers etwas Zweckfremd. Besser wäre es wenn die Gesinnung hinter der Publikation des Hakenkreuzes der Anknüpfungspunkt für ein Verbot wäre. Dies wäre natürlich aufwändiger, denn diese müsste von Fall zu Fall untersucht werden. Wie auch immer, sehen wir hier, dass man mit einer gut gemeinten Regel leicht über das Ziel hinausschiessen kann, wenn man sie zu wenig flexibel ausgestaltet. Gruss Stefan Zitieren
D-GANS Geschrieben 13. Mai 2006 Geschrieben 13. Mai 2006 Guten Abend. Wie auch immer, sehen wir hier, dass man mit einer gut gemeinten Regel leicht über das Ziel hinausschiessen kann, wenn man sie zu wenig flexibel ausgestaltet. Ja, ganz bestimmt! Z. B. nicht nur Politiker, sondern auch Gerichte liegen manchmal etwas mit ihrer Rechtsprechung daneben. Wenn ich z. B. auf meiner Internetseite einen oder viele Links zu historischen Flugzeugen aufgemaltem Hakenkreuz bringen würde, müsste ich mich vor Gericht verantworten. So ein Quatsch? Doch, das ist so. In Deutschland muss ich mich von jedem Link ausdrücklich distanzieren, sonst laufe ich Gefahr belangt zu werden. Letztens habe ich gelesen, dass sogar die ausdrückliche Distanzierung nicht unbedingt ausreicht. Besc....rt und trotzdem wahr! Meiner Ansicht nach ist das völliger Unsinn. Aber was will man machen? Hier wird anstatt von der Unschuldsvermutung (wie normaler Weise) von ein Schuld ausgegangen. (Bin kein Jurist) Zitieren
sirdir Geschrieben 13. Mai 2006 Geschrieben 13. Mai 2006 Das denke und hoffe ich auch. Aber eine Aufhebung des Verbots hätte mit Sicherheit zur Folge, dass die Rechten mit Hakenkreuzen und Sigrunen durch die Straßen laufen. Ich brauch's eher nicht...:004: Und das Hauptproblem dabei ist, mit welchem Zeichen sich Verbrecher schmücken? Ich denke doch eher nicht... Zitieren
Leroy Geschrieben 13. Mai 2006 Geschrieben 13. Mai 2006 Wie es schient ist nicht das Hackenkreuz als solches schlimm, sondern eventuell das Motiv desjenigen der es zeigt.[/Quote] Richtig, es ist ja auch 'nur' in den westlichen Ländern als Zeichen des Nationalsozialismus bekannt. In vielen Kulturen ist es immer noch ein Glückszeichen bzw. das Sonnenzeichen. Sonnenrad ist ein alter heute nicht mehr so häufig gebrauchter Name. Viele Varianten sind übrigens rund und nicht eckig. Und seid mal erlich, wer von euch wusste das die Finnen und Letten bis 1944 bzw. 1940 die Swastika auf den Fliegern der Luftwaffe hatten? ;) Man geht übrigens von einem Mindesalter von 14.000 Jahren aus. BTW, Früher musste auch der Schriftzug der Musikgruppe Kiss für Deutschland entschärft werden, weil der Schriftzug zwei Sigrunen enthält - ist heute übrigens nicht mehr so. ;) Zitieren
Klaus B Geschrieben 13. Mai 2006 Geschrieben 13. Mai 2006 Von Seiten deutscher Politiker ist es ein jammervoller und bedenklicher Misstrauensbeweis in die Demokratiefähigkeit ihrer Bürger, ihnen alleine durch den Anblick eines historischen Flugzeugkennzeichens die faschistische Infizierung zu unterstellen. Genau das war nämlich die Philosophie des nationalsozialistischen Regimes: Alles was nicht dem Gedankengut und dem Bild der braunen Herrscher entsprach, wurde verboten. Ich darf in diesem Zusammenhang an die sogenannte "entartete Kunst" und die sattsam bekannte Bücherverbrennung erinnern. Jämmerlich, dass solches Denken von ganz oben auch heute noch und ganz speziell als Aushängeschild einer angeblich lupenreinen demokratischen Ueberzeugung und Gesinnung praktiziert wird. Ganz blöde sind wir ja schliesslich nicht! Dietwolf (Thermikus) Ich glaube das EIGENTLICHE Problem liegt in der Gesetzespflege unseres Staates. Es werden immer mehr nagelneue Gesetze verabschiedet ohne andere die sich mit der Thematik beschäftigen zu entkräften. Beispiel: Bei uns regelt heute noch die RVO ( Reichsversicherungsordnung von 1924 Den Mutterschutz und Arbeitsschutz ( §200 ) damit Muttis nach der Entbindung ihre Arbeit wieder aufnehmen können. Vor garnicht so langer Zeit wurde der Unfallschutz auch noch über die RVO geregelt. Hin und wieder tut sich doch mal was .... :rolleyes: Nein ich glaube das Ding mit dem Symbolverbot ist lange überholt ... und hier kann auch nicht von einer schnellen und dynamischen Gesetzgebung die Rede sein. Auch solche unangenehmen Themen sollte die Regierung schon mal auf den Tisch legen. Auch wenn die Sinti & Romavereinigung oder der jüdische Bund sich halt mal kritisch äußert ..... wir sind trotzdem selbst denkende Menschen und eine lebendige Demokratie. Gruß Klaus Zitieren
Thermikus Geschrieben 13. Mai 2006 Autor Geschrieben 13. Mai 2006 Das Hakenkreuzverbot ist auch mir völlig unverständlich, so weit dieses Zeichen nicht für neonazistische Propaganda sondern nur für die historische Dokumentation verwendet wird. Ich bin allmählich überzeugt, dass gerade das unausgewogene und generelle Verbot dieses Zeichens einen enormen Reiz auf gewisse Kreise (und nicht nur auf diese) ausübt, dieses immer wieder zu mystifizieren und heimlich oder offen zu gebrauchen. Eigenartigerweise wird der doppelte silberfarbene Blitz auf schwarzem Grund sowie das Totenkopfabzeichen, die Insignien der SS, also jener Verbrecher, die die Massenvernichtung in den Konzentrationslagern industriell organisierten und durchführten, nicht annähernd so intensiv verfolgt, wie das frühgeschichtliche und multikulturelle Hakenkreuz. Vielleicht blickt ihr da noch durch - meine Logik ist jedenfalls am Ende. Dietwolf (Thermikus) Zitieren
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