Manfred Schmieder Geschrieben 14. Februar 2006 Teilen Geschrieben 14. Februar 2006 Hallo, Kurze Frage: Wie wird eigentlich verhindert, dass Piloten während eines Langstreckenfluges während der Nach einschlafen? Ich kann mir vorstellen, dass maximal ein Pilot einen kurzzeitigen Schlaf halten darf, nur - wie wird verhindert, dass währenddessen der andere Pilot nicht auch einschläft? Die Problematik des Sekundenschlafes und seiner Unbeherrschbarkeit ist im AUtoverkehr ja hinlänglich bekannt, nur kann ich mir vorstellen, dass bei mehreren Stunden Ereignislosogkeit während eines Fluges es ja doch auch mal passieren kann, dass beide Piloten einschlafen? Gibt es im Flugzeug da so etwas ähnliches wie eine im Schienenverkehr bekannte SiFa (Sicherheitsfahrschaltung), bei der in einem gewissen Zeitrythmus ein Schalter oder ein Knopf betätigt werden muss? Ich habe darüber noch nichts gelesen und es würde mich interessieren, wie dieses Problem in der Luftfahrt eliminiert wird. Danke schonmal, Gruß Manfred Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Christian Thomann Geschrieben 14. Februar 2006 Teilen Geschrieben 14. Februar 2006 ...Gibt es im Flugzeug da so etwas ähnliches wie eine im Schienenverkehr bekannte SiFa (Sicherheitsfahrschaltung)... ...und dann den Reverser einschaltet, bis das Flugzeug stillsteht. :006: Spass beiseite. Ich kenne mich in der Linienfliegerei nicht aus. Im Segelflug liegt das Problem der Müdigkeit am ehesten beim Sauerstoffmangel, da man sehr oft über 2'000 Meter fliegt. Der Mensch ist nicht dafür konstruiert worden, dies einfach so zu beherrschen. Deshalb benutze ich auch bei Flügen bereits sehr früh das neue sparsame System EDS-D1, also auch unter 2'000 m, vor allem dann, wenn ich weiss, dass ich dann noch höher fliegen werde (Alpen). Wir haben ja keine Druckkabine, die den Unterdruck auf 2'000 m beschränkt. Dies soweit aus der Sicht eines Segelflugpiloten. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Quax37 Geschrieben 14. Februar 2006 Teilen Geschrieben 14. Februar 2006 Hallo Manfred, der Kabinendruck entspricht etwa 8000ft, d.h. es kommt schon vor, daß man im Falle einer unmöglichen Check-in Zeit schon mal einen Hänger hat – etwa bei längeren Nachtflügen. Auch darum sind solche Dienstzeiten kürzer als die „normalen“. Bei Langstreckenflügen wird das Problem mit dem Relief Pilot gelöst. Betroffen sind daher eher längere Kurzstrecken-Nachtflüge in der Größenordnung von ca. 5 Stunden. Wenn also ein Pilot merkt, daß er müde wird und Kaffee und andere Maßnahmen nimmer helfen, dann wendet man das bei vielen Firmen dafür vorgesehene „controlled rest/napping“ Verfahren an. Dieses erlaubt jeweils einem der beiden ein ca. 20-40 Minuten langes Nickerchen, nicht länger, da man sonst Gefahr läuft, in den Tiefschlaf zu fallen und die Sache dann kontraproduktiv wird. Neben anderen Maßnahmen (Briefing des Kollegen) muß dabei ein F/A im Flightdeck präsent sein. In einigen Flugzeugen gibt’s sogar einen eingebauten Wecker. So ein Kurzschlaf ist tatsächlich sehr effektiv; man ist danach für die nächsten Stunden wieder fit (Stichwort "Power-napping"). Dazu noch ein wichtiger Merksatz für Erste Offiziere: NEVER EVER wake up a captain when he has a smile on his face! :p :006: . Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
FalconJockey Geschrieben 14. Februar 2006 Teilen Geschrieben 14. Februar 2006 ...naja, darum wird man ja so gut bezahlt: Disziplin, wachhalten, wenn es nicht mehr geht man, macht man - in Absprache mit dem Kollegen - ein kurzes Nickerchen (10 Minuten). Das erfrischt. Wenn beide Piloten sehr müde sind, dann realisieren sie dies und achten besonders darauf, dass ein gleichzeitiges Einschlafen eben nicht passiert, das ist doch unsere Verantwortung! Ausserdem sollte jeder Pilot so diszipliniert sein, dass er fit und ausgeschlafen zum Dienst antritt. Ja, die Realität sieht selten aber eben doch manchmal anders aus... Nachts hilft es auch ungemein, wenn man im Cockpit die Lichter auf "Full Bright" stellt, dann wird man nicht so schnell müde. Das Argument, dass man dann nicht mehr nach draussen schauen kann lasse ich nicht gelten: Ich möchte mal jemanden sehen, der in der stockdunklen Nacht sicher erkennt, dass diese sich bewegenden roten und grünen Lampen eine Gefahr darstellen, man kann ja schon tagsüber kaum richtig einschätzen was man genau tun muss, auf FL370 mit TAS 400kts und mehr. Das mit dem "Cockpit bright" wurde mir übrigens von einem Ex-Swissair-Piloten beigebracht, der mit uns auf dem ERJ145 als Kapitän geflogen ist. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Toby-SRMD11 Geschrieben 14. Februar 2006 Teilen Geschrieben 14. Februar 2006 Werner Alex Walser demonstriert in seinem Video das Wachhalten mit einer erfrischenden "Sauerstoffdusche". Gruss, Toby Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
oldchris Geschrieben 14. Februar 2006 Teilen Geschrieben 14. Februar 2006 muß dabei ein F/A im Flightdeck präsent sein. Dazu noch ein wichtiger Merksatz für Erste Offiziere: NEVER EVER wake up a captain when he has a smile on his face! :p :006: . F/A im Flightdeck kannte ich noch nicht.....ob es deshalb vielleicht weniger "smile on the face" gab weiss ich nicht, müsste vielleicht mal die ehemaligen Ersten Offiziere fragen:cool: Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
fifo Geschrieben 14. Februar 2006 Teilen Geschrieben 14. Februar 2006 ...Nachts hilft es auch ungemein, wenn man im Cockpit die Lichter auf "Full Bright" stellt, dann wird man nicht so schnell müde... Dabei das Fenster aufreissen und das Radion volle Kanne, am besten DRS3. Wenns wirklich nicht mehr geht, rechts ran und einige Stunden ein Nickerchen. Ich mach das im Auto auch immer so.:D :D Gruss Philipp Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Peter Guth Geschrieben 14. Februar 2006 Teilen Geschrieben 14. Februar 2006 hallo bei uns sprach z.B. beim Longrange (Nachtflug) nix dagegen, dass man sich abspricht und der Kollege mal 30 Minuten "die Augen zumacht", also ein wohldosiertes angemessenes Nickerchen hält. Es saß in Position, war sofort "hellwach", falls irgend ein Problem auftritt. Was ansonsten bei mir half: Flightdecktemperatur runterregeln, humorvolle Themen (ggf. mit dem Effekt gröhlendem Gelächter ) praktizieren/besprechen, brauchbares ordern (Kaffee, Wellensittichbollen, Langustencocktail..), eine eine Zigarette paffen (Tesakrepp für den Rauchmelder nicht vergessen). Oder mal zur Galley in der First Comfort wanken, die Beine vertreten, dort mit der Cabincrew plaudern. Jaaaa, diese unfassbaren Zeiten gab, als die Flightdeck-Door noch nicht verrammelt war und man sich als Mensch unter Menschen im "eigenen" Flugzeug frei bewegen durfte..... Ansonsten sei Eines erwähnt: die gestandene Flightcrew hat ein anderes Zeitfeeling bzw. einen anderen antrainierten Tagesrhytmus als die Paxe. Regulär kommt man ausgeruht zum Dienst, Jetlag ist ein Problem, welches primär erst bei einigen Tagen Stoppover in die Knochen (in die Birne) geht. Simples Beispiel: du gehst ausgeruht in Düsseldorf abend raus und kommst am vormittag z.B. in Male an. Bei Nachtflug kann man in Absprache mit dem Kollegen mal "dösen". Dann Ferry zur Hotelinsel, erfrischendes Bad in der Lagune und...schlafen. Der Rhytmus ist dann anders als bei den Leuten, die man dorthin gekarrt hat. Am nächsten Morgen (local) geht es dann sehrwohl + brauchbar ausgeruht zurück. Ist tatsächlich eine Sache der Gewöhnung: wer sich tagtäglich mit dem Hammer vor das Schienbein kloppt, dem tut es irgendwann nicht mehr weh... Gruß Peter Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
nff Geschrieben 18. Februar 2006 Teilen Geschrieben 18. Februar 2006 Hallo Gemeinde, versuche die Fragen kompetent und mit der notwendigen Rücksicht auf Religionen, Kulturen und meine 'alten' Kapitäne zu beantworten. Kurze Frage: Wie wird eigentlich verhindert, dass Piloten während eines Langstreckenfluges während der Nacht einschlafen? Das wird im Airbus sehr professionell gelöst. Lärmpegel, Liegekomfort und klappernde Türchen sorgen im Crewbunk dafür, dass Piloten garantiert nicht einschlafen. Neben anderen Maßnahmen (Briefing des Kollegen) muß dabei ein F/A im Flightdeck präsent sein. Soweit ich informiert bin ist es bei uns untersagt, dass sich ein F/A während dem Reiseflug zum dösenden Kapitän legt. Wie Quax schon erwähnt hat, haben wir bei uns Wecker eingebaut. F/A im Flightdeck kannte ich noch nicht.....ob es deshalb vielleicht weniger "smile on the face" gab weiss ich nicht, müsste vielleicht mal die ehemaligen Ersten Offiziere fragen OldChris muss keine Angst haben! Warst mit Sicherheit nicht der Unterste in der Beliebtheitsskala! Weiterschlafen lassen, bzw. Wecker nachstellen ist nicht immer ein Kompliment - bei manchen Kollegen ist man froh, wenn sie einmal schlafen.... -------------------------------------------------------------------------------------------- DISCLAIMER: Der Schreiber dieses Beitrages hat einen Nachtflug hinter sich. Sein Intellekt bewegt sich darum temporär zwischen dem eines Naturejogurtes und eines Säuglinges. Sollte sich ein Leser durch die trotz allem vorsichtig gewählten Worte verletzt fühlen, werde ich ihm bei nächster Gelegenheit ein Glas Rebensaft offerieren. Der Verfasser wünscht allen ein schönes Wochenende Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
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