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Zeitungsartikel: «Der Flughafen Grenchen ist gefährdet»


Stefan Allemann

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Stefan Allemann

Artikel aus der Solothurner Zeitung vom 18.1.2006:

 

«Der Flughafen Grenchen ist gefährdet»

 

Flughafen Grenchen Sinkende Auslastung, Umsatzrückgang und Lärmklagen

 

Die Regionalflugplatz Jura-Grenchen AG, Betreiberin des Grenchner Flughafens, fällt im neuen Jahr der Himmel auf den Kopf. Gleich an mehreren Fronten gerät sie in Bedrängnis.

 

Die Zahlen sind noch frisch. Eine Analyse steht noch aus. Aber die Statistik des letzten Jahres zum Betrieb des Flughafens Grenchen zeigt, dass der Abwärtstrend weiter fortschreitet, wenn auch nicht im gleichen Mass wie im Vorjahr. Weiterhin gravierend entwickelt sich der Rückgang der Flugbewegungen (Motor- und Segelflug). Ende 2005 muss die Betreiberin, die Regionalflugplatz Jura-Grenchen AG, ein Minus von 8,7 Prozent feststellen. In Zahlen ausgedrückt: 2004 betrug das Total der Flugbewegungen noch 66 769. Schon damals musste im Vergleich mit 2003 ein Minus von 15,5 Prozent hingenommen werden. Für 2005 beträgt das Total der Flugbewegungen nun noch 60 965. Unverhältnismässig stark ist nach wie vor der Rückgang beim Segelflugbetrieb. Minus 41,4 Prozent von 2003 (6424) auf 2004 (3764) und für 2005 nochmals minus 33,1 Prozent (2518). Diese Rückgänge wirken sich direkt bei einem Standbein der Einnahmen des Flughafens aus, bei den Landetaxen.

 

Einbruch beim Treibstoffverkauf

 

Landetaxen, Mieteinnahmen sowie Treibstoffverkauf sind die grössten Einnahmeposten. Die Situation wird für den Flughafen umso bedrohlicher, als auch der Treibstoffverkauf einen Rückgang erlitt. Auf Anfang 2005 hat der Bund die Steuerbefreiung für private Flüge ins Ausland aufgehoben. Weil die grenzüberquerenden Flieger ihren Treibstoff jetzt häufig massiv billiger im Ausland beziehen, beklagt der Flughafen Grenchen einen erheblichen Einbruch bei den Treibstoffverkäufen.

 

«Der Flughafen ist auch eine Tankstelle. Das ist ein wichtiger Geschäftszweig», erklärt Flugplatzleiter René Meier. «Wer kann, kauft den Treibstoff im Ausland ein.» Dort spart er die 75 Rappen Mineralölsteuer. Zusammen mit der Mehrwertsteuer sind es gar 80 Rappen. Kostet der Liter in Grenchen 1.94 Franken, zahlt der Pilot im Ausland nur 1.14 Franken. Die Folge: Auch der zweite wichtige Einnahmeposten des Flughafens trocknet aus. Konkret beträgt der Rückgang beim Kolbentreibstoff 5 Prozent. Beim Jettreibstoff sind es 38 Prozent. «Wir haben etliche 1000 Franken weniger eingenommen im Vergleich zum Vorjahr. Setzt sich dieser Trend fort, ist der Flughafen gefährdet.»

 

Lärmklagen aus Biel

 

In Bedrängnis gerät die Betreiberin des Flughafens, die Regionalflugplatz Jura-Grenchen AG, auch wegen Lärmklagen aus dem Westen. Das überparteiliche Forum Biel-Bienne reichte Mitte Dezember im Bieler Stadtrat eine Motion ein. Der Gemeinderat wird darin aufgefordert, mit den zuständigen Stellen Kontakt aufzunehmen, um eine starke Reduktion des Fluglärms zu erwirken. Verursacht wird dieser durch Sportflugzeuge, insbesondere über dem Ostteil der Stadt Biel. «Wir sind nicht Flugzeughasser», erklärt Mitunterzeichner und Stadtrat Urs Brassel (FDP). «Aber der Lärm sollte optimal verteilt werden.» Er sei sich im Klaren darüber, dass es zu diesem Thema verschiedene Meinungen gebe, auch in seiner Partei. «Aber ich wurde von einer Gruppe, die in diesem Ostteil wohnt, kontaktiert», worauf er einen politischen Vorstoss unternahm.

 

Die Motion wird im April vom Gemeinderat beantwortet und kommt voraussichtlich im Mai in den Stadtrat. Für René Meier ist klar: «Das Gebiet liegt ausserhalb des von uns kontrollierten Luftraums. In diesem gibt es für Flugzeuge, die nach Sichtflugregeln fliegen, keine vorgeschriebenen Flugrouten und somit keine Einflussmöglichkeiten für den Flugplatzhalter.» Die Piloten seien selber verantwortlich für die Route. Sie müssten Mindestflughöhen einhalten. Diese betragen über dicht besiedelten Zonen mindestens 300 Meter über Grund und anderswo mindestens 150 Meter über Grund oder Wasser. Ausnahmen sind bei Starts und Landungen möglich.

 

Alle Flüge von Grenchen her?

 

Meier zeigt sich erstaunt über die Klagen aus Biel. «Die Flugbewegungen gehen doch massiv zurück.» Wenn möglich weise man Piloten oder Flugschüler darauf hin, Ortschaften zu umfliegen oder hoch zu überfliegen. Mehr könne der Flugplatzhalter nicht machen. Zudem komme der Fluglärm kaum nur von in Grenchen an- oder abfliegenden Piloten. Er verweist auf die Flugplätze Biel-Kappelen, Courtelary oder Neuenburg.

 

«Müssen den Bekanntheitsgrad erhöhen»

 

Wie lassen sich die Probleme rund um den Flughafen lösen? Flugplatzleiter René Meier will dem Problem der sinkenden Anzahl Flugbewegungen auf der Marketingschiene begegnen. «Wir müssen den Bekanntheitsgrad erhöhen und ausgezeichnete Dienstleistungen erbringen.» Beispielsweise will er den Firmen in der Region die Möglichkeiten des Flughafens besser aufzeigen. «Von unserem Flughafen aus können die meisten Flughäfen in Europa angeflogen werden, mit einem enormen Zeitgewinn», macht er sich stark für die Geschäftsfliegerei. Bei der Treibstoffproblematik erhofft er sich weitere Unterstützung durch die Solothurner Politiker in Bern. Nationalrat Roland Borer hatte bereits im März 2005 eine Anfrage zum Thema Treibstoffzoll gestartet (wir berichteten). Auf die Antwort wartet Grenchen, wie auch andere Flughafenbetreiber, deren Geschäftslage sich ebenfalls verschlechtert hat, nach wie vor. «Wenn sich der Bundesrat beinahe ein Jahr für die Beantwortung der Anfrage Zeit lässt, zeigt mir das, dass die Anfang 2005 eingeführte Besteuerung der Flugtreibstoffe bei grenzüberschreitenden Flügen eine Hauruckübung war», so Roland Borer. Einbussen erleide nicht nur der Flughafen Grenchen. Er wisse, dass Bern-Belp vor ähnlichen Problemen stehe. Ihm sei nun versichert worden, dass der Bundesrat im Februar die Anfrage beantworte. Eine ähnliche Anfrage stellte Kantonsrätin Esther Bosshart an die Solothurner Regierung. Diese ist ebenfalls noch nicht beantwortet. (uby)

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Hallo stefan,

 

Es muss wieder zollfrei Avgas eingeführt werden, dass es ein ruck durch die General Aviation gibt und wieder mehr geflogen wird und die Anfluggebühren in Grenchen für Skyguide kann mann gleich auch noch streichen für VFR.

Wir haben sowieso überteuerte Kosten in der General Aviation,Versicherungen, AVgas. Landegebühren,Zollgebühren,Skyguide, etc.

 

 

 

Gruss Hansjörg

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Nur weiter so, Zölle, Gebühren, Taxen erhöhen bis zum Geht nicht mehr und sich danach wundern, wenn alles abgewürgt ist. Die Atraktivität wird erst wieder zunehmen, wenn diese blödsinnige Spirale gestoppt wird.

 

Ja, der Flugplatz Grenchen kann ebenfalls einiges dafür tun: z.B. die Benzinpreise auf das Niveau anderer Flugplätze senken! Z.Zt. wird nähmlich mit den Einnahmen aus dem Fuel kräftig quersubventioniert.

 

Markus

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Gast Hans Fuchs
der Flugplatz Grenchen kann ebenfalls einiges dafür tun
Genau, die Kosten der Flugsicherung zu 100% der IFR Gemeinde verrechnen, rsp. auf IFR und Skyguide verzichten.

 

Hans

 

PS die Vernunft siegt am Schlusse nicht. Wetten?

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Hallo Hans ,

 

ich hoffe du behälst nicht recht.Ich weiss nur dass der Bundesrat im Februar eine

ausserordenliche Sitzung abhält betreffs vorstos vom Regierungsrat vom Kt.

solothurn sowie NR Boris Banga wegen dem Flughafen Grenchen und den allen anderen Flughäfen wo unter den AVgas preisen leiden.

 

Gruss Hansjörg

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Oh je oh je...

Man bedenke dass gerade ein neues Hotel gebaut wird :002: . Ich weiss zwar nicht ob das vom Flughafen finanziert wird. Denke wohl eher privat.

 

Tja für mich persönlich wäre es sehr schlecht wenn der Flughafen geschlossen würde. Ich wohn seit neuem in Solothurn. Die wenigen (sonnigen)Tage die ich mit meiner kleinen Tochter draussen verbrachte, waren auf dem Spielplatz von LSZG. Ich wüsste nicht was ich ihr sonst tolles zeigen sollte :009: .

Sie kann wie ich nicht genug von Flugzeugen bekommen:D .

 

Sobald ich weiss wie ich mein PPL finanziere, werde ich für ein wenig mehr Traffic auf LSZG sorgen.

 

Ich denke ein ernsthaftes Problem in der Mittelschweiz ist der Nebel. In Grenchen fast den ganzen Tag lang dunkel, auf der Nordseite des Bölchen blauer Himmel. Grosse Ausnahme Heute: strahlend blau und "warm". Dafür war auch reichlich was los!

 

Ich drücke die Daumen.....

 

Gruessli Rahim

 

Vielleicht reiche ich eine Motion ein für mehr Flugverkehr ... es heisst ja immer für die Jungen ist zu wenig Platz und es gibt keine Freizeit möglichkeiten. Lieber das Geld für Drogen in eine Flugausbildung investieren :)

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Wie ich heute vernommen habe ist die ganze Situation so schlimm nicht. Es wurde von der Presse nur etwas aufgebauscht. Tatsache ist, dass es *etwas* weniger traffic hat. Aber das wird wohl auf jedem anderen Platz auch der Fall sein.

 

Mit der neuen Hotelanlage wird LSZG übrigens seine Attraktivität bestimmt noch um ein Vielfaches steigern können.

 

Gruss,

Philip

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