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Gebirgsflug mit der Super-Dimona


D. Baumgaertner

Empfohlene Beiträge

Diese Reportage existiert schon länger. Sie war mein erster Bericht. Versehentlich hatte ich ihn im Kleinflugzeugteil platziert. Er gehört jedoch eindeutig in den Segelflugteil. Deshalb die heutige "Zügelte"

 

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Der Wetterbericht ist - nach langer Zeit endlich wieder einmal - einwandfrei, der Aussencheck des Motorseglers vom Typ "Super-Dimona" ordnungsgemäss erledigt. Nun sitze ich angeschnallt im Cockpit und arbeite die umfangreiche Checkliste Punkt für Punkt durch:

 

Cockpitverriegelung, Einstellung der Höhenmesser, Gängigkeit von Rudern und Luftbremsen, Positionen der Sicherungen der Bordelektrik, Stellungen von Parkbremse, Trimmung, Vergaservorwärmung, Propellersteigung, Gashebel usw. Jeder Punkt ist wichtig.

 

Anlassen. Nach kurzem Rütteln läuft der flüssigkeitsgekühlte Motor rund. Treibstoff, Oeldruck, Voltmeter - alles o.k. Funkgerät ein, Kontrolle der gerasteten Frequenzen - Verständigungsprobe mit der Flugleitung. Auch das klappt. Nach dem Warmlaufen mit 1100 Touren Hochfahren des Motors auf 1700 Touren und Abbremsen über beide Zünd-Magnete. Dann dreimaliges Verändern der Propellersteigung von Startstellung auf Reiseflugstellung für den Aufbau des Hydraulikdruckes im Verstellmechanismus. Anschliessend noch kurz ein Check der Vergaser-Vorwärmung - und los geht's.

 

Blick in die Runde, Lösen der Parkbremse. Schon rolle ich langsam über das Vorfeld. Mit beiden Fussspitzen trete ich voll in die oberen Seitenruder-Pedale: Bremsprobe! Der Vogel "verneigt" sich über das Bugrad und steht sofort. Nun rolle ich zügig Richtung Startbahnkopf 26. Stopp an der gelben Haltelinie, Blick in die Anflugrichtung - die Luft ist rein. Nach dem Absetzen der Funkmeldung Auflinieren auf der Piste, Ausrichten des Fliegers an der Mittellinie und dann gebe ich zügig Vollgas.

 

Durch den Propellerdrall will die Super-Dimona in der ersten Beschleunigungsphase nach links ausbrechen. Mit einem Tritt ins rechte Seitenruder gleiche ich das aus. Kurzer Blick auf den Drehzahlmesser - alles o.k. Der Vogel wird nach ca. 150 Metern Rollstrecke zuerst etwas schwammig und hebt dann ohne mein Zutun ab. Jetzt muss ich etwas nachdrücken, um im Bodeneffekt Geschwindigkeit aufzuholen. Mit 60 Knoten Uebergang in den Steigflug. Nach dem Erreichen der Sicherheitshöhe nehme ich den Gashebel etwas zurück und schalte die elektrische Benzinpumpe aus. Blick nach links hinten - ob da noch jemand ist - dann Linkskurve. Nach Passieren der Burg Wildegg drehe ich Richtung Alpen ab und melde nach einigen Minuten per Funk das Verlassen des Flugplatzbereiches.

 

Jetzt raste ich die Tower-Frequenz des Militärflugplatzes Emmen. Nach meinem Funkaufruf kommt das Band "Emmen-Tower is not aktiv". Also kein Problem für den Durchflug.

Nun muss ich auf meine Flughöhe achten, um die kontrollierten Lufträume um den Flughafen Zürich nicht zu verletzen. Diese besitzen unterschiedliche Untergrenzen. Auf meiner Strecke bis auf 4500 Fuss herunter, das sind 1'350 Meter über Meer. Also bleibe ich vorläufig unter diesem Minimum, dann kann ich nichts falsch machen und muss nicht dauernd auf die Karte sehen. Statt weiter zu steigen beschleunige ich jetzt auf Reisegeschwindigkeit unter Veränderung der Propellerverstellung. So bin ich bald aus dem An- und Abflugbereich der Airliner heraus und kann im Gebiet des oberen Zürichsees wieder steigen.

 

Traumhaft schön liegt das Alpenpanorama vor und der See unter mir. Nach dem Steigen über die Wolkenbasis wird die Luft absolut ruhig. Der Motorsegler fliegt wie auf Schienen. Die Sonne wärmt das Cockpit - die vorbeiziehende Gebirgslandschaft löst ein unbeschreibliches Hochgefühl aus. Tief unten zieht auf der linken Seite der Flugplatz Schänis vorüber. Alles ist tief verschneit. Schon wiederholt bin ich dort in der wärmeren Jahreszeit gelandet und habe auf der Terrasse die ländliche Atmosphäre genossen.

 

Tiefblau kommt der Walensee in Sicht. Ich bin jetzt auf einer Höhe von rund 3000 Metern über Meer und fliege mit 180 km/h. Links türmen sich die Felswände der Churfirsten auf und auch rechts rahmen schneebedeckte Berge den See ein. Ein eigenartiges Gefühl beschleicht mich plötzlich. Links und rechts unwirtliche Berge und darunter Wasser. Das Gefühl ist subjektiv: Meine Flughöhe würde auch beim Ausfall des Motors genügen, um mehrere Flugplätze im Segelflug ohne Probleme zu erreichen.

 

Am Ende der Churfirstenkette fliege ich in einem weiten Bogen in das Rheintal ein, das immer noch von Schnee bedeckt ist. Balzers und Vaduz ziehen vorüber. Bei Buchs ändere ich den Kurs und fliege Richtung Wildhaus. Auf der rechten Seite erhebt sich majestätisch der Säntis. Es juckt mich förmlich, von meinem Kurs abzuweichen und den Gipfel einige Male zu umkreisen. Erneuter Kurswechsel Richtung Wattwil. In ihrer ganzen verschneiten Pracht liegt die Landschaft unter mir. Einzelne Haufenwolken ziehen behäbig ihres Weges. Der Motor läuft wie ein Uhrwerk, alle Werte sind im grünen Bereich. Auch Treibstoff habe ich noch mehr als genug. Kein einziges anderes Flugzeug ist mir bisher begegnet. Was treiben die Kollegen wohl bei diesem Traumwetter? Kaum zu glauben, dass ich hier oben alleine bin.

 

Nun leite ich den Sinkflug in Richtung oberer Zürichsee ein. Der Gleitwinkel meines Vogels ist so gut, dass ich Mühe habe, rechtzeitig unter den kontrollierten Luftraum mit einer Untergrenze von 5'500 Fuss zu gelangen, der etwa auf der Linie Uznach - Wangen - Lachen beginnt. Mit einigen weit ausholenden Schleifen über das Hügelland der Voralpen ist das bald geschafft. Der Flug führt über Rapperswil und die Inseln Ufenau und Lützelau am östlichen Albishang entlang bis an das untere See-Ende. Nach einigen Kreisen über dem westlichen Ufer des Zürichsees (die Kontrollzone des Flughafens Zürich reicht bis bis über die Mitte des Sees) rausche ich in gebührendem Abstand und mit den Flügeln wackelnd am Uetliberg-Hotel vorbei. Die Terrasse ist überfüllt mit Sonnenhungrigen.

 

Bremgarten im Aargau ist die nächste Station, dann folgt der Anflug auf den Flugplatz Birrfeld über den Sektor West bei Bad Schinznach. Da die An- und Abflugrouten des Flugplatzes Birrfeld meist sehr stark frequentiert sind, heisst es jetzt, höllisch aufzupassen. Augen und Ohren auf, Funkmeldung des Einfluges, kontinuierliches Absinken aus 1200 Metern auf 750 Meter über dem Flugplatz, Vollkreis nach links und auf 600 Meter über Meer geht es in die Platzrunde.

 

Autobahnbrücke, Queranflug - Endteil. Die letzten Baumgruppen und die Autobahn huschen unter mir hindurch, die Pistenschwelle kommt näher. Bremsklappen voll ausfahren, abfangen und schon setzt die Super-Dimona mit einem leichten Reifenquietschen auf der Asphaltpiste auf.

 

Nach einem kurzen Abbremsen rolle ich von der Bahn zum Abstellplatz. Die Erde hat mich nach rund zwei Stunden und einem herrlichen Flugerlebnis wieder.

 

Dietwolf

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....jedoch eindeutig in den Segelflugteil. Deshalb die heutige "Zügelte"

Na gut, aber mit "Segelfliegen" hat der Bericht nicht viel zu tun...

Gruss, Ueli

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Na gut, aber mit "Segelfliegen" hat der Bericht nicht viel zu tun...

Gruss, Ueli

 

 

Hallo Ueli

 

So ganz kann ich Deinen Kommentar nicht nachvollziehen: Der Motorsegler gehört eindeutig in den Bereich "Segelflug". Vom Flugzeug her (der Name sagt es schon) und auch von der Lizenz her: Flugzeugführerschein für Segelflieger mit Erweiterung für Motorsegler.

 

Wenn man es so genau nimmt, dürftest Du auch den Pseudonamen "Tiefflieger" nicht für den Bereich Segelflug verwenden. Denn wenn ein Segelflieger tief fliegt, ist er bereits (fast und definitiv) am Boden!

 

Schöne Grüsse!

 

Dietwolf

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...Flugzeugführerschein für Segelflieger mit Erweiterung für Motorsegler.

Danke für die Präzisierung, aber einen TMG-Eintrag habe ich auch...

Trotzdem, ein Motorflug, Motor-"Segler" hin oder her, ist für mich kein Segelflug.

 

Tiefflieger-> Manchmal macht man Höhe im Segelflug, indem man Aufwinde nutzt. Das geht auch ab und zu, wenn man etwas tiefer unterwegs ist :005:

 

 

Ueli

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Danke für die Präzisierung, aber einen TMG-Eintrag habe ich auch...

Trotzdem, ein Motorflug, Motor-"Segler" hin oder her, ist für mich kein Segelflug.

 

Tiefflieger-> Manchmal macht man Höhe im Segelflug, indem man Aufwinde nutzt. Das geht auch ab und zu, wenn man etwas tiefer unterwegs ist :005:

 

 

Ueli

 

Hallo Ueli

 

Und wenn schon - irgendwo haben wir beide recht! Ein Motorsegler mit laufendem Motor gilt gesetzlich als Motorflugzeug - mit abgestelltem Motor dagegen als Segelflugzeug. Trotzdem - gönne mir den Raum im Segelflug-Corner!

 

Auch Punkto Tiefflieger haben wir beide recht. Wenn Du im Hangaufwind dicht über den Bäumen fliegst, bist Du tatsächlich ein Tiefflieger, kurz vor der Landung dagegen nur noch ein "Sinkflieger".

 

So können wir wohl beide leben!

 

Gruss! Dietwolf

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